Kategorie:Stundenbuch:Lesung/Lesehore09Sonntag

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Sonntag 09. WOCHE IM JAHRESKREIS

JAHRESREIHE I:

ERSTE LESUNG


Aus dem Jakobusbrief (2,1-13)
Unparteiliche Nächstenliebe Meine Brüder, macht bei eurem Glauben an unseren glorreichen Herrn Jesus Christus nicht Unterschiede nach Ansehen der Person. Kommt nämlich in eure Versammlung ein Mann mit goldberingten Fingern und prunkvollem Gewand und tritt auch ein Armer ein in ungepflegter Kleidung, und ihr beachtet den Mann mit dem prunkvollen Gewand und sagt: »Du, mache es dir an diesem Platze bequem!«, zum Armen aber sagt ihr: »Du, stell dich dorthin oder setz dich nieder unterhalb meines Schemels!« - urteilt ihr da nicht zwiespältig und werdet ihr als Richter nicht von schlimmen Erwägungen geleitet? Hört, meine geliebten Brüder! Hat nicht Gott die vor der Welt Armen auserwählt zu Reichen im Glauben und zu Erben des Reiches, das er denen verhieß, die ihn lieben? Ihr aber habt den Armen entehrt. Sind es nicht die Reichen, die Gewalt an euch üben und euch vor die Gerichte schleppen? Lästern nicht sie den erhabenen Namen, der über euch angerufen wurde? Wenn ihr indes das königliche Gebot erfüllt, dem Schriftwort gemäß: »Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!« (3 Mos 19,18), so verhaltet ihr euch recht. Schaut ihr jedoch auf das Äußere der Person, so begeht ihr Sünde und werdet vom Gesetz als Übertreter gebrandmarkt. Denn wer das ganze Gesetz erfüllt, aber in einem einzigen fehlt, der hat sich am Ganzen schuldig gemacht. Denn der gesagt hat: »Du sollst nicht ehebrechen!« (2Mos 20,14; 5Mos 5,18), sagte auch: »Du sollst nicht töten!« (2Mos 20,13; 5Mos 5,17). Wenn du nun zwar die Ehe nicht brichst, aber tötest, bist du zum Übertreter des Gesetzes geworden. Redet und handelt als solche, die durch das Gesetz der Freiheit gerichtet werden! Denn ohne Erbarmen wird das Gericht über den ergehen, der nicht Barmherzigkeit übt. Barmherzigkeit aber triumphiert über das Gericht.


(Quelle: Vulgata nach Hamp, Stenzel und Kürzinger )


RESPONSORIUM
R. Gott hat die Armen in der Welt auserwählt, um sie durch den Glauben reich und zu Erben des Königreichs zu machen, * das er denen versprochen hat, die ihn lieben.
V. Selig, die vor Gott arm sind, denn ihnen gehört das Himmelreich. * Das er denen versprochen hat, die ihn lieben.


Zweite Lesung

Tertullian († nach 220)

Aus dem Buch über die Geduld.

Geduld gegenüber Anfeindungen

Fern sei dem Diener Christi die Sünde, dass seine Geduld, die für große Prüfungen bestimmt ist, bei den kleinen versagt. Will dich jemand mit der Hand herausfordern, so hast du die Weisung des Herrn: „Schlägt dich jemand ins Gesicht, so halte ihm auch die andere Wange hin.“1 Durch deine Geduld mach die Bosheit müde. Wie scharf auch Schmerz und Schmach des Schlages treffen, Gott gibt ihn härter zurück. Du triffst diesen bösen Menschen mehr, indem du duldest; denn er wird von dem gezüchtigt, durch dessen Gnade du aushältst.
Wenn die Bitterkeit der Zunge in Fluch und Schmähung ausbrechen möchte, schau auf den Ausspruch: „Wenn sie euch beschimpfen, freut euch!“2 Der Herr selbst wurde unter dem Gesetz verflucht, und doch ist er allein gesegnet. Darum wollen wir als Knechte dem Herrn folgen und uns geduldig verfluchen lassen, damit wir gesegnet werden können.
Wenn ich nicht gleichmütig genug gegen ein heftiges oder böses Wort bin, dass ich hören musste, dann muss ich selbst mit Bitterkeit vergelten, oder ich werde von stummer Ungeduld gepeinigt. Wenn ich also verflucht werde und schlage, wie kann ich dann meinen, ich sei der Lehre des Herrn gefolgt?

(1) Vgl. Mt 5,39. (2) Vgl. Mt 5,11


RESPONSORIUM
R. Wenn wir durch den Geist leben, dann wollen wir auch dem Geist folgen. * Die Frucht des Geistes ist Liebe, Freude, Freundlichkeit, Güte und Sanftmut.
V. Wir wollen nicht miteinander streiten und einander nichts nachtragen. * Die Frucht des Geistes ist Liebe, Freude, Freundlichkeit, Güte und Sanftmut.


ORATION
Gott, unser Vater, deine Vorsehung geht niemals fehl. Halte von uns fern, was uns schadet, und gewähre uns alles, was zum Heile dient. Darum bitten wir durch Jesus Christus.



