Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Hohel02

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Canticum canticorum Salomonis, Quod Hebraice dicitur Sir Hasirim. Caput II.

Das Hohelied Salomons. Hebräisch: Sir Hasirim. Kap. 2


Der Bräutigam tröstet die Braut. (V. 8) 2. Zweites Bild: Von neuem die Braut besuchend, leitet der Bräutigam sie zur Arbeit an.

1. Ego flos campi, et lilium convallium.
2. Sicut lilium inter spinas, sic amica mea inter filias.
3. Sicut malus inter ligna silvarum, sic dilectus meus inter filios. Sub umbra illius, quem desideraveram, sedi: et fructus ejus dulcis gutturi meo.

4. Introduxit me in cellam vinariam, ordinavit in me caritatem.
5. Fulcite me floribus, stipate me malis, quia amore langueo.

6. Læva ejus sub capite meo, et dextera illius amplexabitur me.
7. Adjuro vos filiæ Jerusalem per capreas, cervosque camporum, ne suscitetis, neque evigilare faciatis dilectam, quoadusque ipsa velit.
8. Vox dilecti mei, ecce iste venit saliens in montibus, transiliens colles:

9. Similis est dilectus meus capreæ, hinnuloque cervorum: en ipse stat post parietem nostrum respiciens per fenestras, prospiciens per cancellos.
10. En dilectus meus loquitur mihi: Surge, propera amica mea, columba mea, formosa mea, et veni.
11. Jam enim hiems transiit, imber abiit, et recessit.
12. Flores apparuerunt in terra nostra, tempus putationis advenit: vox turturis audita est in terra nostra:

13. Ficus protulit grossos suos: vineæ florentes dederunt odorem suum. Surge amica mea, speciosa mea, et veni:

14. Columba mea in foraminibus petræ, in caverna maceriæ, ostende mihi faciem tuam, sonet vox tua in auribus meis: vox enim tua dulcis, et facies tua decora.
15. Capite nobis vulpes parvulas, quæ demoliuntur vineas: nam vinea nostra floruit.
16. Dilectus meus mihi, et ego illi, qui pascitur inter lilia.
17. Donec aspiret dies, et inclinentur umbræ. Revertere: similis esto, dilecte mi, capreæ, hinnuloque cervorum super montes Bether.


1. Ich1 bin eine Blume des Feldes und eine Lilie2 der Täler.3
2. Wie eine Lilie unter den Dornen, so ist meine Freundin unter den Töchtern.4
3. Gleichwie5 der Apfelbaum unter den Bäumen des Waldes, so ist mein Geliebter unter den Söhnen. Unter dem Schatten dessen, nach dem ich verlangte, sitze ich6 und seine Frucht ist meinem Gaumen süß.
4. Er führte mich in den Weinkeller und teilte mir die rechte Liebe mit.7
5. Erquicket mich mit Blumen, gebet mir Äpfel zur Stärkung;8 denn ich bin krank vor Liebe!9
6. Seine Linke unterstützt mein Haupt und seine Rechte hält mich umfasst.10
7. Ich beschwöre euch,11 ihr Töchter Jerusalems! bei den Rehen und Hirschen12 der Fluren, wecket nicht auf, erwecket nicht die Geliebte,13 bis sie selbst will.14
8. Die Stimme meines Geliebten!15 Siehe, da kommt er, springt einher über die Berge, hüpft in Eile über die Hügel.
9. Mein Geliebter gleicht einer Gazelle und einem jungen Hirsche;16 siehe, schon steht er hinter unserer Wand, sieht durch die Fenster und schaut durch die Gitter.17
10. Siehe,18 mein Geliebter spricht zu mir:19 Mache dich auf, eile, meine Freundin, meine Taube, meine Schöne,20 und komm!
11. Denn schon ist der Winter vorüber, der Regen hat aufgehört und ist vergangen;21
12. schon erscheinen die Blumen in unserem Lande, die Zeit ist gekommen, den Weinstock zu beschneiden,22 die Stimme der Turteltaube lässt sich in unserem Lande hören;23
13. der Feigenbaum24 setzt seine Knoten an,25 die Weinberge blühen und hauchen ihren Duft.26 Mache dich auf, meine Freundin, meine Schöne, und komm!
14. Meine Taube in den Felsenklüften,27 in der Höhlung des Gesteins, lass mich dein Angesicht schauen, lass deine Stimme in meine Ohren tönen! denn deine Stimme ist süß und dein Angesicht hold.28
15. Fanget uns die kleinen Füchse, welche die Weinberge verwüsten; denn unser Weinberg steht in der Blüte.29
16. Mein Geliebter ist mein und ich bin sein; der unter den Lilien weidet,30
17. bis der Tag sich kühlt und die Schatten sich neigen.31 Kehre um, mein Geliebter! sei gleich dem Reh und dem jungen Hirschen auf den Bergen Bethers.32


