Kategorie:Stundenbuch:Lesung/Lesehore12Dienstag

Aus Vulgata
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Dienstag 12. WOCHE IM JAHRESKREIS

JAHRESREIHE I:

ERSTE LESUNG


Aus dem ersten Buch Samuel (1,1-20a)

Ein Mann namens Elkana lebte unter den Leuten von Ramatajim, ein Zuphit vom Gebirge Ephraim. Er war ein Sohn Jerochams, des Sohnes Elihus, der ein Sohn Tochus, des Sohnes des Zuph, war, ein Ephratit. Er hatte zwei Frauen; die eine hieß Anna, die andere Peninna. Peninna hatte Kinder, Anna dagegen nicht. Dieser Mann zog alljährlich aus seiner Ortschaft hinauf, um dem Herrn der Heerscharen in Silo zu huldigen und zu opfern. Dort waren die beiden Helisöhne Chophni und Pinchas Priester des Herrn. Wenn Elkana opferte, gab er seiner Frau Peninna und all ihren Söhnen und Töchtern Speiseanteile. Der Anna gab er nur einen, aber einen ganz persönlichen Anteil; denn er liebte Anna; doch der Herr hatte ihren Mutterschoß verschlossen. Ihre Widersacherin kränkte sie bitterlich, um sie zu demütigen, weil der Herr ihr den Mutterschoß verschlossen hatte. So geschah es alljährlich: Sooft sie zum Haus des Herrn ging, wurde sie von jener gekränkt. Anna weinte und wollte nicht mehr essen. Elkana, ihr Mann, sprach zu ihr: »Anna, warum weinst du? Weshalb willst du nicht essen? Warum ist dein Herz so traurig? Bin ich dir nicht viel mehr wert als zehn Söhne?«  Anna aber stand auf, nachdem man das Opferfleisch gegessen und auch getrunken hatte, und trat hin vor den Herrn. Der Priester Heli saß auf einem Stuhl an den Pfosten des Tempels des Herrn. Mit Kummer im Herzen betete sie zum Herrn und weinte bitterlich. Sie tat ein Gelübde und sprach: »Herr der Heerscharen, wenn du das Elend deiner Magd ansiehst, meiner gedenkst, deine Magd nicht vergisst und deiner Magd einen Sohn schenkst, so will ich ihn dem Herrn weihen sein Leben lang. Kein Schermesser soll über sein Haupt kommen!« Lange Zeit betete sie vor dem Herrn. Heli aber beobachtete ihren Mund. Anna nämlich redete in ihrem Herzen; nur ihre Lippen bewegten sich; ihre Stimme aber hörte man nicht. Heli meinte deshalb, sie wäre betrunken. Er sprach zu ihr: »Wie lange willst du dich denn noch wie eine Betrunkene benehmen? Schaffe deinen Weinrausch von dir!« Anna entgegnete und sprach: »Nicht doch, Herr, ich bin eine hartgeprüfte Frau. Wein und starkes Getränk habe ich nicht getrunken. Ich schüttete mein Herz aus vor dem Herrn. Halte deine Magd doch nicht für ein liederliches Weib; denn aus der Schwere meines Kummers und meiner Verbitterung habe ich geredet.« Heli antwortete: »Gehe hin in Frieden! Der Gott Israels gewähre dir deine Bitte, die du an ihn gestellt hast!« Sie sprach: »Möge doch deine Magd Gunst in deinen Augen finden!« Da ging die Frau ihres Weges dahin, aß, und ihr Antlitz war nicht mehr so traurig.
Erfüllung
In der Frühe des andern Morgens huldigten sie vor dem Herrn; dann kehrten sie zurück und kamen in ihr Haus nach Rama. Elkana hatte Verkehr mit Anna, seiner Frau, und der Herr war ihrer eingedenk. Im Verlauf der Zeit war Anna gesegneten Leibes und gebar einen Sohn.

(Quelle: Vulgata nach Hamp, Stenzel und Kürzinger )


RESPONSORIUM
R. Mein Herz ist fröhlich im Herrn, mein Gott ist meine Stärke. * Nun kann ich meinen Mund auftun gegen meine Feinde, denn ich freue mich seiner Hilfe.
V. Der Herr erhebt den Schwachen aus dem Staub, er erhöht den Armen aus der Asche. * Nun kann ich meinen Mund auftun gegen meine Feinde, denn ich freue mich seiner Hilfe.


Zweite Lesung

Gregor der Große († 604)

Zum ersten Buch Samuel.

