Kategorie:Stundenbuch:Lesung/Lesehore32Dienstag

Aus Vulgata
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Dienstag, 32. WOCHE IM JAHRESKREIS

JAHRESREIHE I:

ERSTE LESUNG


Aus dem Buch Ezechiel (8,1-6.16-9,11)

Es geschah am fünften Tag des sechsten Monats im sechsten Jahre: Ich weilte in meinem Hause, und die Ältesten Judas saßen mir gegenüber; da überfiel mich die Hand des Herrn und Gebieters. Ich schaute, und es erschien eine Gestalt, die wie ein Mann aussah. Von der Stelle an, die seinen Hüften gleichsah, nach abwärts war Feuer, und von der Stelle an, die seinen Hüften gleichsah, nach aufwärts war es wie ein heller Schein, wie blinkendes Glanzerz. Er streckte etwas wie eine Hand aus und ergriff mich an meinem Haarschopf. Dann hob mich ein Geisthauch zwischen Erde und Himmel empor und führte mich nach Jerusalem in gottgewirkten Schauungen an den Eingang des inneren Tores, das nach Norden liegt, wo sich der Standort des Eifersuchtsbildes befindet, das die Eifersucht (des Herrn) erregt. Und siehe, daselbst war die Herrlichkeit des Gottes Israels, dem Gesichte gleichend, das ich in der Talebene geschaut hatte.
Ein Götzenbild erregt die Eifersucht des Herrn
Er sprach zu mir: »Menschensohn, erhebe deine Augen in nördlicher Richtung!« Ich erhob meine Augen nach Norden, und siehe da, nördlich vom Tor des Altares war das Eifersuchtsbild, das am Eingang aufgestellt war. Da sprach er zu mir: »Menschensohn, siehst du, was diese da treiben? Gewaltige Greueltaten sind es, die das Haus Israel hier verübt, so daß ich mich von meinem Heiligtum entfernen muß. Aber du wirst noch größere Greueltaten sehen.« 
Sonnenanbeter
Dann führte er mich in den inneren Vorhof des Hauses des Herrn, und siehe da, am Eingang zum Tempel des Herrn zwischen der Vorhalle und dem Brandopferaltar waren etwa fünfundzwanzig Männer; ihren Rücken wandten sie gegen den Tempel des Herrn und ihre Gesichter nach Osten; diese beteten nach Osten zu die Sonne an.
Mitleidlose Strafe
Er fragte mich: »Siehst du es, Menschensohn? Ist es denn dem Hause Juda zu wenig, die Greueltaten zu verüben, die man hier tut, dass sie auch noch das Land mit Gewalttat erfüllen und mich immer wieder erbittern? Und siehe, mir halten sie den (abgöttischen) Rebzweig vor die Nase. So handle auch ich in meinem Groll; mein Auge soll nicht erbarmungsvoll blicken, und ich kenne kein Mitleid. Wenn sie auch mit lauter Stimme in meine Ohren schreien, so höre ich nicht auf sie.« 
Trotz der Fürbitte Vernichtungsgericht
Als dann rief er mir in die Ohren mit lauter Stimme: »Es nahen die Drangsale über die Stadt. Ein jeder hat seine Vernichtungswaffe in der Hand.« Da erschienen sechs Männer aus der Richtung des oberen Tores, das nach Norden schaut; ein jeder hatte seine Zerstörungswaffe in seiner Hand. In ihrer Mitte befand sich ein Mann, der in linnene Gewänder gekleidet war und ein Schreibzeug an seinen Hüften trug. Sie kamen und stellten sich neben dem ehernen Altar auf. Die Herrlichkeit des Gottes Israels hatte sich von den Kerubim, über denen sie gethront hatte, nach der Tempelschwelle hin erhoben. Er rief den Mann, der in Linnen gekleidet war und das Schreibzeug an seinen Hüften trug. Der Herr sprach zu ihm: »Ziehe mitten durch die Stadt, durch Jerusalem, und präge ein Kennzeichen auf die Stirn der Männer, die über all die Greueltaten, die man in ihrer Mitte verübte, stöhnen und klagen.« Zu den anderen aber sprach er vor meinen Ohren: »Zieht durch die Stadt hinter ihm her und schlagt drein! Euer Auge blicke nicht erbarmungsvoll und kenne kein Mitleid! Greise, Jünglinge, Jungfrauen, Kinder und Frauen tötet, bis sie ausgerottet sind! Rührt aber niemand an, der das Kennzeichen trägt; den Anfang macht bei meinem Heiligtum!« Da begannen sie bei den Männern, den Ältesten, die vor dem Tempel standen. Dann sprach er zu ihnen: »Beflecket den Tempel und füllet die Vorhöfe mit Erschlagenen an! Dann zieht hinaus und schlagt drein in der Stadt!« Es begab sich aber, als sie Schläge austeilten, während ich zurückgeblieben war, da warf ich mich auf mein Antlitz nieder, schrie und rief: »0 weh, Gebieter und Herr, willst du denn den gesamten Rest Israels vernichten, weil du deinen Groll über Jerusalem ausschüttest?« Er antwortete mir: »Die Schuld des Hauses Israel und Juda ist ungeheuer groß; das Land ist mit Blutströmen angefüllt, und die Stadt ist voller Gewalttat. Behaupten sie doch: ›Der Herr ließ das Land im Stich; der Herr sieht es nicht!‹ Darum soll mein Auge nicht erbarmungsvoll blicken, noch will ich Mitleid empfinden! Ihren Lebenswandel lasse ich auf ihr Haupt kommen.« Und siehe da, der Mann, der in Linnen gekleidet war und das Schreibzeug an seinen Hüften trug, erstattete Bericht und sprach: »Ich habe deinen Befehl ausgeführt.« 


