Kategorie:Stundenbuch:Lesung/Lesehore23Sonntag

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Sonntag 23. WOCHE IM JAHRESKREIS

JAHRESREIHE I:

ERSTE LESUNG


Aus dem Buch Amos. (7,1-17)
Visionen: 1. Heuschrecken
Folgendes ließ der Gebieter und Herr mich schauen: Siehe da, Heuschrecken zogen los, als eben die Spätsaat zu sprießen begann. [Die Spätsaat erscheint nach der Königsmahd.] Als sie schon daran waren, das Grün des Landes gänzlich aufzufressen, da sprach ich: »Vergib doch, mein Gebieter und Herr! Wie soll da Jakob bestehen können? Er ist ja so klein.« Da tat es dem Herrn leid. »Es soll nicht geschehen!«, sprach der Herr.
2. Trockenheit
Folgendes ließ der Gebieter und Herr mich schauen: Siehe da, der Gebieter und Herr rief eine Feuerflamme. Sie hatte den Großen Ozean verzehrt und begann, die Flur zu verzehren. Da sprach ich: »Lass doch ab, mein Gebieter und Herr! Wie soll da Jakob bestehen können? Er ist ja so klein.« Da tat es dem Herrn leid. »Auch dies soll nicht geschehen!« sprach der Gebieter und Herr.
3. Meßlot
Folgendes ließ der Herr mich schauen: Siehe da, er stand auf einer Mauer mit einem Meßlot in der Hand. Der Herr sprach zu mir: »Was siehst du, Amos?« Ich antwortete: »Ein Meßlot.« Darauf sagte der Herr: »Siehe, ich lege ein Meßlot an inmitten meines Volkes Israel! Ich will ihm in Zukunft nicht mehr vergeben. Verwüstet werden die Höhen Isaaks, die Heiligtümer Israels werden zerstört. Ich will auftreten gegen Jerobeams Haus mit dem Schwert!« 
Aus Betel verwiesen
Amazja, der Priester von Betel, sandte Jerobeam, dem König von Israel, die Meldung: »Amos stiftet gegen dich eine Verschwörung an inmitten des Hauses Israel. Das Land kann seine ganzen Reden nicht mehr aushallen. Denn so hat Amos gesagt: Durch das Schwert wird Jerobeam sterben, und Israel muss in die Verbannung ziehen, hinweg aus seinem Heimatland!« Dann sprach Amazja zu Amos: »Seher, geh fort, flüchte dich ins Land Juda! Iss dort dein Brot und mach dort den Propheten! In Betel aber sollst du fortan nicht mehr weissagen; denn es ist ein königliches Heiligtum und ein Reichstempel!« Amos gab dem Amazja zur Antwort: »Ich bin kein Zunftprophet und kein Prophetenschüler, sondern ein Hirt bin ich und ein Maulbeerfeigenzüchter. Doch der Herr nahm mich von der Herde weg, und der Herr sprach zu mir: ›Geh hin und weissage gegen mein Volk Israel!‹ Nun aber höre das Wort des Herrn! Du sagst: ›Weissage nicht gegen Israel und geifere nicht gegen Isaaks Haus!‹ Darum spricht der Herr folgendes: ›Deine Frau wird in der Stadt zur Dirne, deine Söhne und Töchter fallen durch das Schwert, dein Grundbesitz wird mit der Messschnur aufgeteilt, du selber stirbst in unreinem Land, und Israel muss in die Verbannung ziehen, hinweg von seinem Heimatland!‹« 


RESPONSORIUM
R. Gott hat dem Propheten seinen Ratschluss offenbart und gesprochen: * Geh, rede als Prophet zu meinem Volk Israel.
V. Der Herr hat ihn von der Herde weggeholt und gesagt: * Geh, rede als Prophet zu meinem Volk Israel.


Zweite Lesung

Hildegard von Bingen († 1179)

Aus dem Buch „Scivias“.

