Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Ps72

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Liber Psalmorum. Psalmus LXXII.

Das Buch der Psalmen. Psalm 72 (73)


1. Gott ist gütig gegen die Frommen, aber warum geht es den Gottlosen oft so wohl, dass selbst die Frommen an der göttlichen Vorsehung zweifeln könnten? (V. 14) 2. Der Psalmist wies zwar diese Frage als unerlaubt zurück, aber da er sie selbst nicht lösen kann, offenbarte ihm Gott, dass die Glückseligkeit der Gottlosen trügerisch ist und der mithin töricht, der sie bewundert. Deshalb nimmt er sich vor, stets bei Gott zu bleiben, weil die Gottlosen dem Verderben anheimfallen, Gott aber anzuhängen ist gut.

1. Psalmus Asaph,
Quam bonus Israel Deus his, qui recto sunt corde!
2. Mei autem pene moti sunt pedes: pene effusi sunt gressus mei.
3. Quia zelavi super iniquos, pacem peccatorum videns.
4. Quia non est respectus morti eorum: et firmamentum in plaga eorum.
5. In labore hominum non sunt, et cum hominibus non flagellabuntur:

6. Ideo tenuit eos superbia, operti sunt iniquitate et impietate sua.

7. Prodiit quasi ex adipe iniquitas eorum: transierunt in affectum cordis.

8. Cogitaverunt, et locuti sunt nequitiam: iniquitatem in excelso locuti sunt.
9. Posuerunt in cœlum os suum: et lingua eorum transivit in terra.
10. Ideo convertetur populus meus hic: et dies pleni invenientur in eis.
11. Et dixerunt: Quomodo scit Deus: et si est scientia in excelso?
12. Ecce ipsi peccatores, et abundantes in sæculo, obtinuerunt divitias.

13. Et dixi: Ergo sine causa justificavi cor meum, et lavi inter innocentes manus meas:
14. Et fui flagellatus tota die, et castigatio mea in matutinis.
15. Si dicebam: Narrabo sic: ecce nationem filiorum tuorum reprobavi.

16. Existimabam ut cognoscerem hoc, labor est ante me:
17. Donec intrem in Sanctuarium Dei: et intelligam in novissimis eorum.

18. Verumtamen propter dolos posuisti eis: dejecisti eos dum allevarentur.
19. Quomodo facti sunt in desolationem, subito defecerunt: perierunt propter iniquitatem suam.
20. Velut somnium surgentium Domine, in civitate tua imaginem ipsorum ad nihilum rediges.
21. Quia inflammatum est cor meum, et renes mei commutati sunt:
22. Et ego ad nihilum redactus sum, et nescivi.
23. Ut jumentum factus sum apud te: et ego semper tecum.
24. Tenuisti manum dexteram meam: et in voluntate tua deduxisti me, et cum gloria suscepisti me.
25. Quid enim mihi est in cœlo? et a te quid volui super terram?
26. Defecit caro mea, et cor meum: Deus cordis mei, et pars mea Deus in æternum.
27. Quia ecce, qui elongant se a te, peribunt: perdidisti omnes, qui fornicantur abs te.
28. Mihi autem adhærere Deo bonum est: ponere in Domino Deo spem meam: Ut annuntiem omnes prædicationes tuas, in portis filiæ Sion.