(Quelle: Vulgata nach Hamp, Stenzel und Kürzinger )


RESPONSORIUM
R. Siehst du, was man hier treibt? * Das Land ist voll Blutschuld, die Stadt ist voll Unrecht.
V. Die Schuld des Hauses Israel und des Hauses Juda ist groß, ja übergroß. * Das Land ist voll Blutschuld, die Stadt ist voll Unrecht.


Zweite Lesung

Augustinus († 430)

Aus der Rede über die Hirten der Kirche

Ein jeder sorge nicht für sich selbst,
sondern sei auf die Sache Christi bedacht

Nachdem ich erklärt habe, was mit den Worten ´Trinken von der Milch´ gemeint ist, fragen wir jetzt, was das ´Nehmen von der Wolle für die Kleidung´ bedeutet. Wer Milch bietet, bietet Nahrung. Wer Wolle gibt, bietet Ehre an. Diese beide Dinge verlangen jene vom Volk, die für sich selbst sorgen, nicht aber für die Schafe: Vorteil für den Lebensunterhalt und die Gunst von Lob und Ehre.
Das Kleid deutet man darum treffend als Ehre, weil es die Nacktheit verhüllt. Jeder ist ein schwacher Mensch. Und ist euer Vorsteher nicht dasselbe wie ihr? Er hat einen Leib und ist sterblich. Er isst, schläft und steht wieder auf. Er wurde geboren und wird sterben. Wenn du also darüber nachdenkst, was er ist: er ist ein Mensch. Wenn du ihn aber darüber hinaus ehrst, bedeckst du gleichsam, was schwach ist.
Seht, was für ein Gewand Paulus von dem guten Volk Gottes bekommen hat, dass er sagen konnte: „Ihr habt auf meine Schwäche, die für euch eine Versuchung war, nicht mit Verachtung und Abscheu geantwortet, sondern mich wie einen Engel Gottes aufgenommen, wie Christus Jesus. Ich kann euch bezeugen: Wäre es möglich gewesen, ihr hättet euch die Augen ausgerissen, um sie mir zu geben.“1 Aber nachdem ihm Ehre erwiesen worden war, hat er da etwa wegen der ihm erwiesenen Ehre die Irrenden geschont, um vielleicht nicht abgelehnt oder wegen seines Tadels weniger gelobt zu werden? Hätte er das getan, dann hätte er zu denen gehört, die für sich selbst sorgen, nicht für die Schafe. Er würde etwa bei sich selbst sprechen: „Was liegt mir daran? Jeder tue, was ihm passt; mein Lebensunterhalt und meine Ehre sind gesichert. Ich habe genug ‚Milch und Wolle‘.“
Der Apostel wollte nicht den Anschein erwecken, als habe er ihre Ehrungen vergessen. Darum erwähnte er, wie sie zu ihm waren, und bezeugt ihnen, dass sie ihn wie einen Engel Gottes aufnahmen und, wäre es möglich, sich die Augen ausgerissen hätten, um sie ihm zu geben. Trotzdem kommt er zu dem kranken und schon von Fäulnis befallenen Schaf, um die Eiterwunde aufzuschneiden und die Fäulnis nicht zu schonen. Er sagt: „Bin ich also euer Feind geworden, weil ich euch die Wahrheit sage?“2 Seht, es ist, wie wir vor kurzem gesagt haben: Er trank von der Milch der Schafe und nahm von ihrer Wolle für seine Kleidung. Aber er vernachlässigte die Schafe nicht. Denn er suchte nicht seinen Vorteil, sondern die Sache Christi3.

