Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:1Joh02

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Epistola beati Joannis Apostoli prima.

Erster Brief des heiligen Apostels Johannes Kap. 2


Der Nachlass der Sünden wird durch Christus erlangt, der die Sühne für alle Sünden ist. (V. 2) Außerdem muss, wer im Lichte wandelt, die Gebote Christi beobachten, um sich so mit Gott zu vereinigen und in ihm zu bleiben. (V. 6) c. Unter allen Geboten nimmt die erste Stelle das alte und zugleich neue Gebot der Liebe ein; von seiner Beobachtung also hängt die Entscheidung ab, ob jemand im Lichte oder in der Finsternis wandelt. (V. 11) 2. Zwei Laster, welche die Menschen insbesondere hindern, im Lichte zu wandeln (V. 12 – 29): a. Nachdem der Apostel, um sich das Wohlwollen der Leser zu sichern, diese versichert, dass er ihren Tugenden wegen sich an die Niederschrift des Evangeliums und an die Abfassung dieses Briefes gemacht habe, (V. 14) b. mahnt er sie vor allem, die Welt nicht zu lieben, die eine allgemeine Verderberin sei und schnell mit all ihrer Lust vorübergehe (V. 17), c. und untersagt ihnen vor allem den Verkehr mit den Irrlehrern, welche er Antichristen nennt, weil sie Vorläufer des Antichrist seien, da sie leugnen, dass Jesus der Christus sei, und weder Vater noch Sohn anerkennen. (V. 23) Diese meidend sollen die Christen in dem treu beharren, was sie durch den Heil. Geist gelernt, damit sie die Wiederkehr Christi mit Zuversicht erwarten können.

1. Filioli mei, hæc scribo vobis, ut non peccetis. Sed et si quis peccaverit, advocatum habemus apud Patrem, Jesum Christum justum:

2. Et ipse est propitiatio pro peccatis nostris: non pro nostris autem tantum, sed etiam pro totius mundi.
3. Et in hoc scimus quoniam cognovimus eum, si mandata ejus observemus.

4. Qui dicit se nosse eum, et mandata ejus non custodit, mendax est, et in hoc veritas non est.
5. Qui autem servat verbum ejus, vere in hoc caritas Dei perfecta est: et in hoc scimus quoniam in ipso sumus.

6. Qui dicit se in ipso manere, debet, sicut ille ambulavit, et ipse ambulare.

7. Carissimi, non mandatum novum scribo vobis, sed mandatum vetus, quod habuistis ab initio: mandatum vetus est verbum, quod audistis.
8. Iterum mandatum novum scribo vobis, quod verum est et in ipso, et in vobis: quia tenebræ transierunt, et verum lumen jam lucet.
9. Qui dicit se in luce esse, et fratrem suum odit, in tenebris est usque adhuc.

10. Qui diligit fratrem suum, in lumine manet, et scandalum in eo non est.
11. Qui autem odit fratrem suum, in tenebris est, et in tenebris ambulat, et nescit quo eat: quia tenebræ obcæcaverunt oculos ejus.
12. Scribo vobis, filioli, quoniam remittuntur vobis peccata propter nomen ejus.

13. Scribo vobis patres, quoniam cognovistis eum, qui ab initio est. Scribo vobis adolescentes, quoniam vicistis malignum.
14. Scribo vobis infantes, quoniam cognovistis patrem. Scribo vobis juvenes, quoniam fortes estis, et verbum Dei manet in vobis, et vicistis malignum.

15. Nolite diligere mundum, neque ea, quæ in mundo sunt. Si quis diligit mundum, non est caritas Patris in eo:
16. Quoniam omne, quod est in mundo, concupiscentia carnis est, et concupiscentia oculorum, et superbia vitæ: quæ non est ex Patre, sed ex mundo est.
17. Et mundus transit, et concupiscentia ejus. Qui autem facit voluntatem Dei, manet in æternum.
18. Filioli, novissima hora est: et sicut audistis quia Antichristus venit: et nunc Antichristi multi facti sunt; unde scimus, quia novissima hora est.

19. Ex nobis prodierunt, sed non erant ex nobis: nam, si fuissent ex nobis, permansissent utique nobiscum: sed ut manifesti sint quoniam non sunt omnes ex nobis.

