Kategorie:Stundenbuch:Lesung/Lesehore16Freitag

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Freitag 16. WOCHE IM JAHRESKREIS

JAHRESREIHE I:

ERSTE LESUNG


Aus dem ersten Buch der Könige (3,5-28)
Da erschien der Herr in Gibeon dem Salomo im Traum bei Nacht, und Gott sprach: »Wünsche, was ich dir geben soll!« Salomo entgegnete: »Große Huld hast du deinem Knecht, meinem Vater David, widerfahren lassen; denn er wandelte vor dir in Treue, Gerechtigkeit und mit aufrichtigem Herzen. Du erwiesest ihm diese große Huld und schenktest ihm einen Sohn, der jetzt auf seinem Thron sitzt. Und nun, Herr, mein Gott, du hast deinen Knecht an Stelle meines Vaters David zum König eingesetzt; doch ich bin noch zu jung und weiß nicht, wo aus und wo ein. Dein Knecht steht inmitten eines Volkes, das du erwählt hast, eines starken Volkes, dessen Menge weder berechenbar noch zählbar ist. Schenke also deinem Knecht ein urteilsfähiges Herz, damit er dein Volk regieren und zwischen Gut und Böse unterscheiden kann! Denn wer kann sonst dieses dein so mächtiges Volk leiten?« Dem Herrn gefiel es, dass Salomo diesen Wunsch geäußert hatte. Gott entgegnete ihm: »Du hast dir das erbeten und verlangtest nicht für dich ein langes Leben oder Reichtum oder den Tod deiner Feinde. Du hast vielmehr um Weisheit für die Pflege der Rechtsprechung nachgesucht. Daher werde ich deinem Wunsche gemäß handeln. Ich gebe dir ein weises und verständiges Herz, so dass vor dir keiner war wie du und auch nach dir niemand auftreten wird, der dir gleicht. Doch auch das, worum du nicht gebeten hast, gebe ich dir: Reichtum und Ehre. Unter den Königen wird all deine Tage niemand sein wie du. Wandelst du auf meinen Wegen und hältst meine Satzungen und Gebote, wie dein Vater David es getan hat, so verlängere ich auch dein Leben.« Da erwachte Salomo, und der Traum war beendet. Er ging nach Jerusalem, trat vor die Bundeslade des Herrn, brachte Brandopfer dar, veranstaltete Friedopfer und ließ all seinen Knechten ein festliches Gelage geben.
Salomonisches Urteil
Damals kamen zwei Dirnen zum König und traten vor ihn. Die eine sagte aus: »Mit Verlaub, mein Herr, ich und diese Frau wohnen im gleichen Haus. Ich gebar bei ihr im Haus. Drei Tage, nachdem ich geboren hatte, gebar auch diese Frau. Wir waren beisammen; kein Fremder befand sich bei uns im Haus außer uns beiden. Da starb der Sohn dieser Frau in der Nacht; denn sie hatte sich auf ihn gelegt. Mitten in der Nacht stand sie auf, nahm mein Kind von meiner Seite fort, während deine Magd schlief, und legte es an ihren Busen. Ihr totes Kind aber legte sie zu mir. Morgens stand ich auf, um mein Kind zu stillen, und sah, dass es tot war. Als ich es aber am Morgen genauer anschaute, erkannte ich, dass es nicht mein Kind war, das ich geboren hatte.« Die andere Frau aber warf ein: »Nicht so, mein Kind lebt, und dein Kind ist tot!« Darauf die erste: »Nein, dein Kind ist tot, und meines lebt!« So stritten sie vor dem König.
Der König sprach: »Diese sagt: Mein Kind lebt, und dein Kind ist tot. Jene behauptet: Nein, dein Kind ist tot, und mein Kind lebt.« Da befahl der König: »Bringt mir ein Schwert!« Man brachte das Schwert vor den König. Und der König entschied: »Teilt das lebendige Kind in zwei Stücke und gebt die eine Hälfte der einen, die andere Hälfte der anderen!« Doch da bat die Mutter des lebendigen Kindes den König, weil sich das Mitleid mit ihrem Kind in ihr regte: »Mit Verlaub, mein Herr, gebt ihr doch das lebendige Kind und tötet es nicht! Jene aber bestand darauf: »Es gehöre weder dir noch mir! Teilt es auseinander!« Da fällte der König die Entscheidung: »Gebt der anderen das lebendige Kind und tötet es nicht! Sie ist seine Mutter.« Ganz Israel vernahm das Urteil, das der König gefällt hatte. Man bekam Ehrfurcht vor dem König; denn man sah, dass Gottes Weisheit in ihm wohnte, um Rechtsentscheide zu treffen.


