Kategorie:Stundenbuch:Lesung/Lesehore29Donnerstag

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Donnerstag, 29. WOCHE IM JAHRESKREIS

JAHRESREIHE I:

ERSTE LESUNG


Aus dem Buch Habakuk. (2,5-20)

Nun gar, wer hemmungslos Besitztümer raubt, der übermütige Mensch, der nie genug hat, der wie die Unterwelt den Rachen aufsperrt und unersättlich ist wie der Tod! Er rafft alle Völker an sich und vereint um sich alle Nationen.« 
Fünffaches Wehe dem Unterdrücker
Werden nicht diese alle über ihn ein Spottlied singen, Schmähgedichte und Frageverse auf ihn, indem sie sprechen: Weh dem, der fremdes Eigentum aufhäuft - wie lange noch? - und sich mit Pfandschulden schwer belastet! Werden nicht plötzlich deine Gläubiger aufstehen und deine Bedränger erwachen? Dann wirst du ihnen zum Raube. Weil du selbst viele Völker geplündert hast, plündern dich alle übrigen Völker wegen der Blutschuld an den Menschen und wegen der Gewalttat am Lande, an der Stadt und an all ihren Bewohnern. Weh dem, der unrechtem Gewinn nachjagt - ein Unglück für sein Haus! -, um in der Höhe sein Nest zu bauen, um dem Unglück zu entrinnen! Schande für dein eigenes Haus bringt dein Entschluß, viele Völker auszurotten, und du verspielst dein Leben. Denn der Stein aus der Mauer schreit auf, und vom Gebälk gibt der Sparren ihm Antwort. Weh dem, der die Stadt erbaut mit Blut und die Festung gründet auf Unrecht! Stammt nicht vom Herrn der Heerscharen dieser Spruch: Völker mühen sich ab fürs Feuer, und Nationen plagen sich für ein Nichts! Ja, erfüllt wird das Land mit Erkenntnis der Herrlichkeit des Herrn, wie die Wasser das Meer bedecken Weh dem, der anderen zu trinken gibt aus der Schale seines Zornes, ja sie berauscht, um ihre Blöße zu schauen! Du sättigst dich an Schmach statt an Ehre. So trinke auch du und taumle! An dich kommt der Becher in der Rechten des Herrn und Schmach über deine Ehre. Denn der Frevel am Libanon lastet auf dir, und die Misshandlung der Tiere setzt dich in Schrecken, wegen der Blutschuld an den Menschen und wegen der Gewalttat am Lande, an der Stadt und an all ihren Bewohnern. Was nützt denn ein Schnitzbild, dass sein Meister es schnitzt, ein Gussbild und Lügenverkünder, dass sein Meister darauf vertraut und stumme Götzen verfertigt? Weh dem, der zum Holze spricht: »Wach auf!«, zum schweigenden Stein: »Erwache!« - Der soll Belehrung geben? - Wohl ist er in Gold und Silber gefasst, doch keinerlei Geist ist in ihm. Aber der Herr thront in seinem heiligen Tempel; sei still vor ihm, alle Welt!


(Quelle: Vulgata nach Hamp, Stenzel und Kürzinger )


RESPONSORIUM
R. Alle, die sündigen, ohne das Gesetz zu haben, werden auch ohne das Gesetz zugrunde gehen; alle, die unter dem Gesetz sündigen, werden durch das Gesetz gerichtet; * denn alle haben gesündigt und die Herrlichkeit Gottes verloren.
V. Gott hat alle in den Ungehorsam verschlossen, um sich aller zu erbarmen. * Denn alle haben gesündigt und die Herrlichkeit Gottes verloren.


Zweite Lesung

Franz von Assisi († 1226)

Aus der Schrift „Der Bund des heiligen Franziskus mit Frau Armut“.'

Siehe, Frau Armut, der Sohn Gottes wollte ein Liebhaber deiner Schönheit werden; er wusste nämlich, dass du seine treueste Gefährtin würdest.
Bevor er aus seiner lichtvollen Heimat herabstieg, hast du ihm eine Stätte bereitet, einen Thron, auf dem er sich niederlassen konnte, ein Bett, auf dem er ausruhen konnte: die arme Jungfrau, von der er geboren wurde.
Bei seiner Geburt weiltest du an seinem Lager; man legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge für euch kein Platz war. Du hast ihn immer begleitet, als er über diese Erde ging. Die Füchse hatten ihre Höhlen und die Vögel ihre Nester, aber er hatte keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen konnte.
Als er selber als Lehrer auftrat – nachdem er vorher die Propheten in seinem Namen hatte sprechen lassen -, da hat er zuallererst dein Lob verkündet, indem er sprach: „Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich.“1
Als er sich einige Freunde als Zeugen aussuchte, wählte er keine reichen Kaufleute, sondern arme Fischer, um allen zu zeigen, wie sehr die Hochschätzung, die er dir entgegenbrachte, die Liebe zu dir wecken musste.
Als treue Gefährtin und zärtlich Geliebte hast du ihn keinen Augenblick verlassen und bliebst ihm um so inniger verbunden, je mehr du sahst, dass immer mehr ihn verachteten. Du allein hast ihn getröstet. Du hast ihn nicht verlassen, nicht einmal als er tot war: tot am Kreuz, nackt, die Arme ausgestreckt, Hände und Füße angenagelt. Am Kreuz, von allen verlassen, blieb ihm nichts übrig, was er von seiner Herrlichkeit hätte zeigen können, außer dir.

