Kategorie:Ordenskatechismus:Das goldene Buch:2Buch-1-1: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Verschiedene Arten der wahren Verehrung Mariä''' <br/>
'''Die wahre Andacht besteht in einer vollkommenen Hingabe an Jesus Christus durch Maria''' <br/>




Es gibt mehrere innere Übungen der wahren Andacht zu Maria, von denen hier in Kürze die hauptsächlichsten genannt seien:
Man kann Maria vor allen anderen Heiligen ehren als würdige Mutter des Herrn, als Meisterwerk der Gnade und als erstes und wunderbarstes Geschöpf nach Jesus Christus, der da ist wahrer Gott und wahrer Mensch. Man kann ferner ihre Tugenden, Vorzüge und Handlungen erwägen, oder ihre Größe betrachten. Man kann ihr Akte der Liebe, des Lobes und des Dankes erweisen, sie von Herzen anrufen, sich ihr darbringen, sich mit ihr vereinigen, und seine Handlungen verrichten in der Absicht, ihr zu gefallen. Man kann endlich alle seine Handlungen durch sie, in ihr, mit ihr und für sie anfangen, fortsetzen und vollenden, um sie so durch Christus, in Christus, mit Christus und für Christus auszuführen, der unser letztes und höchstes Ziel ist und sein soll. Diese letzte Übung wollen wir eingehender besprechen. Bei der wahren Andacht zur allerseligsten Jungfrau kommen auch mehrere äußere Übungen in Betracht; die vorzüglichsten sind: <br/>
1. Sich in ihre Bruderschaften einschreiben und in ihre Kongregationen aufnehmen zu lassen; <br/>
2. in die unter ihrem Namen errichteten religiösen Orden einzutreten; <br/>
3. öffentlich ihr Lob zu verkünden; <br/>
4. Zu ihrer Ehre Almosen zu geben, zu fasten, sich körperliche oder geistige Abtötungen aufzuerlegen; <br/>
5. ihre Abzeichen, wie den großen oder kleinen Rosenkranz, das Skapulier oder die kleine Kette zu tragen; <br/>
6. mit Aufmerksamkeit, Andacht und Sammlung den heiligen Rosenkranz zu beten. Außer dem großen Rosenkranz von 15 Gesetzen und dem kleinen von 5 Geheimnissen, gibt es auch einen Rosenkranz von sechs oder sieben Zehnern zum Andenken an die Jahre, die, wie man glaubt, die allerseligste Jungfrau auf Erden verlebt hat. Man kann auch die kleine Krone der allerseligsten Jungfrau beten, die aus drei Vaterunser und zwölf Ave Maria besteht zu Ehren ihrer Krönung mit zwölf Sternen; oder auch das Offizium der allerseligsten Jungfrau, das in der Kirche so allgemein verbreitet ist; oder den kleinen Psalter der allerseligsten Jungfrau, den der hl. Bonaventura zu ihrer Ehre verfasst hat und welcher solche Zartheit und Frömmigkeit atmet, dass man ihn nur mit größter Rührung beten kann; oder vierzehn Vaterunser und Ave Maria zum Andenken an ihre vierzehn Freuden, oder auch einige Gebete Hymnen und Lieder der Kirche, wie das Salve Regina, das Alma Redemptoris mater, das Ave Regina coelorum, oder das Regina coeli, je nach den verschiedenen Zeiten; oder das Ave maris stella, O gloriosa Domina, oder das Magnificat oder einige andere Andachtsübungen, deren ja die Bücher voll sind. <br/>
7. Man kann zu ihrer Ehre geistliche Lieder singen und singen lassen; <br/>
8. ihr zu Ehren eine Anzahl von Kniebeugungen und Verneigungen machen, indem man z.B. jeden Morgen sechzig oder hundertmal: Ave Maria, Virgo fidelis, „Sei gegrüßt Maria, Du getreue Jungfrau“, spricht, um durch sie von Gott die Kraft zu erlangen, allen Gnaden Gottes während des Tages treu zu entsprechen; und indem man am Abend das Ave Maria, Mater misericordiae, „sei gegrüßt, Maria, Du Mutter der Barmherzigkeit“, betet, um durch sie von Gott Verzeihung der während des Tages begangenen Sünden zu erlangen. <br/>