(Quelle: Vulgata nach Hamp, Stenzel und Kürzinger )


RESPONSORIUM
R. Der Herr sprach zu Salomo: Weil du mich nicht um langes Leben oder um Reichtum gebeten hast, sondern um Weisheit, * gebe ich dir ein weises und verständiges Herz, aber auch Reichtum und Ehre, dass keiner dir gleicht.
V. Wenn du auf meinen Wegen gehst, meine Gesetze und Gebote befolgst wie dein Vater David. * Gebe ich dir ein weises und verständiges Herz, aber auch Reichtum und Ehre, dass keiner dir gleicht.


Zweite Lesung

Thomas von Aquin († 1274)

Aus dem Kompendium der Theologie.

Das Gebet

Die göttliche Vorsehung hat es so geordnet, dass einem jeden geschenkt wird, nach seiner Art und Weise zu dem Ziel zu gelangen, das in seiner Natur angelegt ist. So ist dem Menschen die ihm entsprechende Weise gegeben, zu erlangen, was er aufgrund seiner Anlagen von Gott erhofft.
Nun liegt es in der Natur des Menschen, dass er bittet, wenn er von einem andern erhalten will, was er sich wünscht. Besonders gilt das gegenüber einem Höhergestellten. Das Gebet ist also in der Veranlagung des Menschen begründet, und durch das Gebet erhalten die Menschen, was sie von Gott zu bekommen hoffen.
Doch gibt es da einen Unterschied bezüglich der Notwendigkeit der Bitte, je nachdem, ob wir von einem Menschen oder von Gott etwas erlangen möchten. Richtet sich die Bitte an einen Menschen, so müssen das Verlangen des Bittenden und die Notwendigkeit des Erbetenen zum Ausdruck kommen. Außerdem muss das Herz dessen, an den sich die Bitte richtet, zur Gewährung bewogen werden. Beides hat im Gebet Gott gegenüber keinen Platz.
Im Gebet geht es nicht darum, Gott unsere Wünsche und Bedürfnisse mitzuteilen, da er doch alle kennt. Darum heißt es im Psalm: „All mein Sehnen liegt offen vor dir“1, und im Matthäusevangelium heißt es: „Euer Vater weiß, was ihr braucht, noch ehe ihr ihn bittet.“2 Der Wille Gottes lässt sich auch nicht durch menschliche Worte bewegen, etwas zu wollen, was er vorher nicht wollte; denn es heißt im Buch Numeri: „Gott ist kein Mensch, der lügt, kein Menschenkind, das etwas bereut.“3 „Er ist kein Mensch, so dass er etwas bereuen müsste.“4 Doch ist das Gebet für den Menschen um seiner, des Menschen, willen notwendig, wenn er etwas von Gott erlangen will. Er muss nämlich bedenken, was ihm fehlt, und er muss seinen Geist zwingen, dringend und fromm um das bemüht zu sein, was er durch das beten zu erhalten hofft. So wird er für den Empfang bereit.
Noch ein weiterer Unterschied zwischen der an Gott und der an den Menschen gerichteten Bitte ist zu beachten: Die an einen Menschen gerichtete Bitte setzt eine gewisse Vertrautheit voraus, die der Bitte den Zugang erschließt. Das Gebet, das sich an Gott wendet, bewirkt erst eine solche Vertrautheit. Denn unser Geist wird zu Gott erhoben und spricht in einer Art geistlicher Liebe zu ihm. Er betet Gott im Geist und in der Wahrheit an5. So erschließt sich die vertrauende Liebe im Beten den Zugang und kann dann wieder mit vollem Vertrauen beten. Darum heißt es im Psalm: „Ich rufe dich an“, nämlich in vertrauensvollem Gebet, „denn du, Gott, erhörst mich.“6 Durch das erste Gebet gewissermaßen in die Vertrautheit mit Gott aufgenommen, ruft er in dem zweiten mit noch größerem Vertrauen.
So ist es nicht unangemessen, Gott häufig und dringend zu bitten. Es ist im Gegenteil wertvoll vor Gott. Denn ´wir sollen allezeit beten und nicht nachlassen´. Daher lädt der Herr auch zum Beten ein mit den Worten: „Bittet, dann wird euch gegeben; klopft an, dann wird euch geöffnet.“7 Nur bei einer an Menschen gerichteten Bitte ist das Drängen unangemessen.

