Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Tob02

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Liber Tobiæ Caput II.

Das Buch Tobias. Kap. 2


D. Im Anfange der Herrschaft des Asarhaddon kehrt Tobias in sein Haus zurück und setzt die Bestattung der Toten fort. Als er eines Tages an der Mauer seines Hauses erschöpft einschläft, zieht ihm Schwalbenschmutz den Verlust des Augenlichtes zu. (V. 11) Gott lässt dies zu, damit Tobias wie Job ein Vorbild unversieglicher Geduld bei den Spottreden der Freunde und Verwandten biete. (V. 18) E. Auch sein Weib schmäht ihn.

1. Post hæc vero, cum esset dies festus Domini, et factum esset prandium bonum in domo Tobiæ,

2. Dixit filio suo: Vade, et adduc aliquos de tribu nostra, timentes Deum, ut epulentur nobiscum.

3. Cumque abiisset, reversus nuntiavit ei, unum ex filiis Israel jugulatum jacere in platea. Statimque exsiliens de accubitu suo, relinquens prandium, jejunus pervenit ad corpus:

4. Tollensque illud portavit ad domum suam occulte, ut dum sol occubuisset, caute sepeliret eum.
5. Cumque occultasset corpus, manducavit panem cum luctu et tremore,

6. Memorans illum sermonem, quem dixit Dominus per Amos prophetam: Dies festi vestri convertentur in lamentationem et luctum.

7. Cum vero sol occubuisset, abiit, et sepelivit eum.
8. Arguebant autem eum omnes proximi ejus, dicentes: Jam hujus rei causa interfici jussus es, et vix effugisti mortis imperium, et iterum sepelis mortuos?

9. Sed Tobias plus timens Deum, quam regem, rapiebat corpora occisorum, et occultabat in domo sua, et mediis noctibus sepeliebat ea.
10. Contigit autem ut quadam die fatigatus a sepultura, veniens in domum suam, jactasset se juxta parietem, et obdormisset,
11. Et ex nido hirundinum dormienti illi calida stercora inciderent super oculos ejus, fieretque cæcus.
12. Hanc autem tentationem ideo permisit Dominus evenire illi, ut posteris daretur exemplum patientiæ ejus, sicut et sancti Job.
13. Nam cum ab infantia sua semper Deum timuerit, et mandata ejus custodierit, non est contristatus contra Deum quod plaga cæcitatis evenerit ei,

14. Sed immobilis in Dei timore permansit, agens gratias Deo omnibus diebus vitæ suæ.
15. Nam sicut beato Job insultabant reges, ita isti parentes et cognati ejus irridebant vitam ejus, dicentes:

16. Ubi est spes tua, pro qua eleemosynas, et sepulturas faciebas?

17. Tobias vero increpabat eos, dicens: Nolite ita loqui:
18. Quoniam filii sanctorum sumus, et vitam illam exspectamus, quam Deus daturus est his, qui fidem suam nunquam mutant ab eo.
19. Anna vero uxor ejus ibat ad opus textrinum quotidie, et de labore manuum suarum victum, quem consequi poterat, deferebat.
20. Unde factum est, ut hœdum caprarum accipiens detulisset domi:
21. Cujus cum vocem balantis vir ejus audisset, dixit: Videte, ne forte furtivus sit, reddite eum dominis suis, quia non licet nobis aut edere ex furto aliquid, aut contingere.
22. Ad hæc uxor ejus irata respondit: Manifeste vana facta est spes tua, et eleemosynæ tuæ modo apparuerunt.

23. Atque his, et aliis hujuscemodi verbis exprobrabat ei.


1. Als aber nach diesen Ereignissen einmal ein Festtag des Herrn1 war und ein gutes Mahl im Hause des Tobias bereitet war,
2. sprach er zu seinem Sohne: Gehe hin und führe einige aus unserm Stamme herbei, die gottesfürchtig sind,2 damit sie mit uns speisen.
3. Dieser ging hin, und als er zurückkehrte, teilte er ihm mit, dass einer von den Söhnen Israels getötet auf der Straße liege. Sogleich sprang er von seinem Platze auf, verließ das Mahl und ging nüchtern zu der Leiche,
4. hob sie auf und trug sie heimlich in sein Haus,3 um sie, wenn die Sonne untergegangen wäre, unbemerkt zu begraben.
5. Nachdem er nun den Leichnam versteckt hatte, aß er sein Brot mit Trauern und Bangen,4
6. jenes Wortes gedenkend, welches der Herr durch den Propheten Amos gesprochen: Eure Festtage werden in Klagen und Trauer verwandelt werden.5 [Amos 8,10, 1Mak 1,41]
7. Als aber die Sonne untergegangen war, ging er hin und begrub ihn.
8. Da tadelten ihn alle seine Nachbarn6 und sprachen: Schon einmal ist um dieser Sache willen der Befehl gegeben worden, dich zu töten, und kaum bist du dem Todesurteil entronnen, so begräbst du schon wieder die Toten!7
9. Aber Tobias fürchtete Gott mehr als den König, nahm die Leichname der Getöteten weg, verbarg sie in seinem Hause und begrub sie während der Nacht. [Tob 1,21]
10. Es geschah aber, dass er eines Tages,8 da er müde vom Begraben nach Hause kam, sich an der Wand9 niederlegte und einschlief;
11. und da er schlief,10 fiel ihm aus einem Schwalbenneste warmer Kot auf die Augen, und er ward blind.11
12. Diese Prüfung aber ließ der Herr darum über ihn kommen, damit er den späteren Geschlechtern ein Beispiel seiner Geduld gäbe, wie auch der heilige Job.12
13. Denn da er von seiner Kindheit an allezeit Gott gefürchtet hatte, so beklagte er sich nicht gegen Gott, dass dies Unglück der Blindheit über ihn gekommen war,13
14. sondern beharrte unerschütterlich in der Furcht Gottes, Gott alle Tage seines Lebens Dank sagend.
15. Denn14 wie Könige den seligen Job beschimpften, so spotteten auch seine Verwandten und Bekannten über sein Leben15 und sprachen:
16. Wo ist deine Hoffnung,16 um derentwillen du Almosen gabest und Tote begrubest?
17. Tobias aber schalt sie und sprach: Redet nicht also!
18. Denn wir sind Kinder der Heiligen17 und erwarten jenes Leben, welches Gott denen geben wird, die ihre Treue gegen ihn niemals ändern.
19. Anna aber, sein Weib, ging täglich zum Weben aus und brachte, was sie mit der Arbeit ihrer Hände zum Unterhalte gewinnen konnte, nach Hause.
20. So geschah es, dass sie einen Ziegenbock erhielt und nach Hause brachte.
21. Als nun ihr Mann denselben meckern hörte, sprach er: Sehet zu, dass er nicht etwa gestohlen sei!18 Gebet ihn seinen Herren zurück, denn etwas Gestohlenes dürfen wir weder essen noch anrühren! [5Mos 22,1]
22. Darauf antwortete sein Weib erzürnt: Offenbar ist deine Hoffnung nichtig geworden, und was dein Almosengeben nützte, zeigt sich jetzt.19 [Job 2,9]
23. Mit diesen und andern dergleichen Worten machte sie ihm Vorwürfe.