Die Liebe Gottes durch Christus

„Die Liebe Gottes wurde unter uns dadurch offenbart, dass Gott seinen einzigen Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch ihn leben. Nicht darin besteht die Liebe, dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt und seinen Sohn als Sühne für unsere Sünden gesandt hat.“1 Was heißt das? Ein anderes Heil erblühte uns in dieser Liebe Gottes als jenes, das wir bei unserem ersten Ursprung empfangen hatten, da wir Erben der Unschuld und Heiligkeit waren; denn nun neigte der himmlische Vater seine Liebe uns Gefährdeten und Straffälligen zu. Er sandte sein eingeborenes Wort in vollkommener Heiligkeit unter die Menschenkinder. Er sandte es durch göttliche Kraft in die Finsternis der Jahrhunderte, damit es in ihr alles Gute wirke. Durch seine Sanftmut führte es die Menschen zum Leben zurück, die im Schmutz der Sünde darniederlagen und (aus sich) die verlorene Heiligkeit nicht wiedererlangen konnten.
Denn durch das Wort, das der Lebensquell selber ist, kam die umarmende Mutterliebe Gottes hernieder. Sie nährt uns zum Leben. Sie steht uns bei in der Gefahr. Sie ist das tiefste, mildeste Erbarmen, das uns den Weg der Umkehr zeigt. Voll Mitleid gedachte Gott seines großen Werkes, des Menschen, den er aus Erdenlehm gebildet und dem er den Atem des Lebens eingehaucht hatte.
So ist die Rettung der Liebe nicht von uns ausgegangen, die wir unwissend und unfähig waren, Gott zu unserem Heil zu lieben. Er vielmehr, der Schöpfer und Herr aller Dinge, hat sein Volk so geliebt, dass er, um es zu retten, seinen einzigen Sohn hingab, das Haupt und den Erlöser aller, die an ihn glauben2. Dieser wusch und trocknete unsere Wunden. Aus ihm träufelte die Arznei, aus der alle Güter der Erlösung fließen
Deshalb erkenne auch du, o Mensch, dass kein Widerstreit von Veränderlichkeit Gott je berührt. Denn der Vater ist Vater, der Sohn ist Sohn, der Heilige Geist ist Heiliger Geist: drei Personen, unteilbar lebend in der Einheit der einen Gottheit. Der Vater ist nicht ohne den Sohn, noch der Sohn ohne den Vater und der Sohn ohne den Heiligen Geist, noch der Heilige Geist ohne Vater und Sohn; denn diese drei Personen sind untrennbar in der Einheit der Gottheit. Wie ist das?
Das Wort erschallt aus dem Munde des Menschen, und doch ist der Mund nicht ohne das Wort und das Wort nicht ohne das Leben. Und wo bleibt das Wort? Im Menschen. Und von wem geht es aus? Vom Menschen. Warum? Weil der Mensch lebt. So ist der Sohn im Vater, und doch sandte ihn der Vater zum Heil der Menschen auf die finstere Erde, und er wurde vom Heiligen Geist empfangen in der Jungfrau. Wie der Vater ihn allein vor aller Zeit zeugte, so gebar ihn allein die Jungfrau-Mutter in der Zeit, denn auch nach der Geburt blieb sie Jungfrau.
So erkenne, o Mensch, in diesen drei Personen deinen Gott, der dich erschuf in der Kraft seiner Gottheit und dich vom Verderben erkaufte. Und vergiss nicht deinen Schöpfer.

(1) 1Joh 4,9-10. (2) Vgl. Joh 3,16; Lk 10,34.


RESPONSORIUM
R. So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn dahingab, * damit alle, die an ihn glauben, nicht verlorengehen, sondern das ewige Leben haben.
V. Die Liebe Gottes ist in unsere Herzen ausgegossen durch den Heiligen Geist, der uns geschenkt ist. * Damit alle, die an ihn glauben, nicht verlorengehen, sondern das ewige Leben haben.


ORATION
Gütiger Gott, du hast uns durch deinen Sohn erlöst und als deine geliebten Kinder angenommen. Sieh voll Güte auf alle, die an Christus glauben, und schenke ihnen die wahre Freiheit und das ewige Erbe. Darum bitten wir durch Jesus Christus.



Jahreskreis II

ERSTE LESUNG

Aus dem zweiten Petrusbrief (1,1-11)

Symeon Petrus, Knecht und Apostel Jesu Christi, an jene, die gleich uns den kostbaren Glauben erlangt haben durch die Gerechtigkeit unseres Gottes und Heilandes Jesus Christus. Gnade und Friede werde euch in Fülle zuteil in der Erkenntnis Gottes und Jesu, unseres Herrn.
Mahnung zur Festigung der Berufung
Alles, was dienlich ist zum Leben und zur Frömmigkeit, hat uns seine göttliche Macht geschenkt durch die Erkenntnis dessen, der uns gerufen hat in seiner Herrlichkeit und Kraft. Dadurch wurden uns die kostbarsten und größten Verheißungen geschenkt, damit ihr durch sie teilhaft werdet göttlicher Natur, die ihr entronnen seid den verderblichen Lüsten in der Welt.
So wendet gerade deswegen allen Eifer auf und zeigt in eurem Glauben die tapfere Entschlossenheit, in der Entschlossenheit die Erkenntnis, in der Erkenntnis die maßvolle Zucht, in der Zucht die Ausdauer, in der Ausdauer die Frömmigkeit, in der Frömmigkeit die Brudergesinnung, in der Brudergesinnung die Liebe. Sind diese Eigenschaften euch zu eigen und im Fortschreiten begriffen, werden sie euch nicht träge und unfruchtbar sein lassen für die Erkenntnis unseres Herrn Jesus Christus. Wem sie nämlich nicht zu Gebote stehen, der ist blind und kurzsichtig, da er die Reinigung von seinen früheren Sünden vergaß. Daher, Brüder, seid um so mehr bestrebt, eure Berufung und Auserwählung [durch gute Werke] sicherzustellen. Wenn ihr nämlich dies tut, werdet ihr nimmermehr scheitern. Denn so wird euch in reicher Fülle der Zutritt geboten werden in das ewige Reich unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus.


