Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:2Sam13: Unterschied zwischen den Versionen

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Kap. 13 ('''1''') Ammon war David von Achinoam, Absalom und Thamar von Maacha in Hebron geboren. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:1Chr03|1Chr 3,1]]''] - ('''2''') Die Jungfrauen wurden sorgfältiger gehütet. - ('''3''') Vergl. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:1Sam16|1Sam 16,9]]'']. - ('''4''') In V. 2 ist von wahrer Krankheit die Rede, hier von erheuchelter. Kranke haben ihre Launen, deshalb heuchelt er, dass alles Essen ihn anekle. - ('''5''') Die Söhne hatten also abgesonderte Paläste. - ('''6''') Vergl. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:3Mos18|3Mos 18,9.11]], [[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:3Mos20|3Mos 20,17]]''] und die Worte [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:3Mos18|3Mos 18,3.24]]'']. Sie führte alle Gründe an. - ('''7''') Dasselbe wie Gottlosigkeit. Sie bietet ihm einstweilen die Ehe an, wahrscheinlich um die augenblickliche Gefahr zu entfernen, denn später ist keine Rede mehr davon. (V. 18 – 20) Auf das Verbrechen Amnons stand die Todesstrafe. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:3Mos20|3Mos 20,17]]''] - ('''8''') Unklar. Vielleicht sind die letzten Worte auf den Anfang des Satzes zu beziehen. Die Verletzung war geheim, die Kunde öffentlich. - ('''9''') So musste Verdacht entstehen, dass Thamar sich selbst angeboten und von ihrem tugendhaften Bruder zurückgewiesen war. Im Morgenlande wurden die Türen nur bei Nacht, bei tage aber nur aus Furcht für die Sicherheit geschlossen. - ('''10''') Nach Amnons Absicht hätte sie schweigen sollen. - ('''11''') Absalom hatte wohl bei dem Bruder einige Anzeichen von Liebe bemerkt und wusste, dass sie zu demselben gerufen war. Nicht aus brüderlicher Liebe, sondern um das Verbrechen bekannt zu machen, fragt er. An eine Möglichkeit der Ehe dachte auch er nicht, wohl aber daran, an dem Bruder Rache zu nehmen und sich den Zugang zum Throne zu eröffnen. - ('''12''') Vielleicht dachte David seiner eigenen Sünde und verhängte deshalb keine Todesstrafe. Wenigstens aber sollte der König Amnon verbannen, doch er ist zu nachsichtig. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:1Koe01|1Koe 1,6]]''] - ('''13''') Absalom schwieg, damit es schien, er denkt nicht mehr an das seiner Schwester zugefügte Unrecht. - ('''14''') Ephraim eine Stadt oder ein Flecken. Gelegentlich der Schafschur fanden Festlichkeiten statt. Vergl. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:1Sam25|1Sam 25,4]]'']. - ('''15''') Die Höflichkeit forderte im Oriente, dass man eine Einladung nicht sofort annahm, aber auch dass der Einladende fort und fort drängte. - ('''16''') Des Königs zufällige Abwesenheit gibt Absalom den Gedanken an Mord ein. Er glaubt vielleicht, er könne die Todesstrafe mit Recht vollziehen, die David hätte verhängen sollen, oder er werde als nächster Thronerbe seine Diener vor Strafe schützen, wie Amnon von solcher frei geblieben. - ('''17''') Dieser Satz fehlt im Hebr. - ('''18''') Durch das Gesetz war wohl das Züchten von Mauleseln durch Kreuzung der Arten verboten, da aber Maulesel zum Tragen von Lasten und zum Reiten zuverlässiger waren als Esel, wurden sie von auswärts eingeführt. Vergl. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:2Mos27|2Mos 27,14]]''], indes nur Vornehme bedienten sich derselben. Vergl. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:2Sam18|2Sam 18,9]], [[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:1Koe01|1Koe 1,33]]'']. - ('''19''') Wie groß war die Angst und der Schmerz Davids, der den vollen Sinn der göttlichen Drohung [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:2Sam12|2Sam 12,10]]''] noch nicht ganz verstand und nicht wusste, wer ihm nachfolgen würde, aber mit ganzem Herzen an seinem ältesten Sohne hing. Jetzt fürchtet er das „Schwert“. Zwei Jahre nach dem Spruche fällt der Erstgeborene, ein anderer Sohn flieht. Genug der Strafe? Der Vater hofft es und versöhnt sich mit dem nunmehr ältesten und natürlichen Erben. Vergeblich. Bald geht von diesem Sohne selbst das Übel aus, bis er vom „Schwerte“ ereilt wird. - ('''20''') Alle Tage, so lange er trauerte. (V. 39) - ('''21''') Zum Vater seiner Mutter. Vergl. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:2Sam03|2Sam 3,3]], [[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:1Chr03|1Chr 3,2]]'']. - ('''22''') Zuerst versuchte er ihn in seine Gewalt zu bekommen.
