Hebraeerbrief

Aus Vulgata
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DER BRIEF AN DIE HEBRÄER

Der Brief an die Hebräer wurde in der orientalischen Kirche von jeher als ein Brief des heil. Paulus angesehen. In der abendländischen Kirche war er in den ersten drei Jahrhunderten nicht gleich allgemein bekannt, seit dem vierten Jahrhunderte indes ward die Kenntnis desselben ebenso, wie die Anerkennung der Autorschaft des heil. Paulus, eine der gesamten Kirche gemeinsame. Das Tridentiner Konzil begnügte sich damit, den Brief an die Hebräer unter den kanonischen Schriften aufzuzählen, durch die Wahl der Worte indes deuteten die auf dem heil. Kirchenrate versammelten Väter an, dass sie den heil. Paulus als Urheber desselben ansahen.
Zwischen dem Briefe an die Hebräer und den übrigen Briefen des heil. Paulus ist ein großer Unterschied im Style, den bereits das Altertum wahrnahm. Die Ursache dieses Unterschiedes liegt, wie sich aus den Erklärungsversuchen der alten Väter zu ergeben scheint, darin, dass nach ihrem Zeugnisse einer der Jünger des heil. Paulus bei der Abfassung des Briefes mitbeteiligt war, indem er die Sätze ordnete und die Redeweise ausschmückte. Wer dies gewesen ist, steht nicht fest, doch ist die Vermutung, dass der heil. Klemens Romanus dem Apostel als Hilfsarbeiter gedient, die wahrscheinlichste, zumal er diese Stellen des Hebräerbriefes in den seinigen hinüber genommen und den ersteren so behandelt hat, als ob er von ihm herrührte (Orig., Theod., Hier.).
Der Autorschaft des heil. Paulus steht die, für die Form der Ermahnung so passend gewählte, erste Person der Mehrzahl [Hebr 2,3] nicht entgegen, wie [Roem 13,11] zeigt. [Hebr 10,34] weist Paulus offenbar auf seine Fesseln hin, auf die er auch [Hebr 13,18.19] zurückkommt. Dass der heil. Paulus seinen Namen nicht an die Spitze des Briefes gestellt hat, findet seine Erklärung darin, dass diese Schrift kein eigentlicher Brief ist, sondern eine Homilie, ein Trost- und Mahnschreiben, dem nur wenige Zeilen in Briefform beigefügt sind [Hebr 13] (V. 22 – 25); solche Schriften aber pflegten bei den Alten meist ohne Nennung des Namens veröffentlicht zu werden. Wie endlich der heil. Paulus den Juden verhasst war, so mochten auch die Herzen mancher Judenchristen ihm minder geneigt gewesen sein, weshalb er anstatt eines Briefes diese Trostesschrift ohne Namen und mit fremder Überarbeitung sandte, nur am Ende sich als Verfasser mit genügender Klarheit kundgebend.
Die dem Buche seit den ältesten Zeiten eigene Überschrift: An die Hebräer, und der ganze Inhalt des Schreibens weist auf die Judenchristen als diejenigen hin, welche dasselbe bestimmt war. Hebräer heißen im Neuen Testament die palästinensischen Juden, welche sich der syro-chaldäischen Sprache bedienten, im Gegensatze zu den hellenistischen, oder auch das gesamte Judenvolk im Unterschiede von den Heiden. [Apg 6,1, Apg 9,29, 2Kor 11,2, Phil 3,5] Der Inhalt des Buches gibt keinen Anhalt für die Lösung der Frage, welche von beiden Bedeutungen vorzuziehen ist. Die meisten katholischen Erklärer indes sind, der Meinung der alten Kirche und aus dem Briefe selbst geschöpften Gründen folgend [Hebr 5,12, Hebr 13,7, Hebr 10,32ff, Hebr 13,7] Ebenso [Hebr 2,1ff, Hebr 16,26ff, Hebr 12,25ff] und [Hebr 10,25], der Ansicht, dass es an die Kirche von Jerusalem gerichtet ist, eine Meinung, die so viel für sich hat, dass ihr auch viele angesehene akatholische Autoritäten beigetreten sind. Von Jerusalem mochte dieses Schreiben dann an die übrigen Kirchen von Palästina gesendet werden. Der Brief an die Hebräer ist, da er des Strafgerichtes Gottes über Jerusalem, das mehr als alles andere seinem Zwecke gedient hätte, nicht erwähnt, vor dem Jahre 67 geschrieben. Die Worte [Hebr 13,24] weisen auf Italien als das Land, von dem der Brief ausgegangen, und machen es wahrscheinlich, dass der Apostel denselben am Ende seiner ersten Gefangenschaft verfasste. (Chrys., Theod.)
Das Ziel des Briefes ist in der Bezeichnung desselben als Wort der Mahnung und des Trostes angegeben [Hebr 13,22]; ein Wort der Mahnung, dass die Christen nicht ihren Glauben verlassen möchten, und ein Wort des Trostes, nicht durch die Verfolgungen mutlos zu werden. Bis zum Tode des heil. Jakobus hatte die höchste Eintracht und vollkommener Friede in der Kirche von Jerusalem geherrscht. Als nach dem Martyrium des Apostels Simeon, der Sohn des Klophas, zum Bischofe gewählt war, erhob sich Thebutis, erzürnt, dass die Wahl nicht auf ihn gefallen, mit der Sekte der Ebioniten, welche Christus zwar als Messias anerkannten, aber im übrigen das A. T. als weiter bestehend und verpflichtend betrachteten. Der herrliche Tempeldienst zog viele Christen an, die steten Verfolgungen seitens der Juden wie der Römer erschütterten viele Schwache, und die Kirche von Jerusalem ward von schwerem Unglücke bedroht. War auch der heil. Paulus vor allem ein Apostel für die Heiden, so drängte ihn doch die Liebe Christi seinen in so großer Gefahr schwebenden Brüdern zu Hilfe zu kommen. Ohne also seinen Namen zu nennen, wollte er ihnen die Würde und die Erhabenheit des N. T. vor dem Alten vor Augen stellen, um sie auf diese Weise im wahren Glauben zu befestigen und zu bewahren, und mittelbar auf die Abschaffung des A. B. hinzuweisen.