20. Sed vos unctionem habetis a Sancto, et nostis omnia.
21. Non scripsi vobis quasi ignorantibus veritatem, sed quasi scientibus eam: et quoniam omne mendacium ex veritate non est.
22. Quis est mendax, nisi is, qui negat quoniam Jesus est Christus? Hic est Antichristus, qui negat Patrem, et Filium.
23. Omnis, qui negat Filium, nec Patrem habet; qui confitetur Filium, et Patrem habet.
24. Vos quod audistis ab initio, in vobis permaneat: si in vobis permanserit quod audistis ab initio, et vos in Filio, et Patre manebitis.

25. Et hæc est repromissio, quam ipse pollicitus est nobis, vitam æternam.
26. Hæc scripsi vobis de his, qui seducunt vos.
27. Et vos unctionem, quam accepistis ab eo, maneat in vobis. Et non necesse habetis ut aliquis doceat vos: sed sicut unctio ejus docet vos de omnibus, et verum est, et non est mendacium. Et sicut docuit vos: manete in eo.
28. Et nunc filioli manete in eo: ut cum apparuerit, habeamus fiduciam, et non confundamur ab eo in adventu ejus.

29. Si scitis quoniam justus est, scitote quoniam et omnis, qui facit justitiam, ex ipso natus est.

1. Meine Kindlein!1 dies2 schreibe ich3 euch, damit ihr nicht sündiget. Aber wenn auch4 jemand gesündigt hat, so haben wir5 einen Fürsprecher bei dem Vater, Jesus Christus, den Gerechten,6
2. und er ist die Sühne für unsere Sünden;7 nicht allein für die unsrigen,8 sondern auch für die der ganzen Welt.9
3. Und10 daraus11 ersehen wir, dass wir ihn12 erkannt haben, wenn wir seine Gebote halten.13
4. Wer da sagt, er habe ihn erkannt, und seine Gebote nicht hält, ist ein Lügner, und in ihm ist die Wahrheit nicht.14
5. Wer aber sein Wort hält, in dem ist wahrhaft15 die Liebe Gottes vollkommen,16 und daran17 erkennen wir, dass wir in ihm sind.
6. Wer sagt, dass er in ihm bleibe,18 der muss,19 wie er gewandelt hat, ebenso auch selbst wandeln.
7. Geliebte!20 nicht ein neues Gebot schreibe ich euch, sondern ein altes Gebot,21 das ihr von Anfang an22 hattet; das alte Gebot ist das Wort, welches ihr gehört habt.23
8. Wiederum24 schreibe ich euch ein neues Gebot, das wahr ist,25 sowohl bei ihm26 als bei euch,27 denn die Finsternis28 ist vergangen und das wahre Licht leuchtet schon.29
9. Wer da sagt,30 er sei im Lichte,31 und hasst seinen Bruder,32 der ist in der Finsternis bis zur Stunde.
10. Wer seinen Bruder liebt, bleibt im Lichte,33 und in ihm ist kein Anstoß.34
11. Wer aber seinen Bruder hasset, ist in der Finsternis, und wandelt in der Finsternis, und weiß nicht, wohin er geht,35 denn die Finsternis hat seine Augen geblendet.36
12. Ich schreibe euch,37 Kinder!38 da euch ja die Sünden vergeben werden39 um seines Namens willen.40
13. Ich schreibe euch, Väter!41 weil ihr ja den erkannt habt, der von Anfang an ist. Ich schreibe euch, Jünglinge!42 weil ihr den Bösen43 überwunden habet.
14. Ich schreibe euch,44 Kindlein! weil ihr ja den Vater erkannt habt. Ich schreibe euch, Jünglinge! weil ihr stark seid, und das Wort Gottes in euch bleibt,45 und ihr den Argen überwunden habt.46
15. Liebet nicht die Welt, noch was in der Welt ist.47 Wenn jemand die Welt liebt, so ist die Liebe des Vaters48 nicht in ihm.
16. Denn alles, was in der Welt ist,49 ist Fleischeslust, Augenlust und Hoffart des Lebens, was nicht vom Vater, sondern von der Welt ist.50

