Kategorie:Ordenskatechismus:6.Kapitel:II-2-120

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120. Was ist bezüglich der Anmutungen zu beachten?


Bezüglich der Anmutungen ist zu beachten,

1. dass man sich bei ihnen am längsten aufhalten soll, weil sie die Hauptsache sind;
2. dass man sie erwecken soll, sobald man sich dazu angeregt fühlt, und dass man solange bei ihnen verweilen soll, als die andächtige Stimmung dauert;
3. dass man nicht möglichst viele, sondern möglichst andächtige Anmutungen erwecken soll.


Die Anmutungen sind Sache des Willens und nicht des Gefühls. Man braucht deshalb dabei keine sinnlich wahrnehmbare Andacht zu empfinden.
Bei der Erweckung der Anmutungen ist man nicht an bestimmte Worte gebunden. Man unterhalte sich mit Gott wie ein Kind mit dem Vater, ein Freund mit dem Freund, ein Kranker mit dem Arzt, ein Armer mit dem Wohltäter.
Man kann auch einer Anmutung sich dadurch hingeben, dass man öfters, etwa zehnmal, ein entsprechendes Stoßgebetchen langsam wiederholt, z.B.: „Mein Jesus, ich bete dich an; mein Jesus, ich bete dich an....“ Fühlt man sich am Schluss noch zu derselben Anmutung hingezogen, so betet man dieselben Worte noch zehnmal und dies solange, bis sich das Herz nach dieser Richtung hin gleichsam ausgegossen hat. Dann geht man zu einer anderen Anmutung über und macht es ähnlich so, oder man fährt in der Erwägung fort.
Der hl. Leonhard gab all den verschiedenen Anmutungen seines Herzens (der Anbetung, Liebe Reue, Bitte usw.) Ausdruck in seinem Lieblingsstoßgebetchen: „Mein Jesus, Barmherzigkeit.“ (Jedes Mal 300 Tage Ablass). Will man dieses oder ein ähnliches Ablassgebetchen in der angegebenen Weise verwenden, so achte man dabei weniger auf die Worte, aus denen es besteht, als vielmehr auf die Anmutung (der Anbetung, des Vertrauens usw.), der man sich hingeben will. Man ahmt so die Praxis der Kirche beim Rosenkranzgebet nach. Sie führt hier den Gläubigen vor ein Geheimnis des Lebens Jesu und lässt ihn dabei solange anbetend, liebend, dankend........verweilen, bis er zehn Ave Maria gebetet hat. Die Wiederholung ein und desselben mündlichen Gebetes ist gleichsam die sinnliche Form für die geistige Tätigkeit der Seele bei den Erwägungen und Anmutungen.
Besonders viel Zeit und Andacht sollte dem Bittgebet gewidmet sein. Wir sollen beten für unsere eigenen Anliegen des Leibes und der Seele, für unsere Verwandten, Freunde, Oberen, Ordensgenossen, Anempfohlenen, nicht zuletzt für unsere Gegner. Ferner für die heilige Kirche, den Papst, die Bischöfe und Priester, das gläubige Volk, die Bekehrung der Sünder, der Juden, Mohammedaner und Heiden, für die Rettung der Sterbenden und für die Armen Seelen im Fegefeuer. Wer für alle diese Gruppen oder einige von ihnen je zehnmal „Mein Jesus Barmherzigkeit“ betet, wird nie die Betrachtungszeit zu lang finden und wird auf sich und den Nächsten unendlich viel Segen vom Himmel herabrufen.

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