Kategorie:Stundenbuch:Lesung/Lesehore25Dienstag

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Dienstag 25. WOCHE IM JAHRESKREIS

JAHRESREIHE I:

ERSTE LESUNG


Aus dem Buch Jesaja (5,8-13.18-24)

Wehe jenen, die Haus an Haus reihen, Feld an Feld rücken, bis kein Raum mehr vorhanden ist und ihr allein Grundherren seid inmitten des Landes! In meinen Ohren ließ sich hören der Herr der Heerscharen: Aus vielen Häusern wird Wüstenei, große und schöne Häuser sind menschenleer. Doch zehn Joch Rebland liefern nur einen Eimer, und ein Malter Aussaat bringt nur einen Scheffel. Wehe jenen, die früh sich erheben und jagen nach Rauschtrank, die am späten Abend der Wein noch erhitzt! Da gibt es Zither und Harfe, Pauke und Flöte und Wein für ihr Trinkgelage. Doch auf das Wirken des Herrn achten sie nicht, schauen nicht auf das Tun seiner Hände. Darum wird verbannt mein Volk, weil ohne Verstand, seine Herrenschicht muss sterben vor Hunger, seine Masse verschmachten vor Durst.
Wehe jenen, die mit Ochsenstricken die Schuld herbeiziehen, mit Wagenseilen die Sünde! Sie sprechen: »Es beeile sich schleunigst sein Werk, damit wir es sehen! Bald komme heran der Ratschluss des Heiligen Israels, damit wir ihn erfahren!« Wehe jenen, die das Böse als gut, das Gute als böse bezeichnen, die Finsternis als Licht und Licht als Finsternis hinstellen, die Bitter als Süß und Süß als Bitter hinstellen!
Wehe jenen, die sich weise dünken und klug vor sich selber! Wehe jenen, die Helden im Weintrinken sind und tüchtige Männer im Würzen des Rauschtranks! Die um Bestechungsgeld dem Schuldigen Recht geben, dem Unschuldigen aber sein Recht entziehen. Darum, wie Feuerzunge Stoppeln verzehrt und dürres Gras in der Flamme versinkt, so sei ihre Wurzel wie Moder, ihre Blüte wirble empor wie Staub! Denn sie verwarfen die Weisung des Herrn der Heerscharen und lästerten das Wort des Heiligen Israels.

(Quelle: Vulgata nach Hamp, Stenzel und Kürzinger )


RESPONSORIUM
R. So spricht der Herr: Weh euch, die ihr satt seid; ihr werdet hungern. * Weh euch, die ihr jetzt lacht; ihr werdet jammern und weinen.
V. Ihr Reichen, weint und klagt über das Elend, das euch treffen wird. * Weh euch, die ihr jetzt lacht; ihr werdet jammern und weinen.


Zweite Lesung

Johannes Chrysostomus († 407)

Aus einer Auslegung zum Matthäusevangelium.

Salz der Erde und Licht der Welt

„Ihr seid das Salz der Erde.“1 Damit sagt Jesus: Das Wort, das an euch ergeht, gilt nicht nur eurem Leben, sondern der ganzen Welt. Ich schicke euch nicht in zwei Städte, in zehn oder zwanzig; ich sende euch nicht bloß an ein Volk wie die Propheten, sondern an Land und Meer und an den ganzen Erdkreis, der darniederliegt. Wenn er sagt: „Ihr seid das Salz der Erde“, zeigt er, dass die ganze menschliche Natur schal geworden und durch die Sünden verderbt ist. Darum verlangt er von den Jüngern vor allem die Tugenden, die bei der Sorge für die vielen erforderlich und nützlich sind. Denn wer milde, gütig, barmherzig und gerecht ist, der beschränkt seine guten Taten nicht auf sein eigenes Ich, sondern sorgt dafür, dass diese guten Quellen auch zum Nutzen der anderen fließen. Wer ein reines Herz hat, ein Friedensstifter ist und sich für die Wahrheit mit Leidenschaft einsetzt, richtet sein Leben auf das allgemeine Wohl.
Denkt nicht, sagt er, ihr wärt in einen leichten Kampf gezogen und es gehe dabei für euch um kleine Dinge: „Ihr seid das Salz der Erde!“ Was also? Haben sie etwa das Verfaulte wieder gesund gemacht? Nein! Denn wenn etwas verdorben ist, dann nützt es nichts, Salz darauf zu streuen. Das taten sie denn auch nicht. Sondern was vorher schon erneuert und ihnen anvertraut und schon von Verwesung frei war, das salzten sie, hielten und bewahrten es in der neuen Frische, die es vom Herrn erhalten hatte. Denn von der Fäulnis der Sünde zu befreien, ist das Werk Christi. Nicht wieder dahin zurückzufallen, das war das Wirken ihres Eifers und ihrer Mühe. Erkenne, wie der Herr allmählich zeigt, dass die Jünger den Propheten überlegen sind. Denn er sagt ihnen nicht, sie seien Lehrer für Palästina, sondern für die ganze Erde. Er sagt: Wundert euch nicht, dass ich andere übergehe und zu euch spreche und euch solchen Gefahren aussetze. Bedenkt, zu wie vielen Städten, Stämmen und Völkern ich euch als Vorsteher schicke. Darum will ich nicht bloß, dass ihr selbst klug seid, sondern dass ihr auch andere zur Klugheit erzieht. Denn wenn ihr es nicht so macht, werdet ihr nicht einmal euch selbst gerecht.
Nunmehr geht Jesus zu einem anderen, noch erhabeneren Gleichnis über: „Ihr seid das Licht der Welt.“2 Wieder : der ´Welt´! Nicht für ein Volk, nicht für zwanzig Städte, sondern für den ganzen Erdkreis. Das geistige Licht – weit vorzüglicher als das Licht der Sonne – ist wie das Salz geistlich zu verstehen. Zuerst Salz, dann Licht. So sollst du lernen, wieviel Gewinn eine scharfsinnige Rede bringt und wie groß der Nutzen einer gewichtigen Lehre ist. Sie hält zusammen und lässt nicht zerrinnen, weil sie uns zur Tugend führt und uns anhält, auf sie zu schauen. „Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben. Man zündet auch nicht ein Licht an und stellt es unter den Scheffel, sondern auf den Leuchter.“3 Auch durch diesen Vergleich leitet er sie wieder an, ein gewissenhaftes Leben zu führen. Er lehrt sie, Wettkämpfern ähnlich zu sein, die den Blicken aller Zuschauer ausgesetzt sind und mitten auf dem Schauplatz der Welt kämpfen.

