Kategorie:Stundenbuch:Lesung/Lesehore20Donnerstag

Aus Vulgata
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Donnerstag 20. WOCHE IM JAHRESKREIS

JAHRESREIHE I:

ERSTE LESUNG


Aus dem Brief an die Epheser. (3,1-13)

Herrlichkeit des Aposteldienstes

Um dessentwillen bin ich, Paulus, der Gefangene Christi Jesu für euch Heiden. Ihr habt doch gehört von dem Amt der Gnade Gottes, das mir übertragen wurde im Hinblick auf euch. Durch Offenbarung wurde mir das Geheimnis kundgetan, wie ich es eben kurz umschrieb. Daran könnt ihr, wenn ihr es lest, meine Einsicht erkennen in das Geheimnis Christi, das in anderen Generationen den Menschenkindern nicht kundgetan wurde, wie es jetzt seinen heiligen Aposteln und Propheten enthüllt wurde durch den Geist, dass nämlich die Heiden Miterben sind und Miteinverleibte und Mitteilhaber der Verheißung in Christus Jesus durch das Evangelium, dessen Diener ich wurde durch die Gnadengabe Gottes, die mir geschenkt wurde gemäß seiner wirkenden Kraft. Mir, dem geringsten unter allen Heiligen, wurde diese Gnade verliehen, den Heiden die Botschaft zu bringen vom unergründlichen Reichtum Christi und allen aufleuchten zu lassen, was es um die Verwirklichung des Geheimnisses ist, das von Ewigkeit her verborgen war in Gott, dem Schöpfer des Alls, um jetzt den Mächten und Gewalten im Himmel kundwerden zu lassen durch die Kirche die vielgestaltige Weisheit Gottes, dem Heilsplan der Ewigkeit gemäß, den er ausführte in Christus Jesus, unserem Herrn. In ihm haben wir Zuversicht und vertrauensvollen Zutritt durch den Glauben an ihn. Darum bitte ich, werdet nicht mutlos angesichts der Drangsale, die ich erleide um euretwillen; es gereicht ja euch zum Ruhme.


(Quelle: Vulgata nach Hamp, Stenzel und Kürzinger )


RESPONSORIUM
R. Durch Christus haben wir Gnade und Apostelamt empfangen, * um in seinem Namen die Heiden zum Gehorsam des Glaubens zu führen.
V. Ich soll den unergründlichen Reichtum Christi verkünden. * Um in seinem Namen die Heiden zum Gehorsam des Glaubens zu führen.


Zweite Lesung

Johannes Chrysostomus († 407)

Auslegung zum Brief an die Epheser.

Höre, was Paulus sagte, als er im Begriffe war, die Größe der göttlichen Gnade zu verkünden: „Mir, dem Geringsten unter allen Heiligen, wurde diese Gnade geschenkt“1. Es war Demut, dass er über die Sünden der Vergangenheit trauerte, sich ihrer erinnerte und bescheiden war, obgleich die Sünden vergeben waren. So verhielt er sich, wenn er sich einen Lästerer, Verfolger und Frevler nannte. Und doch kann das eine, nämlich die Sünde von einst, nicht mit dem andern, nämlich der jetzigen Gnade, verglichen werden. Er sagt: Früher war ich so, und er nennt sich eine Missgeburt2. Aber auch nun, nachdem ihn Gott völlig gerecht gemacht hat, ist er bescheiden und nennt sich den Geringsten. Das zeugt von einer großen und tiefen Demut.

´Mir, dem Geringsten unter allen Heiligen´. Er sagt nicht: ´unter allen Aposteln´. Was er sagt, ist noch demütiger als das andere Mal, wo er erklärt: „Ich bin nicht wert, Apostel genannt zu werden.“3 Hier sagt er sogar, er sei der Geringste unter allen Heiligen. ´Mir dem Geringsten unter allen Heiligen´, heißt es, ´wurde diese Gnade geschenkt.´

Welche Gnade? „Ich soll den Heiden als Evangelium den unergründlichen Reichtum Christi verkündigen und enthüllen, wie jenes Geheimnis Wirklichkeit geworden ist, das von Ewigkeit her von Gott, dem Schöpfer des Alls, verborgen war. So sollen jetzt die Fürsten und Gewalten des himmlischen Bereichs durch die Kirche Kenntnis erhalten von der vielfältigen Weisheit Gottes.“4 Zugegeben, den Menschen war es verborgen. Aber enthüllst du es auch den Engeln und Erzengeln, den Fürsten und Gewalten? Er antwortet: Ja; auch für sie war es in Gott verborgen, in Gott, der durch Jesus das All erschaffen hat. - Und das wagst du zu behaupten? – Ja, sagt er. Aber von welcher Seite wurde es den Engeln enthüllt? – Durch die Kirche!

Wie? Die Engel kannten sie nicht? – Nein, wirklich nicht. Denn wenn schon die Fürsten sie nicht kannten, dann erst recht nicht die Engel.- Wie? Kannten auch die Erzengel sie nicht? – Auch sie nicht! Von wem hätten sie sie kennenlernen können? Durch wessen Offenbarung? Erst als wir sie kennenlernten, da erfuhren auch sie von ihr – durch uns!