Fußnote

Kap. 2 (1) Aber was bin ich? Bin ich nicht einzig nur eine Blume des Feldes? Die Braut lobt sich (Thom.), aber mit großer Bescheidenheit, so dass der Bräutigam sie V. 2 gleichsam verbessert. - (2) Häufig und wild wachsende Lilienart ([Mt 6,28], lilium rubens). Ich bin eine zwar anmutige Blume, aber nicht würdig deiner Beachtung. - (3) Wohl der Strich vom Tabor zum See Genesareth. - (4) Bist du eine Lilie, so strahlst du wie eine solche unter den Dornen, bist du die schönste unter den Töchtern Adams. - (5) Die Braut will diese Schmeichelworte nicht zulassen und rühmt dankbar den Bräutigam und die von dem Geliebten erhaltenen Geschenke. Der Bräutigam hat ihre Lieblichkeit der Rauheit der Dornen entgegengestellt, sie preist ihn als einen im Schmucke duftender Früchte prangenden Apfelbaum gegenüber den unfruchtbaren Bäumen des Waldes. - (6) Hebr.: In seinem Schatten gelüstete es mich zu sitzen. Sie lässt den Geliebten nicht antworten, sondern fährt in freudiger Erregung fort zu reden (bis [Hohel 2,7]). Indem der Dichter die Braut hier und sonst so viel reden lässt, zeigt er, dass er ihre Gefühle insbesondere in diesem Liede zum Ausdruck bringen wollte. - (7) Das Symbol der herrlichsten Gabe Christi, der Liebe, ist der Wein. Hebr.: Und sein Panier über mir war Liebe. – Mein Freund leitete und schützte mich, diese Führung und dieser Schutz war seine Liebe. - (8) Die Braut verbindet beide Gaben und fleht um Stillung ihres Sehnens. Hebr.: Stärket mich mit Traubenkuchen, erquicket mich mit Äpfeln. Auch [Hohel 7,8] werden Trauben und Äpfel zusammen genannt. - (9) Poetische Steigerung. - (10) Christus hält seine Kirche aufrecht. - (11) Ich nehme euch das heilige Versprechen ab. - (12) Hebr.: Bei den Gazellen oder bei den Hindinnen des Feldes. - (13) Hebr.: Die Liebe. - (14) Schläft die Geliebte? Erinnern wir uns, dass die Darstellung eine allegorische ist, also ist höchstens von einer Ekstase die Rede. Vergl. [Ps 4,9, Jer 31,26, Spr 3,24]. Die Sehnsucht der Braut wird erfüllt, die sie nach dem Bräutigam verlangen ließ, sie besitzt, den sie gesucht, und erfreut sich der Fülle der Liebe. In das Paradies entrückt, hört sie geheimnisvolle Worte, die die Welt nicht fassen kann. Deshalb werden die Töchter Jerusalems, die weder von gleicher Liebe glühen noch gleicher Gnaden gewürdigt werden, aufgefordert, keine Störung zu verursachen, bis die kurze Zeit der Ekstase vorüber ist. Aber wer mahnt? Die meisten Ausleger weisen diese Worte dem Bräutigam zu. Da aber im Hebräischen steht „Liebe“, scheint vielmehr die Braut zu sprechen, welche [Hohel 5,8] eine ähnliche Beschwörung ausspricht. Nicht in der Macht der Braut, sondern in der des Bräutigams steht es ja, wie lange sie diese süße Ruhe genießen soll. Demgemäß bezeichnet „Liebe“ wohl nicht so die geliebte Freundin als die göttliche Liebe, welche sich in das Herz der Braut herabsenkt und sie zur erhabensten