(1) Mt 5,13. (2) Mt 5,14. (3) Vgl. Mt 5,14.15.


RESPONSORIUM
R. Christus hat sich nicht selbst die Würde eines Hohenpriesters verliehen, jener gab sie ihm, der sprach: * Du bist Priester auf ewig nach der Ordnung Melchisedeks.
V. Keiner nimmt sich eigenmächtig diese Würde, sondern er wird von Gott berufen. * Du bist Priester auf ewig nach der Ordnung Melchisedeks.


ORATION

Heiliger Gott, du hast uns das Gebot der Liebe zu dir und zu unserem Nächsten aufgetragen als die Erfüllung des ganzen Gesetzes. Gib uns die Kraft, dieses Gebot treu zu befolgen, damit wir das ewige Leben erlangen. Darum bitten wir durch Jesus Christus.


Jahreskreis II

ERSTE LESUNG

Aus dem Buch Tobit. (3,7-17)

An demselben Tag begab es sich, daß Raguels Tochter Sara zu Ekbatana in Medien auch ihrerseits von den Mägden ihres Vaters geschmäht wurde. Sie war sieben Männern zur Ehe gegeben worden; aber Asmodäus, der böse Geist, hatte sie alle getötet, bevor sie mit ihr ehelich verkehren konnten. Die Mägde warfen ihr vor: »Bist du von Sinnen, du Mörderin deiner Männer? Sieben Männer hattest du schon, aber von keinem bekamst du einen Namen. Was quälst du uns? Sind sie gestorben, dann geh doch mit ihnen dahin! Wir wollen nie einen Sohn oder eine Tochter von dir sehen.« Als sie das gehört hatte, verfiel sie in große Betrübnis, so dass sie sich erhängen wollte; dann meinte sie aber: »Ich bin meines Vaters einzige Tochter; wenn ich das tue, wird es ihm zur Schande gereichen, und ich bringe ihn in seinem Greisenalter aus Kummer ins Grab.« Da betete sie am Fenster und sprach: »Gepriesen seist du, Herr, mein Gott! Und gepriesen sei dein heiliger und ehrwürdiger Name in Ewigkeit. Preisen sollen dich alle deine Werke immerdar! Und jetzt, Herr, richte ich meine Augen und mein Antlitz zu dir empor. Sprich, dass ich von der Erde befreit werde und nicht mehr länger Schmähungen hören muss! Du weißt, Herr, dass ich rein bin von jeder Sünde mit einem Mann. Ich habe meinen Namen und meines Vaters Namen im Land meiner Verbannung nicht befleckt. Das einzige Kind meines Vaters bin ich; er hat sonst kein Kind, das ihn beerben könnte; auch kein naher Verwandter ist da, noch ein Sohn von ihm, dem ich mich als Frau erhalten müsste. Sieben Männer sind mir bereits umgekommen, was soll mir also das Leben? Wenn du mir aber den Tod nicht senden willst, so wolle mich gnädig ansehen, erbarme dich meiner und laß mich nicht länger Schmähungen anhören!« 
Tobit und Sara werden erhört
Das Gebet beider wurde von der Majestät des Höchsten erhört. Raphael ward gesandt, die beiden zu heilen, Tobits weiße Flecken abzulösen, Sara, die Tochter Raguels, dem Tobias, Tobits Sohn, zur Frau zu geben und Asmodäus, den bösen Geist, zu fesseln, weil es dem Tobias zukam, sie zu besitzen. Zu der gleichen Zeit kehrte Tobit wieder in sein Haus zurück, und Sara, Raguels Tochter, stieg von ihrem Obergemach herab.