(1) Gal 4,14.15. (2) Gal 4,16. (3) Vgl. Phil 2,21.


RESPONSORIUM
R. Bist du zum Vorsteher bestellt, so werde nicht hochmütig; * sei unter ihnen wie einer von ihnen und sorge für sie.
V. Wer der Erste sein will, der sei der Letzte von allen und der Diener aller. * Sei unter ihnen wie einer von ihnen und sorge für sie.


ORATION
Allmächtiger und barmherziger Gott, wir sind dein Eigentum, du hast uns in deine Hand geschrieben. Halte von uns fern, was uns gefährdet, und nimm weg, was uns an Seele und Leib bedrückt, damit wir freien Herzens deinen Willen tun. Darum bitten wir durch Jesus Christus.


Jahreskreis II

ERSTE LESUNG

Aus dem zweiten Buch der Makkabäer. (6,12-31)

Ich ermahne nun alle, die dieses Buch in die Hände bekommen, durch solche Schicksalsschläge sich nicht entmutigen zu lassen, vielmehr zu bedenken, dass die Strafen nicht zur Vernichtung, sondern zur Besserung unseres Volkes bestimmt sind. Wenn nämlich die Frevler nicht lange Zeit unbehelligt bleiben, sondern baldigst gerechten Strafen anheimfallen, dann ist das ein Kennzeichen großen Wohlwollens. Bei anderen Völkern wartet der Herr in seiner Langmut und straft erst dann, wenn sie das Maß ihrer Sünden erfüllt haben. Anders aber sollte es nach seinem Ratschluss bei uns sein: Unsere Sünden lässt er nicht bis zum Höhepunkt gelangen, um uns dann erst zu bestrafen. Aus diesem Grund entzieht er uns auch niemals sein Erbarmen. Er züchtigt zwar sein Volk mit Heimsuchungen, verlässt es aber nicht. Doch dies sei nur zu unserer Erinnerung gesagt. Nach dieser kurzen Abschweifung kommen wir weiter zur Erzählung.
Der alte Eleasar
Dem Eleasar, einem der hervorragendsten Schriftgelehrten, der sich bereits in vorgerücktem Alter befand und dessen Antlitz höchst ehrwürdig aussah, riss man den Mund auf und wollte ihn zwingen, Schweinefleisch zu essen. Dieser wollte aber lieber einen ehrenvollen Tod erleiden als ein Leben in Schande führen. Er spie das Fleisch aus und ging freiwillig zur Marterbank. So mussten alle herantreten, die es standhaft ablehnten, aus Liebe zum Leben verbotene Speisen zu genießen.
Die Leute aber, die bei diesem gesetzwidrigen Opfermahl die Aufsicht führten und den Mann seit langen Jahren persönlich kannten, nahmen ihn also beiseite und legten ihm nahe, erlaubtes Fleisch bringen zu lassen und es selber zuzubereiten; dann sollte er tun, als äße er den vom König vorgeschriebenen Anteil vom Opferfleisch. Wenn er das tue, entgehe er dem Tode. Aus alter Freundschaft mit ihnen solle er eine entgegenkommende Behandlung erfahren. Er aber fasste einen tapferen Entschluss, der würdig war seines Alters, der Ehre eines Greises, des erworbenen strahlenden Silberhaares und seines tadellosen Lebenswandels von Jugend an; vor allem aber im Einklang mit der heiligen und gottgestifteten Gesetzgebung sprach er den Wunsch aus, man solle ihn unverweilt in das Totenreich gelangen lassen. »Zu meinem Alter passt Heuchelei nicht; denn viele junge Leute würden meinen, der neunzigjährige Eleasar sei zum Heidentum übergetreten. So würden auch sie durch mein heuchlerisches Getue und durch meine Liebe zu der kleinen Spanne des Lebens auf Irrwege geraten, und ich würde Schimpf und Schande mir in meinem Alter aufladen. Sollte ich also auch im Augenblick der Strafe entgehen, die mir von menschlicher Seite droht, so werde ich doch den Händen des Allmächtigen weder lebendig noch tot entfliehen. Darum werde ich jetzt mannhaft mein Leben dahingeben und mich meines Greisenalters würdig erweisen; den jungen Leuten aber will ich ein edles Beispiel hinterlassen, dass man mutig und stolz für die ehrwürdigen und heiligen Gesetze eines schönen Todes sterben muss.« 
Nach diesen Worten ging er sofort auf die Marterbank zu. Diejenigen aber, die ihn dahinschleppten, die kurz vorher noch Wohlwollen gegen ihn hegten, änderten ihren Sinn in Hass, weil ihnen die obigen Worte als Verrücktheit erschienen. Er war nahe daran, unter den Schlägen sein Leben zu beenden, als er seufzte und rief: »Dem Herrn, der die heilige Erkenntnis besitzt, ist es offenbar, dass ich dem Tod wohl hätte entrinnen können und dass ich dem Leibe nach grausame Qualen erdulde, mit Geißeln gezüchtigt, innerlich aber froh bin. Ich erleide dies ja, weil ich ihn fürchte!« Auf diese Weise verschied er. Er hinterließ nicht nur den jungen Leuten, sondern der Mehrzahl des Volkes seinen Tod als Beispiel edler Gesinnung und als Denkmal heldenhafter Tugend.