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Kap. 13 ('''1''') Ammon war David von Achinoam, Absalom und Thamar von Maacha in Hebron geboren. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:1Chr03|1Chr 3,1]]''] - ('''2''') Die Jungfrauen wurden sorgfältiger gehütet. - ('''3''') Vergl. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:1Sam16|1Sam 16,9]]'']. - ('''4''') In V. 2 ist von wahrer Krankheit die Rede, hier von erheuchelter. Kranke haben ihre Launen, deshalb heuchelt er, dass alles Essen ihn anekle. - ('''5''') Die Söhne hatten also abgesonderte Paläste. - ('''6''') Vergl. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:3Mos18|3Mos 18,9.11]], [[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:3Mos20|3Mos 20,17]]''] und die Worte [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:3Mos18|3Mos 18,3.24]]'']. Sie führte alle Gründe an. - ('''7''') Dasselbe wie Gottlosigkeit. Sie bietet ihm einstweilen die Ehe an, wahrscheinlich um die augenblickliche Gefahr zu entfernen, denn später ist keine Rede mehr davon. (V. 18 – 20) Auf das Verbrechen Amnons stand die Todesstrafe. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:3Mos20|3Mos 20,17]]''] - ('''8''') Unklar. Vielleicht sind die letzten Worte auf den Anfang des Satzes zu beziehen. Die Verletzung war geheim, die Kunde öffentlich. - ('''9''') So musste Verdacht entstehen, dass Thamar sich selbst angeboten und von ihrem tugendhaften Bruder zurückgewiesen war. Im Morgenlande wurden die Türen nur bei Nacht, bei Tage aber nur aus Furcht für die Sicherheit geschlossen. - ('''10''') Nach Amnons Absicht hätte sie schweigen sollen. - ('''11''') Absalom hatte wohl bei dem Bruder einige Anzeichen von Liebe bemerkt und wusste, dass sie zu demselben gerufen war. Nicht aus brüderlicher Liebe, sondern um das Verbrechen bekannt zu machen, fragt er. An eine Möglichkeit der Ehe dachte auch er nicht, wohl aber daran, an dem Bruder Rache zu nehmen und sich den Zugang zum Throne zu eröffnen. - ('''12''') Vielleicht dachte David seiner eigenen Sünde und verhängte deshalb keine Todesstrafe. Wenigstens aber sollte der König Amnon verbannen, doch er ist zu nachsichtig. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:1Koe01|1Koe 1,6]]''] - ('''13''') Absalom schwieg, damit es schien, er denkt nicht mehr an das seiner Schwester zugefügte Unrecht. - ('''14''') Ephraim eine Stadt oder ein Flecken. Gelegentlich der Schafschur fanden Festlichkeiten statt. Vergl. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:1Sam25|1Sam 25,4]]'']. - ('''15''') Die Höflichkeit forderte im Oriente, dass man eine Einladung nicht sofort annahm, aber auch dass der Einladende fort und fort drängte. - ('''16''') Des Königs zufällige Abwesenheit gibt Absalom den Gedanken an Mord ein. Er glaubt vielleicht, er könne die Todesstrafe mit Recht vollziehen, die David hätte verhängen sollen, oder er werde als nächster Thronerbe seine Diener vor Strafe schützen, wie Amnon von solcher frei geblieben. - ('''17''') Dieser Satz fehlt im Hebr. - ('''18''') Durch das Gesetz war wohl das Züchten von Mauleseln durch Kreuzung der Arten verboten, da aber Maulesel zum Tragen von Lasten und zum Reiten zuverlässiger waren als Esel, wurden sie von auswärts eingeführt. Vergl. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:2Mos27|2Mos 27,14]]''], indes nur Vornehme bedienten sich derselben. Vergl. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:2Sam18|2Sam 18,9]], [[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:1Koe01|1Koe 1,33]]'']. - ('''19''') Wie groß war die Angst und der Schmerz Davids, der den vollen Sinn der göttlichen Drohung [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:2Sam12|2Sam 12,10]]''] noch nicht ganz verstand und nicht wusste, wer ihm nachfolgen würde, aber mit ganzem Herzen an seinem ältesten Sohne hing. Jetzt fürchtet er das „Schwert“. Zwei Jahre nach dem Spruche fällt der Erstgeborene, ein anderer Sohn flieht. Genug der Strafe? Der Vater hofft es und versöhnt sich mit dem nunmehr ältesten und natürlichen Erben. Vergeblich. Bald geht von diesem Sohne selbst das Übel aus, bis er vom „Schwerte“ ereilt wird. - ('''20''') Alle Tage, so lange er trauerte. (V. 39) - ('''21''') Zum Vater seiner Mutter. Vergl. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:2Sam03|2Sam 3,3]], [[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:1Chr03|1Chr 3,2]]'']. - ('''22''') Zuerst versuchte er ihn in seine Gewalt zu bekommen.
 