17. Und die Welt51 vergeht52 samt ihrer Lust;53 wer aber den Willen Gottes tut,54 bleibt in Ewigkeit.55
18. Kindlein!56 es ist die letzte Stunde;57 und wie ihr gehört habt,58 dass der Antichrist kommt,59 so sind auch jetzt viele Antichristen erschienen,60 woraus wir erkennen, dass es die letzte Stunde ist.61
19. Von uns sind sie ausgegangen, aber sie waren nicht von uns;62 denn wenn sie von uns gewesen wären, so würden sie doch bei uns geblieben sein; allein es sollte an ihnen offenbar werden, dass nicht alle von uns sind.
20. Doch ihr habt die Salbung63 vom Heiligen64 und wisset alles.65
21. Ich schreibe euch nicht, weil ihr die Wahrheit nicht wüsstet,66 sondern weil ihr sie wisset, und weil keine Lüge aus der Wahrheit kommt.67
22. Wer anders ist der Lügner als der, welcher leugnet, dass Jesus der Christus ist? Der ist der Antichrist, welcher den Vater und den Sohn leugnet.
23. Jeder, der den Sohn leugnet, hat auch den Vater nicht; wer den Sohn bekennt, hat auch den Vater.68
24. Ihr – was ihr von Anfang an gehört habt,69 das bleibe in euch!70 Wenn in euch bleibt, was ihr von Anfang an gehört habt,71 so werdet auch ihr in dem Sohne und in dem Vater bleiben.72
25. Und das73 ist die Verheißung, welche er74 uns gegeben hat, das ewige Leben.
26. Dieses75 habe ich euch über jene geschrieben, welche euch verführen wollen.
27. Was euch betrifft,76 so bleibe die Salbung, die ihr von ihm empfangen habt, in euch,77 und ihr habt nicht nötig, dass jemand euch belehre;78 sondern so, wie euch seine Salbung über alles belehrt, so ist es auch wahr und ist keine Lüge. Und wie sie euch belehrt hat,79 so80 bleibet in ihm.
28. Und nun,81 Kindlein! bleibet in ihm, damit wir, wenn er erscheinen wird,82 Zuversicht haben, und nicht mit Scham von ihm weichen müssen bei seiner Ankunft.83
29. Wenn ihr wisset, dass er gerecht ist, so erkennet auch, dass ein jeder, der Gerechtigkeit tut, aus ihm geboren ist.84

