Kategorie:Stundenbuch:Lesung/Lesehore04.Woche-Donnerstag

Aus Vulgata
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JAHRESREIHE I:

ERSTE LESUNG


Aus dem Brief an die Römer. 15,1-13

Eintracht und gegenseitige Rücksicht
Wir Starken aber, wir sollen die Gebrechen der Schwachen ertragen und nicht nach unserem Gefallen leben. Ein jeder von uns suche dem Nächsten zu Gefallen zu leben, damit es zum Guten führe, zur Erbauung. Denn auch Christus lebte nicht sich selbst zu Gefallen, sondern wie geschrieben steht: »Die Schmähungen derer, die dich schmähen, fielen auf mich« (Ps 69,10). Alles nämlich, was dereinst geschrieben wurde, ist zu unserer Belehrung geschrieben, damit wir durch die Geduld und durch den Trost der Schriften die Hoffnung haben. Der Gott der Geduld und des Trostes aber gebe euch, gleicher Gesinnung zu sein untereinander im Hinblick auf Christus Jesus, auf dass ihr einmütig aus einem Munde Gott und den Vater unseres Herrn Jesus Christus verherrlicht.
Darum nehme einer den andern an, wie auch Christus euch angenommen hat zur Verherrlichung Gottes. Ich meine damit, dass Christus Diener der Beschneidung wurde um der Wahrhaftigkeit Gottes willen, zur Bestätigung der Verheißung an die Väter. Die Heiden aber sollen Gott preisen wegen seines Erbarmens, wie geschrieben steht: »Darum will ich dich preisen unter den Heidenvölkern und deinem Namen lobsingen« (Ps 18,50). Und wiederum heißt es: »Freuet euch, ihr Heiden, zusammen mit seinem Volke!« (5Mos 32,43). Und abermals: »Lobet, ihr Heidenvölker alle, den Herrn; es sollen ihn preisen alle Nationen« (Ps 117,1). Isaias wiederum sagt: »Es wird kommen die Wurzel Jesse und er, der aufsteht, zu herrschen über die Heiden; auf ihn werden hoffen die Heiden« (Jes 11,10). Der Gott der Hoffnung aber erfülle euch mit aller Freude und mit allem Frieden im Glauben, auf dass ihr überreich seid an Hoffnung in der Kraft Heiligen Geistes.

(Quelle: Vulgata nach Hamp, Stenzel und Kürzinger )


RESPONSORIUM
R. Kommen wird der Sproß aus der Wurzel Isai, und er wird sich erheben, um über die Heiden zu herrschen. * Sein Name soll ewig dauern.
V. Er setzt viele Völker in Staunen, Könige schließen vor ihm den Mund. * Sein Name soll ewig dauern.



ZWEITE LESUNG

Matthias Joseph Scheeben (+ 1888)

Aus den „Mysterien des Christentums".


Christus, Herz der Schöpfung

Das Mysterium des Gottmenschen, in seiner mystischen Höhe erfaßt, breitet seine Lichtstrahlen nach allen Seiten aus über alle andern Mysterien, da alle zu ihm in Beziehung stehen. Wie die Sonne in der Mitte der Planeten, steht Christus inmitten der Kreaturen als das Herz der Schöpfung, von dem Licht, Leben und Bewegung auf alle Glieder derselben ausströmen und zu welchem alle hingezogen werden, um in ihm und durch ihn in Gott zu ruhen. Dem Augenscheine nach und im praktischen Leben sehen wir die Sonne nur als eine zum Wohle der Erde bestimmte Hilfsquelle an, und so pflegen wir auch Christus aufzufassen als den uns von Gott gesandten Helfer und Befreier, als unsern Jesus, von welchem wir alles zu hoffen haben. Wie aber im Laufe der Zeit die Naturwissenschaft nachgewiesen hat, daß nicht die Erde die Sonne anzieht, sondern die Sonne die Erde: so muß die wissenschaftliche Theologie um die ganze Bedeutung Christi zu erfassen, dazu vordringen, daß sie ihn als den Schwerpunkt der ganzen Weltordnung betrachtet und so den vollen Sinn des Wortes versteht: „Ich werde alles an mich ziehen"; daß sie ihn kennenlernt als den Christus, den Gesalbten „schlechthin", in dem sich die höchste Verbindung und der innigste Verkehr zwischen Gott und der Kreatur konzentriert. Dieses Verständnis wird dann aber auch eminent praktisch, wenn wir namentlich das Priestertum Christi nicht bloß als ein Amt, das er zu unsern Gunsten bei Gott ausübt, betrachten, vielmehr einsehen, daß wir uns eben an diesen Hohenpriester anschließen müssen, um in ihm und durch ihn Gott die Ehre zu geben, welche er von seiner Schöpfung verlangt.



