Kategorie:Stundenbuch:Lesung/Lesehore25Sonntag

Aus Vulgata
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Sonntag 25. WOCHE IM JAHRESKREIS

JAHRESREIHE I:

ERSTE LESUNG


Aus dem Buch Jesaja (6,1-11)

Im Todesjahr des Königs Ussia sah ich den Herrn. Er saß auf einem hohen und erhabenen Throne, seines Gewandes Schleppen füllten den Tempel. Über ihm schwebten Seraphim; sechs Flügel hatte ein jeder; mit zweien verhüllte er sein Angesicht, mit zweien bedeckte er seine Füße, und mit zweien flog er. Einer rief dem andern zu und sprach: »Heilig, heilig, heilig ist der Herr der Heerscharen, die Fülle der ganzen Erde ist seine Herrlichkeit.« Vor der Stimme des Rufenden erbebten die Pfosten der Türschwellen, und der Tempelraum füllte sich mit Rauch. Da sprach ich: »Wehe mir, ich bin verloren; denn ein Mann mit unreinen Lippen bin ich und wohne unter einem Volke mit unreinen Lippen! Denn den König, den Herrn der Heerscharen, haben meine Augen gesehen.« Da flog zu mir einer der Seraphim heran, in seiner Hand einen glühenden Stein, den er mit einer Zange vom Altar genommen hatte. Mit ihm berührte er meinen Mund und sprach: »Siehe, dies hat deine Lippen berührt, gewichen ist deine Schuld, deine Sünde gesühnt.« Und ich hörte die Stimme des Herrn, der da sprach: »Wen soll ich senden, wer wird für uns gehen?« Und ich erwiderte: »Hier bin ich, sende mich!« Und er sprach: »Geh und rede zu diesem Volke da: Höret, höret, aber versteht es nicht; sehet, sehet, aber erkennt es nicht! Mache das Herz dieses Volkes verstockt, seine Ohren verhärtet und seine Augen verblendet, dass es mit seinen Augen nicht sehe und mit seinen Ohren nicht höre, sein Herz nicht zur Einsicht komme und es wieder Heilung finde!« Ich erwiderte: »Wie lange, o Herr?« Er sprach: »Bis dass die Städte verödet sind, ohne Bewohner, die Häuser menschenleer, und das Ackerland öde liegt als Wüste.
Und bleibt darin noch ein Zehntel übrig, so verfällt auch dies wieder der Vertilgung, einer Eiche und Terebinthe gleich, von denen beim Fällen nur ein Stumpf bleibt. Heiliger Same ist sein Stumpf.« 

(Quelle: Vulgata nach Hamp, Stenzel und Kürzinger )


RESPONSORIUM
R. Heilig, heilig, heilig ist der Herr, der war und der ist und der kommen wird. * Die Erde ist voll von seiner Herrlichkeit.
V. Serafim riefen einander zu: Heilig, heilig, heilig ist Gott, der Herr der Scharen. * Die Erde ist voll von seiner Herrlichkeit.


Zweite Lesung

Gregor der Große († 604)

Aus einem Brief an Bischof Cyriacus von Konstantinopel.