Fußnote

Kap. 2 (1) Der heil. Johannes ist der geistliche Vater der Leser, ihnen mit herzlicher Liebe zugetan, dazu ein hochbetagter Greis. - (2) Rückbeziehung auf [1Joh 1,4]. Gemeint ist wohl das [1Joh 1,7-10] Gesagte. - (3) Der Anrede „Meine Kindlein“ entsprechend, statt der mit apostolischer Autorität verbundenen 1. Person Plural. - (4) Wenn auch kein Mensch das ganze Leben hindurch ohne Sünde zu bleiben vermag, kann er doch jede einzelne Sünde für sich genommen, meiden. Darum gilt es zu kämpfen. (Beda) - (5) Christus hatte sich [Joh 14,16] als Beistand bezeichnet, jetzt bezeichnet ihn der Apostel ach seinem Heimgange als solchen. Indem der Apostel sich unter die einschließt, die einen Anwalt beim Vater haben, will er sich unter die Sünder rechnen, eher als dass er sich an die Stelle des Heilandes setzte. Alle Fürbitten von Heiligen sind solche von Menschen, anders die Fürbitte Christi. Zudem gründet sich unsere Fürbitte, ebenso wie die der Heiligen im Himmel, auf die Fürbitte Christi. Daher schließt die Kirche alle Gebete: durch Christus, unsern Herrn. Wie Christus der Hirt ist (sagt der heil. Augustin) so auch Petrus, aber Christus ist der wahre Hirt, weil er seine Schafe weidet, Petrus ist also nicht in sich Hirt, sondern im Herrn, so sind auch die Märtyrer nicht unsere Fürsprecher in sich selbst, sondern in dem, dem sie vereinigt sind wie die Glieder dem Haupte. - (6) Als Gerechter bedarf Christus nicht selbst eines Fürsprechers. - (7) Christi Fürsprache gründet sich auf sein Sühnungswerk. Seine Fürsprache ist eine immerwährende. - (8) Für die Sünden der Christen. - (9) Damit die Leser sich nicht in der alle umfassenden Liebe Gottes bevorzugt glauben, als habe er um ihrer selbst willen ein besonderes Wohlgefallen an ihnen, fügt er bei: der ganzen Welt. Doch lassen nicht alle diese Sühnung an sich zur Wirkung gelangen. - (10) Anknüpfung an V. 1, an das durch den Brief beabsichtigte Nichtsündigen. - (11) Aus dem Folgenden. - (12) Gott. Der Apostel knüpft wieder an das Thema [1Joh 1,5] an. Das Erkennen ist ein lebendiges, das Gesinnung und Handlung bestimmt. - (13) Jeder, der Gott lebendig erkennt, liebt ihn auch, und wer Gott wahrhaft liebt, hält seine Gebote, denn die Gebote sind der Ausdruck seines Willens und ebenso sehr zu seiner Ehre, wie zu unserem Heile gegeben. - (14) Parallele zu [1Joh 1,6]. Dann sind wir wahrhaft gläubig, wenn wir im Werke vollenden, was wie im Worte verheißen. (Greg.) - (15) Gegensatz zu dem V. 4 lügenhaft behaupteten Vorhandensein. - (16) So weit dies auf Erden möglich. Die Liebe besitzt die ganze Größe und Breite der göttlichen Aussprüche. (Aug.) - (17) Wenn wir in der Liebe zu Gott vollendet sind, wie es sich durch das Halten der Gebote erweist. - (18) Steigerung: V. 3: Gott erkennen, V. 5: In Gott sein. V. 6: In Gott bleiben. - (19) Damit der, welcher behauptet, in Christus zu bleiben, wahr rede, ist er verpflichtet, diese Behauptung auch zu bewähren. Um noch einmal zu sagen, wie dies geschieht, verweist der Apostel auf das Vorbild Christi, der ja das Sein in Gott als das Charakteristische seines Lebens von sich ausgesagt. [Joh 10,38, Joh 14,10ff, Joh 17,21] Noch ist nicht gesagt, worin der vorbildliche Wandel Christi bestand, doch weist die Bezeichnung „gerecht“ (V. 1) schon darauf hin, dass es ein Wandel in dem vollen Halten der göttlichen Gebote war. (V. 3) Was ist wandeln, worin er gewandelt, anders als alles Glück verachten, dass er verachtet, Widriges nicht fürchten, dass er getragen, lehren, was er gelehrt, hoffen, was er verheißen hat? (Prosper.) - (20) Der Apostel geht zu dem Thema einer zweiten Belehrung über, die wiederum eine doppelseitige ist, indem aus der Tatsache, dass es bereits eine Stätte des Lichtes auf Erden gibt [1Joh 2,6], geschlossen wird, dass die Zugehörigkeit zu ihr sich in der Bruderliebe erweist (V. 9 – 11) und alle Weltliebe ausschließt. (V. 12 – 17) Johannes will durch die Wiederholung der Anrede das Folgende recht hervorheben und an's Herz legen. - (21) Das von [1Joh 1,5] an