Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Ps76

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Liber Psalmorum. Psalmus LXXVI.

Das Buch der Psalmen. Psalm 76 (77)


1. Stets hat der Psalmist in Heimsuchungen von Gott Trost erhalten (V. 4a), doch jetzt, von härtesten Schlägen betroffen, findet er keinen Trost und zweifelt, ob Gott etwa sein Volk gänzlich verworfen hat und ihm sein Erbarmen entziehen will. (V. 10) 2. Doch ja, jenes Unglück kommt ja von Gott, deshalb richtet der Dichter den Blick auf die Wunder, welche der Herr vor alten Zeiten für sein Volk getan, besonders in Ägypten. (V. 20) 3. Einer Herde gleich leitete Gott sein Volk durch Moses und Aaron zum verheißenen Ziele.

1. In finem, pro Idithun, Psalmus Asaph.
2. Voce mea ad Dominum clamavi: voce mea ad Deum, et intendit mihi.

3. In die tribulationis meæ Deum exquisivi, manibus meis nocte contra eum: et non sum deceptus.
Renuit consolari anima mea.
4. Memor fui Dei, et delectatus sum, et exercitatus sum: et defecit spiritus meus.
5. Anticipaverunt vigilias oculi mei: turbatus sum, et non sum locutus.

6. Cogitavi dies antiquos: et annos æternos in mente habui.

7. Et meditatus sum nocte cum corde meo, et exercitabar, et scopebam spiritum meum.
8. Numquid in æternum projiciet Deus: aut non apponet ut complacitior sit adhuc?
9. Aut in finem misericordiam suam abscindet, a generatione in generationem?
10. Aut obliviscetur misereri Deus? aut continebit in ira sua misericordias suas?
11. Et dixi: Nunc cœpi: hæc mutatio dexteræ Excelsi.

12. Memor fui operum Domini: quia memor ero ab initio mirabilium tuorum,
13. Et meditabor in omnibus operibus tuis: et in adinventionibus tuis exercebor.
14. Deus in sancto via tua: quis Deus magnus sicut Deus noster?
15. Tu es Deus qui facis mirabilia. Notam fecisti in populis virtutem tuam:
16. Redemisti in brachio tuo populum tuum, filios Jacob, et Joseph.
17. Viderunt te aquæ Deus, viderunt te aquæ: et timuerunt, et turbatæ sunt abyssi.
18. Multitudo sonitus aquarum: vocem dederunt nubes.
Etenim sagittæ tuæ transeunt:
19. Vox tonitrui tui in rota.
Illuxerunt coruscationes tuæ orbi terræ: commota est et contremuit terra.
20. In mari via tua, et semitæ tuæ in aquis multis: et vestigia tua non cognoscentur.
21. Deduxisti sicut oves populum tuum, in manu Moysi et Aaron.


1. Zum Ende,1 für Idithun, ein Psalm Asaphs.2
2. Ich3 rufe mit meiner Stimme zu dem Herrn, mit meiner Stimme zu Gott, dass er auf mich merke.4
3. Am Tage meiner Drangsal suche ich Gott, strecke meine Hände des Nachts nach ihm aus und täusche mich nicht;5 meine Seele will sich nicht trösten lassen!
4. Ich gedenke an Gott und freue mich;6 mühe ich mich sorgend, so verzagt mein Geist.7
5. Meine Augen blicken die ganze Nacht hindurch nach Hilfe aus, ich bin voller Unruhe und kann nicht reden.8
6. Ich überdenke die Tage der Vorzeit und die längst entschwundenen Jahre erwäge ich
7. und sinne des Nachts in meinem Herzen und sinne beständig nach und härme meinen Geist ab.9
8. Wird denn Gott auf ewig verwerfen oder nicht ferner mehr gnädig sein?

9. Oder wird er auf immer sein Erbarmen entziehen10 von Geschlecht zu Geschlecht?
10. Oder wird Gott vergessen, gnädig zu sein, und in seinem Zorn seine Erbarmungen zurückhalten?11
11. Da sprach ich: Nun beginne ich! Diese Änderung kommt von der Rechten des Allerhöchsten!12
12. Ich will der Taten des Herrn gedenken, denn ich habe deine Wundertaten im Gedächtnis vom Anfang13 her,
13. und nachsinnen will ich über all dein Tun und mich vertiefen in deine Taten.