Die Berufung zum kirchlichen Dienst

Wir haben unsere gemeinsamen Söhne, den Presbyter Georg und den Diakon Theodor, mit der gebührenden Liebe aufgenommen. Es freut uns sehr, dass Ihr aus der kirchlichen Verwaltung in die Sorge für die Seelen berufen wurdet. In Eurem Schreiben berichtet Ihr aber, dass Ihr Euch viel eher nach der Stille gesehnt hattet. Doch damit zeigt Ihr gerade, dass Ihr mit Grund zum Hirtendienst berufen wurdet. Denn das Leitungsamt ist denen zu verweigern, die danach trachten, und denen anzubieten, sie sich davor scheuen.
Wenn der Eingeborene des Vaters, um das Heil aller zu wirken, die Verborgenheit beim Vater verließ und öffentlich unter uns auftrat, was werden wir vorbringen können, wenn wir die eigene Ruhe und Verborgenheit dem Heil des Nächsten vorziehen? Gewiss sollen wir von Herzen nach Ruhe verlangen. Aber bisweilen müssen wir sie zum Besten vieler aufgeben. Wir sollen zwar ganz entschieden die Geschäftigkeit fliehen, wenn es aber an einem Prediger fehlt, wollen wir gerne die Last des Predigtamtes auf uns nehmen. Das lehrt uns das Verhalten zweier Propheten, von denen der eine das Predigtamt zu fliehen sucht, der andere es geradezu verlangte. Als der Herr ihn sandte, antwortete Jeremia: „Ach, mein Gott und Herr, ich kann doch nicht reden, ich bin ja noch so jung.“1 Als aber der allmächtige Gott eine Persönlichkeit für das Predigtamt suchte und sprach: „Wen soll ich senden? Wer wird für uns gehen?“, da bot sich Jesaja sofort an und sprach: „Hier bin ich, sende mich!“2 Äußerlich klang die Antwort der beiden ganz verschieden, und doch ist sie der gleichen Quelle der Liebe entströmt.
Denn es gibt zwei Gebote der Liebe: das der Gottesliebe und das der Nächstenliebe. Jesaja verlangte, dem Nächsten durch das tätige Leben zu nützen, und wünschte deshalb das Predigtamt; Jeremia aber verlangte, sich im beschaulichen Leben ungestört der Liebe zum Schöpfer hingeben zu können, darum erhob er Einspruch gegen die Sendung zum Predigtamt. Was also der eine in löblicher Weise wünschte, davor bebte der andere in löblicher Weise zurück. Dieser wollte nicht den Nutzen stiller Betrachtung durch Reden verlieren, jener nicht durch Stillschwiegen das Verdienst eifriger Tätigkeit einbüßen. Doch ist bei beiden genau zuzusehen: Der Ablehnende widerstand nicht absolut, und der nach der Sendung Verlangende sah sich zuvor durch eine glühende Kohle; die vom Altar genommen wurde, gereinigt3.
Keiner soll sich ohne Reinigung dem heiligen Dienst nahen; es soll aber auch keiner, den die göttliche Gnade erwählt hat, sich stolz dem heiligen Dienst verweigern.

(1) Jer 1,6. (2) Jes 6,8. (3) Vgl. Jes 6,6-7.


RESPONSORIUM
R. Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch herabkommen wird; * ihr werdet meine Zeugen sein bis an die Grenzen der Erde.
V. Euer Licht soll vor den Menschen leuchten, damit sie euren Vater preisen, der im Himmel ist. * Ihr werdet meine Zeugen sein bis an die Grenzen der Erde.


ORATION

Heiliger Gott, du hast uns das Gebot der Liebe zu dir und zu unserem Nächsten aufgetragen als die Erfüllung des ganzen Gesetzes. Gib uns die Kraft, dieses Gebot treu zu befolgen, damit wir das ewige Leben erlangen. Darum bitten wir durch Jesus Christus.

Jahreskreis II

ERSTE LESUNG

Aus dem Buch Tobit. (1,1-12)