Freude im Herrn

Hanna sprach: „Mein Herz ist voll Freude über den Herrn.“ 1 Ihr Geist war in Bitterkeit versenkt, sie vergoss Ströme von Tränen und machte ein Gelübde; doch dann aß und trank sie wieder. Denn das Herz kann den Allmächtigen gebührend loben, wenn es durch entsprechende Kämpfe zur höchsten Gottesliebe gelangt ist. Durch tägliche Übung hat das Herz gelernt, alles geringzuschätzen. Alles Geschaffene schließt es von seinem Streben aus und erfreut sich im Innern der Schau der Herrlichkeit, dies um so mehr, je weniger es der Schönheit irgendeiner Kreatur gelingt, das Herz in Liebe zu ihr festzuhalten.
Darum sagt die Braut im Hohenlied: „Mit Küssen seines Mundes bedecke er mich!“2 Wenn sie spricht: „Mein Herz ist voll Freude über den Herrn“, wessen rühmt sie sich dann anders, als dass sie ihn umarmt hat, den sie so liebt? Darum allein sagt sie aus eigener Erfahrung, welche Kraft der Liebe im Gemach des Bräutigams herrscht. Durch den Sieg über alle Leidenschaften erleuchtet und hochgehoben auf den Gipfel der Tugend, ist sie zu einer Höhe gelangt, von der aus sie ihr Herz in Freude und wunderbare Jubel auf Gott gründen konnte.
Doch auch wer das Überirdische liebt, ist noch nicht zum Höhepunkt der Erhebung gelangt, solange er die innige Süßigkeit noch nicht zu genießen weiß. Jener Mensch erst hat die Höhe des Jubels erlangt, der durch Wachstum der Tugend fortschreitet und den Gipfel der höchsten Beschauung erreicht. Dann liebt er nicht allein das Überirdische vollkommen, sondern ruht darüber hinaus durch eine vollkommene Liebe einzig in der Betrachtung des allmächtigen Gottes. Der hat große Kraft durch Gott, der die erhabene Schau des inneren Lichtes genießt und sich über sie in einzigartiger Vertrautheit freuen darf.

(1) 1Sam 2,1. (2) Hld 1,2.



RESPONSORIUM
R. Meine Seele preist die Größe des Herrn, * mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter.
V. Auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut. * Mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter.


ORATION
Heiliger Gott, gib, dass wir deinen Namen allezeit fürchten und lieben. Denn du entziehst keinem deine väterliche Hand, der fest in deiner Liebe verwurzelt ist. Darum bitten wir durch Jesus Christus.



Jahreskreis II

ERSTE LESUNG

Aus dem Buch Esra. (6,1-5.13-22)

Darius Erlaubnis zum Wiederaufbau des Tempels

Der König Darius gab nun den Befehl, in den Schatzhäusern nach den Urkunden zu forschen, die dort in Babel niedergelegt waren. Man fand in der festen Stadt Ekbatana in der Provinz Medien eine Schriftrolle, in der geschrieben stand: »Urkunde. Im ersten Jahre des Königs Cyrus erließ der König Cyrus eine Verordnung bezüglich des Gotteshauses in Jerusalem: Das Haus soll wieder aufgebaut werden als Darbringungsstätte für Schlachtopfer. Seine Grundmauern sollen beibehalten werden. Seine Höhe soll dreißig Ellen betragen, seine Länge sechzig Ellen, seine Breite zwanzig Ellen. Je drei Schichten seien von Steinen und eine Schicht aus Holz. Die Kosten bestreitet der Königshof. Auch die goldenen und silbernen Geräte des Gotteshauses, die Nebukadnezar vom Tempel in Jerusalem fortgenommen und nach Babel gebracht hat, soll man zurückgeben, im Tempel von Jerusalem an ihren früheren Platz bringen und im Gotteshaus niederlegen.« 
Vollendung und Tempelweihe (515)
Tattenaj, der Statthalter des Gebietes jenseits des Stromes, Schetar-Bosnaj und ihre Amtsgenossen handelten nun genau nach der Anweisung, die ihnen König Darius zugesandt hatte. Die Ältesten der Juden arbeiteten nun am Wiederaufbau und hatten Erfolg dank der Wirksamkeit der Propheten Haggaj und Sacharja, des Iddosohnes. Sie vollendeten den Bau nach dem Befehl des Gottes Israels und nach den Weisungen des Cyrus, Darius und des Perserkönigs Artaxerxes. Dieses Haus war auf den dritten Tag des Monats Adar, und zwar im sechsten Jahr der Regierung des Königs Darius fertiggestellt. Dann feierten die Söhne Israels, Priester, Leviten und die übrigen aus der Verbannung Zurückgekehrten, die Weihe dieses Gotteshauses voll Freude. Sie opferten zur Einweihung des Hauses Gottes hundert Stiere, zweihundert Widder, vierhundert Lämmer und als Sündopfer für ganz Israel zwölf Ziegenböcke, entsprechend der Anzahl der Stämme Israels. Sie setzten die Priester nach ihren Klassen und die Leviten nach ihren Abteilungen für den Gottesdienst in Jerusalem ein, wie es das Buch des Moses vorschrieb.
Osterfestfeier
Am vierzehnten Tage des ersten Monats veranstalteten die aus der Verbannung Heimgekehrten die Paschafeier. Die Priester und Leviten hatten sich insgesamt gereinigt. Im Zustand der Reinheit schlachteten sie das Pascha für alle Glieder der Heimkehrergemeinde, für ihre Amtsbrüder, die Priester, und für sich selbst. So aßen es die Söhne Israels, die aus der Verbannung zurückgekehrt waren, sowie alle, die sich von der Unreinheit der heidnischen Landesbevölkerung ausgesondert und jenen angeschlossen hatten, um nunmehr den Herrn, den Gott Israels, zu suchen. Sie feierten sieben Tage lang voller Freude das Fest der ungesäuerten Brote. Denn der Herr hatte sie froh gemacht und das Herz des Königs von Assur ihnen zugewandt, so dass er sie bei der Arbeit am Tempel Gottes, des Gottes von Israel, unterstützte.