RESPONSORIUM
R. Der Gott der Hoffnung erfülle euch mit aller Freude und mit allem Frieden im Glauben, auf daß ihr überreich seid * in der Kraft des Heiligen Geistes.
V. Wenn ich erhöht bin, werde ich alles an mich ziehen. * In der Kraft des Heiligen Geistes.



JAHRESREIHE II:

ERSTE LESUNG


Genesis 32,4-31 Die Boten an Esau
Jakob sandte Boten vor sich her zu seinem Bruder Esau in das Land Seir, das Gefilde Edoms, und trug ihnen dieses auf: »So sollt ihr zu meinem Herrn Esau sprechen: >So spricht dein Knecht Jakob: Bei Laban habe ich als Fremdling geweilt und mich dort bis jetzt aufgehalten. Rinder, Esel, Kleinvieh, Knechte und Mägde habe ich mir erworben. Ich sende meinem Herrn diese Botschaft, um Gnade in deinen Augen zu finden.«« Die Boten kehrten zu Jakob mit der Meldung zurück: »Wir sind zu deinem Bruder Esau gegangen; er kommt dir entgegen, und vierhundert Mann führt er mit sich.« Da fürchtete sich Jakob gar sehr, hatte Angst und teilte seine Leute, sein Kleinvieh, sein Großvieh und die Kamele in zwei Lager. Er überlegte nämlich: Wenn Esau über das eine Lager herfällt und es schlägt, dann rettet sich das andere.
Jakobs Gebet
Jakob betete: »Du Gott meines Vaters Abraham und Gott meines Vaters Isaak, Herr, der du zu mir gesagt hast: >Kehre heim in dein Land und zu deiner Verwandtschaft, ich will dir Gutes erweisen, zu gering bin ich für all die Hulderweisungen und die Treue, die du deinem Knechte gezeigt hast. Nur mit meinem Stab habe ich den Jordan überschritten, und jetzt bin ich Besitzer von zwei Wanderlagern geworden. Errette mich doch aus der Hand meines Bruders, aus der Hand Esaus; denn ich fürchte, dass er daherkommt, mich zu erschlagen, die Mutter mitsamt den Kindern. Du hast ja selber gesagt: >Ich will dir nur Gutes erweisen, und deine Nachkommenschaft will ich vermehren wie Sand am Meere, den man wegen seiner Menge nicht zählen kann.« 
Geschenke
Jakob blieb in jener Nacht dort. Er nahm von allem, was in seinem Besitz war, Geschenke für seinen Bruder Esau: Zweihundert Ziegen mit zwanzig Böcken, zweihundert Mutterschafe mit zwanzig Widdern, dreißig säugende Kamelstuten mit ihren Jungen, vierzig Kühe mit zehn Stieren, zwanzig Eselinnen und zehn Eselhengste. Er übergab sie seinen Knechten, Herde für Herde gesondert. Dann sprach er zu ihnen: »Zieht vor mir her und haltet breite Abstände zwischen den einzelnen Herden!« Er gebot dem ersten: »Falls dir mein Bruder Esau begegnet und dich fragt: >Zu wem gehörst du, und wohin gehst du, und wem gehören diese Tiere da?<, dann sollst du sagen: >Deinem Knechte Jakob. Ein Geschenk soll es sein für meinen Herrn Esau; siehe, er selbst kommt hinter uns.<« Dasselbe gebot er auch dem zweiten und dem dritten und all denen, die hinter den Herden hergingen: »In diesem Sinne sollt ihr zu Esau reden, wenn ihr ihn trefft: >Dein Knecht Jakob kommt hinter uns her.« Er dachte nämlich: »Ich will sein Antlitz durch das Geschenk, das vor mir hergeht, versöhnen. Danach will ich ihn zu Gesicht bekommen; vielleicht wird er mir gewogen sein!« Das Geschenk zog vor ihm her, er selbst blieb in jener Nacht im Lager.
Nächtlicher Ringkampf
Noch in jener Nacht erhob er sich, nahm seine beiden Frauen, seine beiden Mägde und seine elf Kinder und durchschritt die Furt des Jabbok. Er nahm sie und setzte sie über den Fluss, desgleichen schaffte er all sein Eigentum hinüber. Jakob blieb für sich allein zurück. Da führte ein Mann einen Ringkampf mit ihm bis zum Beginn der Morgenröte. Als dieser merkte, dass er ihn nicht besiegen konnte, schlug er auf die Gelenkpfanne an seiner Hüfte. Da wurde das Hüftgelenk Jakobs ausgerenkt, während er mit ihm rang. Jener sprach: »Lass mich los; denn die Morgenröte steigt auf!« Dieser antwortete: »Ich lasse dich nicht, es sei denn, du segnest mich!« Darauf der andere: »Wie heißt du?« Er antwortete: »Jakob!« Jener fuhr fort: »Nicht Jakob, sondern Israel soll fürderhin dein Name sein; denn mit Gott und mit Menschen hast du gestritten und dabei den Sieg erfochten.« Nun fragte Jakob: »Tu mir auch deinen Namen kund!« Jener erwiderte: »Warum fragst du mich nach meinem Namen?« Er segnete ihn daselbst. Jakob nannte dieses Ortes Namen »Penuel« (Gottes Angesicht); »denn ich habe Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen, und mein Leben ist doch erhalten geblieben.« 