(1) Eph 3,8. (2) Vgl. 1Kor 15,8. (3) 1Kor 15,9. (4) Eph 3,8-10.


RESPONSORIUM
R. In Christus wohnt die ganze Fülle es göttlichen Lebens; * durch ihn seid ihr von diesem Leben erfüllt.
V. In ihm sind alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis verborgen. * Durch ihn seid ihr von diesem Leben erfüllt.


ORATION
Barmherziger Gott, was kein Auge geschaut und kein Ohr gehört hat, das hast du denen bereitet, die dich lieben. Gib uns ein Herz, das dich in allem und über alles liebt, damit wir den Reichtum deiner Verheißungen erlangen, der alles übersteigt, was wir ersehnen. Darum bitten wir durch Jesus Christus.



Jahreskreis II

ERSTE LESUNG

Aus dem Buch Kohelet. (7,1-29)

Lebensregeln
Besser ein guter Name als gutes Öl, und besser der Todestag als der Geburtstag. Besser der Gang zum Trauerhaus als der Gang zum Festhaus. Denn dies ist das Ende aller Menschen, und wer lebt, nehme es sich zu Herzen! Besser ist Kummer als Lachen; denn bei ernster Miene ist glücklich das Herz. Das Herz der Weisen ist im Trauerhaus, das Herz der Toren aber im Haus der Freude. Besser, den Tadel des Weisen zu hören, als dass man dem Lied der Toren lauscht. Denn wie das Knistern der Dornen unter dem Kessel, so ist das Lachen des Toren. Auch das ist Wahn. Wahrlich, Erpressung macht den Weisen zum Toren, und Bestechung verdirbt die Gesinnung. Besser ist der Ausgang einer Sache als ihr Anfang, besser Langmut als Hochmut. Lass dich in deinem Gemüt nicht vorschnell erzürnen; denn Zorn sitzt in der Brust der Toren.
Sprich nicht: Wie kommt es, dass die früheren Tage besser waren als die jetzigen? Denn nicht aus Weisheit fragst du so. Gut ist Weisheit zusammen mit Besitztum und ein Gewinn für alle, die die Sonne schauen. Denn im Schatten der Weisheit lebt man im Schatten des Geldes, und der Gewinn aus Weisheitserkenntnis ist dies: Sie erhält ihre Besitzer am Leben. Achte auf Gottes Tun! Denn wer kann gerade machen, was er krümmte? Am Tage des Glückes sei guter Dinge, am Tage des Unglücks bedenke: Auch diesen hat Gott gemacht wie jenen, aus dem Grunde, weil der Mensch nach seinem Tode nichts mehr finden kann.
Das rechte Maß
Alles überblickte ich in meinen nichtigen Tagen: Da ist ein Gerechter, der umkommt trotz seiner Gerechtigkeit, und ein Frevler, der lange lebt trotz seiner Bosheit. Sei nicht allzu gerecht und übertrieben weise! Warum sollst du Enttäuschung erfahren? Frevle nicht allzu sehr und sei kein Tor! Warum sollst du sterben vor deiner Zeit? Gut ist es, wenn du an dem einen festhältst und auch vom anderen deine Hand nicht abziehst. Denn wer Gott fürchtet, entgeht diesem allem. Die Weisheit gibt dem Weisen Macht, mehr als zehn Machthaber besitzen in der Stadt. Wahrlich, kein Mensch ist so gerecht auf Erden, dass er nur Gutes tut, ohne zu sündigen. Ferner, auf alles Gerede, das man redet, gib nicht acht, um nicht zu hören, wie dein Knecht über dich schimpft! Denn aus zahlreichen Fällen weißt du selbst, dass auch du über andere geschimpft hast.
Volle Weisheit ist unerreichbar
All dies habe ich versucht mit der Weisheit; ich sprach: »Ich möchte doch weise werden!« Sie aber blieb mir fern. Fern ist alles Seiende und tief, gar tief; wer kann es ergründen?
Urteil über Frauen
Ich wandte mich dazu, zu erkennen, zu erforschen, zu suchen Weisheit und Urteil und zu erkennen, dass Schlechtigkeit Unsinn ist und Torheit Unverstand. Und da fand ich nun bitterer als den Tod die Frau, da sie ein Fangnetz ist und ihr Herz eine Falle, Fesseln ihre Arme. Wer Gott gefällt, entkommt ihr, aber der Sünder wird gefangen durch sie. Siehe, das habe ich gefunden, spricht der Prediger, eins nach dem andern, um ein Urteil zu finden. Doch was ich noch suchte und nicht fand: Unter tausend habe einen Mann ich gefunden, aber eine Frau unter all diesen fand ich nicht. Nur dies eine, seht, habe ich gefunden, dass Gott die Menschen als redlich erschuf; sie selbst aber suchen viele Ränke.