14. O Gott! in Heiligkeit ist dein Weg. Wo ist ein Gott so groß wie unser Gott?
15. Du bist Gott allein, der du Wunder tust; du hast unter allen Völkern14 deine Macht kund werden lassen.
16. Du hast durch deinen Arm dein Volk erlöst, die Söhne Jakobs und Josephs.15
17. Es sahen dich die Wasser, o Gott es sahen dich die Wasser und gerieten in Furcht, erschüttert wurden die Tiefen.16
18. Gewaltig war das Rauschen der Wasser. Die Wolken donnerten17 und deine Pfeile18 fuhren hernieder.
19. Der Schall deines Donners rollte daher,19 deine Blitze leuchteten über den Erdkreis, es bebte und erzitterte die Erde.20
20. Durch das Meer ging dein Weg und dein Pfad durch große Wasser und deine Spuren erkannte man nicht.21
21. Du führtest dein Volk wie Schafe durch Moses und Aaron.22 [2Mos 14,29]


Fußnote

Psalm. 76 (1) Dem Musikmeister. - (2) Eines Nachkommens Asaphs. Über die Abfassungszeit lässt sich nichts Sicheres sagen. - (3) Der Dichter spricht nicht so von seiner Person, sondern als Glied Israels, so dass sich Freud und Leid der Gesamtheit in seinem Herzen widerspielt. - (4) Nach dem Hebr. wird in V. 2-13 die Seelenstimmung, in der der Psalmist sich gegenwärtig und seit langem findet, geschildert. In der Vulg. kann man V. 3, 4 als allgemeine Schilderung auffassen, der sich dann Einzelfälle anschließen: einmal, ein anderesmal. – Hebr.: Meine Stimme (geht) zu Gott und ich will schreien, meine Stimme (geht) zu Gott, dass er das Ohr neige zu mir. - (5) Ich finde Erhörung bei Gott. Hebr.: Meine Hand ist des Nachts ausgegossen (ausgestreckt) unablässig, nicht trösten lassen will sich meine Seele. - (6) Besser wohl nach dem Hebr.: ich seufze. - (7) Sela. - (8) Hebr.: Du (Gott) hältst offen meine Augendecken die Nachtwachen hindurch. - (9) Hebr.: Ich gedenke des Saitenspiels in der Nacht (wie ich vordem fröhliche Loblieder für deine Wohltaten singen durfte), sinne in meinem Herzen und es grübelt mein Geist. - (10) Hebr.: Ist es aus mit der Verheißung von Geschlecht zu Geschlecht? - (11) Sela. - (12) Ich beginne Einsicht zu gewinnen, das Elend des Volkes recht zu würdigen, dass Gott in weiser Absicht den früheren Glücksstand in harte Prüfung gewandelt hat, nämlich nicht, uns zu verwerfen, sondern vor den Völkern seine rettende Hand zu offenbaren wie einst in Ägypten. Hebr.: Nein, denken will ich: dies ist mein Leiden, dass sich geändert die Rechte des Höchsten. - (13) Israels. - (14) Den Heiden. - (15) Josephs Söhne wurden in ihrem Erbteil denen Jakobs gleichgestellt, daher ihre besondere Erwähnung. – Sela. - (16) Das Schilfmeer stand dem Volke Gottes hindernd im Wege, da griff seine Hand ein. - (17) Hebr.: Es strömten Wasser die Wolken, es dröhnten die Himmel. (Bild des Gewitters.) - (18) Die Blitze. - (19) Nach der Sept.: im Wirbelwinde. - (20) Der Dichter stellt sich vor, als sei Gott in einer Theophanie gekommen, Gericht über Ägypten zu halten. - (21) Während Himmel und Erde in Aufruhr sind, schreitet Gott durch das Meer und eröffnet seinem Volke eine Straße zur Rettung. Seine Person zwar war unsichtbar, doch sichtbar die Wirkungen seines Eingreifens. Doch nachdem Gott hindurchgegangen, schlugen die Wogen wieder zusammen und so blieb keine Spur des Durchganges durch das Meer. - (22) Das erwähnt Asaph gern in seinen Psalmen. Vergl. [Ps 80]. – Der Psalm wird am Gründonnerstag aus der Seele des am Ölberg geängstigten Heilandes gebetet und passt als Flehgebet für alle Seelen, die sich von Gott verlassen glauben.


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