Kategorie:Stundenbuch:Lesung/LesehoreAnselm

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HL. ANSELM, BISCHOF

Für die Kommemoration

Anselm von Canterbury (+ 1109)

Aus dem „Proslogion".

Ich möchte dich erkennen, dich lieben und mich an dir freuen Hast du gefunden, meine Seele, was du gesucht hast? Du hast Gott gesucht und gefunden, daß er das Höchste von allem ist, so hoch, daß wir nichts Höheres denken können als ihn. Du hast gefunden, daß er Leben und Licht, Weisheit und Güte, ewige Seligkeit und selige Ewigkeit in Person ist, überall und immerdar. Herr, mein Gott, der mich geschaffen und neu geschaffen hat, sag meiner verlangenden Seele, was du über das hinaus bist, was sie gesehen hat, damit sie dich rein erkennt. Meine Seele streckt sich aus, um noch mehr zu sehen. Aber jenseits von dem, was sie gesehen hat, erblickt sie nur Finsternis. Ja, sie sieht auch keine Finsternis, da es die nicht in dir gibt. Aber sie merkt, daß sie wegen ihrer eigenen Finsternis mehr nicht sehen kann.
Wirklich, Herr, das ist das unzugängliche Licht, in dem du wohnst (1); es gibt wirklich nichts anderes, was in dieses Licht eindringen und dich dort sehen könnte. Wahrhaftig, deswegen kann ich nicht sehen, weil es zu hell für mich ist. Und doch: was immer ich sehe, ich sehe es durch dieses Licht, wie ein krankes Auge alles, was es erblickt, durch das Sonnenlicht sieht, obwohl es nicht in die Sonne sehen kann. Meine Vernunft ist ohnmächtig gegenüber diesem Licht, es leuchtet zu stark; sie faßt es nicht, und das Auge meiner Seele hält es nicht lange aus, hineinzuschauen. Das Auge schreckt vor dem Glanz zurück, wird von der Fülle besiegt, von der Unermeßlichkeit zu Boden geworfen und von der Kraft geblendet. Du höchstes, unzugängliches Licht! Du volle und selige Wahrheit, wie fern bist du von mir, obwohl ich doch so nahe bei dir bin! Wie fern bist du meinen Blicken, wo ich deinen Augen doch unmittelbar gegenwärtig bin! Du bist überall, und doch sehe ich dich nicht. In, dir bewege ich mich, und in dir bin ich (2), und doch kann ich nicht zu dir kommen! Du bist in mir und um mich, und doch, ich fühle dich nicht! Mein Gott, ich bete: Ich möchte dich erkennen, dich lieben und an dir mich freuen. Wenn ich es in diesem Leben nicht ganz erreichen kann, so laß mich täglich fortschreiten, bis jenes Ganze kommt; hier möge deine Erkenntnis in mir wachsen und dort vollendet werden. Hier nehme meine Liebe zu dir zu, um dort vollkommen zu werden. Hier sei meine Freude groß in der Hoffnung, dort in der Wirklichkeit unbegrenzt.

1. Vgl. 1.Tim.6,16. 2. Vgl. Apg.17.28


RESPONSORIUM
R. Dies ist der erhabene Lehrer. * Unermüdlich stritt er für die Freiheit der Kirche.
V. Er war ein liebenswerter Vater der Mönche und wurde zum Bischofsamt berufen. * Unermüdlich stritt er für die Freiheit der Kirche.


ORATION
Gott, du bist unerforschlich in deinem Wesen, und doch offenbarst du dich den Menschen. Du hast den heiligen Anselm gedrängt, die Tiefe deiner Weisheit zu erforschen und zu verkünden. Gib, daß der Glaube unserem Verstand zu Hilfe komme, damit unser Herz liebgewinnt, was du uns zu glauben befiehlst. Darum bitten wir durch Jesus Christus.

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