(Quelle: Vulgata nach Hamp, Stenzel und Kürzinger )


RESPONSORIUM
R. Die Urteile des Herrn sind wahr und gerecht. * Die Gerechten leben in Ewigkeit.
V. Das Heil und die Herrlichkeit und die Macht ist bei unserm Gott. * Die Gerechten leben in Ewigkeit.


ZWEITE LESUNG

Augustinus († 430) zugeschrieben

Aus dem Traktat über die Märtyrer und die Gnade Gottes.

Von Gott geschenkt und doch unser

Seinen Zeugen, den Märtyrern, die wegen ihrer menschlichen Gebrechen in Sorge waren, sie könnten in Zeugnis und Sterben zugrunde gehen, gab der Herr eine starke Sicherheit mit den Worten: „Es wird euch kein Haar gekrümmt werden.“1 Du fürchtest dich, zugrunde zu gehen, da doch kein Haar von deinem Haupt zugrundet geht? Was an dir entbehrlich ist, wird so behütet? Welchen Schutz genießt dann erst deine Seele! Kein Haar geht verloren, von dem du doch beim Haarschneiden nichts spürst, und deine Seele, mit der du fühlst, sollte untergehen?
Gewiss, er hat vorhergesagt, dass sie vieles leiden müssen,. Um sie durch die Voraussage bereiter zu machen, damit sie zu ihm sagen können: „Mein Herz ist bereit.“2 Was heißt das: „Mein Herz ist bereit“, wenn nicht: Mein Wille ist bereit! So haben die Märtyrer im Martyrium einen Willen, der bereit ist. „Der Wille wird vom Herrn bereit gemacht.“3 Im Hinblick auf jenes Böse, Harte und Rauhe, das auf sie zukommt, von dem wir gesprochen haben, sagte er außerdem: „In eurer Geduld werdet ihr euer Leben gewinnen.“4 „In eurer Geduld“ heißt es. Es wäre aber nicht deine Geduld, wäre da nicht dein Wille. „In eurer Geduld.“ Aber wieso ist es unsere? Nun, unser ist, was wir haben, unser ist, was uns geschenkt wird. Denn ist es nicht unser, dann ist es nicht wahrhaft geschenkt. Denn wie könntest du jemand etwas schenken, wenn nicht so, dass es dem gehört, dem du es schenktest? Deutlich ist das Bekenntnis; „Ist nicht meine Seele Gott unterworfen? Vom ihm kommt meine Geduld.“5 Zu uns sagt der Herr: „In eurer Geduld“ Auch wir wollen zu ihm sagen: „Von ihm ist unsere Geduld“. Er macht es dir zu eigen, indem er es dir schenkt; sei nicht undankbar, indem du es dir zuschreibst!

(1) Lk 21,18. (2) Ps 57,8. (3) Spr 8,35 (LXX). (4) Vgl. Lk 21,19. (5) Vgl. Ps 62,2.


RESPONSORIUM
R. Ihr werdet um meines Namens willen von allen gehasst werden. * Es wird euch kein Haar gekrümmt werden.
V. Wenn ihr standhaft bleibt, werdet ihr das Leben gewinnen. * Es wird euch kein Haar gekrümmt werden.


ORATION
Allmächtiger und barmherziger Gott, wir sind dein Eigentum, du hast uns in deine Hand geschrieben. Halte von uns fern, was uns gefährdet, und nimm weg, was uns an Seele und Leib bedrückt, damit wir freien Herzens deinen Willen tun. Darum bitten wir durch Jesus Christus.

Diese Kategorie enthält zurzeit keine Seiten oder Medien.