Gesagte. - (22) Von Anfang ihres Christenlebens an, das mit der Verkündigung begann. - (23) Die apostolische Verkündigung. - (24) Wiederum leitet einen Gegensatz ein. Der Apostel bezeichnet jetzt das Gebot, das er V. 7 als genannt, als neu. - (25) Die scheinbar mit V. 7 in Widerspruch stehende Betrachtungsweise ist berechtigt, in welcher Beziehung, sagt der Relativsatz. - (26) Bei Christus. - (27) Das Gebot bleibt zwar immer das gleiche, doch ist es neu nach denen, denen es auferlegt wird, und nach den Umständen, in denen seine Beobachtung gefordert wird. - (28) Der Zustand der noch unerleuchteten Welt. - (29) In der Gemeinde der Erleuchteten, während die Finsternis immer mehr schwindet. In diesem Gegensatze zwischen der Lichtgemeinde und der Welt gilt es, zu der aus der Offenbarung in Christus sich ergebenden Forderung Stellung zu nehmen, die neu ist, insofern sie sich näher bestimmt zum Gebote der Bruderliebe und zum Verbot der Weltliebe. - (30) Eingang wie V. 4. - (31) Er sei mit dem Lichte innerlich verbunden. - (32) Gegensatz. Das Wort Bruder kommt zwar im N. T. oft für jeden Nächsten vor, indes ist nach [1Joh 3,11], besonders aber nach [1Joh 3,16] und [1Joh 5,1] hier der christliche Mitbruder zu verstehen. Diese echte Bruderliebe ist mit der allgemeinen Liebe zu allen Menschen insofern unzertrennlich, als Christus ja auch als Sühnopfer für die ganze Welt gestorben ist. Neben der Liebe kennt Johannes nur den Hass, eine Gleichgültigkeit gibt es für ihn nicht. - (33) Die Bruderliebe beweist, dass man in der Sphäre des Lichtes nicht nur ist, sondern auch bleibt. - (34) Wie wir im leiblichen Leben des Lichtes bedürfen, um uns beim Gehen vor dem Anstoßen und Fallen zu bewahren, das im Dunkel unvermeidlich ist, so muss das Licht in unser Inneres eindringen und dort alle Finsternis verscheuchen, damit wir nicht Anlass zum Sündigen (zum Verletzen der Bruderliebe) geben. - (35) Der Apostel kehrt noch einmal zu dem Gedanken des V. 9 zurück, um ihn fortzuführen, wie er V. 10 den Gegensatz dargestellt hat. Dem Bilde des Anstoßes liegt die Vorstellung des Wandelns zu Grunde. Wer in der Finsternis wandelt, kann vom rechten Wege abkommen und derart vom Ziele des Christen, der Liebe, abirren, dass er zu dem äußersten Gegensatze, dem Hasse, kommt. - (36) Vergl. [Joh 12,40], nach [Jes 6,10]. Ohne das Licht von Gott vermag unser geistiges Auge den rechten Weg nicht zu sehen; ein Zeichen, dass wir das Licht nicht haben, ist der Hass gegen den Bruder. - (37) Das Griech. bietet zwei Gruppen mit je drei Gliedern. Die zweite Gruppe, mit V. 14 beginnend, hat im Griech. die Zeit der Vergangenheit: ich habe euch geschrieben. In der Vulgata fehlt V. 14 ein Satzglied: Ich habe euch geschrieben, Väter, weil ihr den erkannt habt, der von Anfang ist. - (38) Der Apostel redet die Gesamtheit der Leser an. - (39) Griech.: vergeben sind. Dies ist die für ihr Christentum grundlegende Tatsache. Vergl. [1Joh 1,7]. - (40) Weil Christus ist, was sein Name besagt, der Erlöser und Mittler. - (41) Die Erfahrung des Alters hat sie in die Tiefe der Erkenntnis geführt. - (42) Jede Altersstufe erhält das ihrer Anlage und Betätigung entsprechende Lob. Den Jünglingen ziemt der Kampf. - (43) Der Böse ist der Teufel. [Joh 17,15] - (44) Griech.: ich habe euch geschrieben. (Vergl. Anm. 37) Wenn das, was er zu schreiben im Begriff steht, für die Angehörigen der Christengemeinde gelte, so soll doch nicht ausgeschlossen sein, dass er sie bereits V. 9 – 11 als Genossen der Gemeinde des Lichtes angeredet hat. Nach anderen bezieht sich der Apostel auf das Evangelium, das er geschrieben. - (45) Die Kraft könnte im Kampfe ermatten, doch in ihnen ist die Quelle bleibender Stärke. - (46) Der immer wieder euch angreift. - (47) Vers 15 – 17 bildet einen gewissen Parallelismus zu 9 – 11. Die Welt bedeutet im Evangelium des heil. Johannes, wo das Wort etwa siebzig Mal vorkommt, die gottentfremdete Menschheit. Von den übrigen Geschöpfen gilt die Lehre des heil. Augustin: „Was in der Welt ist, hat Gott erschaffen. Warum