(Quelle: Vulgata nach Hamp, Stenzel und Kürzinger )


RESPONSORIUM
R. Nicht mehr Jakob wird man ihn nennen, sondern Israel; *mit Gott und mit Menschen hat er gekämpft. V. Gott hat er von Angesicht zu Angesicht geschaut und ist doch am Leben geblieben. * Mit Gott und mit Menschen hat er gekämpft.



ZWEITE LESUNG

Johannes Chrysostomus (+ 407)

Aus einer Auslegung zum Buch Genesis.


Jakob versöhnt Esau

„Esau lief Jakob entgegen, umarmte ihn und fiel ihm um den Hals; er küßte ihn, und sie weinten“ (1). Sieh die Heilsordnung Gottes! Wenn der Herrscher des Alls seine Fürsorge für uns zeigen will, dann macht er die, welche gegen uns aufgebracht sind, zahmer als Schafe. Schau, welch einen Wandel Esau an den Tag legt. Endlich atmete der Gerechte auf und gewann, befreit von Furcht, neuen Mut. Sieh, wie Jakob durch sein demütiges Verhalten den Bruder bezwang. Er dachte, Esau, sein Bruder, sei gegen ihn aufgebracht. Da hätte er ihm gerne seinen ganzen Besitz zur Verfügung gestellt. Esau sagte: „Ich habe selber genug. Behalte, was dir gehört“ (2). Aber damit gab sich Jakob nicht zufrieden und zeigte, wie wichtig ihm das Wohlwollen des Esau war. Er sprach: „Nicht doch, wenn ich dein Wohlwollen gefunden habe, dann nimm das Geschenk aus meiner Hand an! Denn dafür habe ich dein Angesicht gesehen, wie man das Angesicht Gottes sieht“ (3). (Er will sagen:) Nimm die Geschenke, die ich dir anbiete. Ich habe dein Angesicht mit so großer Freude gesehen, wie jemand das Angesicht Gottes sehen mag. Das sagte der Gerechte, um den Bruder zu versöhnen und sein brüderliches Wohlwollen zu gewinnen. „Nimm doch mein Begrüßungsgeschenk an. Gott hat mir Wohlwollen erwiesen, und ich habe alles, was ich brauche“ (4). Er meint: Lehne es nicht ab. Denn das alles hat mir Gott geschenkt, er hat mir all dies beschafft. Dadurch lehrte Jakob den Esau, welcher Fürsorge ihn Gott gewürdigt hatte, und erreichte, daß Esau ihm Ehrfurcht entgegenbrachte. „Er drängte ihn, bis er annahm“ (5).

1. Gen.33,4. 2. Gen.33,9. 3. Gen.33,10. 4. Gen.33,11. 5. Ebd.



RESPONSORIUM
R. Laß deine Gabe dort vor dem Altar liegen; * geh und versöhne dich zuerst mit deinem Bruder, dann komm und opfere deine Gabe.
V. Wer seinen Bruder, den er sieht, nicht liebt, kann Gott nicht lieben, den er nicht sieht. * Geh und versöhne dich zuerst mit deinem Bruder, dann komm und opfere deine Gabe.



ORATION
Herr, unser Gott, du hast uns erschaffen, damit wir dich preisen. Gib, daß wir dich mit ungeteiltem Herzen anbeten und die Menschen lieben, wie du sie liebst. Darum bitten wir durch Jesus Christus.

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