Kategorie:Stundenbuch:Lesung/Lesehore25.Mai

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25. Mai
HL. BEDA DER EHRWÜRDIGE, ORDENSPRIESTER

LESEHORE

ZWEITE LESUNG

Cuthbert (8. Jh.)

Aus einem Brief über den Tod Bedas des Ehrwürdigen.

Ich sehne mich danach, Christus zu schauen

Als der Dienstag vor Christi Himmelfahrt kam, nahm die Atemnot Bedas zu, und an seinen Füßen zeigte sich ein kleines Geschwür. Trotzdem lehrte und diktierte er den ganzen Tag heiteren Sinnes. Von Zeit zu Zeit sagte er unter anderem: Lernt schnell, ich weiß nicht, wie lange ich noch lebe und ob mein Schöpfer mich nicht in Kürze wegnimmt! Uns schien es aber, als wisse er wohl um sein Sterben Bescheid. Und so durchwachte er die ganze Nacht in Danksagung.
Als der Morgen dämmerte, am Mittwoch also, befahl er, sorgfältig weiterzuschreiben an dem, was wir begonnen hatten; das taten wir bis zur dritten Stunde. Von der dritten Stunde an hielten wir die Prozession mit den Reliquien der Heiligen, wie es der Brauch des Tages verlangte. Einer von uns blieb bei ihm. Der sagte zu ihm: Lieber Meister, von dem Buch, das du diktiert hast, fehlt noch ein Kapitel; wäre es schwer für dich, wenn du weiter gefragt würdest? Er sagte: Es ist leicht. Nimm deine Feder, mach sie zurecht und schreibe schnell! Der tat so. Zur neunten Stunde sagte Beda zu mir: Ich habe einige Kostbarkeiten in meinem Kästchen: Pfeffer, Mundtücher und Weihrauch. Lauf schnell und hole mir die Presbyter unseres Klosters, damit ich unter sie das bißchen verteile, das Gott mir gegeben hat! Als sie da waren, sprach er zu ihnen, mahnte einen jeden und bat ihn, Messen für ihn zu feiern und die Gebete gewissenhaft zu sprechen. Das versprachen sie ihm gern. Alle trauerten und weinten. Am meisten schmerzte sie sein Wort, sie würden ihn in dieser Welt nicht mehr lange von Angesicht zu Angesicht sehen (1). Doch freuten sie sich, als er sagte: Es ist Zeit - wenn es meinem Schöpfer so gefällt -, daß ich zu dem zurückkehre, der mich gemacht, der mich geschaffen hat, der mich aus dem Nichts formte, als ich noch nicht war. Ich habe lange gelebt, und der erbarmungsvolle Richter hat mich mein Leben lang umsorgt. „Die Zeit meines Aufbruchs ist nahe.“ (2) „Ich sehne mich danach, aufzubrechen und bei Christus zu sein“ (3), denn meine Seele verlangt danach, Christus, meinen König, in seiner Herrlichkeit zu schauen. Vieles andere sagte er noch zu unserer Erbauung und verbrachte den ganzen Tag in Freude bis zum Abend.
Der Knabe Wilbert sagte noch: Geliebter Meister, ein Satz ist noch nicht geschrieben. Er antwortete: Dann schreib ihn schnell! Nach einiger Zeit sagte der Knabe: Nun ist der Satz geschrieben! Er darauf: Gut, du hast die Wahrheit gesagt: Es ist vollbracht! Nimm meinen Kopf in deine Hände; denn es ist mir eine große Freude, im Anblick der heiligen Stätte zu sitzen, an der ich zu beten pflegte. So kann ich sitzend zu meinem Vater beten.
Und so sang er auf dem Fußboden seiner Zelle: Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist! Als er den Heiligen Geist genannt hatte, tat er den letzten Atemzug. Und so ist er, der sich mit ganzer Hingebung um das Lob Gottes gemüht hatte (wie man ohne Zweifel glauben kann), hinübergegangen zu den himmlischen Freuden, nach denen er sich gesehnt hat.

1. Vgl.Apg.20,38. 2. 2.Tim.4,6. 3. Phil.1,23.


RESPONSORIUM
R. Lange habe ich gelebt, und der Herr hat mich mein Leben lang umsorgt; * die Zeit meines Aufbruchs ist gekommen. Halleluja.
V. Es ist Zeit, daß ich zu dem zurückkehre, der mich geschaffen hat. * Die Zeit meines Aufbruchs ist gekommen. Halleluja.


ORATION
Herr, unser Gott, du hast deine Kirche durch die fromme Gelehrsamkeit des heiligen Beda erleuchtet. Sein Fleiß sei uns ein Beispiel, seine Weisheit Licht, sein Leben ein steter Ansporn. Darum bitten wir durch Jesus Christus.

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