Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Tob05

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Liber Tobiæ Caput V.

Das Buch Tobias. Kap. 5


B. Auf die Frage des Sohnes, wie dies geschehen solle, befiehlt ihm der ältere Tobias, sich einen Reisegenossen zu suchen. (V. 4) Der Erzengel Raphael stellt sich ihm dar (V. 8) und begibt sich mit Zustimmung des Vaters mit dem jüngeren Tobias auf die Reise (V. 22), die Eltern in tiefste Betrübnis versenkt zurücklassend.

1. Tunc respondit Tobias patri suo, et dixit: Omnia quæcumque præcepisti mihi faciam pater.
2. Quo modo autem pecuniam hanc requiram, ignoro: ille me nescit, et ego eum ignoro: quod signum dabo ei? Sed neque viam, per quam pergatur illuc, aliquando cognovi.

3. Tunc pater suus respondit illi, et dixit: Chirographum quidem illius penes me habeo: quod dum illi ostenderis, statim restituet.
4. Sed perge nunc, et inquire tibi aliquem fidelem virum, qui eat tecum salva mercede sua: ut, dum adhuc vivo, recipias eam.
5. Tunc egressus Tobias, invenit juvenem splendidum, stantem præcinctum, et quasi paratum ad ambulandum.
6. Et ignorans quod Angelus Dei esset, salutavit eum, et dixit: Unde te habemus bone juvenis?
7. At ille respondit: Ex filiis Israel. Et Tobias dixit ei: Nosti viam, quæ ducit in regionem Medorum?

8. Cui respondit: Novi: et omnia itinera ejus frequenter ambulavi, et mansi apud Gabelum fratrem nostrum: qui moratur in Rages civitate Medorum, quæ posita est in monte Ecbatanis.
9. Cui Tobias ait: Sustine me obsecro, donec hæc ipsa nuntiem patri meo.

10. Tunc ingressus Tobias, indicavit universa hæc patri suo. Super quæ admiratus pater, rogavit ut introiret ad eum.
11. Ingressus itaque salutavit eum, et dixit: Gaudium tibi sit semper.
12. Et ait Tobias: Quale gaudium mihi erit, qui in tenebris sedeo, et lumen cœli non video?
13. Cui ait juvenis: Forti animo esto, in proximo est ut a Deo cureris.

14. Dixit itaque illi Tobias: Numquid poteris perducere filium meum ad Gabelum in Rages civitatem Medorum? Et cum redieris, restituam tibi mercedem tuam.
15. Et dixit ei Angelus: Ego ducam, et reducam eum ad te.

16. Cui Tobias respondit: Rogo te, indica mihi, de qua domo, aut de qua tribu es tu?
17. Cui Raphael Angelus dixit: Genus quæris mercenarii, an ipsum mercenarium, qui cum filio tuo eat?

18. Sed ne forte sollicitum te reddam, ego sum Azarias Ananiæ magni filius.

19. Et Tobias respondit: Ex magno genere es tu. Sed peto ne irascaris quod voluerim cognoscere genus tuum.

20. Dixit autem illi Angelus: Ego sanum ducam, et sanum tibi reducam filium tuum.

21. Respondens autem Tobias, ait: Bene ambuletis, et sit Deus in itinere vestro, et Angelus ejus comitetur vobiscum.
22. Tunc paratis omnibus, quæ erant in via portanda, fecit Tobias vale patri suo et matri suæ, et ambulaverunt ambo simul.

23. Cumque profecti essent, cœpit mater ejus flere, et dicere: Baculum senectutis nostræ tulisti, et transmisisti a nobis.

24. Nunquam fuisset ipsa pecunia, pro qua misisti eum.
25. Sufficiebat enim nobis paupertas nostra, ut divitias computaremus hoc, quod videbamus filium nostrum.
26. Dixitque ei Tobias: Noli flere, salvus perveniet filius noster, et salvus revertetur ad nos, et oculi tui videbunt illum.

27. Credo enim quod Angelus Dei bonus comitetur ei, et bene disponat omnia quæ circa eum geruntur, ita ut cum gaudio revertatur ad nos.
28. Ad hanc vocem cessavit mater ejus flere, et tacuit.