Beschauung fortreißt. Fern von aller Störung irdischer Begierden wünscht die Braut ganz dem Frieden und der Ruhe heiliger Begierden sich hinzugeben, so dass sie selbst notwendige Gespräche meiden möchte. (Hl. Greg. d. Gr., Beda, Theod.) Dieser „Schlaf“ ist also dem Handeln entgegengesetzt, durch das wir unseren oder anderer äußeren Nutzen suchen. Die Braut mahnt die Genossinnen also, nichts zu tun, was die göttliche Liebe beleidigen und bewegen könnte, schneller zu weichen. Die gleichen Worte ferner können [Hohel 3,5] nicht wohl dem Bräutigam zugeschrieben werden, der dort sonst nicht redend auftritt; [Hohel 5,8] beschwört die Braut in ähnlicher Weise. Dass diese hier und [Hohel 1,4] und weiterhin, so oft die Töchter Jerusalems genannt werden, gleichsam das Amt einer Mutter und Lehrerin übt, entspricht dem ganz. Die Form der Beschwörung bei den Tieren der Gefilde findet aus dem [Hohel 1,15.16, Hohel 2,1-3] Gesagten ihre Erklärung. - Konnten Salomons Zeitgenossen das Lied so verstehen? Gewiss ist jede prophetische Rede vor der Erfüllung dunkler, eine allegorische Dichtung aber hat, ehe man sie bis zum Ende vernommen und sorgfältig erwogen hat, besondere Schwierigkeiten. Immerhin fehlte auch ihnen wohl eine annähernde Kenntnis des Sinnes nicht, die der Verfasser selbst vermittelt. - (15) Beim Beginn des Frühlings wird die Braut, die Kirche, zur Arbeit berufen. Die geeignete Zeit ist gekommen, von der Ruhe der beschaulichen Liebe aufzustehen und zu eifriger Tätigkeit sich zu schicken. Die Braut hört und sieht den Bräutigam, der über die Berge und Hügel naht. Während die Braut [Hohel 2,6] in der Liebe Christi ruht, ist hier die Szene gewechselt, Christus naht von fern. Somit ist die Zeit der Blumen die des vorausgehenden Jahres (1,11 - 2,5), während hier der Frühling beginnt nach dem Regen des Winters [Hohel 2,11ff] Im christlichen Leben wird notwendig gefordert, dass von der Beschauung zur Tätigkeit übergegangen werde, jene ist gleichsam die Vorbereitung auf die Tätigkeit für Gott. So wird die Braut von Gott selbst erzogen. Sie hat in ihm geruht und nichts mehr begehrt, aber der Bräutigam hat sie aus der Verzückung zum gewöhnlichen Leben zurückkehren lassen und sich, gleichsam mit anderen Dingen beschäftigt, zurückgezogen. Die Handlung ist im Bilde also keine unmittelbar sich anschließende, steht doch dem Dichter immer das vor Augen, was er im Bilde darstellen will, so dass die Einzelzüge des Bildes hiernach gestaltet werden. - „Die Stimme“ leitet eine gewichtige Rede ein. Vergl. [Jer 4,15, Jes 40,3.6] Die Braut sieht den Bräutigam nahen und hört in ihrem Herzen vorweg die Rede des Bräutigams, die sie nachher mit den Ohren hört. Will Christus gehört werden, so kann er von weitem wie in der Nähe vernehmlich sprechen, durch die Erkenntnis unserer Seele wie mit Hilfe der Sinne. - (16) In Jugendkraft und Schönheit. Vergl. [Hohel 2,7] Gazelle