(1) Mt 5,3.


RESPONSORIUM
R. Schaut her, ihr Gebeugten, und freut euch: ihr, die ihr Gott sucht: euer Herz lebe auf! * Denn der Herr hört auf die Armen.
V. Selig, die arm sind vor Gott, denn ihnen gehört das Himmelreich. * Denn der Herr hört auf die Armen.


ORATION
Allmächtiger Gott, du bist unser Herr und Gebieter. Mach unseren Willen bereit, deinen Weisungen zu folgen, und gib uns ein Herz, das dir aufrichtig dient. Darum bitten wir durch Jesus Christus.


Jahreskreis II

ERSTE LESUNG

Aus dem Buch Jesus Sirach. (38,25.28-39,14)

Wie kann die Weisheit pflegen, wer den Pflugstiel hält, und wer sich brüstet mit dem Treiberstecken, wer Rinder treibt, die Ochsen rückwärts wendet und mit den Kälbern seine Unterhaltung führt. So auch der Schmied, der bei dem Amboss sitzt und auf die eisernen Geräte achtet, dem Feuersglut das Fleisch zum Schmelzen bringt und der durchglüht wird von des Ofens Hitze, dem seines Hammers Lärm das Ohr betäubt und dessen Augen auf das Muster des Gerätes blicken, der aufmerksam auf die Vollendung seiner Werke achtet und sorgsam wacht, bei der Vollendung Zierat zu verwenden. So auch der Töpfer, der bei seiner Arbeit sitzt und mit den Füßen seine Scheibe dreht, der immerdar in Sorge ist um seine Arbeit und dessen ganze Tätigkeit nach großer Anzahl strebt, der mit dem Arm die Form dem Lehme gibt und vor den Füßen dessen Zähigkeit geschmeidig macht, der aufmerksam beachtet die Vollendung der Glasur und sorgsam wacht, ob recht der Ofen brennt. Sie insgesamt verlassen sich auf ihre Hände, und jeder ist geschickt in seinem Handwerk. Ja, ohne sie wird keine Stadt bevölkert, und wo sie wohnen, leiden sie nicht Hunger.
Doch in der Volksversammlung fragt man sie mitnichten, noch ragen sie hervor in der Gemeinde. Sie sitzen nie auf einem Richterstuhl, und auf Gesetz und Recht verstehen sie sich nicht. Sie zeigen keine Bildung und kein Wissen, noch findet man sie unter Herrschern. Vielmehr verstehen sie die weltlichen Geschäfte, und all ihr Sinnen geht auf Übung des Gewerbes. Ganz anders, wer der Gottesfurcht die Seele hingibt und über das Gesetz des Höchsten nachsinnt.
Der Schriftgelehrte
Er spürt der Weisheit aller Alten nach, beschäftigt sich mit den Prophetenreden, bewahrt die Worte hochberühmter Männer und dringt in Tiefen der Erfahrungssprüche ein. Er forscht in den geheimnisvollen Gleichnisreden und wendet sich den rätselhaften Sprüchen zu. Im Kreis der Großen darf er Dienste tun und darf erscheinen vor den Fürsten. Er wandert durch die Lande fremder Völker und prüft das Gute und das Böse bei den Menschen. Er richtet seinen Sinn darauf, den Herrn zu suchen, und betet vor dem Allerhöchsten. Er öffnet seinen Mund zum Bittgebet und fleht ob seiner Sündenschuld. Wenn Gott, dem Höchsten, es gefällt, wird er erfüllt vom Geist der Einsicht. Er selbst bringt Weisheitsreden dann hervor und preist den Herrn bei seinem Beten. Er kennt sich aus in Rat und Wissenschaft, und tief erforscht er das Verborgene.
Er kündet offen seiner Lehre Zucht und rühmt sich im Gesetz des Bundes Gottes. Gar viele preisen seine Einsicht, und nimmermehr wird sie vergehen. Sein Angedenken wird kein Ende haben, und weiterleben wird sein Ruhm für alle Zeiten. Die Volksversammlung spricht von seiner Weisheit, und die Gemeinde kündet laut sein Lob. Lebt er, so preist man seinen Namen mehr als tausend andre, und geht er in die Ruhe ein, so reicht es ihm.
Lob des Schöpfers
Noch weiter will ich als ein Weiser sprechen, denn wie der Vollmond bin ich übervoll. Ihr frommen Söhne, hört auf mich, dann sprosst ihr auf wie eine Rose, die an Wasserläufen wächst! Wie Weihrauch gebt ihr süßen Wohlgeruch und setzet Blüten an wie eine Lilie. Erhebt die Stimme und lobsingt im Chor und preist den Herrn ob aller seiner Werke!