Jahreskreis II

ERSTE LESUNG

Aus dem Brief an die Galater. (1,1-12)
Paulus, Apostel, nicht von Menschen, auch nicht durch Vermittlung eines Menschen, sondern durch Jesus Christus und Gott, den Vater, der ihn auferweckte von den Toten, und alle Brüder bei mir an die Gemeinden von Galatien. Gnade euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus, der sich hingab für unsere Sünden, damit er uns errette aus der gegenwärtigen bösen Welt nach dem Willen unseres Gottes und Vaters, dem die Ehre ist von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.
Grund des Schreibens
Ich staune, dass ihr so rasch von dem, der euch in Christi Gnade berief, euch abwendig machen lasst zu einem anderen Evangelium, wo es doch ein anderes gar nicht gibt, nur gewisse Leute gibt es, die euch verwirren und darauf ausgehen, das Evangelium Christi zu verkehren. Doch wenn selbst wir oder ein Engel vom Himmel euch ein anderes Evangelium verkündeten, als wir euch verkündet haben, so sei er verflucht! Wie wir schon sagten, so sage ich nun noch einmal: Wenn jemand euch ein anderes Evangelium verkündet, als ihr empfangen habt, so sei er verflucht! Denn rede ich jetzt Menschen zuliebe oder Gott zuliebe? Oder suche ich Menschen zu gefallen? Wollte ich noch Menschen gefallen, so wäre ich nicht Christi Knecht.
Denn ich tue euch kund, Brüder: Das Evangelium, das von mir verkündet wurde, ist nicht nach menschlicher Art. Denn ich empfing es weder von einem Menschen, noch erlernte ich es durch Unterweisung, sondern durch Offenbarung Jesu Christi.

(Quelle: Vulgata nach Hamp, Stenzel und Kürzinger )


RESPONSORIUM
R. Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus, * der sich für uns hingab.
V. Wollte ich den Menschen gefallen, dann wäre ich nicht ein Knecht Christi. * Der sich für uns hingab.


ZWEITE LESUNG

Augustinus († 430)

Aus einer Auslegung zum Vorwort des Briefes an die Galater.

Erkennt die Gnade Gottes
Der Anlass für den Brief des Apostels Paulus an die Galater ist dieser: Sie sollen erkennen, dass die Gnade Gottes sie vom Gesetz befreit hat. Als ihnen nämlich die Frohe Botschaft von der Gnade gepredigt wurde, gab es Leute aus der Beschneidung, die zwar dem Namen nach Christen wurden, aber die eigentliche Wohltat der Gnade nicht erfassten. Sie wollten noch unter der Last der Gesetzeswerke bleiben, die Gott ihnen auferlegt hatte. Die Galater standen schon unter der Gnade des Glaubens, aber jene Menschen wollten sie der Last des Gesetzes unterwerfen, indem sie versicherten, das Evangelium nütze ihnen nur, wenn sie sich beschneiden ließen und die übrigen fleischlichen Riten der Juden auf sich nähmen.
Darum hatten sie begonnen, den Apostel Paulus, der ihnen das Evangelium verkündigt hatte, zu verdächtigen, als halte er sich nicht an die gleiche Ordnung wie die übrigen Apostel, die von den Heiden verlangten, jüdisch zu leben. Der Apostel Petrus hatte ja dem Anstoß solcher Leute nachgegeben und sich verleiten lassen, den falschen Anschein zu erwecken, als meine auch er, das Evangelium nütze den Heiden nichts, wenn sie sich der Last des Gesetzes entzögen. Aus dieser Verstellung rief ihn der Apostel Paulus zurück, wie unser Brief zeigt1.
Dieselbe Frage erscheint auch im Römerbrief, Doch dürfte es da einen Unterschied geben, insofern Paulus dort die Streitfrage und den Zwisst zwischen den Gläubigen aus dem Judentum und denen aus dem Heidentum schlichtet.
Hier in unserem Brief schreibt er jedoch an Christen, die schon durch das Ansehen derer, die aus dem Judentum kamen und zur Einhaltung des Gesetzes nötigten, erschüttert waren. Sie hatten angefangen, ihnen zu glauben, Paulus habe nicht das Richtige gepredigt, als er von ihrer Beschneidung absah. Darum beginnt der Apostel so: „Ich bin erstaunt, dass ihr euch so schnell von dem abwendet, der euch zur Gnade Christi berufen hat, und dass ihr euch einem anderen Evangelium zuwendet.“2
Durch diese einleitenden Worte hat er kurz das Thema angegeben. Allerdings gebraucht er auch schon ein Grußwort, wie es in keinem andern Brief steht: „Paulus, zum Apostel berufen, nicht von Menschen oder durch einen Menschen“1. Er zeigt dadurch, dass alle, die solche Überredungskünste versuchen, nicht von Gott, sondern von Menschen kommen; und weiter, dass man ihn im Gewicht seines evangelischen Zeugnisses nicht geringer achten dürfe als die übrigen Apostel. Er leitet sein Apostolat ja nicht von Menschen ab und nicht von der Übertragung durch Menschen, sondern von Jesus Christus und dem Vater.

(1) Vgl. Gal 2,14. (2) Gal 1,6. (3) Gal 1,1.


RESPONSORIUM
R. Ehe der Glaube kam, waren wir im Gefängnis des Gesetzes; * die Gnade Gottes hat uns vom Gesetz befreit.
V. Nachdem der Glaube gekommen ist, stehen wir nicht mehr unter dem Gesetz. * Die Gnade Gottes hat uns vom Gesetz befreit.


ORATION
Gott, unser Vater, deine Vorsehung geht niemals fehl. Halte von uns fern, was uns schadet, und gewähre uns alles, was zum Heile dient. Darum bitten wir durch Jesus Christus.

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