Kategorie:Stundenbuch:Lesung/LesehoreKarfreitag

Aus Vulgata
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V. Falsche Zeugen stehen gegen mich auf.
R. Die Bosheit lügt gegen sich selbst.

JAHRESREIHE I:

ERSTE LESUNG

Aus den Klageliedern. 3,1-33

Drittes Lied: Klage und Hoffnung

Ich bin der Mann, der (von Gott) Leid erlebt hat durch die Rute seines Grimms. Er hat mich getrieben und gedrängt in Finsternis, nicht ins Licht. Täglich von neuem kehrt er die Hand nur gegen mich. Er zehrte aus mein Fleisch und meine Haut, zerbrach meine Glieder, umbaute und umschloß mich mit Gift und Erschöpfung. Im Finstern ließ er mich wohnen wie längst Verstorbene. Er hat mich ummauert, ich kann nicht entrinnen. Er hat mich in schwere Fesseln gelegt. Wenn ich auch schrie und flehte, er blieb stumm bei meinem Gebet. Mit Quadern hat er mir den Weg verriegelt, meine Pfade irregeleitet. Ein lauernder Bär war er mir, ein Löwe im Versteck. Er hat mich vom Weg vertrieben, mich zerfleischt und zerrissen. Er spannte den Bogen und stellte mich hin als Ziel für den Pfeil. In die Nieren ließ er mir dringen die Geschosse seines Köchers. Ein Gelächter war ich all meinem Volk, ihr Spottlied den ganzen Tag. Er speiste mich mit bitterer Kost und tränkte mich mit Wermut. Meine Zähne ließ er auf Kiesel beißen, er drückte mich in den Staub. Du hast mich aus dem Frieden hinausgestoßen; ich habe vergessen, was Glück ist. Ich sprach: Dahin ist mein Glanz und mein Vertrauen auf den Herrn. An meine Not und Unrast zu denken ist Wermut und Gift. Immer denkt meine Seele daran und ist betrübt in mir. Das will ich mir zu Herzen nehmen, darauf darf ich harren: Die Huld des Herrn ist nicht erschöpft, sein Erbarmen ist nicht zu Ende. Neu ist es an jedem Morgen; groß ist deine Treue. Mein Anteil ist der Herr, sagt meine Seele, darum harre ich auf ihn. Gut ist der Herr zu dem, der auf ihn hofft, zur Seele, die ihn sucht. Gut ist es, schweigend zu harren auf die Hilfe des Herrn. Gut ist es für den Mann, ein Joch zu tragen in der Jugend. Er sitze einsam und schweige, wenn der Herr es ihm auflegt. Er beuge in den Staub seinen Mund; vielleicht ist noch Hoffnung. Er biete die Wange dem, der ihn schlägt, und lasse sich sättigen mit Schmach. Denn nicht für immer verwirft der Herr. Hat er betrübt, erbarmt er sich auch wieder nach seiner großen Huld. Denn nicht freudigen Herzens plagt und betrübt er die Menschen.


RESPONSORIUM
R. Der Gerechte kommt um, und niemand nimmt es sich zu Herzen; die Frommen schwinden dahin, und niemand achtet darauf. Ja, der Bosheit wegen wird der Gerechte hinweggenommen, * um einzugehen zum Frieden.
V. Wie ein Schaf vor dem Scherer verstummt, tat er seinen Mund nicht auf: durch Gewalt und Gericht wurde er hinweggenommen. * Um einzugehen zum Frieden.


ZWEITE LESUNG

Johannes Chrysostomus (+ 407)

Aus einer Katechese.