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Version vom 31. Januar 2021, 17:20 Uhr

Liber secundus Samuelis. Quem nos Primum Regum dicimus. Caput XIII.

Das zweite Buch Samuels oder der Könige Kap. 13


B. Durch den unglücklichen Tod seiner beiden ältesten Söhne büßt David weiter die Strafe seiner Sünden. (13,1 – 18,33) a. Vergehen und Tod des ältesten Sohnes Davids Amnon. (13,1 – 14,33) Amnon schändet seine Schwester Thamar (V. 22), weshalb er von Absalom, deren leiblichem Bruder, mit List getötet wird. (V. 33) Absalom flieht vor Davids Zorn nach Gessur.

1. Factum est autem post hæc, ut Absalom filii David sororem speciosissimam, vocabulo Thamar, adamaret Amnon filius David,
2. Et deperiret eam valde, ita ut propter amorem ejus ægrotaret: quia cum esset virgo, difficile ei videbatur ut quippiam inhoneste ageret cum ea.
3. Erat autem Amnon amicus, nomine Jonadab, filius Semmaa fratris David, vir prudens valde.
4. Qui dixit ad eum: Quare sic attenuaris macie fili regis per singulos dies? cur non indicas mihi? Dixitque ei Amnon: Thamar sororem fratris mei Absalom amo.
5. Cui respondit Jonadab: Cuba super lectum tuum, et languorem simula: cumque venerit pater tuus ut visitet te, dic ei: Veniat, oro, Thamar soror mea, ut det mihi cibum, et faciat pulmentum, ut comedam de manu ejus.
6. Accubuit itaque Amnon, et quasi ægrotare cœpit: cumque venisset rex ad visitandum eum, ait Amnon ad regem: Veniat, obsecro Thamar soror mea, ut faciat in oculis meis duas sorbitiunculas, et cibum capiam de manu ejus.
7. Misit ergo David ad Thamar domum, dicens: Veni in domum Amnon fratris tui, et fac ei pulmentum.
8. Venitque Thamar in domum Amnon fratris sui: ille autem jacebat: quæ tollens farinam commiscuit: et liquefaciens, in oculis ejus coxit sorbitiunculas.
9. Tollensque quod coxerat, effudit, et posuit coram eo, et noluit comedere: dixitque Amnon: Ejicite universos a me. Cumque ejecissent omnes,
10. Dixit Amnon ad Thamar: Infer cibum in conclave, ut vescar de manu tua. Tulit ergo Thamar sorbitiunculas, quas fecerat, et intulit ad Amnon fratrem suum in conclave.
11. Cumque obtulisset ei cibum, apprehendit eam, et ait: Veni, cuba mecum soror mea.
12. Quæ respondit ei: Noli frater mi, noli opprimere me: neque enim hoc fas est in Israel: noli facere stultitiam hanc.
13. Ego enim ferre non potero opprobrium meum, et tu eris quasi unus de insipientibus in Israel: quin potius loquere ad regem, et non negabit me tibi.
14. Noluit autem acquiescere precibus ejus, sed prævalens viribus oppressit eam, et cubavit cum ea.
15. Et exosam eam habuit Amnon odio magno nimis: ita ut majus esset odium, quo oderat eam, amore quo ante dilexerat. Dixitque ei Amnon: Surge, et vade.
16. Quæ respondit ei: Majus est hoc malum, quod nunc agis adversum me, quam quod ante fecisti, expellens me. Et noluit audire eam:
17. Sed vocato puero, qui ministrabat ei, dixit: Ejice hanc a me foras: et claude ostium post eam.
18. Quæ induta erat talari tunica: hujuscemodi enim filiæ regis virgines vestibus utebantur. Ejecit itaque eam minister illius foras: clausitque fores post eam.
19. Quæ aspergens cinerem capiti suo, scissa talari tunica, impositisque manibus super caput suum, ibat ingrediens, et clamans.
20. Dixit autem ei Absalom frater suus: Numquid Amnon frater tuus concubuit tecum? sed nunc soror tace, frater tuus est: neque affligas cor tuum pro hac re. Mansit itaque Thamar contabescens in domo Absalom fratris sui.
21. Cum autem audisset rex David verba hæc, contristatus est valde, et noluit contristare spiritum Amnon filii sui, quoniam diligebat eum, quia primogenitus erat ei.
22. Porro non est locutus Absalom ad Amnon nec malum nec bonum: oderat enim Absalom Amnon, eo quod violasset Thamar sororem suam.
23. Factum est autem post tempus biennii, ut tonderentur oves Absalom in Baalhasor, quæ est juxta Ephraim: et vocavit Absalom omnes filios regis,
24. Venitque ad regem, et ait ad eum: Ecce tondentur oves servi tui: veniat, oro, rex cum servis suis ad servum suum.

