Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Job22

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Liber Job Caput XXII.

Das Buch Job. Kap. 22


3. Dritter Streit. Eliphaz scheut sich nicht, Job die schwersten Verbrechen zur Last zu legen, doch wird der Grundsatz, auf den er sich stützt, von Job so widerlegt, dass Baldad kaum noch eine Antwort findet, Sophar aber gänzlich schweigt. (22,1 – 26,14) A. Scharfe Beschuldigung Eliphaz gegen Job und Jobs Antwort. (22,1 – 24,25) a. Eliphaz Beschuldigung. (Kp. 22) Da Eliphaz den letzten Schluss Jobs nicht zu widerlegen weiß, stellt er gleichsam als sein Fundament den Satz auf, dass Gott als einzige Richtschnur seines Handelns die strafende Gerechtigkeit hat. (V. 5) Er zählt viele Vergehen auf, durch welche Job sich das Unglück, von dem er bedrängt werde, zugezogen habe (V. 11), könne doch Gott die Sünden weder nicht sehen noch unbeachtet lassen, sondern strafe vielmehr, wie die Geschichte lehre, alle Frevel. (V. 20) Deshalb mahnt er Job, Buße zu tun, um so würdig zu werden, neue Wohltaten von Gott zu empfangen.

1. Respondens autem Eliphaz Themanites, dixit:
2. Numquid Deo potest comparari homo, etiam cum perfectæ fuerit scientiæ?
3. Quid prodest Deo si justus fueris? aut quid ei confers si immaculata fuerit via tua?
4. Numquid timens arguet te, et veniet tecum in judicium,
5. Et non propter malitiam tuam plurimam, et infinitas iniquitates tuas?

6. Abstulisti enim pignus fratrum tuorum sine causa, et nudos spoliasti vestibus.
7. Aquam lasso non dedisti, et esurienti subtraxisti panem.
8. In fortitudine brachii tui possidebas terram, et potentissimus obtinebas eam.

9. Viduas dimisisti vacuas, et lacertos pupillorum comminuisti.
10. Propterea circumdatus es laqueis, et conturbat te formido subita.
11. Et putabas te tenebras non visurum, et impetu aquarum inundantium non oppressum iri?

12. An non cogitas quod Deus excelsior cœlo sit, et super stellarum verticem sublimetur?
13. Et dicis: Quid enim novit Deus? et quasi per caliginem judicat.

14. Nubes latibulum ejus, nec nostra considerat, et circa cardines cœli perambulat.
15. Numquid semitam sæculorum custodire cupis, quam calcaverunt viri iniqui?
16. Qui sublati sunt ante tempus suum, et fluvius subvertit fundamentum eorum:
17. Qui dicebant Deo: Recede a nobis: et quasi nihil posset facere Omnipotens, æstimabant eum:
18. Cum ille implesset domus eorum bonis, quorum sententia procul sit a me.

19. Videbunt justi, et lætabuntur, et innocens subsannabit eos.

20. Nonne succisa est erectio eorum, et reliquias eorum devoravit ignis?

21. Acquiesce igitur ei, et habeto pacem; et per hæc habebis fructus optimos.
22. Suscipe ex ore illius legem, et pone sermones ejus in corde tuo.

23. Si reversus fueris ad Omnipotentem, ædificaberis, et longe facies iniquitatem a tabernaculo tuo.

24. Dabit pro terra silicem, et pro silice torrentes aureos.
25. Eritque Omnipotens contra hostes tuos, et argentum coacervabitur tibi.

26. Tunc super Omnipotentem deliciis afflues, et elevabis ad Deum faciem tuam.
27. Rogabis eum, et exaudiet te, et vota tua reddes.