(Quelle: Vulgata nach Hamp, Stenzel und Kürzinger )


RESPONSORIUM
R. Wer kann sagen: Ich habe mein Herz geläutert und bin nun rein von Sünde? * Doch wenn wir unsre Sünden bekennen, ist Gott treu und gütig, und er vergibt uns.
V. Wenn wir sagen, dass wir keine Sünde haben, so betrügen wir uns selbst. * Doch wenn wir unsre Sünden bekennen, ist Gott treu und gütig, und er vergibt uns.


ZWEITE LESUNG

Kolumban von Luxeuil († 615)

Aus dem Buch „Über den Glauben“.

Die Tiefe Gottes

Gott ist überall, ganz unermesslich und überall nah, wie er von sich selbst bezeugt: „Ich bin ein Gott aus der Nähe und nicht ein Gott aus der Ferne.“1 Der Gott, den wir suchen, ist also nicht fern von uns; wir tragen ihn in uns, wenn wir es wert sind. Er wohnt in uns wie die Seele im Leib, wenn wir nur gesunde Glieder am Leib des Herrn und tot für die Sünde sind2. Dann wohnt wirklich in uns er, der gesagt hat: „Ich werde in ihnen wohnen und unter ihnen leben.“3 Wenn wir aber wert sind, dass er in uns ist, dann macht er uns wirklich lebendig, als wären wir seine lebenden Glieder. Denn der Apostel sagt: „In ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir.“4 Wer wird den Höchsten in seinem unaussprechlichen, unfassbaren Wesen erforschen? Wer kann die Tiefen Gottes durchschauen5? Wer kann sich rühmen, den unendlichen Gott zu kennen, der alles erfüllt und alles umfängt, alles durchdringt und über alles hinausgeht, der alles erfasst und jedem Zugriff entgeht? „niemand hat ihn gesehen, wie er ist.“6 Niemand wage es also, nach dem zu suchen, was an Gott unerforschlich ist: was er ist, wie er ist, der da ist. Denn das ist unaussprechlich, unerforschbar und unaufspürbar7. Glaube nur schlicht, aber fest, dass Gott so ist und sein wird, wie er war, weil er der unveränderliche Gott ist.
Wer ist also Gott? Vater, Sohn und Heiliger Geist sind ein Gott. Weiter frage nicht über Gott! Wer die Tiefe Gottes erforschen will, muss zunächst einmal die Natur der geschaffenen Dinge erwägen. Denn die Erkenntnis der Dreifaltigkeit wird zu Recht mit der Tiefe des Meeres verglichen, nach dem Spruch des Weisen: „(Die Weisheit) ist ein tiefer Abgrund; wer wird sie finden?“8 Wie sich die Tiefe des Meeres dem Blick entzieht, so ähnlich erweist sich die Gottheit der Dreifaltigkeit unerforschlich für das Denken des Menschen. Darum sage ich: Wer wissen möchte, was er glauben muss, der denke nicht, mit Reden verstehe er mehr als mit Glauben; denn wenn die göttliche Weisheit gesucht wird, zieht sie sich weiter zurück als vorher9.
Darum erstrebe das höchste Wissen nicht durch Auseinandersetzung in Worten, sondern in der Vollkommenheit eines guten Lebens, nicht durch Reden, sondern durch einen Glauben aus schlichtem Herzen, nicht aus der Schlussfolgerung einer gottfremden Gelehrsamkeit. Wenn du also in Abhandlungen den Unaussprechlichen suchst, „zieht er sich weiter von dir zurück als vorher“. Wenn du ihn mit dem Glauben suchst, bleibt „die Weisheit, wo sie ist, an der Tür stehen“10. Dort lässt sie sich wenigstens teilweise sehen. Aber dann, wenn die Unsichtbare in unaussprechlicher Weise im Glauben ergriffen wird, wird sie irgendwie wirklich berührt. Die Glaubenden sehen Gott nicht, „wie er ist“, aber er wird, wenn auch „unvollkommen“11, von denen geschaut, die ein reines Herz haben12.

(1) Jer 23,23 (Vg.). (2) Vgl. Röm 6,2; vgl. 1Petr 2,24. (3) Vgl. Ex 25,8; vgl. Lev 26,12. (4) Apg 17,28. (5) Vgl. 1Kor 2,10. (6) Vgl. Joh 1,18; vgl. 1Joh 3,2. (7) Vgl. Röm 11,33. (8) Koh 7,24 (Vg.). (9) Vgl. Koh 7,24.25. (10) Vgl. Weish 6,15. (11) 1Kor 13,12. (12) Vgl. Mt 5,8.


RESPONSORIUM
R. Herr, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, * deine Treue, so weit die Wolken ziehn.
V. Deine Gerechtigkeit steht wie die Berge Gottes; deine Entscheide sind tief wie das Meer. * Deine Treue, so weit die Wolken ziehn.


ORATION
Barmherziger Gott, was kein Auge geschaut und kein Ohr gehört hat, das hast du denen bereitet, die dich lieben. Gib uns ein Herz, das dich in allem und über alles liebt, damit wir den Reichtum deiner Verheißungen erlangen, der alles übersteigt, was wir ersehnen. Darum bitten wir durch Jesus Christus.

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