soll ich nicht lieben, was Gott geschaffen? Gott verbietet dir nicht dies zu lieben, sondern nur es so zu lieben, als ob es dich beseligen könnte; er gebietet, es nur zu lieben, um den Schöpfer zu loben und zu lieben. Liebst du aber diese Dinge so, dass du den Schöpfer hintansetzt, soll dir deine böse Liebe nicht zugerechnet werden? Zudem, wenn es heißt: Liebet dies nicht, wird da gesagt, ihr sollt nicht essen, nicht trinken, keine Familie haben? Nicht dies, aber alles werde auf den Schöpfer bezogen. Lasset euch nicht von den Geschöpfen verstricken, dass ihr liebet, nur um zu genießen, was ihr zum Gebrauche haben sollt.“ - (48) Die Liebe zu dem, welchen die Kinder des Lichtes als ihren Vater erkannt haben. - (49) Ähnlich wie in V. 15 geht der Apostel von den zur Welt gehörenden Personen zu dem über, was im Inneren derselben ist. Griech.: Alles, was den Inhalt, das Wesen der Welt ausmacht, was gleichsam ihr inneres Leben ist. Es sind dies: die Begierde, welche das Fleisch hegt, die Begierde, welche durch die Augen erregt wird, der prahlerische Übermut. In der Erklärung der einzelnen Ausdrücke gehen die Ausleger weit auseinander. Fleischeslust: Was dem Fleische eigen ist, Essen und sinnliche Lust. (Aug.) Augenlust: Was zu schauen Vergnügen macht. (Aug., Bed.) Die Fleischeslust ist wohl die dem Fleische auch ohne Reiz von außen innewohnende Lust, welche den Geist, der sich von Gott los reißt, gänzlich beherrscht; die Augenlust der von außen im Menschen erweckte Reiz. Die erstere ist deshalb vorwiegend Genusssucht, die andere die Sucht, Geschöpfe in seinen Dienst zu ziehen. Beide gehen oft ineinander über. Als drittes Laster tritt die Selbsterhebung des Menschen hinzu, welche aber Genusssucht und Habsucht (in weiterem Sinne) in ihrem Dienste hat und sich daher als Herrschsucht, Prunksucht u. a. m. offenbart. (Vergl. Thom. I.2 qu. 77 a. 5) Zu ihrer Bekämpfung dient die Übung der dreifachen guten Werke: Fasten, Almosengeben, Beten, wie ihr Gegensatz die klösterlichen Gelübde der Keuschheit, der Armut und des Gehorsams sind. - (50) Nur was aus der gottwidrigen Menschheit stammt, ist an sich schon gottwidrig. Der Vater ist der Vater der Christen, der Gotteskinder. - (51) Die gottwidrige Menschenwelt. - (52) Dies ist das Schicksal der Welt ihrem innersten Wesen nach. - (53) Diese verfällt dem Gerichte und dem Weltmenschen. - (54) Diese Worte kennzeichnen die Welt als dem Willen Gottes nicht gehorchend. Den Willen Gottes tun ist nach V. 5 die Liebe zu Gott. - (55) Vergl. [1Petr 1,25] und [Jes 40,8] er erlangt das ewige Leben. - (56) Diese Anrede ist wie V. 13 an alle Leser gerichtet. - (57) Es ist die letzte Weltzeit. - (58) Durch die euch verkündete Lehre. - (59) Das Präsens ist die Form eines allgemeinen Lehrsatzes, vergl. [Mk 9,12], in welchem über die Zeit nichts ausgesagt wird. Der Name Antichrist findet sich nur im 1. und 2. Brief des heil. Johannes. Vergl. [2Thes 2,3ff]. - (60) Wie euch verkündet ist. - (61) Ehe das Gericht eintritt, muss die Welt für dasselbe reif werden. Die Erscheinung der Antichristen im weiteren Sinne zeigt, dass wir in der Zeit vor dem Gerichte leben, insofern ihr Auftreten die Ankunft des persönlichen Antichristen anzeigt. - (62) Sie sind aus unserer Mitte hervorgegangen, indes trotz ihrer äußeren Angehörigkeit, gehörten sie uns durch das innere Band der Wahrheit und Gnade nicht an. Während sie unter uns sind, sind sie nicht aus uns, doch noch nicht offenbar als solche. Erst indem sie sich trennen, werden sie als solche offenbar. (Aug.) Auch der Abfall jener Ungetreuen muss dem Zwecke des lieben Gottes dienen. Bei jedem häretischen Abfalle fegt Gott die Tenne seiner Kirche und sondert die Spreu von dem Weizen. Diese Sichtung und Scheidung ist jedes Mal ein Fortschritt der Kirche, eine Vorbotin der letzten Scheidung im allgemeinen Gerichte. - (63) Die Salbung ist eine bildliche Bezeichnung der Verleihung des Heil. Geistes. - (64) Von Christus [Joh 6,69, Apg 3,14], wie der Gegensatz zum Antichrist zeigt. Wer die Salbung