9. Man kann für ihre Bruderschaften Sorge tragen, ihre Altäre schmücken, ihre Statuen krönen und zieren; <br/>
10. ihre Bildnisse in Prozessionen herumtragen und tragen lassen oder stets ein Bildchen von ihr bei sich tragen als mächtige Waffe gegen den bösen Feind, <br/>
11. Bilder von ihr und ihren Namenszug in der Kirche, in den Häusern oder über den Toren und Eingängen der Städte, der Kirchen und Häuser anbringen lassen und <br/>
12. sich ihr auf eine ganz besondere und feierliche Weise weihen. Es gibt noch eine Menge von anderen Übungen der wahren Andacht zur allerseligsten Jungfrau, welche der Heilige Geist frommen Seelen eingegeben hat und die sehr viel zur Heiligung beitragen. Man kann dieselben ausführlicher in dem „Geöffneten Paradies“ des ehrwürdigen Paters Paul Barry, aus der Gesellschaft Jesu, nachlesen. Er hat dort eine große Anzahl von Andachtsübungen gesammelt, welche die Heiligen zu Ehren der allerseligsten Jungfrau geübt haben und die sich vorzüglich zur Heiligung der Seelen eignen. All diese Übungen haben natürlich nur dann einen Wert, wenn man sie verrichtet: <br/>
1. mit guter und rechter Absicht, Gott allein zu gefallen, sich mit Jesus Christus als seinem letzten Ziele zu vereinigen und den Nächsten zu erbauen, <br/>
2. mit Aufmerksamkeit, ohne freiwillige Zerstreuung, <br/>
3. mit Andacht, ohne Eilfertigkeit und Nachlässigkeit, <br/>
4. mit Eingezogenheit und ehrerbietiger und erbauender Haltung des Körpers. Obgleich ich fast alle Bücher, die über die Andacht zur Gottesmutter handeln, gelesen und mit den heiligsten und weisesten Personen mich auf vertrauliche Weise besprochen habe, erkläre ich dennoch, dass ich keine Andachtsübung zur allerseligsten Jungfrau gefunden und kennen gelernt habe, welche jener vergleichbar wäre, die ich jetzt beschreiben will. Denn sie zeichnet sich dadurch vor allen anderen aus, dass sie von der Seele größere Opfer fordert, sie mehr von sich selbst und ihrer Eigenliebe befreit, sie getreuer in der Gnade und die Gnade in ihr bewahrt, sie vollkommener und leichter mit Jesus Christus verbindet, Gott mehr verherrlicht und endlich der eigenen Seele wie dem Nächsten größeren Nutzen bringt, als alle anderen Andachten zu Maria. Weil das Wesen dieser Andacht das ganze Innere des Menschen ergreifen und umwandeln soll, wird sie nicht von jedermann in gleicher Weise verstanden werden. Die einen werden es bei ihren Äußerlichkeiten bewenden lassen und nicht weiter eindringen, und das werden wohl die meisten sein; die anderen, eine geringe Zahl, werden ihren Inhalt erfassen, aber darin nur eine Stufe ersteigen. Wer wird die zweite Stufe ersteigen? Wer wird bis zu dritten gelangen? Wer wird endlich beständig auf dieser bleiben? Derjenige allein, dem der Geist Jesu Christi dieses Geheimnis offenbaren wird, und dieser wird die treue Seele dahin führen, dass sie von Tugend zu Tugend, von Gnade zu Gnade, von Erleuchtung zu Erleuchtung fortschreitet und bis zu ihrer vollkommenen Umbildung in Jesus Christus und zur Fülle seins Alters auf Erden und seiner Glorie im Himmel gelangt.


