Kategorie:Stundenbuch:Lesung/Lesehore09Donnerstag

Aus Vulgata
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Donnerstag 09. WOCHE IM JAHRESKREIS

JAHRESREIHE I:

ERSTE LESUNG


Aus dem Jakobusbrief (4,1-12)
Vollkommene Liebe
Woher kommen Streitigkeiten und Kämpfe unter euch? Woher anders als aus euren Begierden, die in euren Gliedern im Streite liegen? Ihr begehrt und erhaltet nicht; ihr mordet und neidet und könnt nichts erreichen; ihr streitet und kämpft und erhaltet nicht, weil ihr nicht betet. Ihr betet und empfangt nicht, weil ihr in schlechter Absicht betet, um in euren Lüsten dahinzuleben. Ihr ehebrecherisch Gesinnten, wisst ihr nicht, dass die Liebe zur Welt Feindin Gottes ist? Wer also ein Freund der Welt sein will, macht sich zum Feinde Gottes. Oder meint ihr, dass die Schrift ohne Grund sagt: »Auf Neid ist das Streben des Geistes gerichtet, den er in uns wohnen ließ«? Er gibt uns aber eine größere Gnade. Darum heißt es: »Gott widersteht den Hoffärtigen, den Demütigen aber gibt er Gnade« (Spr 3,34). Unterwerft euch also Gott! Widersteht dem Teufel, und er wird von euch fliehen! Naht euch Gott, und er wird sich euch nahen! Reinigt die Hände, ihr Sünder, und heiligt die Herzen, ihr Wankelmütigen! Fühlt eure Not, klagt und weint! Euer Lachen verwandle sich in Klage und eure Freude in Betrübnis. Demütigt euch vor dem Herrn, und er wird euch erhöhen. Redet nicht bös übereinander, Brüder! Wer bös über seinen Bruder redet oder über seinen Bruder richtet, der redet bös über das Gesetz und richtet das Gesetz. Wenn du aber das Gesetz richtest, so bist du nicht ein Vollbringer, sondern ein Richter des Gesetzes. Einer ist Gesetzgeber und Richter, er, der die Macht hat zu retten und zu verderben. Du aber, wer bist du, dass du den Nächsten richtest?


(Quelle: Vulgata nach Hamp, Stenzel und Kürzinger )


RESPONSORIUM
R. Reizt den Herrn, unsern Gott, nicht zum Zorn. * Wir wollen von ihm Rettung erwarten und ihn um Hilfe rufen.
V. Gott tritt den Stolzen entgegen, den Demütigen aber gibt er Gnade. * Wir wollen von ihm Rettung erwarten und ihn um Hilfe rufen.


Zweite Lesung

Cyrill von Jerusalem († 386)

Aus den „Katechesen“.

Jesus wurde wirklich gekreuzigt, und wir schämen uns dessen nicht.

Jesus hat für alle Menschen in Wahrheit gelitten, denn das Kreuz war kein Schein, sonst wäre auch Schein unsere Rettung. Der Tod Jesu war keine Einbildung, sonst wäre auch unser Heil nur Mythus… Sein Leiden war also echt…
Er wurde wirklich gekreuzigt, und wir schämen uns dessen nicht; er wurde gekreuzigt, und wir leugnen es nicht. Vielmehr spreche ich mit Stolz davon. Ich bekenne mich zum Kreuz, denn ich kenne die Auferstehung. Ja, wäre er ein Gekreuzigter geblieben, dann hätte ich mich wohl nicht zum Kreuz bekannt; weil aber dem Kreuz die Auferstehung folgte, scheue ich mich nicht, es zu verkünden… Der Herr ist gekreuzigt worden. Du hast dafür die Zeugnisse. Du siehst den Ort Golgota… Sieh zu, dass du in der Zeit der Verfolgung nicht leugnest. Sei nicht in Friedenszeiten Jesu Freund, in Kampfzeiten sein Feind! Du erhältst jetzt die Vergebung deiner Sünden, dazu das Gnadengeschenk der Geistesgaben des Königs… Jesus, der ohne Sünde war, wurde für dich gekreuzigt; und du willst dich nicht kreuzigen lassen für den, der gekreuzigt wurde für dich? Du erweist ihm keinen Gefallen (wenn du dich für ihn kreuzigen lässt). Du hast ja vorher empfangen; nur den Dank erstattest du, zahlst nur deine Schuld dem, der für dich auf Golgota gekreuzigt wurde…
Er breitete am Kreuz seine Hände aus, um die Enden der Erde zu umfassen… Menschenhände hat er ausgestreckt, er, der mit seinen göttlich-geistigen Händen den Himmel gefestigt hat1. Mit Nägeln wurden sie angenagelt; seine menschliche Natur, welche die Sünden der Menschheit trug, sollte am Kreuzholz angenagelt werden und sterben, damit zusammen mit ihr auch die Sünde sterbe, wir aber gerechtfertigt auferstehen.