(1) Ps 38,10. (2) Mt 6,8. (3) Num 23,19. (4) 1Sam 15,29. (5) Vgl. Joh 4,23. (6) Ps 17,6. (7) Mt 7,7.


RESPONSORIUM
R. Bittet, und es wird euch gegeben; sucht, dann werdet ihr finden; * klopft an, dann wird euch geöffnet.
V. Wer bittet, der erhält; wer sucht, der findet. * Klopft an, dann wird euch geöffnet.


ORATION
Herr, unser Gott, sieh gnädig auf alle, die du in deinen Dienst gerufen hast. Mach uns stark im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe, damit wir immer wachsam sind und auf dem Weg deiner Gebote bleiben. Darum bitten wir durch Jesus Christus.



Jahreskreis II

ERSTE LESUNG

Aus dem Buch Ijob. (22,1-30)

Kein Gerechter wird bestraft
Da antwortete Eliphas, der Temanit, und sprach: »Kann etwa ein Mensch Gott nützen? Nein, sich selber nützt der Weise! Ist es dem Allmächtigen von Wert, wenn du gerecht bist, oder bringt es ihm Gewinn, wenn du deine Lebenspfade unsträflich wandelst? Straft er dich etwa ob deiner Frömmigkeit und zieht dich vor Gericht?
Gott straft wegen mangelnder Nächstenliebe
War nicht deine Bosheit riesengroß und ohne Ende deine Sündenschuld? Du pfändetest zu Unrecht deine Brüder, nahmst ihre Kleider bis zur Blöße weg. Den Durstigen tränktest du nicht mit Wasser, versagtest Brot dem Hungernden. Dem Manne der Faust, ihm gehörte das Land, und der Günstling durfte wohnen darin. Witwen jagtest du leer davon, der Verwaisten Arme hast du zerschmettert. Deshalb liegen Fallstricke rings um dich her und ängstigt dich plötzlicher Schrecken oder das Dunkel, worin du nicht sehen kannst, und eine Wasserwoge, die dich bedeckt.
Ist Gott nicht allwissend?
Ist Gott nicht himmelhoch? Nun schau die höchsten der Sterne, wie hoch sie stehen! Du aber sagtest: ›Was weiß denn Gott? Wird er hinter dem Wolkendunkel richten können? Dichtes Gewölk ist eine Hülle vor ihm, dass er nicht sieht, und am Himmelsgewölbe wandelt er!‹ Willst du dem Pfad der Vorzeit folgen, den die frevelnden Männer gegangen sind, die vor der Zeit dahingerafft wurden, als ein Strom ihren festen Grund überschwemmte? Die zu Gott sprachen: ›Weiche von uns!‹, und was ihnen schon der Allmächtige antun könnte! Und doch war er es, der ihre Häuser mit Gütern füllte, und mir liegt die Denkart der Frevler fern. Die Gerechten sahen es und freuten sich, und der Schuldlose spottete ihrer: ›Wahrhaftig, vernichtet sind unsere Gegner, ihren Rest verzehrte das Feuer!‹
Job soll sich bekehren
Schließ Freundschaft mit ihm und halte Frieden; nur dadurch bessert sich deine Lage! Nimm Weisung entgegen aus seinem Mund, und präge dir seine Worte ins Herz! Wenn du zum Allmächtigen dich bekehrst, wirst du wiederhergestellt! Wenn du Unrecht fernhältst deinem Zelte und in den Staub dein Feingold legst, ins Flußgeröll dein Edelgold, wenn der Allmächtige dein Goldschatz ist und dir als Silber höchster Güte gilt, dann wirst du deine Wonne finden am Allmächtigen und kannst zu Gott dein Angesicht erheben. Flehst du ihn an, so wird er dich erhören, und dankbar kannst du deine Gelübde entrichten. Beschließt du eine Sache, wird sie dir gelingen, und über deinen Lebenswegen strahlt ein Licht. Als sie zur Tiefe führten, redetest du stolz; jedoch dem Demutsvollen hilft er. Er rettet auch den Schuldbeladenen; du wirst gerettet durch die Reinheit deiner Hände!« 

(Quelle: Vulgata nach Hamp, Stenzel und Kürzinger )


RESPONSORIUM
R. Freunde dich mit Gott an und halte Frieden. * Nimm Weisung an aus seinem Mund, lege dir seine Worte ins Herz.
V. Kehrst du zum Allmächtigen um, hältst du Unrecht von deinem Zelt fern, so richtet er dich auf. * Nimm Weisung an aus seinem Mund, lege dir seine Worte ins Herz.