28. Decernes rem, et veniet tibi, et in viis tuis splendebit lumen.

29. Qui enim humiliatus fuerit, erit in gloria: et qui inclinaverit oculos, ipse salvabitur.

30. Salvabitur innocens, salvabitur autem in munditia manuum suarum.


1. Eliphaz, der Themaniter, antwortete und sprach:1
2. Kann etwa der Mensch mit Gott sich vergleichen,2 auch wenn er vollkommene Wissenschaft besitzt?3
3. Was nützt es Gott, wenn du gerecht bist? Oder was verschaffst du ihm, wenn dein Wandel unbefleckt ist?
4. Wird er etwa aus Furcht mit dir rechten und ins Gericht mit dir kommen4
5. und nicht um deiner vielen Bosheit und um deiner grenzenlosen Missetaten willen?5
6. Denn du nahmst das Pfand deiner Brüder ohne Ursache weg6 und zogst den Halbnackten die Kleider aus,7
7. du gabst dem Müden nicht Wasser und verweigertest dem Hungrigen das Brot8
8. durch die Stärke deines Armes nahmst du das Land in Besitz und behieltest es als der Mächtigste,9
9. die Witwen ließest du leer fortgehen und zerbrachest die Stützen der Waisen.10
10. Darum bist du mit Schlingen11 umgeben und plötzlicher Schrecken überfällt dich,
11. und du meintest, du würdest die Finsternis nicht sehen und von der Gewalt der überströmenden Fluten nicht überwältigt werden?12
12. Bedenkst du nicht,13 dass Gott höher ist als der Himmel und erhaben über den Gipfel der Sterne?14
13. Und du sprichst: Was weiß denn Gott? und wie durch Wolkendunkel hält er Gericht.
14. Wolken sind seine Hülle und er achtet nicht, was uns angeht, und durchwandert den Umkreis des Himmels!15
15. Willst du den Pfad der Vorwelt schreiten, den die Männer des Frevels gewandelt sind?16
16. Sie wurden hinweggerafft vor ihrer Zeit, denn ein Strom unterwühlte ihren Grund.17
17. Sie sprachen zu Gott: Weiche von uns! und als ob der Allmächtige nichts tun könnte, achteten sie ihn,
18. während er doch ihre Häuser mit Gütern gefüllt hatte; ja, deren Gesinnung sei ferne von mir!18
19. Die Gerechten werden es sehen und sich freuen und der Unschuldige wird ihrer spotten.19
20. Ward nicht ihre Hoffart gefällt, fraß nicht das Feuer, was von ihnen übrig war?20
21. So füge dich ihm denn und ergib dich darin in Ruhe, und das wird dir die besten Früchte bringen!21
22. Nimm aus seinem Munde Belehrung an und nimm seine Aussprüche in dein Herz auf.22
23. Wenn du umkehrst zu dem Allmächtigen, wirst du aufgebaut werden23 und wirst das Unrecht von deinem Zelte fernhalten.
24. Er wird statt Erde Kiesel geben und statt der Kiesel Gold wie in Bächen.24
25. Und der Allmächtige wird wider deine Feinde stehen und das Silber wird sich dir häufen.
26. Alsdann wirst du am Allmächtigen deine Wonne finden und dein Angesicht zu Gott erheben.25
27. Du wirst zu ihm beten und er wird dich erhören und du wirst deine Gelübde erfüllen.26
28. Beschließest du eine Sache, so wird sie dir gelingen und Licht wird auf deinen Wegen leuchten.27
29. Denn wer sich demütigt, wird in Herrlichkeit sein; und wer die Augen niederschlägt, dem wird Rettung werden.28 [Spr 29,23]
30. Der Unschuldige wird gerettet werden, aber gerettet durch die Reinheit seiner Hände.29