25. Dixitque rex ad Absalom: Noli fili mi, noli rogare ut veniamus omnes, et gravemus te. Cum autem cogeret eum, et noluisset ire, benedixit ei.
26. Et ait Absalom: Si non vis venire, veniat, obsecro, nobiscum saltem Amnon frater meus. Dixitque ad eum rex: Non est necesse ut vadat tecum.

27. Coegit itaque Absalom eum, et dimisit cum eo Amnon et universos filios regis. Feceratque Absalom convivium quasi convivium regis.
28. Præceperat autem Absalom pueris suis, dicens: Observate cum temulentus fuerit Amnon, et dixero vobis: Percutite eum, et interficite, nolite timere: ego enim sum qui præcipio vobis: roboramini, et estote viri fortes.
29. Fecerunt ergo pueri Absalom adversum Amnon, sicut præceperat eis Absalom. Surgentesque omnes filii regis ascenderunt singuli mulas suas, et fugerunt.
30. Cumque adhuc pergerent in itinere, fama pervenit ad David, dicens: Percussit Absalom omnes filios regis, et non remansit ex eis saltem unus.
31. Surrexit itaque rex, et scidit vestimenta sua: et cecidit super terram, et omnes servi illius, qui assistebant ei, sciderunt vestimenta sua.
32. Respondens autem Jonadab filius Semmaa fratris David, dixit: Ne æstimet dominus meus rex, quod omnes pueri filii regis occisi sint: Amnon solus mortuus est, quoniam in ore Absalom erat positus ex die qua oppressit Thamar sororem ejus.

33. Nunc ergo ne ponat dominus meus rex super cor suum verbum istud, dicens: Omnes filii regis occisi sunt: quoniam Amnon solus mortuus est.
34. Fugit autem Absalom: et elevavit puer speculator oculos suos, et aspexit: et ecce populus multus veniebat per iter devium ex latere montis.
35. Dixit autem Jonadab ad regem: Ecce filii regis adsunt: juxta verbum servi tui sic factum est.
36. Cumque cessasset loqui, apparuerunt et filii regis: et intrantes levaverunt vocem suam, et fleverunt: sed et rex et omnes servi ejus fleverunt ploratu magno nimis.
37. Porro Absalom fugiens, abiit ad Tholomai filium Ammiud regem Gessur. Luxit ergo David filium suum cunctis diebus.
38. Absalom autem cum fugisset, et venisset in Gessur, fuit ibi tribus annis.