ZWEITE LESUNG

Augustinus († 430)

Aus einer Auslegung zu Psalm 94 (93).

Das Glück der Bösen

„Begreift doch, ihr Toren im Volk! Ihr Unvernünftigen, wann werdet ihr klug?“1 Der Herr lehrt sein Volk, wohin der Mensch geraten kann, der im Kreis der Heiligen, das heißt unter den Kindern der Kirche, ein frommes Leben führt, wenn er die Freuden der Bösen sieht. Er bemerkt, wie üppig sie leben, obwohl sie sündigen. Er beneidet sie und lässt sich verführen, es ihnen nachzutun. Er meint zu sehen, es nütze ihm nichts, in Demut ein gutes Leben zu führen, weil er ja auf Erden den Lohn erhofft. Erhoffte er den Lohn in der Zukunft, ginge er ihm nicht verloren; nur ist jetzt die Zeit noch nicht gekommen, dass er ihn erhalten könnte.
Du Arbeiter im Weinberg, tu deine Arbeit, so wirst du deinen Lohn empfangen! Von einem Gutsherrn würdest du den Lohn nicht verlangen, ehe du gearbeitet hast. Von Gott aber verlangst du ihn, bevor du etwas leistest? Gott, der dich gedungen hat, wendet seine Augen von dir nicht ab. Du darfst die Arbeit nicht vortäuschen; denn die Augen des Hausvaters ruhen ständig auf dir. Sieh zu, wo du ihn täuschen kannst. Stelle die Arbeit ein, wenn du es fertigbringst! Wenn also jemand von euch wirklich so etwas gedacht hat, wenn er das Wohlergehen der Bösen sah und wenn solche Gedanken ihn auf dem Weg Gottes straucheln ließen, dann spricht dieser Psalm zu euch. Ist aber keiner von euch so, so spricht der Psalm durch euch zu den andern. Er sagt: Begreift doch! Sie sprechen ja: „Der Herr sieht es ja nicht, der Gott Jakobs merkt es nicht. Begreift doch, ihr Toren im Volk! Wann werdet ihr endlich klug?“2
Gott erzieht die Völker. Aber straft er deswegen nicht? Wird er die nicht hören, die er erzieht? Wird er über die Menschen nicht richten, denen er das Wort vorausgesandt und für die er es vorher ausgestreut hat?
Du könntest in der Schule sein und nur aufnehmen, aber nicht wiedergeben? Gewiss, wenn du die Lehre annimmst, so wirst du durch sie erzogen. Vertraut dir der Lehrer aber an, was er dir darbietet, ohne zu fordern, wann du es wiedergeben musst? Oder, wenn du mit der Wiedergabe beginnst, fürchtest du dich da nicht vor Schlägen? Jetzt empfangen wir also. Später stehen wir vor dem Herrn, um unsere ganze Vergangenheit wiederzugeben, das heißt, um Rechenschaft über alles abzulegen, was jetzt für uns aufgewandt wird. Höre, wie der Apostel sagt: „Wir alle müssen vor dem Richterstuhl Christi offenbar werden, damit jeder seinen Lohn empfängt für das Gute oder Böse, das er im irdischen Leben getan hat.“3

(1) Ps 94,8. (2) Ps 94,7.8. (3) 2Kor 5,10; vgl. Röm 14,10.


RESPONSORIUM
R. Ist Gott nicht wie der Himmel hoch? * Und da sagst du: Was weiß denn Gott?
V. Das Törichte an Gott ist weiser als die Menschen. * Und da sagst du: Was weiß denn Gott?


ORATION
Herr, unser Gott, sieh gnädig auf alle, die du in deinen Dienst gerufen hast. Mach uns stark im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe, damit wir immer wachsam sind und auf dem Weg deiner Gebote bleiben. Darum bitten wir durch Jesus Christus.

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