hebr. männlich. - (17) Weise eines Liebenden. - (18) Die Braut mahnt sich und ihre Genossinnen, in Stillschweigen zuzuhören. So wird die Darstellung lebhafter und den Worten des Bräutigams eine höhere Bedeutung zugeschrieben. - (19) Die folgenden Worte sind wohl Rede des Bräutigams. - (20) Im Hebr. stehen nur zwei Anreden und findet sich „Meine Taube“ erst V. 14. - (21) Der Winter ist vorüber, der Frühling ist da, dies soll die Freundin herauslocken. - (22) Hebr.: die Zeit des Gesanges ist herangekommen. Wenn die Blumen blühen, beginnen die Vögel zu singen und die weggezogen waren, kehren wieder. - (23) Die palästinensische Turteltaube pflegte in Ägypten zu überwintern. - (24) Nunmehr wird das erwähnt, was die Arbeit des Menschen erfordert, denn zur Arbeit will der Bräutigam insbesondere einladen. - (25) Vielmehr: lässt die noch harten Winterfrüchte reifen. - (26) Es ist also Zeit, in Garten und Weinberg, von denen der häusliche Wohlstand abhängt [1Koe 4,25], tätig zu sein. - (27) Aufforderung, die Braut möge nicht der furchtsamen Taube gleichen, sondern aus der Einsamkeit der Beschauung hervortreten. - (28) Der bereits ausgesprochene Wunsch wird wiederholt: die Braut soll wie die Vögel zur rechten Zeit kommen, hervoreilen und wie jene durch ihr Erscheinen und Singen die Menschen, so durch ihre Schönheit und den Wohllaut ihrer Stimme den Bräutigam erfreuen. - (29) Auch der andere Grund wird wiederholt: die Zeit selbst mahnt zu arbeiten; die Einladung zur Arbeit ist das hauptsächlichste Ziel der Worte und mit ihr schließen dieselben. Wenn die Kirche emporblüht, ist der Feind und seine verderbliche List fernzuhalten. Vergl. [Mt 13,14ff38] - (30) Die Braut nimmt den Befehl mit Freuden entgegen. Sie wünscht nichts anderes, sie tut nichts anderes als was der Bräutigam will, zu dessen Lilien sie gehört. Vergl. [Hohel 2,1.2, Hos 14,6] Weidet: Seine Freude findet, oder nach dem Hebr. vielmehr aktiv: das Amt des Hirten und Schützers [1Mos 48,15] unter den treuen Seelen übt, alle Stunden des Tages. - (31) Hebr.: fliehen, sich weit ausdehnen und in die Nacht verschwinden. Die Verbindung der Vulgata entspricht nicht dem Hebräischen: Bis der Tag kühl wird und die Schatten fliehen, kehre um, geh fort, kehre zu dem Geschäft zurück, das dich hielt, ehe du hierher kamest. (V. 8) Wenn die Kirche sich anschickt, aus allen Kräften tätig zu sein, lässt sie gleichsam den himmlischen Bräutigam von sich, entbehrt sie die Süßigkeit, welche die Beschauung gewährt; der Bräutigam geht ihr gleichsam mit dem Vorbild der Arbeit voran. Die Braut ist im Weinberge tätig, der Bräutigam weidet. Vergl. die Verteilung der Beschäftigungen 1, 5 und 6 ebenso [Hohel 6,1ff] und [Hohel 6,10] mit [Hohel 7,12]. - Ohne in Einzelheiten einzutreten, kann an das öffentliche Leben des Herrn gedacht werden. - (32) Auf zerklüfteten Bergen.

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