(1) Ps 33,6.


RESPONSORIUM
R. Gott hat den, der die Sünde nicht kannte, für uns zur Sünde gemacht, * damit wir in ihm gerecht würden.
V. Christus starb für unsre Sünden und wurde begraben. Er wurde am dritten Tag auferweckt. * Damit wir in ihm gerecht würden.


ORATION
Gott, unser Vater, deine Vorsehung geht niemals fehl. Halte von uns fern, was uns schadet, und gewähre uns alles, was zum Heile dient. Darum bitten wir durch Jesus Christus.



Jahreskreis II

ERSTE LESUNG

Aus dem Brief an die Galater. (4,8-5,1)
Warnung vor Selbstknechtung Doch damals, als ihr Gott nicht kanntet, dientet ihr Göttern, die dies in Wirklichkeit gar nicht sind. Jetzt aber, da ihr Gott kennt, besser noch, da ihr erkannt wurdet von Gott, wie könnt ihr wieder zurückkehren zu den schwachen und armseligen Elementen, in der Absicht, ihnen wieder von neuem zu dienen? Ihr beobachtet Tage und Monate und Zeiten und Jahre! Ich fürchte für euch, ich habe umsonst mich bemüht um euch. Werdet doch wie ich; denn auch ich wurde wie ihr, Brüder; ich flehe euch an. Nichts tatet ihr mir zuleide. Ihr wisst ja, wie ich in Schwachheit des Fleisches euch erstmals das Evangelium verkündete, und ihr habt die in meinem Fleische liegende Prüfung nicht verächtlich zurückgewiesen, auch habt ihr nicht ausgespuckt, sondern wie einen Engel Gottes nahmt ihr mich auf, wie Christus Jesus. Wo ist nun eure Begeisterung? Ich gebe euch das Zeugnis, ihr hättet, wäre es möglich gewesen, eure Augen herausgerissen und mir gegeben. Bin ich denn nun euer Feind geworden, der ich euch die Wahrheit sage? Man bemüht sich um euch in nicht guter Absicht; wegdrängen wollen sie euch, damit ihr euch um sie bemüht. Doch schön wäre es, allezeit eifriges Bemühen im Guten zu erfahren, und nicht nur, wenn ich bei euch zugegen bin, bei euch, meinen Kindern, für die ich aufs neue Geburtswehen leide, bis Christus Gestalt wird in euch. Ich wollte, ich könnte jetzt bei euch sein und mit anderer Stimme reden; denn ratlos bin ich in der Sorge um euch.
Zeugnis der Schrift für die Freiheit
Sagt mir, die ihr unter dem Gesetze sein wollt, vernehmt ihr nicht das Gesetz? Es steht doch geschrieben, dass Abraham zwei Söhne hatte, einen von der Magd und einen von der Freien. Doch der von der Magd war dem Fleische nach geboren, der von der Freien hingegen zufolge der Verheißung. Das ist sinnbildlich gesagt; denn sie bedeuten die zwei Bündnisse. Das eine nämlich vom Berge Sinai, das zur Knechtschaft gebiert, das ist Hagar.
Denn »Hagar« bezeichnet den Berg Sinai in Arabien, was dem jetzigen Jerusalem entspricht, das ja in Knechtschaft ist mit seinen Kindern. Das obere Jerusalem aber ist frei, und das ist unsere Mutter. Es steht ja geschrieben: »Freue dich, du Unfruchtbare, die du nicht gebierst, frohlocke und jauchze, die du keine Geburtswehen hast; denn zahlreich sind die Kinder der Alleinstehenden, mehr als jener, die einen Mann hat« (Is 54,1). Ihr aber, Brüder, seid wie Isaak Kinder der Verheißung. Doch wie damals der dem Fleische nach Geborene den verfolgte, der es dem Geiste nach war, so ist es auch jetzt. Doch was sagt die Schrift? »Treib fort die Magd und ihren Sohn! Denn der Sohn der Magd soll nicht Erbe sein mit dem Sohn der Freien« (1 Mos 21,10). Demnach, Brüder: wir sind nicht Kinder der Magd, sondern der Freien.
Rückfall heißt Christus verlieren
Für die Freiheit hat Christus uns befreit; steht also fest, und lasst euch nicht wieder unter das Joch einer Knechtschaft bringen!

