Kategorie:Stundenbuch:Lesung/Lesehore15.September

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15. 'September'
Gedächtnis der Schmerzen Mariens


Bernhard von Clairvaux (+ 1153)

Aus einer Predigt zum Festgeheimnis Mariä Himmelfahrt

Bei dem Kreuz stand die Mutter

Das Martyrium der Jungfrau wird uns in der Weissagung des Simeon und in der Geschichte des Leidens Christi ans Herz gelegt. Der Greis sagt von dem Kind Jesus: „Dieser ist als Zeichen aufgerichtet, dem widersprochen wird.“ Zu Maria aber sagt er: „Dir selbst wird ein Schwert durch die Seele dringen.“ 5

Deine Seele, heilige Mutter, durchdrang wahrhaft ein Schwert. Nur durch deine Seele hindurch durchbohrte es auch den Leib deines Sohnes. Nachdem Jesus, dein Jesus - der Jesus aller, aber im besonderen dein Jesus -, den Geist ausgehaucht hatte, schonte die grausame Lanze den Toten nicht, doch sie konnte ihm nicht mehr schaden und öffnete nur seine Seite. Seiner Seele konnte sie nichts mehr anhaben, aber deine Seele durchdrang sie. Seine Seele war nicht mehr da, aber deine Seele konnte von dort nicht losgerissen werden. Die Kraft des Schmerzes durchdrang deine Seele. Wir könnten dich mit Recht als Königin der Märtyrer preisen, da in deinem Herzen die Wirkung des Mit-Leidens stärker war als die des leiblichen Leidens.

War dir das Wort „Frau, siehe dein Sohn“2 nicht schärfer als ein Schwert, ging es dir nicht wirklich durch dein Herz, durchdringend bis zur Scheidung von Seele und Geist3? Welch ein Tausch! Du erhältst Johannes statt Jesu, den Knecht statt des Herrn, den Jünger statt des Meisters, den Sohn des Zebedäus statt des Sohnes Gottes, einen reinen Menschen statt des wahren Gottes. Wie sollte es dein empfindsames Herz nicht durchbohren, wenn schon die bloße Erinnerung daran unser Herz zerreißt, so steinern und eisern es ist!

Wundert euch nicht, Brüder, dass wir sagen, Maria sei in ihrer Seele Märtyrin gewesen. Wundern kann sich darüber nur, wer vergisst, dass Paulus die Gefühllosigkeit zu den schlimmsten Sünden der Heiden rechnet4. Gefühllosigkeit aber war vom Herzen Marias weit entfernt und sollte auch ihren Dienern fremd sein.

Doch vielleicht wendet jemand ein: „Wusste sie denn nicht im Voraus, dass er sterben würde?“ Ohne Zweifel! „Hoffte sie nicht, dass er sogleich wieder auferstehen werde?“ Aber gewiss! „Und trotzdem schmerzte es sie, dass er gekreuzigt wurde?“ Ja, es schmerzte sie heftig! Wer bist du, Bruder, und woher hast du deine Weisheit? Warum wunderst du dich mehr über das Mit-Leiden Marias als über das Leiden ihres Sohnes? Da er dem Leibe nach sterben konnte, wie hätte da ihr Herz vermocht, nicht mit ihm zu sterben? Jenes bewirkte die Liebe, die größte, die es gibt. Aber auch dieses tat die Liebe, die zweitgrößte nach jener.

(1) Lk 2,34.35. (2) Joh 19,26. (3) Vgl. Hebr 4,12. (4) Vgl. Röm 1,31.


RESPONSORIUM
R. Ihr alle, die ihr des Weges zieht, schaut und seht, * ob ein Schmerz ist gleich meinem Schmerze.
V. Ihr Völker alle, habt acht und seht meinen Schmerz. * Ob ein Schmerz ist gleich meinem Schmerze.


ORATION
Allmächtiger Gott, du hast der Mutter Jesu die Kraft verliehen, unter dem Kreuz zu stehen und das Leiden ihres Sohnes zu teilen. Hilf uns, täglich unser Kreuz anzunehmen, damit wir auch an der Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus teilhaben, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.

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