39. Cessavitque rex David persequi Absalom, eo quod consolatus esset super Amnon interitu.


1. Es begab sich aber hiernach, dass Ammon, der Sohn Davids, die Schwester Absaloms, des Sohnes Davids, Thamar geheißen, lieb gewann, die sehr schön war,1
2. und seine Neigung zu ihr wurde so heftig dass er aus Liebe zu ihr krank wurde; denn da sie eine Jungfrau war, schien es ihm schwer, etwas Unehrbares mit ihr zu begehen.2
3. Nun hatte Amnon einen Freund, namens Jonadab, einen Sohn Semmaas, des Bruders Davids,3 der ein sehr schlauer Mann war.
4. Dieser sprach zu ihm: Warum wirst du so mager, o Königssohn, von Tag zu Tag? Warum sagst du es mir nicht? Da sprach Amnon zu ihm: Ich liebe Thamar, die Schwester meines Bruders Absalom.
5. Jonadab antwortete ihm: Lege dich auf dein Bett und stelle dich krank, und wenn dein Vater kommt, um dich zu besuchen, so sage zu ihm: Ich bitte, lass doch meine Schwester Thamar kommen, dass sie mir Speise reiche und mir ein Gericht bereite, damit ich aus ihrer Hand esse.4
6. Amnon also legte sich nieder und stellte sich krank, und als der König kam, um ihn zu besuchen, sprach Amnon zu dem Könige: Ich bitte, lass doch meine Schwester Thamar kommen, dass sie vor meinen Augen zwei Speisen koche, damit ich sie aus ihrer Hand empfange.
7. Da sandte David in das Haus der Thamar und ließ ihr sagen: Komm in das Haus deines Bruders Amnon5 und bereite ihm ein Gericht!
8. Als nun Thamar in das Haus ihres Bruders Amnon kam, lag dieser auf dem Bett. Und sie nahm Mehl, mischte es, machte es dünn und kochte die Speisen vor seinen Augen.
9. Dann nahm sie, was sie gekocht hatte, goss es aus und setzte es ihm vor; aber Amnon wollte nicht essen und sprach: Lasset alle von mir hinausgehen! Als man nun alle hatte hinausgehen lassen,
10. sprach Amnon zu Thamar: Bringe das Essen her in das innere Gemach, das ich aus deiner Hand esse! Da nahm Thamar die Speisen, welche sie gemacht, und brachte sie zu Amnon, ihrem Bruder, in das innere Gemach.
11. Als sie ihm aber das Essen darreichte, ergriff er sie und sprach: Komm und lege dich zu mir, meine Schwester!
12. Sie aber antwortete ihm: Nicht doch, mein Bruder, tue mir nicht Gewalt an, denn dies ist nicht recht in Israel;6 begehe doch diese Torheit7 nicht!
13. Ich werde ja meine Schande nicht ertragen können und du wirst wie einer von den Toren in Israel gelten; rede doch vielmehr mit dem Könige und er wird mich dir nicht versagen.
14. Er aber wollte ihren Bitten nicht nachgeben, sondern, da er stärker war, überwältigte er sie und wohnte ihr bei.
15. Darauf aber fasste Amnon eine überaus heftige Abneigung gegen sie, so dass die Abneigung, die er gegen sie fasste, größer war als die Liebe, die er zuvor für sie gehegt hatte. Und Amnon sprach zu ihr: Mache dich auf und gehe fort!
16. Sie antwortete ihm: Das Böse, das du mir nun antust, indem du mich fortweisest, ist größer als das, was du mir zuvor angetan hast.8 Aber er wollte nicht auf sie hören,
17. sondern rief den Diener und sprach: Schaffe diese von mir hinaus und schließe die Tür hinter ihr zu!
18. Sie trug aber ein langes Gewand; solcher Kleider nämlich bedienten sich die Töchter des Königs, die Jungfrauen waren. Sein Diener also trieb sie hinaus und schloss die Tür hinter ihr zu.9
19. Da streute sie Asche auf ihr Haupt, zerriss ihr langes Gewand, legte die Hände auf den Kopf und ging wehklagend einher.10