1. Da antwortete Tobias seinem Vater und sprach: Alles, was du mir befohlen hast,1 will ich tun, Vater!
2. Wie ich aber dieses Geld zurückerhalten soll, weiß ich nicht. Er kennt mich nicht und ich kenne ihn nicht, welches Zeichen soll ich ihm geben?2 Aber selbst den Weg, auf welchem man dorthin gehen muss, kenne ich nicht einmal.3
3. Da antwortete ihm sein Vater und sprach: Ich habe ja noch seine Handschrift bei mir; wenn du ihm diese zeigst, wird er es alsbald zurückgeben.
4. Aber gehe jetzt hin und suche dir einen zuverlässigen Mann, der für eine Belohnung4 mit dir reist, damit du es wiederbekommest, während ich noch lebe.
5. Als nun Tobias hinausging, fand der einen schönen Jüngling, geschürzt und reisefertig dastehend.
6. Er wusste nicht, dass es ein Engel Gottes war, und grüßte ihn und sprach: Woher bist du, guter Jüngling?
7. Jener aber antwortete: Aus den Söhnen Israels.5 Und Tobias sprach zu ihm: Kennst du den Weg, der in das Land der Meder führt?
8. Er antwortete ihm: Ich kenne ihn und bin alle Wege desselben oft gegangen6 und bin bei unserem Bruder Gabel geblieben,7 der sich in Rages, einer Stadt der Meder, aufhält, die auf dem Gebirge von Ekbatana8 liegt.
9. Da sprach Tobias zu ihm: Ich bitte dich, warte ein wenig auf mich, dass ich dies meinem Vater mitteile.
10. Dann ging Tobias hinein und sagte dies alles seinem Vater. Der Vater verwunderte sich darüber und bat, jener möchte zu ihm hereinkommen.
11. Er kam also hinein, grüßte ihn und sprach: Freude sei mit dir immerdar!
12. Tobias sprach: Welche Freude soll mit mir sein, der ich in Finsternis sitze und das Licht des Himmels nicht sehe?
13. Der Jüngling entgegnete ihm: Sei guten Muts, gar bald9 wirst du von Gott geheilt werden.
14. Da sprach Tobias zu ihm: Wirst du meinen Sohn zu Gabel nach Rages, der Stadt der Meder, führen können? Wenn du wiederkommst, werde ich dir deinen Lohn geben.
15. Der Engel sprach zu ihm: Ich will ihn dorthin führen und wieder zu dir zurückführen.
16. Da antwortete ihm Tobias: Ich bitte dich, sage mir, aus welcher Familie oder aus welchem Stamme bist du?
17. Der Engel Raphael sprach zu ihm: Fragst du nach dem Geschlechte des Lohndieners oder nach dem Lohndiener selbst,10 der mit deinem Sohne gehen soll?11
18. Aber damit ich dich nicht etwa besorgt mache: Ich bin Azarias, der Sohn des großen Ananias.12
19. Tobias antwortete: Du bist aus einem hohen Geschlechte, aber ich bitte dich, zürne nicht, dass ich dein Geschlecht habe wissen wollen.
20. Der Engel aber sprach zu ihm: Ich will deinen Sohn wohlbehalten zu dir zurückführen.
21. Tobias antwortete und sprach: Reiset glücklich, Gott sei auf eurem Wege und sein Engel begleite euch!13
22. Darauf machten sie alles bereit, was auf den Weg mitgenommen werden sollte, und Tobias nahm Abschied von seinem Vater und seiner Mutter14 und beide gingen miteinander fort.
23. Als sie nun fortgezogen waren, fing seine Mutter an zu weinen und zu sagen: Du hast die Stütze unseres Alters weggenommen und von uns fortgesandt!15 [Tob 10,4]
24. Wäre doch das Geld nie gewesen, um dessentwillen du ihn fortgesandt hast!16
25. Denn wir waren zufrieden bei unserer Armut, so dass wir es für Reichtum hielten, unsern Sohn zu sehen.17
26. Tobias sprach zu ihr: Weine nicht! Unser Sohn wird wohlbehalten dorthin gelangen und wohlbehalten zu uns zurückkehren und deine Augen werden ihn sehen.
27. Denn ich glaube, dass ein guter Engel Gottes ihn begleitet und alles gut lenkt, was um ihn geschieht, so dass er mit Freuden zu uns zurückkehren wird.
28. Auf dieses Wort hin hörte seine Mutter auf zu meinen und schwieg.