(Quelle: Vulgata nach Hamp, Stenzel und Kürzinger )


RESPONSORIUM
R. Gepriesen seist du, Herr, mein Gott. * Gepriesen sei dein heiliger und ehrwürdiger Name in Ewigkeit.
V. Alle deine Werke sollen dich preisen. * Gepriesen sei dein heiliger und ehrwürdiger Name in Ewigkeit.


ZWEITE LESUNG

Peter Lippert († 1936)

Aus dem Buch „Die Gnaden Gottes“.

Die Größe des Charismas liegt in der von Gott gelenkten Kraft

Die Charismen reichen zurück bis in die Ur- und Vorgeschichte der christlichen Religion, und selbst Sünder und Heiden sind unter ihren Trägern gewesen. Einen stolzen, verwegenen Reiterführer aus den persischen Bergen, Cyrus, hat Jahwe wie eine Gottesgeißel in seine Hand genommen: „So spricht der Herr zu meinem Gesalbten, Cyrus, dessen Rechte ich halte, dass ich Völker niederwerfe vor seinem Angesicht und die Lenden der Könige entgürte. Ich werde vor dir hergehen und die Großen der Erde demütigen. Wegen meines Knechtes Jakob und um Israel, meines Erwählten, willen rief ich dich bei deinem Namen; ich rief dich mit Liebesnamen, und du kanntest mich nicht.“1 Auch Kaiphas, der Hohepriester des Heilsjahres, ward wieder seinen eigenen Willen und Wissen zu einem Dolmetsch des göttlichen Erbarmungsgedankens: „Es ist besser, dass ein Mensch sterbe, als dass alles Volk zugrunde gehe.“2 Und in grauer Vorzeit war sogar ein Wahrsager begnadet, mit einem der tröstlichsten Gesichte, das je ein Prophet geschaut hat: „Ich sehe ihn, aber nicht jetzt, ich schaue ihn, aber nicht nahe: ein Stern geht auf aus Jakob.“3 Die Vision Balaams ist wie ein Lichtstern in die ferne Zukunft gewandert und hat die Erwartung der Völker, die gegen Aufgang wohnten, wachgehalten.
All diese berühmten Bilder charismatischer Begabung dürfen uns aber nicht verleiten, aus dem paulinischen Charisma etwa den Klang des Außergewöhnlichen herauszuhören. Paulus nennt jede Gnadengabe, die zu heiligem Liebesdienst anderen gegeben ist, Charisma, auch wenn sie ein so unscheinbarer Dienst ist wie Almosengeben. Die Größe des Charismas liegt nicht in den sinnfälligen Wunderwirkungen, sondern in ihrer weitreichenden, von Gott gelenkten Kraft und – in der erhabenen Tragik, die sie in sich schließen. Denn jedes Charisma ist eine strahlende Last, eine goldene Bürde, die ihren Träger zu einer Quelle des Lichtes und Segens für andere macht, die ihm selbst aber noch keine Bürgschaft höheren Lebens und engerer Gottesnähe bedeutet. Seine eigene Seele kann sogar verdunkelt sein in Sünde und Irrtum, in Unwissenheit und Verstocktheit. Sollte es möglich sein, dass Menschen „selbst verworfen werden, nachdem sie anderen gepredigt haben“4, dass ihnen gerade die Größe ihres Charismas zum Stein des Ausstoßes wird? Freilich durch eigene große Schuld.

(1) Vgl. Jes 45,1.2.4. (2) Vgl. Joh 11,50. (3) Vgl. Num 24,17. (4) Vgl. 1Kor 9,27.


RESPONSORIUM
R. So spricht der Herr zu seinem Gesalbten: * Ich rief dich bei deinem Namen, und du kanntest mich nicht.
V. Ich werde vor dir hergehen und die Großen demütigen. * Ich rief dich bei deinem Namen, und du kanntest mich nicht.


ORATION
Heiliger Gott, du hast uns das Gebot der Liebe zu dir und zu unserem Nächsten aufgetragen als die Erfüllung des ganzen Gesetzes. Gib uns die Kraft, dieses Gebot treu zu befolgen, damit wir das ewige Leben erlangen. Darum bitten wir durch Jesus Christus.

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