Da die höchste Vollkommenheit, die wir erreichen können, darin besteht, dass wir Jesus Christus gleichförmig, mit ihm vereinigt und ihm geweiht sind, so ist die vollkommenste aller Andachten ohne Zweifel diejenige, welche uns am besten und sichersten zu diesem Ziele führt. Von allen Geschöpfen ist aber Maria dem Heiland am gleichförmigsten gewesen, woraus sich ergibt, dass von allen Andachten uns die Andacht zur allerseligsten Jungfrau, seiner heiligen Mutter, unserem Herrn am nächsten bringt, und dass eine Seele umso mehr Christus gehört, je mehr sie sich Maria geweiht hat. Deshalb ist auch die vollkommene Hingabe an Jesus Christus nichts anderes als eine gänzliche Hingabe an die allerseligsten Jungfrau – und das ist eben die Andacht, welche ich lehre – oder mit anderen Worten, eine vollkommene Erneuerung und dauernde Erfüllung der Versprechen, die wir beim Taufgelübde gegeben haben. Die vollkommene Andacht zu Maria besteht also in der vollständigen Hingabe an die allerseligste Jungfrau, um durch sie ganz Christus anzugehören. Um Maria ganz geweiht zu sein, müssen wir ihr schenken: <br/>
1. unsern Leib mit allen seinen Sinnen und Gliedern; <br/>
2. unsere Seele mit allen ihren Fähigkeiten; <br/>
3. unser Hab und Gut, das gegenwärtige und das zukünftige; <br/>
4. unsere inneren und geistlichen Güter, nämlich unsere Verdienste, unsere Tugenden und unsere guten Werke in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Kurz zusammengefasst, können wir sagen: Alles, was wir in der Ordnung der Natur und der Gnade besitzen und besitzen werden, schenken wir Maria. Dazu kommt noch, dass wir ihr zu Liebe das alles tun, ohne auch nur einen Pfennig oder das geringste gute Werk für uns zurückzubehalten, und zwar für die ganze Ewigkeit und ohne einen andern Lohn für unser Opfer und unsere Dienste zu beanspruchen und zu erwarten, als lediglich die Ehre, in Maria und durch Maria Jesus Christus anzugehören, selbst dann, wenn diese liebenswürdige Herrin nicht, wie sie es ja beständig ist, das freigebigste und dankbarste aller Geschöpfe wäre. Hierbei ist zu beachten, dass unsere guten Werke, die wir verrichten, sowohl einen genugtuenden oder einen erlangenden, wie einen verdienstlichen Wert haben. Der genugtuende oder erlangende Wert besteht darin, dass die gute Handlung für unsere Sündenstrafen Genugtuung leistet oder uns irgendeine neue Gnade erlangt; der verdienstliche Wert aber besteht in der Vermehrung der heiligmachenden Gnade und der ewigen Glorie. Bei der vollkommenen Hingabe an die allerseligste Jungfrau schenken wir ihr den ganzen genugtuenden, erlangenden und verdienstlichen Wert, mit anderen Worten die Genugtuung und das Verdienst all unserer guten Werke. Unsere Verdienste, unsere Gnaden und Tugenden vertrauen wir ihr an, nicht um sie anderen mitzuteilen, – sie sind ja unveräußerlich; nur Jesus Christus konnte uns auch seine Verdienste schenken, da er sich für uns seinem Vater als Lösepreis hingab, – sondern, wie wir später sehen werden, um sie für uns zu bewahren, zu vermehren und zu veredeln. Unsere Genugtuungen schenken wir ihr aber, damit sie diese mitteile, wem sie will oder darüber verfüge, wie es Gott am meisten Ehre bereitet. Daraus folgt, dass wir durch diese Andacht dem Heiland durch die Hände Mariä und damit auf die vollkommenste Weise alles schenken, was wir ihm überhaupt schenken können, und zwar viel wirksamer als durch alle anderen Andachten, bei denen wir ihm nur einen Teil unserer Zeit, unserer guten Werke, Genugtuungen und Bußwerke überlassen. Hier schenken wir ihm alles, selbst das Recht, über unsere inneren Güter und über die Genugtuungswerke zu verfügen, die wir täglich durch unsere guten Werke gewinnen, was nicht einmal in einem religiösen Orden verlangt wird. In den