Die Kraft des Blutes Christi

Willst du erfahren, welche Kraft das Blut Christi besitzt? Dann laß uns zurückgehen bis zu dem Vorausbild. Auf das frühe Vorausbild wollen wir uns besinnen und die Niederschrift aus der Vergangenheit erzählen.
Mose sagt: „Tötet ein einjähriges Lamm und bestreicht mit seinem Blut die Tür.“ (1) Was sagst du da, Mose? Kann denn das Blut eines Lammes den vernunftbegabten Menschen befreien? Gewiß, sagt er, weil es auf das Blut des Herrn verweist. Wenn der Feind nicht das Blut des Vorbildes an Pfosten, sondern auf den Lippen der Glaubenden das kostbare Blut der Wahrheit leuchten sieht, mit dem der Tempel Christi geweiht ist, dann weicht er viel weiter zurück. Willst du der Kraft dieses Blutes noch weiter nachforschen? Dann schau bitte, woher es kommt und aus welcher Quelle es entspringt. Vom Kreuz Christi kam es zuerst, aus der Seite Christi nahm es den Anfang. Denn das Evangelium (2) berichtet: Als Jesus tot war und noch am Kreuz hing, kam ein Soldat herbei und stieß die Seite auf. Da floß Wasser und Blut heraus: Symbol der Taufe das eine, Symbol des Mysteriums (der Eucharistie) das andere. Der Soldat hat die Seite geöffnet und die Wand des Tempels aufgetan. Ich habe den herrlichen Schatz gefunden und bin glücklich, den glanzvollen Reichtum entdeckt zu haben. So war es auch mit dem Lamm: Die Juden haben es geschlachtet, und ich erfahre die Frucht des Opfers. Blut und Wasser aus der Seite. Lieber Hörer, bitte geh nicht eilig an dem verborgenen Mysterium vorbei. Denn ich muß noch mystische und geheime Dinge aussprechen: Ich sagte, dieses Wasser und Blut seien Sinnzeichen für die Taufe und das Mysterium. Daraus ist die heilige Kirche aufgebaut, durch die Wiedergeburt aus dem Wasser und die Erneuerung des Heiligen Geistes, ich sage euch: durch die Taufe und das Mysterium, das aus seiner Seite hervorging. Aus seiner Seite nämlich baute Christus die Kirche, wie aus der Seite Adams Eva, die Gattin, kam. Dafür ist auch Paulus Zeuge, wenn er sagt: „Wir sind Glieder seines Leibes, von seinem Gebein genommen (3), womit er die Seite meint. Denn wie Gott aus der Seite des Adam die Frau schuf, so gab uns Christus aus seiner Seite Wasser und Blut, wodurch die Kirche erbaut werden sollte. Wie Gott die Seite öffnete, während Adam im Schlaf ruhte, so schenkte er uns jetzt nach dem Tode Christi aus seiner Seite das Wasser und das Blut.

1. Vgl. Ex.12,6-7. 2. Joh.19,33ff. 3. Vgl. Eph.5,30; Gen.2,23.


RESPONSORIUM
R. Ihr wurdet nicht um einen vergänglichen Preis erkauft, nicht um Silber und Gold, sondern mit dem kostbaren Blut Christi, des Lammes ohne Fehl und Makel. * Durch ihn haben wir alle in dem einen Geist Zugang zum Vater.
V. Das Blut Jesu, des Sohnes Gottes, reinigt uns von der Sünde. * Durch ihn haben wir alle in dem einen Geist Zugang zum Vater.


JAHRESREIHE II:

ERSTE LESUNG

Aus dem Buch Jeremia. 16,1-15

Jeremias Einsamkeit als Zeichen

Das Wort des Herrn erging an mich: Du sollst dir keine Frau nehmen und weder Söhne noch Töchter haben an diesem Ort. Denn so spricht der Herr über die Söhne und Töchter, die an diesem Ort geboren werden, über ihre Mütter, die sie gebären, und über ihre Väter, die sie zeugen in diesem Land: Eines qualvollen Todes müssen sie sterben; man wird sie nicht beklagen und nicht begraben; sie werden zum Dünger auf dem Acker. Durch Schwert und Hunger kommen sie um; ihre Leichen werden zum Fraß für die Vögel des Himmels und die Tiere des Feldes. Ja, so hat der Herr gesprochen: Betritt kein Trauerhaus, geh nicht zur Totenklage, und bezeig niemandem Beileid! Denn ich habe diesem Volk mein Heil entzogen - Spruch des Herrn -, die Güte und das Erbarmen. Groß und klein muß sterben in diesem Land; man wird sie nicht begraben und nicht beklagen. Niemand ritzt sich ihretwegen wund oder schert sich kahl. Keinem wird man das Trauerbrot brechen, um ihn wegen eines Verstorbenen zu trösten; man wird ihm nicht den Trostbecher reichen wegen seines Vaters oder seiner Mutter. Auch ein Haus, in dem ein Gastmahl stattfindet, sollst du nicht betreten, um mit den Leuten bei Speise und Trank zu sitzen. Denn so spricht der Herr der Heere, der Gott Israels: Seht, verstummen lasse ich an diesem Ort, vor euren Augen und in euren Tagen Jubelruf und Freudenruf, den Ruf des Bräutigams und den Ruf der Braut.

