Kategorie:Stundenbuch:Lesung/Lesehore05Dienstag

Aus Vulgata
Wechseln zu: Navigation, Suche

JAHRESREIHE I:

ERSTE LESUNG

Aus dem ersten Brief an die Korinther. 2,1-16


Menschenweisheit und Geistesoffenbarung
Und da ich zu euch kam, Brüder, trat ich nicht mit überlegener Rede und Weisheit auf, als ich euch Kunde brachte vom Zeugnis Gottes. Denn ich hatte mir vorgenommen, nichts anderes zu wissen unter euch als Jesus Christus, und diesen als Gekreuzigten. In Schwachheit, in großer Furcht und Zaghaftigkeit trat ich vor euch, und meine Rede und meine Predigt bestanden nicht in überredenden Worten der Weisheit, sondern im Erweis von Geist und Kraft, damit euer Glaube sich nicht gründe auf Weisheit von Menschen, sondern auf Kraft von Gott. Weisheit jedoch verkünden wir unter den Vollkommenen, freilich nicht Weisheit dieser Welt und nicht der Führenden dieser Welt, die zunichte werden, sondern wir künden Gottes Weisheit im Geheimnis, die verborgene, die Gott vor aller Zeit vorherbestimmt hat zu unserer Herrlichkeit. Sie erkannte keiner von den Führenden dieser Welt; denn hätten sie erkannt, hätten sie den Herrn der Herrlichkeit nicht gekreuzigt. Vielmehr ist es, wie geschrieben steht: »Was kein Auge sah und was kein Ohr vernahm und was in eines Menschen Herz nicht drang, was Gott denen bereitete, die ihn lieben« (Jes 64,3).
Uns aber offenbarte es Gott durch den Geist; denn der Geist ergründet alles, auch die Tiefen Gottes. Denn wer unter Menschen weiß, was im Menschen ist, außer der Geist des Menschen, der in ihm selbst ist? So hat auch keiner erkannt, was Gottes ist, als der Geist Gottes. Wir haben nicht den Geist der Welt empfangen, sondern den Geist, der aus Gott ist, damit wir erkennen, was von Gott an Gnade uns gegeben ist. Dies verkünden wir auch, nicht mit Worten, wie Menschenweisheit es lehrt, sondern wie der Geist es lehrt, indem wir Geisterfüllten das, was des Geistes ist, deuten. Der sinnenhafte Mensch aber fasst nicht, was des Geistes Gottes ist; denn Torheit ist es ihm, und er kann es nicht begreifen, da es im Geiste zu verstehen ist. Der Geisterfüllte versteht alles, doch er selbst wird von niemand verstanden. Denn »wer hat den Sinn des Herrn erkannt, dass er ihn unterweise?« (Jes 40,13). Wir aber haben Christi Sinn.

(Quelle: Vulgata nach Hamp, Stenzel und Kürzinger )



RESPONSORIUM
R. Der Geist offenbart die Tiefen Gottes, er kennt auch das im Dunkel Verborgene. * Es ist ein Gott im Himmel, der Geheimnisse offenbart.
V. Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, das hat Gott uns enthüllt durch den Geist. * Es ist ein Gott im Himmel, der Geheimnisse offenbart.



ZWEITE LESUNG

Johannes Chrysostomus (+ 407)

Zum ersten Brief an die Korinther.


Das Heil kam nicht von Schriftgelehrten, sondern von Fischern

„Das Wort vom Kreuz ist denen, die verlorengehen, Torheit, uns aber, die gerettet werden, ist es Gottes Kraft. Es heißt nämlich in der Schrift: Ich lasse die Weisheit der Weisen vergehen und die Klugheit der Klugen verschwinden. - Hat Gott nicht die Weisheit der Welt zur Torheit gemacht? Wo ist ein Weiser? Wo ein Schriftgelehrter? Wo ein Wortführer dieser Welt? Denn da die Welt angesichts der Weisheit Gottes auf dem Weg ihrer (weltlichen) Weisheit Gott nicht erkannte, beschloß Gott, alle, die glauben, durch die Torheit der Verkündigung zu retten. Da er, der Weise, aufgrund seiner Weisheit Gott nicht erkennen wollte, überzeugte Gott durch die scheinbare Torheit der Verkündigung, nicht durch Schlußfolgerung, sondern durch den Glauben. Wo also die Weisheit Gottes ist, da brauchen wir nicht mehr die der Menschen. Daß der Schöpfer dieser großen Welt ein Gott mit gewaltiger und unsagbarer Kraft sein müsse, hätte menschliche Weisheit erschließen und ihm auf diese Weise nahekommen können. Aber nunmehr haben wir keine Schlußfolgerungen mehr nötig, sondern nur noch den Glauben. Denn für den Glauben an den Gekreuzigten und Begrabenen und für die feste Überzeugung, daß er auferstanden ist und in der Höhe thront, brauchen wir weder Weisheit noch Schlußfolgerungen, sondern eben den Glauben. Auch die Apostel ließen sich nicht von Weisheit, sondern vom Glauben leiten und wurden weiser und stiegen weiter empor als die äußerlich Weisen. Dies gilt um so mehr, weil es mehr bedeutet, durch den Glauben göttliche Dinge zu erfassen, als Denkfolgen in Bewegung zu setzen. Denn das Göttliche übersteigt das menschliche Denkvermögen.
Um die Verkündigung des Evangeliums zu erfassen, braucht der Weise keine Weisheit, und der Ungelehrte kommt nicht zu kurz durch seinen Mangel an Gelehrsamkeit.

