Kategorie:Das goldene Buch:2Buch-1-3

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Einwürfe und Widerlegungen


Man kann nicht einwenden, die Andacht sei neu oder nebensächlich. Sie ist nicht neu; denn die Konzilien, die Väter und andere angesehene Gottesgelehrte aus älterer und neuerer Zeit sprechen von dieser Weihe an unseren Erlöser und von der Erneuerung der hl. Taufgelübde als von einer Sache, die schon lange in Übung und allen Christen eindringlich zu empfehlen ist. Sie ist auch nicht nebensächlich oder geringfügig, da der Hauptgrund sittenloser Zustände unter den Christen und damit auch die Ursache ihrer Verdammung von der Missachtung und Geringschätzung dieser Andacht herrührt. Man könnte ferner einwenden, da wir bei dieser Andacht durch die Hände der allerseligsten Jungfrau dem Heiland den Wert aller unserer guten Werke, unserer Gebete, Abtötungen und Almosen vollständig übergeben, mache sie es uns unmöglich, den Seelen unserer verstorbenen Eltern, Freunde und Wohltäter zu helfen. Darauf antworte ich aber, dass es zunächst kaum glaublich ist, dass unsere Eltern, Freunde und Wohltäter deswegen Schaden leiden sollten, weil wir uns ohne Rückhalt dem Dienste unseres Herrn und seiner heiligen Mutter geweiht und geopfert haben. Das hieße doch, der Macht und Güte Jesu und Mariä Unrecht tun. Denn sie werden doch unseren Eltern, Freunden und Wohltätern am besten zu helfen wissen entweder durch unsere geringen seelischen Verdienste oder auf anderem Wege, was wir ihrer Barmherzigkeit vollkommen überlassen. Diese Andacht hindert uns weiterhin aber auch keineswegs, für andere, Lebende oder Verstorbene, zu beten, obwohl die Zuwendung unserer guten Werke von dem Willen der allerseligsten Jungfrau abhängt. Gerade diese Erwägung wird uns antreiben, mit desto größerem Vertrauen zu beten. Würde ein Reicher, der sein ganzes Vermögen einem Fürsten geschenkt hätte, diesen nicht mit umso größerer Zuversicht um ein Almosen angehen für einen seiner Freunde, der ihn darum gebeten hätte? Er würde sogar dem Fürsten eine besondere Freude damit bereiten, indem er ihm so Gelegenheit böte, seine Dankbarkeit gegen eine Person zu bekunden, die sich freiwillig beraubt hat, um ihn zu bereichern, und sich arm gemacht hat, um ihn zu ehren. Genau dasselbe gilt doch sicherlich in noch höherem Maße von unserem Herrn und der allerseligsten Jungfrau: sie werden sich niemals an Dankbarkeit übertreffen lassen. Vielleicht könnte jemand sagen: Wenn ich den ganzen Wert meiner guten Werke der allerseligsten Jungfrau schenke, damit sie ihn einem beliebigen zuwende, so werde ich selbst vielleicht noch lange Zeit im Fegfeuer leiden müssen. Dieser Einwand, der aus Eigenliebe und aus Unkenntnis der Freigebigkeit Gottes und seiner heiligen Mutter entspringt, widerlegt sich selbst. Eine feurige und hochherzige Seele, die die Interessen Gottes höher schätzt als die ihrigen, die Gott ohne Rückhalt alles gibt, was sie besitzt, so dass sie in ihrer Großmut nicht weiter gehen kann, die nur nach der Ankunft des Reiches Jesu Christi durch seine heilige Mutter verlangt und sich ganz opfert, um dessen Ankunft zu beschleunigen, eine so hochherzige und freigebige Seele sollte in der anderen Welt mehr gestraft werden, weil sie freigebiger und selbstloser war als andere? Werden nicht gerade einer solchen Seele gegenüber unser Herr und seine heilige Mutter erst recht freigebig sein sowohl in dieser wie auch in der anderen Welt? – Wir müssen jetzt noch in aller Kürze die Beweggründe ins Auge fassen, welche uns diese Andacht als besonders empfehlenswert erscheinen lassen, dann die wunderbaren Wirkungen, die sie in den gläubigen Seelen hervorbringt und die Übungen, die wir bei dieser Andacht vorzunehmen haben.

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