1. Ein Psalm Asaphs.1 Wie gütig ist Gott gegen Israel,2 gegen die, welche lauteren Herzens sind!3
2. Meine Füße aber wären bald gestrauchelt, meine Schritte wären fast ausgeglitten.4
3. Denn ich ereiferte mich über die Frevler, da ich den Frieden der Sünder sah.
4. Denn kein Absehen ist auf ihren Tod5 und nicht hat das Leid Dauer, das sie trifft.
5. Sie teilen nicht die Mühsal der Menschen und werden nicht wie andere Menschen geschlagen.6
6. Darum hält Hochmut sie gefangen, sind sie mit ihrer Sünde und ihrer Gottlosigkeit umhüllt.7
7. Es tritt wie aus fettem Grunde ihre Bosheit hervor,8 sie gehen den Lüsten ihres Herzens nach.9
8. Sie ersinnen und reden Bosheit, reden Frevel aus ihrer Höhe herab.10
9. Sie erheben ihren Mund in den Himmel11 und ihre Zunge wandelt auf der Erde.12
10. Darum wendet sich mein Volk13 dorthin, denn gute Tage finden sich bei ihnen.14
11. Sie15 sprechen: Wie sollte Gott es wissen und gäbe es Wissen bei dem Höchsten?
12. Siehe, sie sind Sünder und haben doch Überfluss in der Welt,16 haben Reichtümer erlangt.17
13. Und ich sprach:18 So habe ich denn umsonst mein Herz gerecht erhalten und unter19 den Unschuldigen meine Hände gewaschen?
14. Und ward doch immerfort geschlagen und gezüchtigt schon am frühen Morgen?20
15. Aber wenn ich sagte:21 Solches will ich reden, siehe, so hätte ich das Geschlecht deiner Kinder verleugnet!22
16. Ich sann nach, um dies zu verstehen, aber es blieb mir zu mühsam,23
17. bis ich in das Heiligtum Gottes einging und acht hatte, welches ihr Ende sei.24
18. Ja, auf betrügerischen Boden25 stellst du sie, du stürzest sie, indes sie sich erheben.26
19. Wie sind sie zur Öde geworden, plötzlich dahingeschwunden, untergegangen um ihrer Sünde willen!27
20. Wie einen Traum der Erwachenden, so lässest du, Herr! in deiner Stadt ihr Bild zu nichts werden.28
21. Weil29 mein Herz entbrannt30 und meine Nieren31 bewegt waren,32
22. ward auch ich zu nichts33 gemacht und hatte keine Einsicht mehr.34
23. Wie ein Lasttier ward ich vor dir,35 dennoch war ich immer bei dir.
24. Du hältst mich bei meiner Rechten36 und leitest mich nach deinem Willen und nimmst mich zu Ehren an.37
25. Denn was38 habe ich im Himmel und was begehre ich auf Erden außer dir?39
26. Schwindet auch mein Fleisch und mein Herz dahin, meines Herzens Gott und mein Anteil ist Gott in Ewigkeit.40
27. Denn siehe, die sich von dir entfernen, kommen um; du vertilgst alle, die von dir abfallen.
28. Mir aber ist es gut Gott anzuhängen, auf Gott, den Herrn, meine Hoffnung zu setzen; auf dass ich all dein Lob in den Toren der Tochter Sion41 verkünde.42