(Quelle: Vulgata nach Hamp, Stenzel und Kürzinger )


RESPONSORIUM
R. So spricht der Herr: Volk des Landes, fasse Mut und geh ans Werk, denn ich bin bei dir. * Die künftige Herrlichkeit dieses Hauses wird größer sein als die frühere, und an dieser Stätte gewähre ich Heil.
V. Dann kommt er, nach dem die Völker verlangen, und ich erfülle dieses Haus mit Herrlichkeit. * Die künftige Herrlichkeit dieses Hauses wird größer sein als die frühere, und an dieser Stätte gewähre ich Heil.


ZWEITE LESUNG

Beda Venerabilis († 735)

Aus einer Auslegung zu den Büchern Esra und Nehemia.

Der Tempelbau

Wir müssen im Gedächtnis behalten, dass der Tempel, der von Salomo erbaut und von Serubbabel und Jeschua wiederhergestellt wurde, in vieler Hinsicht ein Sinnbild ist. Er bedeutet jede auserwählte Seele, die ein Haus und Tempel des Heiligen Geistes Christi ist, weil der Geist Christi in ihr wohnt. Der Tempel bedeutet auch die ganze Kirche, das heißt, die Versammlung aller Auserwählten, der Engel wie der Menschen.
Er ist zudem auch ein Bild für den Leib des Herrn selbst, der aus der Jungfrau geboren wurde, ohne Sünde in der Welt lebte, von den Gottlosen getötet wurde, aber aus eigener Kraft am dritten Tag von den Toten erstand.
„Die Israeliten, die Priester, die Leviten und die übrigen Heimkehrer feierten voll Freude die Weihe des Gotteshauses.“1
Wie schon öfter gesagt wurde, bedeutet der Wiederaufbau des Tempels nach der Gefangenschaft auch die Besserung des Menschen, der eben erst den Weg der Wahrheit betreten hat und schon durch die Sünde in die Irre gegangen ist. Sehr richtig ist, dass ein solcher Tempel von den Priestern, Leviten und den anderen Heimkehrern in Freuden geweiht wird. Denn wenn sich die Sünder bessern, herrscht im Himmel große Freude bei den Engeln Gottes2, bei den Lehrern, die für das Heil der Verirrten gearbeitet haben, und bei allen, die aus Babylon, das heißt aus der Verwirrung und der Sünde, mit Herz und Tat zur Hochburg der Tugend, zum Land der Verheißung gelangten.

(1) Esr 6,16. (2) Vgl. Lk 15,10.


RESPONSORIUM
R. Als der Herr die Gefangenschaft Zions wendete, da waren wir alle wie Träumende, * unser Mund war voll Lachen und die Zunge voll Jubel.
V. Wohl dem, der den Herrn fürchtet und ehrt und auf seinen Wegen geht. * Unser Mund war voll Lachen und die Zunge voll Jubel.


ORATION
Heiliger Gott, gib, dass wir deinen Namen allezeit fürchten und lieben. Denn du entziehst keinem deine väterliche Hand, der fest in deiner Liebe verwurzelt ist. Darum bitten wir durch Jesus Christus.

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