Orden opfert man Gott zwar seine Glücksgüter durch das Gelübde der Armut, verzichtet auf die Befriedigung des Leibes durch das Gelübde der Keuschheit, auf seinen freien Willen durch das Gelübde des Gehorsams und zuweilen auch auf die leibliche Freiheit durch das Gelübde der Klausur. Aber man schenkt Gott nicht das freie Verfügungsrecht über den Wert seiner guten Werke und verzichtet nicht auf das Kostbarste und Teuerste, was der Christ besitzt, nämlich auf seine Verdienste und den Genugtuungswert seiner guten Werke. Weiterhin ergibt sich daraus, dass eine Person, die sich durch die Hände Mariä in dieser Weise Jesus geweiht und aufgeopfert hat, nicht mehr über den Wert eines ihrer guten Werke verfügen kann. Alles, was sie leidet, alles, was sie Gutes denkt, redet und tut, gehört Maria, damit sie darüber nach dem Willen ihres Sohnes und zu dessen größerer Ehre verfüge. Selbstredend sollen durch diese Abhängigkeit die Verpflichtungen des Standes, in welchem man sich befindet oder einmal befinden wird, keineswegs beeinträchtigt werden, wie z.B. die Verpflichtungen eines Priesters, der von Amtswegen oder aus einem anderen Grunde, den genugtuenden und erlangenden Wert der heiligen Messe einer bestimmten Person zuwenden muss. Diese Hingabe soll uns ja vollkommener machen und kann daher nie mit der Ordnung Gottes und den Pflichten unseres Standes in Widerspruch geraten. Schließlich folgt daraus, dass man sich bei dieser vollkommenen Andacht gleichzeitig der allerseligsten Jungfrau und dem Heiland hingibt: der allerseligsten Jungfrau als der vollkommenen Mittlerin, die Jesus Christus gewählt hat, um sich mit uns und uns mit sich zu vereinigen; und dem Heilande als unserem letzten Ziele, unserem Erlöser und Gott, dem wir alles schulden, was wir sind.






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Version vom 12. Juni 2015, 12:29 Uhr

Die wahre Andacht besteht in einer vollkommenen Hingabe an Jesus Christus durch Maria


Da die höchste Vollkommenheit, die wir erreichen können, darin besteht, dass wir Jesus Christus gleichförmig, mit ihm vereinigt und ihm geweiht sind, so ist die vollkommenste aller Andachten ohne Zweifel diejenige, welche uns am besten und sichersten zu diesem Ziele führt. Von allen Geschöpfen ist aber Maria dem Heiland am gleichförmigsten gewesen, woraus sich ergibt, dass von allen Andachten uns die Andacht zur allerseligsten Jungfrau, seiner heiligen Mutter, unserem Herrn am nächsten bringt, und dass eine Seele umso mehr Christus gehört, je mehr sie sich Maria geweiht hat. Deshalb ist auch die vollkommene Hingabe an Jesus Christus nichts anderes als eine gänzliche Hingabe an die allerseligsten Jungfrau – und das ist eben die Andacht, welche ich lehre – oder mit anderen Worten, eine vollkommene Erneuerung und dauernde Erfüllung der Versprechen, die wir beim Taufgelübde gegeben haben. Die vollkommene Andacht zu Maria besteht also in der vollständigen Hingabe an die allerseligste Jungfrau, um durch sie ganz Christus anzugehören. Um Maria ganz geweiht zu sein, müssen wir ihr schenken:
1. unsern Leib mit allen seinen Sinnen und Gliedern;
2. unsere Seele mit allen ihren Fähigkeiten;
3. unser Hab und Gut, das gegenwärtige und das zukünftige;