20. Ihr Bruder Absalom aber sprach zu ihr: Hat dein Bruder Amnon dir etwa beigewohnt?11 Nun wohl, meine Schwester, schweige still, es ist dein Bruder, und betrübe dein Herz nicht deshalb! So blieb Thamar, sich abhärmend, im Hause ihres Bruders Absalom.
21. Als aber der König David diese Dinge hörte, ward er sehr betrübt, doch wollte er das Herz seines Sohnes Amnon nicht betrüben; denn er liebte ihn, weil er sein Erstgeborner war.12
22. Absalom aber redete nicht mit Amnon, weder Böses noch Gutes,13 denn Absalom hasste Amnon, weil er seine Schwester Thamar geschändet hatte.
23. Es begab sich aber nach zwei Jahren, dass Absaloms Schafe in Baalhasor, welches bei Ephraim14 liegt, geschoren wurden, und Absalom lud alle Söhne des Königs dazu ein.
24. Auch zu dem Könige kam er und sprach zu ihm: Siehe, die Schafe deines Dieners werden geschoren, der König wolle doch mit seinen Dienern zu seinem Diener kommen.
25. Der König aber sprach zu Absalom: Nicht doch, mein Sohn! Verlange doch nicht, dass wir alle kommen und dir beschwerlich fallen. Und obwohl jener in ihn drang, wollte er doch nicht gehen und segnete ihn.15
26. Da sprach Absalom: Wenn du nicht kommen willst, so möge doch wenigstens mein Bruder Amnon mit uns kommen.16 Der König aber sprach zu ihm: Es ist nicht nötig, dass er mit dir gehe.
27. Absalom aber drang in ihn, so dass er Amnon und alle Söhne des Königs mit ihm ziehen ließ. Absalom aber hatte ein Gastmahl zubereitet, wie das Gastmahl eines Königs.17
28. Seinen Dienern aber hatte er den Auftrag gegeben: Habet Acht, wenn Amnon vom Weine trunken geworden ist und ich euch sage: Schlaget ihn nieder und tötet ihn! so fürchtet euch nicht; denn ich bin es, der es euch befiehlt; seid mutig und zeiget euch als Männer!
29. So taten denn die Diener Absaloms gegen Amnon, wie Absalom ihnen befohlen hatte. Alle Söhne des Königs aber erhoben sich, bestiegen ihre Maultiere18 und flohen.
30. Während sie nun noch auf dem Wege waren, kam das Gerücht zu David: Absalom hat alle Söhne des Königs erschlagen und es ist auch nicht einer von ihnen übrig geblieben.
31. Da erhob sich der König, zerriss seine Kleider und warf sich zur Erde nieder und alle seine Diener, die um ihn waren, zerrissen ihre Kleider.
32. Jonadab aber, der Sohn Semmaas, des Bruders Davids, nahm das Wort und sprach: Mein Herr, der König, glaube nicht, dass alle Söhne des Königs erschlagen sind, Amnon allein ist tot! Denn nach Absaloms Ausspruch war ihm der Tod zugedacht seit dem Tage, da er dessen Schwester Thamar Gewalt angetan.
33. So nehme nun mein Herr und König jenes Gerücht nicht zu Herzen, gemäß dem alle Söhne erschlagen sind, denn Amnon allein ist tot.
34. Absalom aber ward flüchtig. Als nun der Wächter seine Augen erhob und ausschaute, siehe, da kam viel Volk auf einem Nebenweg daher von der Seite des Berges.
35. Jonadab aber sprach zu dem Könige: Siehe, die Söhne des Königs sind da! Wie dein Diener gesagt, so ist es geschehen.
36. Als er ausgeredet hatte, erschienen auch die Söhne des Königs, und bei ihrem Eintritte erhoben sie ihre Stimme und weinten, aber auch der König und alle seine Diener weinten und klagten heftig.
37. Absalom aber ging auf seiner Flucht zu Tholomai, dem Sohne Ammiuds, dem Könige von Gessur. Und David betrauerte19 seinen Sohn unaufhörlich.20
38. Als aber Absalom auf seiner Flucht nach Gessur21 gekommen war, blieb er daselbst drei Jahre.
39. Und der König David hörte auf, Absalom zu verfolgen,22 denn er hatte sich über den Tod Amnons getröstet.