(Quelle: Vulgata nach Hamp, Stenzel und Kürzinger )


RESPONSORIUM
R. Der Gottesfürchtige richtet seinen Sinn darauf, den Herrn, seinen Schöpfer, zu suchen; * er öffnet seinen Mund zum Gebet.
V. Wenn Gott es will, wird er mit dem Geist der Einsicht erfüllt. * Er öffnet seinen Mund zum Gebet.


ZWEITE LESUNG

Heinrich Seuse († vor 1366)

Aus dem „Büchlein von der Ewigen Weisheit“.

Wie manche Menschen unbewusst von Gott geführt werden

Der Diener:
Liebliche, schöne Weisheit, bist du das, was ich so lange gesucht habe? Bist du das, wonach mein Gemüt immer und immer rang? Ach Gott, warum zeigtest du dich mir nicht schon lang? Wie hast du es so lange aufgespart! Wie hab´ ich mich so manchen mühsamen Weg geschleppt!
Antwort der Ewigen Weisheit:
Hätte ich es damals schon getan, so würdest du mein Gut nicht so deutlich empfinden, wie du es jetzt erkennst.
Der Diener:
Ach, du unermessliches Gut, wie hast du dich nun so süß in mir erfüllt! Als ich nicht war, da gabst du mir Wesen; als ich mich von dir geschieden hatte, da wolltest du nicht von mir scheiden; als ich dir entrinnen wollte, da hattest du mich so süß gefangen. Eia, Ewige Weisheit, könnte doch mein Herz in tausend Stücke aufbrechen und meine Herzenswonne dich umfangen und mit steter Liebe und vollem Lobe all meine Tage mit dir verbringen, das wäre meines Herzens Begierde! Denn wahrlich, der Mensch ist selig, den du so liebend behütest, dass du ihn niemals recht zur Ruhe kommen lässt, bis er in dir allein seine Ruhe sucht.
Ach auserwählte liebliche Weisheit, da ich nun an dir gefunden habe, den meine Seele liebt, so verschmähe du nicht dein armes Geschöpf; sieh an, wie mein Herz so ganz verstummt ist all dieser Welt gegenüber in Lieb und in Leide! Herr, soll mein Herz auch immer stumm gegen dich sein? Erlaube doch, erlaube doch, geliebter Herr, meiner elenden Seele, ein Wort zu dir zu sprechen, denn mein volles Herz kann es nicht mehr allein ertragen; es hat doch in dieser weiten Welt niemanden, an dem es sich erquicke, außer dir, lieber, auserwählter, geliebter Herr und Bruder! Herr, du siehst und kennst allein die Natur eines liebreichen Herzens und weißt, dass niemand lieben kann, was er nicht auf irgendeine Weise erkennen kann. Da ich nun dich allein lieben soll, so gib dich mir noch besser zu erkennen, damit ich dich ganz mit meiner Liebe umfassen kann.
Antwort der Ewigen Weisheit:
Den höchsten Ausfluss aller Wesen von ihrem ersten Ursprung nimmt man nach der natürlichen Ordnung durch die edelsten Wesen in die niedrigsten; aber den Wiedereinfluss zu dem Ursprung nimmt man durch die niedrigsten in die höchsten. Willst du mich darum anschaun in meiner ungewordenen Gottheit, so sollst du mich hier erkennen und lieben lernen in meiner erlittenen Menschheit, denn das ist der schnellste Weg zu ewiger Seligkeit.
Der Diener:
Herr, so erinnere ich dich jetzt an die unermessliche Liebe, dass du von deinem hohen Thron herabstiegst, von dem königlichen Stuhl des väterlichen Herzens in Elend und Schmach dreiunddreißig Jahre lang, und an deine Liebe, die du zu mir und allen Menschen empfandest, und am meisten in dem allerbittersten Leiden deines grässlichen Todes erzeigtest. Herr, erinnere dich, dass du dich meiner Seele geistig erzeigtest in der lieblichsten Gestalt, zu der dich die unermessliche Liebe jemals gebracht hat.
Antwort der Ewigen Weisheit:
Je mehr ich verströme, je mehr ich sterbe aus Liebe, desto lieber bin ich in einem recht geordneten Gemüt. Meine unermessliche Liebe erzeigt sich an der großen Bitterkeit meines Leidens so wie die Sonne an ihrem Glanz, wie die schöne Rose an ihrem Duft und wie das starke Feuer an seiner inbrünstigen Hitze.



RESPONSORIUM
R. Niemand hat Gott je geschaut, * aber wenn wir einander lieben, bleibt Gott ins uns.
V. Jetzt sind wir Kinder Gottes, doch was wir sein werden, ist noch nicht offenbar geworden. * Aber wenn wir einander lieben, bleibt Gott ins uns.


ORATION
Allmächtiger Gott, du bist unser Herr und Gebieter. Mach unseren Willen bereit, deinen Weisungen zu folgen, und gib uns ein Herz, das dir aufrichtig dient. Darum bitten wir durch Jesus Christus.

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