empfängt, ist selbst ein Gesalbter, also mit dem Gesalbten im wahren Sinne wesensverwandt, gehört zum wahren Priestertume. [1Petr 2,9] Ein solcher kann nichts mit dem Antichristentum zu tun haben. - (65) Griech. alle: kraft der Salbung seid ihr alle Wissende. Nach der Vulg.: Ihr wisst alles, was zum Wesen der christlichen Wahrheit gehört. - (66) Er hat V. 18, V. 19 nicht geschrieben, weil sie die Wahrheit nicht kannten, sondern gerade weil sie dieselbe kennen. Machet euch dieselbe also fruchtreich! - (67) Die Lüge stammt vielmehr aus dem Teufel. [Joh 8,44] Darum wissen sie, dass die Antichristen, welche sich gegen die Wahrheit erheben, nie der christlichen Gemeinschaft wahrhaft angehört haben, welche ja die Wahrheit kennt und bekennt. - (68) Der Lügner, den ich gemeint, ist derjenige, welcher die Grundwahrheit des Christentums leugnet, dass Jesus der Heiland der Welt, das menschgewordene Wort des ewigen Vaters ist. Vergl. [Joh 20,31]. Wer also die Gottheit leugnet, wie die Ebioniten, oder die wahre Menschheit Christi in Abrede stellt, wie die Doketen, ein solcher verwirft das ganze Christentum, ist also ein wahrer Antichrist. Wer leugnet, dass Jesus der Christ sei, leugnet, dass Gott sich in ihm als der im Sohne seiende und wirkende Vater offenbart hat, und leugnet so Gott, den Offenbarer. - (69) Das ganze Evangelium, insbesondere die Grundlehre desselben, die in V. 22 ausgesprochen ist. - (70) Zunächst in der Erkenntnis. - (71) Sie durchdringend und beherrschend, indem sie selbst es festhalten. - (72) Wenn auch der Geist das volle Verständnis und die Gewissheit von der Wahrheit wirkt, so ist ihnen doch die von den Antichristen geleugnete Tatsache (V. 22) zuerst von den Aposteln verkündet worden. - (73) Das Bleiben in dem Sohne und in dem Vater. - (74) Christus. - (75) Die Mahnung V. 24ff. - (76) Starke Hervorhebung der Angeredeten, wie in V. 20. - (77) Zurückweisung auf V. 20. Griech.: bleibt in euch. Der Geist, den ihr empfangen habt, ist euch gegeben, damit er in Ewigkeit bleibe. [Joh 14,16] Dies ist der Vorzug eures Christenstandes. - (78) Was tun wir also, die wir euch lehren? Wenn die Salbung euch über alles belehrt, mühen wir uns also ohne Ursache? Doch ich stelle eine Frage und richte sie an den Apostel selbst. Du sagst: Seine Salbung belehrt uns über alles. Wozu hast du also diesen Brief geschrieben? Was hast du die Leser lehren wollen? Sehet da ein Geheimnis, Brüder. Der Schall unserer Worte dringt an eure Ohren, der Lehrer ist in euren Herzen. Wäre dieser Lehrer nicht in euren Herzen, umsonst würden unsere Worte ertönen. Einen Thron im Himmel hat der, welcher eure Herzen lehrt. Christus ist es, der euch durch seine Eingebungen und seine Salbung lehrt. Wir mögen also durch unsere Reden pflanzen oder begießen, wir sind Nichts, sondern Gott ist es, der das Gedeihen gibt, seine Salbung ist es, die euch über alles belehrt. (Aug.) - (79) Da Gott euch belehrt, so bedarf es dessen nicht, dass ich noch des weiteren über das Antichristentum spreche. Da ferner Gott nicht lügen kann, ist es wahr, was er sagt, und bedarf nicht menschlicher Verbesserung. - (80) Dementsprechend, wie der Geist euch gelehrt hat, bleibet in Gott. - (81) Der allgemeinen und für alle Zeiten geltenden Ermahnung fügt der Apostel eine neue an, welche den augenblicklichen Zeitpunkt in's Auge fasst, wie er ihn V. 18 charakterisiert hat. Die neue Wendung der Ermahnung tritt in dem Absichtssatze hervor. - (82) Es wird nicht angegeben, zu welcher Zeit die Wiederkunft Christi eintreten wird. - (83) Sind wir hier mit Gott vereinigt, so kann unsere jetzige Gemeinschaft mit Gott nur zur vollendeten Gemeinschaft mit ihm dort führen. - (84) Die richterliche Gerechtigkeit Gottes setzt eine Norm voraus, nach der er richtet. Diese ist die Gerechtigkeit, das Wandeln nach Gottes Willen, die das Kennzeichen ist, dass jemand aus Gott geboren ist. Jeder, aber auch nur der, der die Gerechtigkeit übt, darf zuversichtlich das Gericht erwarten.


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