Fußnote

Kap. 13 (1) Ammon war David von Achinoam, Absalom und Thamar von Maacha in Hebron geboren. [1Chr 3,1] - (2) Die Jungfrauen wurden sorgfältiger gehütet. - (3) Vergl. [1Sam 16,9]. - (4) In V. 2 ist von wahrer Krankheit die Rede, hier von erheuchelter. Kranke haben ihre Launen, deshalb heuchelt er, dass alles Essen ihn anekle. - (5) Die Söhne hatten also abgesonderte Paläste. - (6) Vergl. [3Mos 18,9.11, 3Mos 20,17] und die Worte [3Mos 18,3.24]. Sie führte alle Gründe an. - (7) Dasselbe wie Gottlosigkeit. Sie bietet ihm einstweilen die Ehe an, wahrscheinlich um die augenblickliche Gefahr zu entfernen, denn später ist keine Rede mehr davon. (V. 18 – 20) Auf das Verbrechen Amnons stand die Todesstrafe. [3Mos 20,17] - (8) Unklar. Vielleicht sind die letzten Worte auf den Anfang des Satzes zu beziehen. Die Verletzung war geheim, die Kunde öffentlich. - (9) So musste Verdacht entstehen, dass Thamar sich selbst angeboten und von ihrem tugendhaften Bruder zurückgewiesen war. Im Morgenlande wurden die Türen nur bei Nacht, bei Tage aber nur aus Furcht für die Sicherheit geschlossen. - (10) Nach Amnons Absicht hätte sie schweigen sollen. - (11) Absalom hatte wohl bei dem Bruder einige Anzeichen von Liebe bemerkt und wusste, dass sie zu demselben gerufen war. Nicht aus brüderlicher Liebe, sondern um das Verbrechen bekannt zu machen, fragt er. An eine Möglichkeit der Ehe dachte auch er nicht, wohl aber daran, an dem Bruder Rache zu nehmen und sich den Zugang zum Throne zu eröffnen. - (12) Vielleicht dachte David seiner eigenen Sünde und verhängte deshalb keine Todesstrafe. Wenigstens aber sollte der König Amnon verbannen, doch er ist zu nachsichtig. [1Koe 1,6] - (13) Absalom schwieg, damit es schien, er denkt nicht mehr an das seiner Schwester zugefügte Unrecht. - (14) Ephraim eine Stadt oder ein Flecken. Gelegentlich der Schafschur fanden Festlichkeiten statt. Vergl. [1Sam 25,4]. - (15) Die Höflichkeit forderte im Oriente, dass man eine Einladung nicht sofort annahm, aber auch dass der Einladende fort und fort drängte. - (16) Des Königs zufällige Abwesenheit gibt Absalom den Gedanken an Mord ein. Er glaubt vielleicht, er könne die Todesstrafe mit Recht vollziehen, die David hätte verhängen sollen, oder er werde als nächster Thronerbe seine Diener vor Strafe schützen, wie Amnon von solcher frei geblieben. - (17) Dieser Satz fehlt im Hebr. - (18) Durch das Gesetz war wohl das Züchten von Mauleseln durch Kreuzung der Arten verboten, da aber Maulesel zum Tragen von Lasten und zum Reiten zuverlässiger waren als Esel, wurden sie von auswärts eingeführt. Vergl. [2Mos 27,14], indes nur Vornehme bedienten sich derselben. Vergl. [2Sam 18,9, 1Koe 1,33]. - (19) Wie groß war die Angst und der Schmerz Davids, der den vollen Sinn der göttlichen Drohung [2Sam 12,10] noch nicht ganz verstand und nicht wusste, wer ihm nachfolgen würde, aber mit ganzem Herzen an seinem ältesten Sohne hing. Jetzt fürchtet er das „Schwert“. Zwei Jahre nach dem Spruche fällt der Erstgeborene, ein anderer Sohn flieht. Genug der Strafe? Der Vater hofft es und versöhnt sich mit dem nunmehr ältesten und natürlichen Erben. Vergeblich. Bald geht von diesem Sohne selbst das Übel aus, bis er vom „Schwerte“ ereilt wird. - (20) Alle Tage, so lange er trauerte. (V. 39) - (21) Zum Vater seiner Mutter. Vergl. [2Sam 3,3, 1Chr 3,2]. - (22) Zuerst versuchte er ihn in seine Gewalt zu bekommen. - Weitere Kapitel: 01 | 02 | 03 | 04 | 05 | 06 | 07 | 08 | 09 | 10 | 11 | 12 | 14 | 15 | 16 | 17 | 18 | 19 | 20 | 21 | 22 | 23 | 24 |

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