1. 1.Kor.1,18-21.


RESPONSORIUM
R. Die Weisheit erbaute sich ein Haus und hieb sieben Säulen aus. * Sie unterwarf sich die Völker und zertrat mit ihrer Kraft den Stolz der Großen.
V. Die Torheit Gottes ist weiser als die Weisheit der Weisen. * Sie unterwarf sich die Völker und zertrat mit ihrer Kraft den Stolz der Großen.



JAHRESREIHE II:

ERSTE LESUNG

Aus dem Buch Genesis. 41,56 – 42,26


Der Hunger dehnte sich über die ganze Erde aus. Joseph öffnete alle Speicher und verkaufte den Ägyptern Getreide. Die Hungersnot wurde immer stärker im Lande Ägypten. Alle Welt kam nach Ägypten, um bei Joseph Getreide zu kaufen; denn stark war der Hunger auf der ganzen Erde.
Zug nach Ägypten
Jakob erfuhr, dass es in Ägypten Getreide gäbe. Er sprach zu seinen Söhnen: »Warum zögert ihr?« Dann sagte er: »Seht, ich habe gehört, dass es in Ägypten noch Korn gibt. Zieht dorthin und kauft uns von dorther Getreide, damit wir am Leben bleiben und nicht sterben!« Die Brüder Josephs zogen (es waren ihrer zehn) fort, um von Ägypten Getreide zu kaufen. Josephs Bruder Benjamin aber schickte Jakob nicht mit seinen Brüdern; denn er dachte, es könnte ihm etwa ein Unfall zustoßen. Die Söhne Israels kamen also mitten unter allen anderen zum Getreidekauf; denn der Hunger wütete im Lande Kanaan.
Ein gestrenger Herr
Joseph war der Gebieter über das Land. Er verkaufte allen Bewohnern des Landes Getreide. Die Brüder Josephs kamen und warfen sich mit dem Angesicht vor ihm zur Erde nieder. Joseph erblickte seine Brüder, und er erkannte sie. Er stellte sich aber fremd gegen sie und redete gar streng mit ihnen. Er sprach zu ihnen: »Woher seid ihr gekommen?« Sie antworteten: »Vom Lande Kanaan, um Nahrung zu kaufen.« Joseph erkannte seine Brüder, sie aber erkannten ihn nicht. Da erinnerte sich Joseph an die Träume, die er von ihnen gehabt hatte. Er sprach zu ihnen: »Kundschafter seid ihr! Die Blöße des Landes auszuspähen seid ihr gekommen!« Sie antworteten ihm: »Nicht doch, mein Herr! Deine Knechte kamen, um Nahrung zu kaufen. Alle miteinander sind wir Söhne eines einzigen Mannes; ehrliche Leute sind wir, deine Knechte sind keine Kundschafter.« Er sagte zu ihnen: »Nein, ihr seid gekommen, die Blöße des Landes auszuspähen.« Sie antworteten: »Wir, deine Knechte, waren unser zwölf Brüder, Söhne eines einzigen Mannes in Kanaan. Der Jüngste ist jetzt bei unserem Vater, und der eine ist nicht mehr da.« Joseph erwiderte ihnen: »So ist es, wie ich euch gesagt habe, Kundschafter seid ihr! Darin sollt ihr geprüft werden: Beim Leben des Pharao! Ihr dürft nicht von hier fort, wenn nicht euer jüngster Bruder hierher kommt. Schickt daher einen von euch, der soll euren Bruder holen; euch aber lasse ich fesseln. Es sollen eure Worte geprüft werden, ob es sich mit euch so verhält oder nicht! Beim Leben des Pharao! Ihr seid doch Kundschafter!« Er ließ sie drei Tage in Gewahrsam bringen. Am dritten Tage sprach Joseph zu ihnen: »Tut dieses, und ihr bleibt am Leben! Denn ich bin gottesfürchtig! Wenn ihr wirklich ehrliche Leute seid, so soll einer von euch Brüdern in eurem Kerker als Gefangener dableiben; ihr anderen aber geht und schafft das Korn heim, um den Hunger in euren Familien zu stillen! Euren jüngsten Bruder aber bringt her zu mir, damit sich eure Worte als wahr erweisen und ihr nicht sterben müßt!« Da stimmten sie zu. Dann sagten sie unter sich: »Wehe, schuldig sind wir an unserem Bruder geworden! Wir haben seine Herzensangst miterlebt, als er unser Erbarmen anflehte; wir aber achteten nicht darauf. Darum ist jetzt diese Drangsal über uns gekommen.« Ruben erklärte ihnen: »Habe ich es nicht zu euch gesagt: »Versündigt euch nicht an diesem Knaben !<? Ihr aber wolltet nicht hören. Nun wird sein Blut gefordert!« Sie aber merkten nicht, dass Joseph sie verstand. Denn es war ein Dolmetscher zwischen ihnen. Er wandte sich von ihnen ab und weinte. Dann kam er wieder hinzu und redete mit ihnen. Er ließ von ihnen den Simeon festnehmen und vor ihren Augen fesseln. Dann gab Joseph den Befehl, die Behälter sollten mit Getreide gefüllt, das Geld eines jeden sollte in seinen Sack zurückgelegt und Reisevorrat ihnen mitgegeben werden. Das tat man ihnen. Sie aber luden ihr Korn auf ihre Esel und zogen von dannen.