Fußnote

Kap. 5 (1) Zeitliches wie Ewiges. Insbesondere erwähnt der junge Tobias den sofort auszuführenden Auftrag. - (2) Die Besorgnis richtet sich nach dem Griechischen zunächst darauf, dass er jenem von Person unbekannt ist. Die Vorzeigung des Bürgscheines verpflichtete Gabelus zwar zur Auszahlung, bot aber keine Sicherheit, dass das Geld nach zwanzig Jahren wirklich an seinen rechtmäßigen Eigentümer gelangte. Deshalb scheint wohl ein Zeichen notwendig, dass die Identität der Person verbürgt. - (3) Der Weg betrug 37 Meilen. - (4) Vorbehaltlich des gebührenden Lohnes; damals täglich eine Drachme (Denar) = ½ Mark. - (5) Wie der Engel des Herrn von sich aus sagt, was nur Gott zukommt, so Raphael von sich das, was der Person des Azarias zukam. Der Heiland erschien so auch den Jüngern von Emmaus als Fremdling und handelte als solcher, der Maria Magdalena dem Gärtner ähnlich. Freilich schien die wahre Person des Heilandes durch und die Täuschung war eine nur momentane; aber auch hier ist das Verhalten des Engels ein solches, dass es ihm unschwer als etwas mehr denn einen gewöhnlichen Menschen zeigt und der Irrtum des Tobias wird gleichfalls aufgeklärt. Der Engel stellt sich strahlend von (überirdischem) Glanze dar (V. 5), wird unvermutet schnell gefunden (V. 10), sagt die Heilung des Tobias voraus (V. 13), rettet den jüngeren Tobias am Tigris, bannt den Teufel und heilt den Tobias, den Vater, endlich. So konnte seine endliche Offenbarung nur den Zweck haben, jenen seine Person, nicht jetzt erst sein Wesen, zu offenbaren. In der Tat nennt ihn Tobias [Tob 12,1] einen heiligen Mann. - (6) Dies gilt ebenso von dem Engel wie von Azarias. - (7) Er war wohl einer der Schutzengel Israels oder wenigstens der 10 Stämme im Exil. Das Bleiben des Engels ist ähnlich zu fassen wie in der Komplet des Breviers: deine heiligen Engel mögen in ihr wohnen. - (8) Ekbatana lag am Fuße des Gebirges. Nach der Hauptstadt wurde dieses selbst benannt. - (9) Griech. Itala: Es ist Gott leicht. Bald: In dem Sinne, wie Tobias gebetet, durch den Tod? Im Griech. lässt der Engel seine wahre Natur stärker durchblicken, da er erst nach der betrübten Antwort des Tobias auf seinen Freudenwunsch diesen wiederholt. - (10) Lohndiener: Jetzt in menschlicher Gestalt, dem Tobias gegenüber. Die Engel tun wirklich Knechtsdienste an dem Menschengeschlecht. Die Worte sind ´zweideutig. Der Engel nimmt den Körper an, nicht nur indem er ihn wahrhaft gebraucht, sondern auch indem er das, was ihm unsichtbar eigen ist, durch in die Sinne fallende Eigenschaften darstellt. (Thom.) Daher scheint er eine Person mit dem angenommenen Körper zu sein und gibt sich durch die Handlungen desselben, in gewisser Nachahmung des Verhältnisses der Seele zu diesem, kund. Ist aber der angenommene Leib ein wahrer? Ja, nach der übereinstimmenden Meinung der Theologen, insbesondere des hl. Thomas. Der Leib ist zwar in den Äußerungen dem menschlichen ähnlich, immerhin aber nicht von dem Engel beseelt. Ist das Sprechen erstlich die Tätigkeit eines lebenden, vernunftbegabten Wesens, sodann ein Laut und eine Bewegung, so können die Engel durch den angenommenen Körper das, was das Reden mit anderen Betätigungen gemeinsam hat, bewirken, nicht aber, dass es von einem lebenden Wesen als solchem ausgehe. (Thom.) Wenn der von dem Engel angenommene Körper sich bewegt, geht usw., so bewegen sich auch die Engel mit ihnen und sind so durch die Körper an diesem Orte und nicht an einem anderen. - (11) Durch die Abweisung der frage deutet der Engel auf sei wahres Wesen hin. Doch entsprach es der Sitte des Altertums, zuerst nach der Herkunft und Abstammung zu fragen. Noch mehr aber forderte das Geschäft, zu dem Tobias den unbekannten Jüngling annehmen wollte, eine genaue Frage. Umso auffallender musste die erste Abweisung des Engels dem Tobias erscheinen, als jener nun ein Geschlecht bezeichnet, dessen er sich nicht zu schämen hatte. - (12) Azarias: Gott hilft. Der Name entspricht dem Berufe. Ananias: Sohn des Erbarmens. Diesen kannte Tobias als einen vornehmen Mann. - (13) Vergl. [Ps 90,11.12]. Wie V. 27 (und V. 19) deutet Tobias unbewusst auf die wahre Natur des Begleiters hin. - (14) Er küsste Vater und Mutter. (Griech.) - (15) Die Schilderung zeigt, wie der semitische Geist sich in dem semitisch-arischen Ninive mit dem indogermanischen berührt. Erst nach der Entfernung des geliebten Sohnes wird die Mutter inne, was sie an ihm gehabt. - (16) Griech.: Geld gehe nicht über Geld! Geld ist nicht mehr wert als Geld, Geld ist Geld, aber ein Sohn ist ein Sohn; im Vergleich zu ihm ist jenes Auskehricht. - (17) Das Wenige, was wir in unserer Armut besaßen, war wenigstens hinreichend, und dass wir dabei unseren Sohn hatten, konnte als großer Reichtum gelten im Vergleich zu dessen jetzigem Verluste.

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