Fußnote

Kap. 2 (1) Die Vulgata lässt den Festtag unbestimmt, andere Texte nennen das Pfingstfest. An diesem wurden in der Tat Freudenmahle veranstaltet, zu denen auch Arme herbeigezogen wurden. [5Mos 16,9ff] - (2) Damit er nicht von solchen, die unrein waren, selbst befleckt würde. [4Mos 19,22] - (3) Ein Seitengebäude, denn sonst hätte er mit den Seinen nicht im eigenen Hause weilen dürfen. [4Mos 19,14] - (4) Nach dem Griech. wusch er sich, wohl sieben Tage hindurch; wohl, da er die Vorschrift [4Mos 19,12ff] nicht erfüllen konnte, mit gewöhnlichem Wasser. Nach dem Sinait. blieb er auch nach dem eigentlichen Begräbnis (V. 9) draußen, verzichtete auf das Freudenmahl, aß als Verunreinigter allein und blieb jedes Mal sieben Tage außer dem Hause. Da er nun oft Tote begrub, war er der härtesten Entbehrung ausgesetzt, die nur dadurch übertroffen ward, dass er sein eigenes Leben der Gefahr preisgab. Auf Gott vertrauend, erfüllte er die Pflichten der Frömmigkeit. - (5) Die Krone ward dieser Tugend durch die Demut aufgesetzt. Ob Tobias wohl an [Amos 6,1ff, Amos 2,6ff] dachte? - (6) Wohl die Verwandten (V. 15), unter denen seine Frau. (V. 22) - (7) Gott will die Tugend des Tobias noch mehr erproben und lässt ihn selbst von denen, welche sonst eine bessere Einsicht hatten, kränken. - (8) Nach den übrigen Texten war es am selben Pfingstfeste. Die Vulgata hat die Erzählung von dem Pfingstfeste durch eine längere Reflexion über das nächtliche Begraben (V. 8, V. 9) getrennt. An die allgemeine Schilderung schließt sich dieser besondere Fall an. - (9) Weil er levitisch unrein war. - (10) Als er auf dem Lager lag, um zu schlafen. - (11) Dass beide Augen getroffen wurden, konnte durch die Höhe und andere Ursachen geschehen. Nach den ausführlichen Texten trat die Erblindung nur allmählich durch die verkehrten Mittel der Ärzte ein. Vergl. [Tob 11,14]. - (12) Die Reflexion der Vulgata fehlt in anderen Texten. Job wie Tobias danken Gott unter den Schicksalsschlägen und in der Verhöhnung. Heilig und selig (V. 15) sind synonym. Selig wird besonders der Gerechte genannt, der um Gottes willen leidet. - (13) Das Leiden sollte nur eine Prüfung sein. Tobias hatte es nicht verschuldet. - (14) Der Vers ist mit Vers 13 koordiniert und erklärt weiter die Ähnlichkeit des Tobias mit Job. - (15) Almosen, Begraben der Toten, die guten Werke, welche ihm nur Unheil brachten. - (16) Was du gehofft. - (17) Uns ist eine Belohnung verheißen. Heilige heißen besonders die Patriarchen, wieder aber heißt auch das auserwählte Volk ein heiliges Volk [2Mos 19,6, 5Mos 7,6] - (18) In allzu großer Gewissenhaftigkeit, welche sich auch darin zeigt, dass er sagt, es sei nicht gestattet, Gestohlenes auch nur zu berühren, wird Tobias nach dem Griech. zornig; mit Recht, da seine Frau nicht allzu große Zartheit des Gewissens gehabt zu haben scheint. - (19) Deine Almosen waren unnütz, ohne Lohn. Nach dem Griech. fügt sie bei: wie auch, dass du ein Betrogener oder ein Betrüger bist. Die Vulg. fasst besonders die Ähnlichkeit des Tobias mit Job ins Auge und legt deshalb mehr auf die Gottlosigkeit des Weibes Gewicht als auf die Kränkung des Mannes, doch deutet sie letztere V. 23 wenigstens an.

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