Kategorie:Stundenbuch:Lesung/Lesehore27.September

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27. September
Hl. Vinzenz von Paul, Priester, Ordensgründer


Vinzenz von Paul (+ 1660)

Aus einem Brief über die Liebe zu den Armen

Der Dienst an den Armen ist allem andern vorzuziehen

Wir dürfen die Armen nicht danach beurteilen, wie sie gekleidet und äußerlich gepflegt sind, auch nicht nach ihren Geistesgaben. Wenn ihr die Armen im Licht des Glaubens anseht, dann werdet ihr erkennen, dass sie den Sohn Gottes vertreten, der die Armut erwählt hat. Als er litt, hat er fast das Aussehen eines Menschen verloren und wurden den Heiden ein Tor, den Juden ein Ärgernis1. Aber dadurch erwies er sich als der Evangelist für die Armen: „Er hat mich gesandt, den Armen die frohe Botschaft zu bringen.“2 Das sollen auch wir im Herzen spüren und das Tun Christi nachahmen: für die Armen sorgen, sie trösten, unterstützen und empfehlen.
Christus wollte arm geboren werden, sammelte Arme als Jünger um sich und wurde selbst der Diener der Armen. Er machte ihr Los so sehr zu seinem eigenen, dass er sagen konnte, alles Gute oder Böse, das einer den Armen erweise, das erweise er ihm selbst.
Weil Gott den Armen liebt, liebt er auch alle Menschen, die den Armen lieben. Denn wenn einer jemand liebhat, dann umfasst er in Liebe auch alle, die jenem Freundschaft entgegenbringen und dienen.
Darum hoffen auch wir, dass Gott uns wegen der Armen liebt. Wir wollen sie darum besuchen und uns der Schwachen und Armen annehmen3, und zwar mit einem so herzlichen Mitleid, dass wir das Gefühl des Apostels teilen können: „Allen bin ich alles geworden.“4 Wir wollen danach streben, dass wir, im Herzen von der Sorge und dem Elend der Mitmenschen bewegt, Gott um das Gefühl des Mitleids und Erbarmens bitten: er möge unser Herz damit erfüllen und, wenn es erfüllt ist, darin bewahren.
Der Dienst an den Armen ist allem andern vorzuziehen und ohne Aufschub zu leisten. Braucht ein Armer während der Gebetszeit eine Arznei oder eine Hilfeleistung, so geht ruhig zu ihm und bietet Gott dar, was zu tun ist, als wärt ihr beim Beten geblieben. Lasst euch nicht durch Ängstlichkeit des Herzens oder Gewissensbisse beunruhigen, als hättet ihr wegen des Dienstes an den Armen das Gebet versäumt. Denn es ist keine Vernachlässigung Gottes, wenn ihr wegen Gott von Gott weggeht. Ihr habe eine fromme Handlung unterlassen, um eine andere zu leisten.

Wenn ihr daher das Gebet verlasst, um einem Armen zu Diensten zu sein, so denkt daran, dass ihr diesen Dienst Gott erweist. Die Liebe steht höher als irgendwelche Regeln. Auf die Liebe muss alles ausgerichtet sein. Sie ist die große Herrin, und was sie gebietet, haben wir zu tun. So wollen wir denn mit einer neuen Liebe des Herzens den Armen dienen. Lasst uns besonders die ganz Verlassenen aufsuchen; denn sie sind uns als unsere Herren und Meister gegeben.

(1) Vgl. 1 Kor 1,23. (2) Vgl. Lk 4,18. (3) Vgl. Ps 41,2 (Vg). (4) 1 Kor 9,22.


RESPONSORIUM
R. Auge war ich für die Blinden, dem Lahmen wurde ich zum Fuß. * Allen bin ich alles geworden, um alle zu retten.
V. Vater war ich für die Armen. * Allen bin ich alles geworden, um alle zu retten.


ORATION
Barmherziger Gott, du hast den heiligen Vinzenz von Paul berufen, den Armen zu helfen und für die Ausbildung guter Priester zu sorgen. Schenke auch uns apostolischen Eifer; hilf uns, die Not der Armen zu sehen, und mach uns bereit, ihnen zu helfen. Darum bitten wir durch Jesus Christus.

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