(Quelle: Vulgata nach Hamp, Stenzel und Kürzinger )


RESPONSORIUM
R. Wir sind Kinder der Verheißung wie Isaak, nicht Kinder der Sklavin, sondern Kinder der Freien. * Zur Freiheit hat uns Christus befreit.
V. Lasst euch nicht von neuem das Joch der Knechtschaft auflegen. * Zur Freiheit hat uns Christus befreit.



ZWEITE LESUNG

Augustinus († 430)

Aus einer Auslegung zum Brief an die Galater.

Christus soll in uns Gestalt annehmen

Der Apostel sagt: „Werdet wie ich.“1 Ich bin zwar als Jude geboren, schätze aber das Irdische wenig, wenn ich es im Licht des Geistes mit dem Überirdischen vergleiche. „Denn auch ich bin geworden wie ihr“2, das heißt: Ich bin ein Mensch. Dann erinnert er die Galater an seine Liebe, damit sie ihn nicht als Feind betrachten: „Ihr habt mir nichts zuleide getan“3, als wollte er sagen: denkt also nicht, ich wollte euch etwas zuleide tun.
Dazu sagt er noch: „Meine Kinder!“4 damit sie ihm wie einem Vater nachstreben: Er fährt fort: „Für die ich von neuem Geburtswehen erleide, bis Christus in euch Gestalt annimmt“5. Das sagt er eigentlich im Namen der Mutter Kirche; denn anderswo heißt es: „Wir waren bescheiden in eurer Mitte wie eine Mutter, die für ihre Kinder sorgt.“6
Christus nimmt durch den Glauben im Glaubenden Gestalt an, im inneren Menschen, der zur Freiheit der Gnade berufen ist, der mild und von Herzen demütig sich nicht brüstet mit den Verdiensten seiner Werke, die nichtig sind. Doch mit der Gnade beginnt in ihm ein wenn auch noch so geringes Maß von Verdienst, so dass Christus ihn als einen „seiner Geringsten“ bezeichnen kann. Er sagt nämlich, was ihr für einen meiner Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan7. Gestaltet wird Christus in dem, der seine Gestalt annimmt. Christi Gestalt aber nimmt an, wer Christus mit geistlicher Liebe anhängt.
Daher kommt es, dass er durch die Nachahmung Christi wird, was dieser ist, soweit es die von ihm erreichte Stufe seines geistlichen Aufstiegs zulässt. Johannes schreibt: „Wer sagt, dass er in ihm bleibt, muss auch leben, wie er gelebt hat.“8
Die Menschen werden von ihren Müttern empfangen, um in ihnen Gestalt anzunehmen. Wen sie Gestalt angenommen haben, werden sie unter Wehen geboren. Darum kann es befremden, wenn es heißt: „Ich erleide von neuem Geburtswehen für euch, bis Christus in euch Gestalt annimmt.“9 Es sei denn, wir verstehen diese Wehen als die Angst und Sorge, unter denen er die Galater geboren hat. Noch einmal erleidet er die Geburtswehen, weil er die Gefahren der Wiederabwendung sieht, durch die sie verwirrt sind10. Die Not solcher Sorge um sie, die er mit Geburtswehen vergleicht, kann so lange dauern, „bis sie Christus in seiner vollendeten Gestalt darstellen und nicht mehr von jedem Widerstreit der Meinungen hin und her getrieben werden“ 11.
Nicht vom Anfang des Glaubens also, durch den sie schon geboren wurden, sondern von der Stärke und Vollendung ist gesagt: „Ich erleide von neuem Geburtswehen für euch, bis Christus in euch Gestalt annimmt.“


(1) Gal 4,12. (2) Ebd. (3) Ebd. (4) Gal 4,19. (5) Ebd. (6) Vgl. 1Thess 2,7 (Vg. U. NVg.). (7) Vgl. Mt 25,40. (8) 1Joh 2,6. (9) Vgl. Gal 4,19. (10) Vgl. Gal 1,6-7. (11) Vgl. Eph 4,13.14)


RESPONSORIUM
R. Ich leide von neuem Geburtswehen für euch, * bis Christus in euch Gestalt annimmt.
V. Voll Liebe bin ich zu euch, wie eine Mutter, die für ihre Kinder sorgt. * Bis Christus in euch Gestalt annimmt.


ORATION
Gott, unser Vater, deine Vorsehung geht niemals fehl. Halte von uns fern, was uns schadet, und gewähre uns alles, was zum Heile dient. Darum bitten wir durch Jesus Christus.

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