Fußnote

Psalm. 72 (1) Vergl. [1Chr 16,7]. - (2) Oder: o Israel. - (3) Der Psalm behandelt dieselbe Frage wie [Ps 36] und [Ps 48] aber in anderer Form. Damit der Psalm den Frommen kein Ärgernis gebe, stellt der Psalmist die Lösung an den Anfang: Gott lenkt alles zum Besten der Frommen. Erst hierauf schildert er den Weg, auf dem er diese Erkenntnis gewonnen. Übrigens ist die Lösung keine volle, da sie das Jenseits nicht umfasst. - (4) Das Bild der Vulg. ist von ausgegossenem Wasser hergenommen. - (5) Es ist bei Gott kein Absehen auf ihren Tod. Hebr.: Keine Qualen leiden sie bis zu ihrem Tode (oder: hat ihr Tod) und feist ist ihr Wanst. - (6) Man sollte meinen, dass die Guten eine Ausnahme von dem Elende des menschlichen Lebens erfahren, doch nein, es sind gerade die Bösen, die vom Leiden verschont werden. - (7) Hebr.: darum umhalst sie (wie ein Schmuck) Hoffart, Unrecht umhüllt sie wie ein Gewand. - (8) Ihre Ungerechtigkeit hat ihre Quelle im Überfluss. Wie aus dem fetten Erdreich das Unkraut, so treibt aus dem üppigen Wohlergehen die Ungerechtigkeit hervor. Hebr.: Es glotzen hervor aus Fett ihre Augen. - (9) Hebr.: Das fühllose Herz ist so voll von bösen Plänen, dass es überströmt. - (10) Von ihrer eingebildeten Höhe herab. - (11) Selbst das Höchste und Heiligste wird von ihnen gelästert. - (12) Durchzieht die Erde alles herabsetzend, alles begeifernd und lästernd. - (13) Das Volk derer, die zu dem Sänger gehören, die Frommen. Hebr.: sein Volk, der betörte Anhang der Gottlosigkeit. - (14) Hebr.: und Wasser (Bild der verderblichen Grundsätze) schlürfen sie (wie Lebenswasser) in Fülle. - (15) „Mein Volk“ sind die Frommen. „Sie“ sind die am Ende von V. 10 genannten Gottlosen und ihr Anhang, der ihnen blindlings folgt. - (16) Oder: in sæculum – für immer. - (17) Hebr.: Immer sorglos haben sie hohe Macht erlangt. - (18) In meinem Herzen, ich dachte. - (19) Wenn Gott ein allwissender Lenker der Welt wäre, wie hätte da mein Streben, ihm wohlzugefallen, mit Missgeschick belohnt werden dürfen, während die Gottlosen die Welt beherrschen und genießen? - (20) Hebr.: An jedem Morgen. - (21) Oder: aber hätte ich gesagt… so würde ich verleugnet haben. Dies scheint der Zusammenhang näher zu legen. - (22) Mich außerhalb der Zugehörigkeit zu deinen Kindern gestellt. - (23) Das Rätsel blieb ungelöst, als etwas den Geist Quälendes. - (24) In der Nähe Gottes wird ihm das Auge über das Walten Gottes geöffnet, da er zum Herrn in seiner Anfechtung betet, Zuversicht steigt in sein Herz herab und sein Blick wird auf das traurige Endschicksal der Gottlosen gelenkt. - (25) Wo man leicht ausgleitet. - (26) Sich glücklich preisen. Hebr.: Du stürzest sie in Trümmer. - (27) Hebr.: Durch Schreckensgeschicke. Dass Gottes Gerechtigkeit die Schicksale der Menschen lenkt und leitet, ist ausgesprochen, doch fehlt noch der Hinweis auf die Strafe im Jenseits. - (28) Wie der Traum eines Erwachenden in seinem Nichts erscheint, so wirst du, Herr, ihre inhaltslose Herrlichkeit (Bild) in der Stadt Jerusalem, dem Mittelpunkt deines Volkes, dem auch sie angehören, als ein vorübergehendes Trugbild erweisen, indem du sie hier plötzlich aus deiner Gemeinde verweisest und sie jenseits ewig tilgst. Hebr.: Wie einen Traum, sobald man aufwacht, so entschlägst du, Herr, beim Erwachen (zum Gerichte) dich ihres Bildes. – Bis hierher reicht die dem Sänger zuteil - (29) Rückblick? Oder: wenn nun noch mein Herz sich erbitterte. - (30) In Bitterkeit der Anfechtung. - (31) Mein Innerstes. - (32) Von Begehr nach dem Glücke der Bösen. - (33) In Bezug auf höhere Erkenntnis. - (34) Hebr.: war ich (wäre ich) ein Tor und ohne Einsicht, ein vernunftloses Vieh (Nilpferd? Bild der Dummheit) wäre ich gegen dich (unfähig der Erkenntnis, die du dem Suchenden mitteilst.) - (35) Gehört nach dem Hebr. zum vorhergehenden Vers. Vulg.: So dumm wie ein Vieh ward ich in deinen Augen, doch trotzdem ich so sank, stand ich doch stets unter deinem Schutze und Beistande. - (36) Mich so vor dem Falle bewahrend. - (37) Wenn das ist, mag die Zukunft mir verborgen sein; ich weiß, dass ich beim Scheiden aus diesem Leben (Hebr.: hernach in die Herrlichkeit mich auf) als dein Diener bei dir in Ehren sein werde. So erfüllt ihn Zuversicht im Dunkel des Lebens und das Vertrauen lichtet ihm die Dunkelheit des Jenseits. - (38) Hebr.: wen? - (39) Weder der Himmel hat ohne dich für mich Herrliches noch finde ich Gefallen an der Erde, wenn ich nur dich besitze. - (40) Wenn der Sänger auch den Leib und das leibliche Leben verlieren sollte, Gott ist mein Anteil in Ewigkeit. Hebr.: Meines Herzens Fels und mein Anteil usw. - (41) In Jerusalem. – Diesen Zusatz fügt die Septuag. aus [Ps 9,15] ein. - (42) Der Psalm enthält zumeist die Gefühle eines einzelnen, doch machen kleine Zusätze (Israel V. 1 in deiner Stadt V. 20) ihn für den Gebrauch der Gemeinde geeignet.

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