Gründe für das Gericht

Wenn du nun diesem Volk das alles verkündest und man dich fragt: Warum droht der Herr uns all dieses schwere Unheil an? Worin besteht unsre Schuld, und welche Sünde haben wir gegen den Herrn, unsern Gott, begangen?, so antworte ihnen: Eure Väter haben mich verlassen - Spruch des Herrn; sie liefen anderen Göttern nach, dienten ihnen und beteten sie an. Mich aber haben sie verlassen und meine Weisung nicht befolgt. Ihr selbst aber habt es noch schlimmer getrieben als eure Väter. Seht, jeder von euch folgt dem Trieb seines bösen Herzens, ohne auf mich zu hören. Darum schleudere ich euch aus diesem Land hinaus, in das Land, das euch und euren Vätern unbekannt war. Dort mögt ihr anderen Göttern dienen Tag und Nacht; ich aber werde euch keine Gnade mehr schenken. Darum seht, es werden Tage kommen - Spruch des Herrn -, da sagt man nicht mehr: So wahr der Herr lebt, der die Söhne Israels aus Ägypten heraufgeführt hat!, sondern: So wahr der Herr lebt, der die Söhne Israels aus dem Nordland und aus allen Ländern, in die er sie verstoßen hatte, heraufgeführt hat! Ich bringe sie zurück in ihr Heimatland, das ich ihren Vätern gegeben habe.


RESPONSORIUM
R. Wie ein Lamm, das man zur Schlachtbank führt, ist der Herr geworden. Er verstummte und tat seinen Mund nicht auf. Sein Leben gab er in den Tod, * um sein Volk zu erlösen.
V. Er gab sein Leben dahin und wurde unter die Verbrecher gerechnet. * Um sein Volk zu erlösen.



ZWEITE LESUNG

Leo der Große (+ 461)

Aus einer Predigt über die Passion des Herrn.

Aufruf zur Kreuzesnachfolge

Wir wissen, daß unter allen christlichen Festtagen das österliche Geheimnis hervorragt. Um es würdig und geziemend zu empfangen, bereiten uns zwar die Feiern des ganzen Jahres vor. Doch verlangen vor allem die gegenwärtigen Tage, die jenem erhabenen Sakrament der göttlichen Barmherzigkeit unmittelbar vorausgehen, unsere Hingabe. An ihnen haben die Apostel durch Unterweisung des Heiligen Geistes mit Recht strengeres Fasten angeordnet; so sollten auch wir durch Anteilnahme am Kreuze Christi etwas beitragen zu dem, was er für uns getan hat, wie der Apostel sagt: „Wenn wir mit ihm leiden, werden wir auch mit ihm verherrlicht werden.“ (1) Sicher und zuverlässig ist die Erwartung der verheißenen Seligkeit, wenn man teilnimmt am Herrenleiden.
Der Herr sagt ja in seinen Ermahnungen: „Wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig.“ (2) Wir dürfen auch nicht daran zweifeln, daß dieses Wort nicht bloß die Jünger Christi angeht, sondern alle Gläubigen und die gesamte Kirche; sie vernahm ja in ihrer Gesamtheit in denen, die damals anwesend waren, ihr Heil.
Wie es die Pflicht jeder Zeit ist, fromm zu leben, so ist es auch die Pflicht jeder Zeit, das Kreuz zu tragen. Mit Recht ist für jeden einzelnen von seinem Kreuz die Rede, denn jeder trägt es auf besondere Weise und in besonderem Maß. Der selige Ijob, belehrt durch den Wechsel von Gutem und Schlimmem in dieser Welt, sagt fromm und zutreffend: „Ist nicht das Leben des Menschen auf Erden eine Versuchung?“ (3) Denn nicht nur von Schmerzen und Qualen des Leibes wird die gläubige Seele betroffen, sondern bei unversehrten Gliedern auch von schwerer Krankheit bedrängt, wenn sie sich durch Fleischeslust verweichlichen läßt. Aber „wenn das Begehren des Fleisches sich gegen den Geist richtet“ (4), dann wird die vernünftige Seele durch den Schutz des Kreuzes Christi unterwiesen und läßt sich nicht dazu verleiten, in die schädlichen Lüste einzuwilligen; denn sie wird durch die Nägel der Enthaltsamkeit und die Furcht Gottes durchbohrt.
Durch diese seine eigenen Erfahrungen belehrt, soll jeder Gläubige sich mit Christi Kreuz wappnen, um Christi würdig zu sein.

1. Vgl. Röm.8,17. 2. Mt.10,38. 3. Ijob 7,1 (Vg.). 4. Vgl. Gal.5,17.


RESPONSORIUM
R. Alle haben gesündigt und die Herrlichkeit Gottes verloren. Wir werden gerecht dank seiner Gnade durch die Erlösung in Christus Jesus. * Ihn hat Gott dazu bestimmt, Sühne zu leisten mit seinem Blut.
V. Wie in Adam alle sterben, so werden in Christus alle lebendig gemacht. * Ihn hat Gott dazu bestimmt, Sühne zu leisten mit seinem Blut.


ORATION
Herr, unser Gott, sieh herab auf deine Familie, für die unser Herr Jesus Christus sich willig den Händen der Frevler überliefert und die Marter des Kreuzes auf sich genommen hat. Darum bitten wir durch ihn, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.

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