4. unsere inneren und geistlichen Güter, nämlich unsere Verdienste, unsere Tugenden und unsere guten Werke in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Kurz zusammengefasst, können wir sagen: Alles, was wir in der Ordnung der Natur und der Gnade besitzen und besitzen werden, schenken wir Maria. Dazu kommt noch, dass wir ihr zu Liebe das alles tun, ohne auch nur einen Pfennig oder das geringste gute Werk für uns zurückzubehalten, und zwar für die ganze Ewigkeit und ohne einen andern Lohn für unser Opfer und unsere Dienste zu beanspruchen und zu erwarten, als lediglich die Ehre, in Maria und durch Maria Jesus Christus anzugehören, selbst dann, wenn diese liebenswürdige Herrin nicht, wie sie es ja beständig ist, das freigebigste und dankbarste aller Geschöpfe wäre. Hierbei ist zu beachten, dass unsere guten Werke, die wir verrichten, sowohl einen genugtuenden oder einen erlangenden, wie einen verdienstlichen Wert haben. Der genugtuende oder erlangende Wert besteht darin, dass die gute Handlung für unsere Sündenstrafen Genugtuung leistet oder uns irgendeine neue Gnade erlangt; der verdienstliche Wert aber besteht in der Vermehrung der heiligmachenden Gnade und der ewigen Glorie. Bei der vollkommenen Hingabe an die allerseligste Jungfrau schenken wir ihr den ganzen genugtuenden, erlangenden und verdienstlichen Wert, mit anderen Worten die Genugtuung und das Verdienst all unserer guten Werke. Unsere Verdienste, unsere Gnaden und Tugenden vertrauen wir ihr an, nicht um sie anderen mitzuteilen, – sie sind ja unveräußerlich; nur Jesus Christus konnte uns auch seine Verdienste schenken, da er sich für uns seinem Vater als Lösepreis hingab, – sondern, wie wir später sehen werden, um sie für uns zu bewahren, zu vermehren und zu veredeln. Unsere Genugtuungen schenken wir ihr aber, damit sie diese mitteile, wem sie will oder darüber verfüge, wie es Gott am meisten Ehre bereitet. Daraus folgt, dass wir durch diese Andacht dem Heiland durch die Hände Mariä und damit auf die vollkommenste Weise alles schenken, was wir ihm überhaupt schenken können, und zwar viel wirksamer als durch alle anderen Andachten, bei denen wir ihm nur einen Teil unserer Zeit, unserer guten Werke, Genugtuungen und Bußwerke überlassen. Hier schenken wir ihm alles, selbst das Recht, über unsere inneren Güter und über die Genugtuungswerke zu verfügen, die wir täglich durch unsere guten Werke gewinnen, was nicht einmal in einem religiösen Orden verlangt wird. In den Orden opfert man Gott zwar seine Glücksgüter durch das Gelübde der Armut, verzichtet auf die Befriedigung des Leibes durch das Gelübde der Keuschheit, auf seinen freien Willen durch das Gelübde des Gehorsams und zuweilen auch auf die leibliche Freiheit durch das Gelübde der Klausur. Aber man schenkt Gott nicht das freie Verfügungsrecht über den Wert seiner guten Werke und verzichtet nicht auf das Kostbarste und Teuerste, was der Christ besitzt, nämlich auf seine Verdienste und den Genugtuungswert seiner guten Werke. Weiterhin ergibt sich daraus, dass eine Person, die sich durch die Hände Mariä in dieser Weise Jesus geweiht und aufgeopfert hat, nicht mehr über den Wert eines ihrer guten Werke verfügen kann. Alles, was sie leidet, alles, was sie Gutes denkt, redet und tut, gehört Maria, damit sie darüber nach dem Willen ihres Sohnes und zu dessen größerer Ehre verfüge. Selbstredend sollen durch diese Abhängigkeit die Verpflichtungen des Standes, in welchem man sich befindet oder einmal befinden wird, keineswegs beeinträchtigt werden, wie z.B. die Verpflichtungen eines Priesters, der von Amtswegen oder aus einem anderen Grunde, den genugtuenden und erlangenden Wert der heiligen Messe einer bestimmten Person zuwenden muss. Diese Hingabe soll uns ja vollkommener machen und kann daher nie mit der Ordnung Gottes und den Pflichten unseres Standes in Widerspruch geraten. Schließlich folgt daraus, dass man sich bei dieser vollkommenen Andacht gleichzeitig der allerseligsten Jungfrau und dem Heiland hingibt: der allerseligsten Jungfrau als der vollkommenen Mittlerin, die Jesus Christus gewählt hat, um sich mit uns und uns mit sich zu vereinigen; und dem Heilande als unserem letzten Ziele, unserem Erlöser und Gott, dem wir alles schulden, was wir sind.

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