Kategorie:Stundenbuch:Lesung/Gründonnerstag

Aus Vulgata
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V. Wenn ich von der Erde erhöht bin.
R. Werde ich alle an mich ziehen.

JAHRESREIHE I:

ERSTE LESUNG

Aus den Klageliedern. 2,10-22

Zweites Lied: Die trostlose Lage der Stadt und ihre Klage

Am Boden sitzen, verstummt, die Ältesten der Tochter Zion, streuen sich Staub aufs Haupt, legen Trauerkleider an. Zu Boden senken den Kopf die Mädchen von Jerusalem. Meine Augen ermatten vor Tränen, mein Inneres glüht. Ausgeschüttet auf die Erde ist mein Herz über den Zusammenbruch der Tochter meines Volkes. Kind und Säugling verschmachten auf den Plätzen der Stadt. Sie sagen zu ihren Müttern: Wo ist Brot und Wein?, da sie erschöpft verschmachten auf den Plätzen der Stadt, da sie ihr Leben aushauchen auf dem Schoß ihrer Mütter. Wie soll ich dir zureden, was dir gleichsetzen, du Tochter Jerusalem? Womit kann ich dich vergleichen, wie dich trösten, Jungfrau, Tochter Zion? Dein Zusammenbruch ist groß wie das Meer, wer kann dich heilen? Deine Propheten schauten dir Lug und Trug.
Deine Schuld haben sie nicht aufgedeckt, um dein Schicksal zu wenden.
Sie schauten dir als Prophetenworte nur Trug und Verführung. Über dich klatschen in die Hände alle, die des Weges ziehn. Sie zischeln und schütteln den Kopf über die Tochter Jerusalem: Ist das die Stadt, die man nannte:
Entzücken der ganzen Welt, Krone der Schönheit? Über dich reißen ihr Maul auf all deine Feinde. Sie zischeln und fletschen die Zähne, sie sprechen: Wir haben sie verschlungen. Das ist der Tag, auf den wir hofften. Wir haben ihn erreicht und gesehen. Getan hat der Herr, was er geplant, seinen Drohspruch vollzogen, den er seit alters verkündet hat. Eingerissen hat er, nicht geschont. Den Feind ließ er über dich jubeln, erhöhte die Macht deiner Gegner. Schrei laut zum Herrn, stöhne, Tochter Zion! Wie einen Bach laß fließen die Tränen,
Tag und Nacht! Niemals gewähre dir Ruhe, nie laß dein Auge rasten! Steh auf, klage bei Nacht, zu jeder Nachtwache Anfang! Schütte aus wie Wasser dein Herz vor dem Angesicht des Herrn. Erhebe zu ihm die Hände für deiner Kinder Leben, die vor Hunger verschmachten an den Ecken aller Straßen!
Herr, sieh doch und schau: Wem hast du solches getan? Dürfen Frauen ihre Leibesfrucht essen, ihre sorgsam gehegten Kinder? Darf man erschlagen im Heiligtum des Herrn Priester und Propheten? Am Boden liegen in den Gassen Kind und Greis. Die Mädchen und die jungen Männer fielen durch das Schwert. Du hast sie erschlagen am Tag deines Zorns, geschlachtet, ohne zu schonen. Wie zum Festtag hast du gerufen die Schrecken ringsum. Am Zorntag des Herrn gab es keinen, der entkam und entrann. Die ich hegte und großzog, mein Feind hat sie vernichtet.


RESPONSORIUM
R. Weine, mein Volk, wie eine Jungfrau; ihr Hirten, heult in Asche und Bußgewand, * denn gekommen ist der Tag des Herrn, groß und bitter über die Maßen.
V. Fürchtet euch, ihr Priester, und weint, ihr Diener des Altares; bestreut euch mit Asche! * Denn gekommen ist der Tag des Herrn, groß und bitter über die Maßen.


ZWEITE LESUNG

Meliton von Sardes (+ vor 190)

Aus einer Homilie auf Ostern.