Fußnote

Kap. 22 (1) Eliphaz versucht seine Lehre von Lohn und Strafe gleichsam a priori zu beweisen. Zudem bringt er bestimmte Anschuldigungen gegen Job vor, indem er zugleich die früheren vergrößert und so Job heftiger peinigt. Er bemüht sich, Jobs Behauptung durch das Beispiel göttlicher Rache an den Gottlosen zu widerlegen. - (2) Da Job die Lehre seiner Freunde, die Gottes Lehre sei, nicht annimmt. Gott hat keinen Vorteil von guten Werken, also bewegt ihn weder Hoffnung noch Furcht, wie den Menschen. Es bleibt also für sein Handeln als einzige Richtschnur die Gerechtigkeit. Dies ist die Meinung der Freunde. - (3) Hebr.: Kommt etwa Gott zu gut des Menschen Tun? Nein, nur sich selber nützt der Fromme. - (4) Kann in Gott der Grund des Leidens Jobs nicht liegen, so ist er in Job zu suchen. Nun wird Gott ihn doch aber nicht seiner Gottesfurcht wegen strafen, folglich muss Sünde seinerseits vorliegen. - (5) Er hält ihm diese alsbald vor, doch gibt er gleich anfangs zu verstehen, dass er sie wegen ihrer Menge nicht alle aufzählen könne und nur weniges von dem vielen berühren wolle. - (6) Eliphaz wählt diejenigen Vergehen, die bei Menschen, welche nach Besitz und Herrschaft begierig sind, am leichtesten zutreffen: Unmenschlichkeit, Verletzung der Gastfreundschaft (V. 7), Tyrannei (V. 8), Beraubung von Witwen und Waisen. - (7) Die Unterkleider, das Notwendigste. Vergl. [2Mos 22,26.27]. Hierin lag eine besondere Grausamkeit, da dies an Brüdern, Angehörigen des gleichen Stammes, an Armen, von allem Entblößten, geschah. Vergl. [Job 24,7.10]. - (8) Fremden. Sie mit Wasser und Brot zu erquicken, wäre die kleinste und leichteste Art der Wohltätigkeit gewesen. Dieser Vorwurf ist umso härter, je höher die Pflicht der Gastfreundschaft geachtet ward. - (9) Statt dich der Schwächeren und Hilfloseren anzunehmen, tatst du vielmehr das Gegenteil, du verdrängtest sie aus ihrem Besitze. - (10) Steigerung des Vorhergehenden. Selbst gegen die schutzlosesten und bedauernswertesten Menschen, Witwen und Waisen, warst du hart und grausam, verweigertest ihnen die Gabe und zermalmtest, was ihnen etwa zur Stütze dienen konnte. Vergl. die Bestimmungen des Mosaischen Gesetzes [2Mos 22,21, 5Mos 24,17.19, Job 27,19]. Wie fälschlich Eliphaz dies alles behauptet, erhellt aus [Job 31,17]. - (11) Schlingen: drohende Gefahren, Strafen, Schrecken: insbesondere die Todesangst. - (12) Du hättest doch wirklich einsehen sollen, was auf solche Handlungsweise folgen muss und wie dir jetzt noch Schlimmes droht und bevorsteht, wenn du dein Unrecht nicht anerkennst und dich bekehrst. Finsternis: Unglück; Fluten – des Verderbens. - (13) Um Job womöglich von seinem Unrecht zu überzeugen und zur Besserung zu bewegen, erinnert Eliphaz jetzt an die Größe und Erhabenheit Gottes, vor der er sich demütigen soll. - (14) Hebr.: Ist Gott nicht himmelhoch? Schau der Sterne Gipfel an, wie hoch sie ragen! Und da willst du sprechen: Was weiß denn Gott? Kann er durch Wolkendunkel hindurch Gericht halten? - (15) Obwohl Gott so erhaben ist, meinst du doch, er wisse nichts von dir und kümmere sich nicht um menschliche Dinge, deshalb weil Wolken ihn umhüllen und das Himmelsgewölbe ihn abschließt von der Erde. – Job hat dies nicht gesagt, aber Eliphaz findet solche Behauptung vielleicht in der Versicherung Jobs, dass er sein Leiden nicht durch Sünden verdient habe, und dehnt diese dahin aus, dass Job überhaupt die Gerechtigkeit Gottes dem Menschen gegenüber und damit die providentielle Leitung der menschlichen Angelegenheiten schlechthin leugne und annehme, Gott kümmere sich nicht um diese. - (16) Seine Denkweise ist die der von ihm selbst charakterisierten Frevler [Job 21,14ff] und ihre gotteslästerlichen Reden im Grunde nur die Seinen. Die Männer des Frevels sind die Menschen zur Zeit der Sündflut und vielleicht auch die Bewohner von Sodoma und Gomorrha. - (17) Ihr Glück, das auf festen Grundlagen zu ruhen schien. - (18) Der Grund, warum jene so weggerafft wurden [1Mos 6,4] war kein anderer als weil sie wie Job in Bezug auf Gott dachten und handelten. Jobs Worte [Job 21,14] von den Gottlosen werden wiederholt, als wären es seine Herzensgedanken. - (19) Im Gegensatze zu dem Schicksal der Bösen hebt jetzt Eliphaz das Glück der Frommen hervor, beschreibt es aber nur insoweit, als dadurch das Schicksal jener in noch trüberes Licht gestellt wird. - (20) Jubelworte der Schuldlosen über die untergegangenen Frevler. Hebr.: Fürwahr, unser Widersacher ist vernichtet und ihren Überfluss hat Feuer gefressen. Damit kommt er auf sein Thema zurück: Die Gottlosen kommen um, die Frommen sehen deren Fall und freuen sich. - (21) Eliphaz knüpft eine von seinem Standpunkte aus passende Ermahnung an Job, sich zu bekehren, und verheißt ihm Glück. - (22) Die erste Hälfte des vorigen Verses wird weiter ausgeführt. Aus seinem Munde: im Gegensatze zum eigenen Wollen und Begehren. - (23) An Vermögen und Gesundheit. - (24) Hebr.: Dann lege in den Staub das Edelmetall, und in der Bäche Kies das Opfergold, die zeitlichen Güter verachtend, so wird der Allmächtige dein Golderz sein, Silber höchsten Glanzes dir. Vulgata: dem neuen Gebäude deines Glückes wird Gott als Grundlage nicht die weiche Erde, sondern Felsen geben, und wo du Steine ausbrichst, werden dir Goldadern kommen. - (25) V. 25-27 drei Steigerungen der Verheißungen, denen sich V. 29 eine vierte anschließt. Das Angesicht erheben ist ein Zeichen der Zuversicht und des Vertrauens, und Gegenstand desselben ist Gottes Wohlgefallen und sein reichlicher Segen. - (26) Erhört werden, da die Gelübde erst erfüllt werden, wenn das, worum man bittet, gewährt ist. - (27) Du wirst glücklich sein. - (28) Hebr.: Bedrängt man dich, so rufst du: Empor! Und dem Gebeugten hilft er auf. - (29) Hebr.: Sogar den Nichtschuldlosen wird er retten, gerettet werden wird er durch die Reinheit seiner Hände, d.i. wenn er nur alles Unrecht von sich tut. Um deinetwillen lässt Gott auch dem Nichtschuldlosen Rettung widerfahren; ein Wort, das sich in anderem Sinne als er es gemeint, an ihm und den beiden anderen Freunden erfüllen soll.

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