(Quelle: Vulgata nach Hamp, Stenzel und Kürzinger )


RESPONSORIUM
R. In seiner Unglückszeit hielt Josef das Gesetz, * und er wurde der Gebieter von Ägypten.
V. Gott schenkte ihm Gnade und Weisheit vor dem Pharao. * Und er wurde der Gebieter von Ägypten.



ZWEITE LESUNG

Johannes Chrysostomus (+ 407)

Aus einer Auslegung zum Buch Genesis.


Josef prüft seine Brüder

Weil Josef sein Wohlwollen für die Brüder beweisen, seinen Vater in der Not trösten und die Wahrheit über seinen Bruder Benjamin erfahren will, gibt er Befehl, einen der Brüder zurückzuhalten, die übrigen jedoch ziehen zu lassen.
Gib acht, wie ihr Gewissen, der unbestechliche Richter, sich erhebt und wie sie, ohne daß ein Ankläger auftritt und gegen sie aussagt, selbst ihre eigenen Ankläger werden (1). So ist es mit der Sünde: Wenn sie vollendet und zur Tatsache geworden ist, dann zeigt sie, wie unsinnig sie ist. Bevor sie vollendet ist, verdunkelt sie den Verstand und lähmt wie dichter Nebel das Denken. Ist sie aber vollendet, steht das Gewissen auf und quält den Geist mehr als jeder Ankläger und zeigt dem Sünder die Verkehrtheit seines Tuns. Sieh, wie diese Männer zur Erkenntnis ihrer Sünde kommen. Sie bemerken, daß ihr Leben auf dem Spiel steht. Da gestehen sie, was sie getan haben: Ach, wir sind an unserem Bruder schuldig geworden. „Wir haben zugesehen, wie er sich um sein Leben ängstigte. Als er uns um Erbarmen anflehte, haben wir nicht auf ihn gehört. Darum ist nun diese Bedrängnis über uns gekommen."
Das besprachen sie miteinander und dachten, Josef verstehe sie nicht. Denn er hatte Anordnung getroffen, daß ein Dolmetscher zwischen ihnen und ihm vermittelte. „Ruben entgegnete ihnen: Habe ich euch nicht gesagt: Versündigt euch nicht an dem Kind! Ihr aber habt nicht gehört. Nun wird für sein Blut von uns Rechenschaft gefordert“ (2). Habe ich euch damals nicht geraten und euch gemahnt, euch nicht an ihm zu versündigen? Jetzt wird von uns Rechenschaft für sein Blut gefordert; denn der Gesinnung nach habt ihr ihn getötet. Ihr habt ihm zwar das Schwert nicht durch die Kehle gezogen. Aber ihr habt ihn den Ausländern verkauft und ihm eine Knechtschaft zugedacht, die schlimmer als der Tod ist. Darum wird von uns Rechenschaft für sein Blut gefordert. Denke daran, was es heißt, vom Gewissen angeklagt zu werden und dauernd unter dem Druck dieses Anklägers zu stehen, der schreiend an das Verbrechen erinnert.

1. Gen.42,21. 2. Gen.42,22.



RESPONSORIUM
R. Gott, sei mir gnädig nach deiner Huld, tilge meine Frevel nach deinem reichen Erbarmen. * Herr, wasche meine Schuld von mir ab, und mach mich rein von meiner Sünde.
V. Das Blut Christi, der sich selbst als makelloses Opfer Gott dargebracht hat, wird unser Gewissen reinigen. * Herr, wasche meine Schuld von mir ab, und mach mich rein von meiner Sünde.



ORATION
Gott, unser Vater, wir sind dein Eigentum und setzen unsere Hoffnung allein auf deine Gnade. Bleibe uns nahe in jeder Not und Gefahr und schütze uns. Darum bitten wir durch Jesus Christus.

Diese Kategorie enthält zurzeit keine Seiten oder Medien.