Das geopferte Lamm hat uns dem Tod entrissen und dem Leben wiedergegeben

Die Propheten haben vieles vorausverkündigt über das Paschamysterium, das Christus ist, „dem Ehre sei in alle Ewigkeit. Amen“ (1). Er kam vom Himmel auf die Erde wegen des leidenden Menschen; den leidenden Menschen zog er wie ein Kleid an im Schoß der Jungfrau und ging hervor als Mensch; durch einen Leib, der dem Leiden ausgesetzt war, nahm er die Leiden des leidenden Menschen auf sich und vernichtete die Leiden des Fleisches. Durch den Geist aber, der nicht sterben konnte, tötete er den Mörder Tod.
Er wurde zum Schlachten geführt wie ein Lamm und getötet wie ein Schaf (2). Wie aus einem Ägypten erlöste er uns aus dem Dienst der Welt. Er rettete uns aus der Knechtschaft des Teufels wie aus der Hand des Pharao; er besiegelte unsere Seelen mit seinem eigenen Geist (3) und die Glieder unseres Leibes mit seinem Blut. Er ist es, der Verwirrung über den Tod brachte und den Teufel in Trauer versetzte wie Mose den Pharao. Er schlug die Bosheit und verdammte die Ungerechtigkeit zur Unfruchtbarkeit wie Mose Ägypten. Er ist es, der uns der Knechtschaft entrissen und uns befreit hat, der uns aus der Finsternis zum Licht führte, vom Tod zum Leben, von der Gewaltherrschaft zu ewigem Königtum, der uns zu einer neuen Priesterschaft machte, zu einem erwählten und ewigen Volk (4). Er ist das Paschalamm unseres Heils. Er ertrug in vielen vieles: Er wurde in Abel gemordet. In Isaak wurden ihm die Füße gefesselt, in Jakob mußte er auswandern. In Josef wurde er verkauft, in Mose ausgesetzt, im Lamm geschlachtet, in David verfolgt, in den Propheten geschmäht. Er wurde Mensch in der Jungfrau, ans Holz gehängt, in das Grab der Erde gesenkt. Er erstand von den Toten und stieg empor zur Höhe des Himmels. Er ist das Lamm, das verstummt (5), aus der Herde geholt, zum Schlachten geführt, am Abend geopfert und in der Nacht begraben. Am Holz zerbrach man ihn nicht (6), und im Grab verweste er nicht (7). Er stand von den Toten auf und erweckte den Menschen aus dem Grab der Unterwelt.

1. Hebr.13,21. 2. Vgl. Jes.53,7. 3. Vgl. Eph.1,13. 4.Vgl.1.Petr.2,9. 5. Vgl. Jes.53,7. 6. Vgl. Ex.12,46. 7. Vgl. Apg.2,31.


RESPONSORIUM
R. Alle haben gesündigt und die Herrlichkeit Gottes verloren. Ohne eigenes Zutun werden sie gerecht, dank seiner Gnade durch die Erlösung in Christus Jesus. * Ihn hat Gott dazu bestimmt, Sühne zu leisten mit seinem Blut, Sühne, wirksam durch den Glauben.
V. Seht das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt. * Ihn hat Gott dazu bestimmt, Sühne zu leisten mit seinem Blut, Sühne, wirksam durch den Glauben.



JAHRESREIHE II:
ERSTE LESUNG

Aus dem Buch Jeremia. 15,10-21

Klage des Propheten

Weh mir, Mutter, daß du mich geboren hast, einen Mann, der mit aller Welt in Zank und Streit liegt. Ich bin niemands Gläubiger und niemands Schuldner, und doch fluchen mir alle. Fürwahr, Herr, ich habe dir mit gutem Willen gedient, ich bin für den Feind bei dir eingetreten zur Zeit des Unheils und der Bedrängnis. (Kann man Eisen zertrümmern, Eisen vom Norden, und Kupfer? Dein Vermögen und deine Schätze gebe ich zur Plünderung preis als Lohn für all deine Sünden in deinem ganzen Gebiet. Ich mache dich zum Sklaven deiner Feinde in einem Land, das du nicht kennst. Denn Feuer lodert auf in meinem Zorn, gegen euch ist es entbrannt. Du weißt es, Herr; denk an mich, und nimm dich meiner an! Nimm für mich Rache an meinen Verfölgern! Raff mich nicht hinweg, sondern schieb deinen Zorn hinaus! Bedenke, daß ich deinetwillen Schmach erleide. Kamen Worte von dir, so verschlang ich sie; dein Wort war mir Glück und Herzensfreude, denn dein Name ist über mir ausgerufen, Herr, Gott der Heere. Ich sitze nicht heiter im Kreis der Fröhlichen; von deiner Hand gepackt, sitze ich einsam, denn du hast mich mit Ingrimm erfüllt. Warum dauert mein Leiden ewig und ist meine Wunde so bösartig, daß sie nicht heilen will? Wie ein versiegender Bach bist du mir geworden, ein unzuverlässiges Wasser.