(Quelle: Vulgata nach Hamp Stenzel und Kürzinger )


RESPONSORIUM
R. Der Herr hat uns durch seine Herrlichkeit und Kraft berufen und uns die kostbare und große Verheißung gegeben, * damit ihr an der göttlichen Natur Anteil erhaltet.
V. Ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus als Gewand angelegt. * Damit ihr an der göttlichen Natur Anteil erhaltet.


ZWEITE LESUNG

Leo der Große († 461)

Aus einer Predigt über die Gerechtigkeit der Christen.

Wie das Werk, so der Preis

Der herr sagt: „Wenn eure Gerechtigkeit nicht weit größer ist als die der Schriftgelehrten und der Pharisäer, werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen.“1 Wie soll die Gerechtigkeit aber größer sein, wenn nicht „das Erbarmen über das Gericht triumphiert“2? Was wäre ebenso angemessen und recht, wie wenn das Geschöpf, das nach dem Abbild und der gestalt Gottes geschaffen ist, seinen Schöpfer nachahmt? Er hat die Erneuerung und Heiligung der Gläubigen auf die Sündenvergebung begründet, um die Strenge der Verurteilung aufzuheben, aller Strafe ein Ende zu bereiten, den Schuldigen unschuldig zu machen und das Ende der Sünde zum Anfang der Tugend zu erheben.
Darin kann die Gerechtigkeit des Christen über Schriftgelehrte und Pharisäer triumphieren, nicht durch Aufhebung des Gesetzes, sondern durch Scheitern irdischer Klugheit. So hinterließ der Herr seinen Jüngern auch die rechte Regel für das Fasten: „Wenn ihr fastet, macht kein finsteres Gesicht wie die Heuchler; sie geben sich ein trübseliges Aussehen, damit die Leute merken, dass sie fasten. Amen, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten.“3 Welchen Lohn haben sie schon empfangen? Das Lob der Menschen natürlich. Wegen der Gier nach Lob wird meist der Schein der Gerechtigkeit vorgetäuscht. Statt für ein gutes Gewissen zu sorgen, lieben sie ein erheucheltes Ansehen, damit sich die Schlechtigkeit, die sich durch Verheimlichung verrät, eines verlogenen Rufes erfreuen kann.
Dem, der Gott liebt, genügt es, dem Geliebten zu gefallen. Denn wir können um keinen größeren Lohn beten als um die Liebe selbst. So sehr ist die Liebe aus Gott, dass Gott die Liebe ist4. Der fromme und reine Geist wünscht von ihm so erfüllt zu werden, dass er kein größeres Glück begehrt als die Freude an ihm. Ganz wahr ist das Wort des Herrn: „Wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.“ 5 Was anders ist der Schatz eines Menschen als der Inbegriff seiner Leistungen und die Summe seiner Arbeit? „Was der Mensch sät, wird er ernten.“6 Wie das Wirken eines jeden, so auch der Preis.

(1) Mt 5,20. (2) Vgl. Jak 2,13. (3) Mt 6,16. (4) Vgl. 1Joh 4,7.8. (5) Mt 6,21. (6) Gal 6,7.


RESPONSORIUM
R. Lasst uns nicht müde werden, das Gute zu tun; sobald die Zeit gekommen ist, werden wir ernten. * Solange wir noch Zeit haben, wollen wir allen Menschen Gutes tun.
V. Was der Mensch sät, wird er ernten. * Solange wir noch Zeit haben, wollen wir allen Menschen Gutes tun.


ORATION
Gütiger Gott, du hast uns durch deinen Sohn erlöst und als deine geliebten Kinder angenommen. Sieh voll Güte auf alle, die an Christus glauben, und schenke ihnen die wahre Freiheit und das ewige Erbe. Darum bitten wir durch Jesus Christus.

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