Antwort Gottes

Darum ― so spricht der Herr: Bekehrst du dich, lasse ich dich umkehren, dann darfst du wieder vor mir stehen. Redest du Edles und nicht Gemeines, dann darfst du mir wieder Mund sein. Jene sollen sich dir zuwenden, du aber wende dich ihnen nicht zu. Dann mache ich dich für dieses Volk zur festen, ehernen Mauer. Mögen sie dich bekämpfen, sie werden dich nicht bezwingen; denn ich bin mit dir, um dir zu helfen und dich zu retten - Spruch des Herrn. Ja, ich rette dich aus der Hand der Bösen, ich befreie dich aus der Faust der Tyrannen.


RESPONSORIUM
R. Jerusalem, du tötest die Propheten und steinigst, die zu dir gesandt sind. * Wie oft habe ich deine Kinder sammeln wollen, und du hast nicht gewollt.
V. Du hast deinen Nacken versteift und auf meine Worte nicht hären wollen. * Wie oft habe ich deine Kinder sammeln wollen, und du hast nicht gewollt.


ZWEITE LESUNG

Ephräm der Syrer (+ 373)

Aus dem Buch „Lobgesang aus der Wüste“.

Loblied auf den Abendmahlssaal

Selig bist du, o Raum (des Abendmahls)! Denn in dir war die Waage der Wahrheit aufgerichtet für beide Seiten. Zwei Pascha waren da und zwei Lämmer, und zwei Völker, zwei Gesetze. Das Volk glich seinem Pascha: ein vergängliches Lamm; und wie die Zeit des Lammes verging und schwand das Volk. Die Erlösung der Völker ist die Wahrheit, die nicht schwindet; denn es ist das Lamm, das nicht vergeht. Selig bist du, o Raum! Denn zwei Jünger wurden ausgesandt (1), und sie kamen und bezeichneten dich für sein Abendmahl. Verachtet wurden der Tempel, den Salomo baute, und der Palast des Herodes. Reinheit wählte er, und in dir sah er sie. Keuschheit wählte er, und in dir fand er sie. Die Serafim erschauderten, da sie den Sohn sahen, wie er das Linnenkleid um seine Hüfte legte (2) und die Füße im Becken wusch, auch den Schmutz des Diebes, der ihn verriet.
Unser Herr reinigte den Körper der Brüder im Becken, das ein Symbol der Eintracht ist. Symbolisch wurde auch das Glied abgetrennt, das sich selber abschnitt, sich selber preisgab. Im Schoß des Taufwassers hat Christus uns auf neue Weise zusammengefügt. Seien wir nicht getrennte Glieder, die gegen sich selber disputieren, ohne zu merken, daß sie mit ihrer Liebe streiten! Selig, o Raum, dessen Kleinheit gegen die ganze Schöpfung gestellt ist! Was in dir geschah, die ganze Schöpfung ist davon voll, sie ist zu klein dafür. Selig deine Wohnung, in der gebrochen wurde jenes Brot aus der gesegneten Garbe. In dir wurde gekeltert die Traube aus Maria, der Kelch des Heils.
Selig, o Raum! Denn kein Mensch sah und wird sehen, was du gesehen hast: unser Herr zum wahren Altar geworden, Priester und Brot und Kelch des Heils, er für sich allein all das umfassend! Daß einer ihn voll erfasse, ist unmöglich. Altar und Lamm, Opfer und Opferpriester, Priester und Opferspeise.
Selig, o Raum! Denn niemals wurde aufgestellt unter Königen ein Tisch wie der deine, auch nicht im Zelt des Allerheiligsten, wo die Schaubrote aufgestellt waren. In dir wurde zuerst gebrochen jenes Brot: denn du (o Raum) wurdest zu seiner Kirche. Erstling der Altäre, der es wurde durch sein Opfer, in dir erschien er zuerst.
In dir, o Raum, ist auch abgebildet die Trennung, jene neue, die kommen wird. Es ging nämlich weg in die Nacht hinaus der Sohn der Finsternis, und er legte das ihm verwandte Kleid des Dunkels an. Im Gericht werden seine Verwandten, die Böcke, getrennt von den Lämmern des Lichts.

1. Vgl. Mk.14.13. 2. Vgl. Joh.13,4.


Oder:

Romano Guardini (+ 1968)

Aus dem Buch „Der Herr".

Getsemane

In der Stunde von Getsemane erreicht das immerwährende Leiden des Herrn seine bitterste Schärfe.
Das Leben Gottes hat keine Zeit und keine Veränderung; es steht in unendlicher und einfacher Gegenwart. Das Leben des Menschen geht in Zeiten, steigt und fällt. Im Herrn war beides, die ewige Gegenwart und der Wandel in der Zeit; so wird auch jenes innere Leiden seine Zeiten gehabt haben - des Umfangs, der Dringlichkeit, der Schärfe. Nun war die Stunde, da „alles vollbracht" werden sollte. Wer will wissen, wie Gott, der Vater, ihm damals entgegentrat? Immer war er sein Vater, und immer ging vom Vater zum Sohne die unendliche Liebe, welche der Geist ist; dennoch ist einmal der Augenblick gekommen, den das Wort ausdrückt: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (1) Wenn wir vor diesem Wort nicht lieber schweigen wollen, dann werden wir sagen müssen, der Vater habe sich Jesus so zu erfahren gegeben, als wäre er der von Gott wegverlorene und verworfene Mensch. Jesus habe in jener Stunde die Einheit mit uns bis ins Geheimnis hinein ausgekostet. Das hat aber doch wohl nicht erst in jenem letzten Augenblick am Kreuze eingesetzt, sondern schon vorher. Wohl schon vorher ist ihm der Vater als jener entgegengetreten, der er dem Sünder gegenüber ist - dem Sünder, dessen Dasein Christus ja als das seine an sich genommen hatte. Vielleicht dürfen wir sagen, daß in der Stunde von Getsemane jenes Wissen um die Menschenschuld und Menschenverlorenheit sich vor dem Angesicht des Vaters, der ihn zu „verlassen“ begann, in seiner letzten Schärfe aufgerichtet hat. Da hat jenes Wissen und Leiden eine Furchtbarkeit angenommen, von der Jesu sichtbares Sich-Ängsten und Zurückschaudern, das „gewaltigere Beten“ und der Schwein, der „wie Tropfen Blutes wurde, die zur Erde niederrannen“ (2), das letzte an uns gelangende Zeichen waren - so wie ein Wirbel an der Oberfläche des Meeres das äußerste Anzeichen einer Katastrophe sein mag, die auf dessen Grunde vor sich geht und deren Ausmaße unsere Vorstellungskraft übersteigen. Das war die Stunde von Getsemane: daß Jesu Menschenherz und -Geist in die letzte Erfahrung dessen eintrat, was die Sünde vor dem richtenden und rächenden Antlitz Gottes bedeutet. Daß sein Vater von ihm forderte, er solle diese Sünde als die seine aufnehmen. Und daß er, wenn man so sagen darf, den Zorn des Vaters wider die Sünde gegen sich, der sie auf sich genommen, gerichtet sah und die Abwendung des ihn „verlassenden" heiligen Gottes erfuhr. Da ist alles durchgekämpft worden. Was nachher kam, war der Vollzug dieser Stunde. In ihr wurde alles vorweggenommen; was nachher kam, war nur das Vollbringen.

1. Vgl. Mt.27,46. 2. Vgl. Lk.22.44.


RESPONSORIUM
R. Erkennt im Brot den Herrn, der am Kreuze hing, im Kelch das Blut, das aus seiner Seite strömte. * Nehmt und eßt den Leib Christi! Nehmt und trinkt das Blut Christi!
V. Der Herr stiftete dieses Sakrament als Denkmal seines Leidens, als Erfüllung der alten Zeichen, als größtes der von ihm gewirkten Wunder. * Nehmt und eßt den Leib Christi! Nehmt und trinkt das Blut Christi!


ORATION
Gott, es ist würdig und recht, dich über alles zu lieben. Mehre in uns den Reichtum deiner Gnade. Durch den Tod deines Sohnes läßt du uns erhoffen, was wir glauben. Gib, daß wir durch seine Auferstehung erlangen, was wir ersehnen. Der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.

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