Das Buch der Geschichte Tobits, des Sohnes Tobiels, des Sohnes Ananiels, des Sohnes Aduels, des Sohnes Gabaels aus dem Geschlecht Asiel und aus dem Stamm Naphtali. Er ward in den Tagen Enemessars, des Königs von Assur, aus Tisbe in die Gefangenschaft geführt. Tisbe liegt zur Rechten von Kydios-Naphtali in Galiläa oberhalb von Aser.
Tobits Tugendbeispiel in der Heimat
Ich, Tobit, wandelte auf den Wegen der Wahrheit und Gerechtigkeit alle Tage meines Lebens. Viele gute Werke der Barmherzigkeit tat ich an meinen Brüdern und dem Volk, das zusammen mit mir ins Assyrerland nach Ninive gezogen war. Als ich noch in meiner Heimat im Land Israel weilte - ich war noch jung -, war der gesamte Stamm meines Ahnherrn Naphtali vom Hause in Jerusalem abgefallen, obwohl dieses aus allen Stämmen Israels dazu auserwählt war, dass alle Stämme in ihm opfern sollten. Denn hier wurde der Tempel als Wohnung des Allerhöchsten geweiht und erbaut für alle Ewigkeit. Alle Stämme aber, die abgefallen waren, opferten dem Baal, dem Kalb; so tat auch das Haus Naphtali, meines Ahnherrn. Ich allein pilgerte häufig an den Festtagen nach Jerusalem, wie es ganz Israel in einer ewigen Satzung vorgeschrieben ist; ich brachte die Erstlinge und die Zehnten von den Feldfrüchten und die erste Schur der Schafe. Den Priestern, den Söhnen Aarons, lieferte ich sie für den Altar ab. Von allen Feldfrüchten gab ich den Leviten, die in Jerusalem Dienst taten, den Zehnten. Den zweiten Zehnten verkaufte ich und ging hin und verwandte ihn alljährlich in Jerusalem. Den dritten gab ich jenen, welchen er gebührte, wie es mir Debora, die Mutter meines Vaters, geboten hatte; denn ich war von meinem Vater als Waisenkind zurückgelassen worden.Sobald ich zum Mann herangewachsen war, heiratete ich Anna, eine Frau aus dem Geschlecht unserer Sippe, und zeugte mit ihr den Tobias.
Auch in der Verbannung gesetzestreu
Als ich nach Ninive in die Verbannung gekommen war, aßen alle meine Brüder und alle meine Sippengenossen von den Speisen der Heiden. Ich aber bewahrte meine Seele davor und aß nicht; denn ich war Gottes mit ganzem Herzen eingedenk.
Da verlieh mir der Allerhöchste Anmut und Wohlgestalt vor Enemessar, so dass ich sein Einkäufer wurde. Ich reiste nach Medien und hinterlegte bei Gabael, dem Bruder des Gabrias, in Ragai in Medien zehn Talente Silber. Als Enemessar tot war, trat sein Sohn Sennacherib an seiner Stelle die Königsherrschaft an; seine Wege waren unzuverlässig, so dass ich nicht mehr nach Medien reisen konnte.
In den Tagen Enemessars tat ich viele Werke der Barmherzigkeit an meinen Brüdern. Mein Brot gab ich den Hungernden, meine Kleider schenkte ich den Nackten; und wenn ich sah, dass einer aus meinem Geschlecht nach seinem Sterben hinter die Stadtmauer von Ninive geworfen wurde, so begrub ich ihn. Wenn der König Sennacherib nach seiner fluchtartigen Heimkehr aus Judäa jemanden töten ließ, begrub ich ihn heimlich. Denn viele tötete er in seiner Wut. Ihre Leichen wurden vom König gesucht, aber man fand sie nicht. Da ging ein Bewohner Ninives hin und zeigte dem König an, dass ich sie begrabe; ich musste mich verstecken. Als ich aber merkte, dass man nach mir suchte, um mich zu töten, geriet ich in Furcht und entwich. All mein Vermögen wurde geraubt, und es blieb mir nichts übrig außer meiner Frau Anna und meinem Sohn Tobias.
Aber es vergingen kaum fünfzig Tage, bis den König seine beiden Söhne töteten. Sie flohen in das Gebirge Ararat. Sennacheribs Nachfolger in der Königsherrschaft wurde sein Sohn Sacherdonos. Dieser setzte den Achiachar, den Sohn Anaels, meines Bruders, über sein gesamtes königliches Schatzamt und über die ganze Verwaltung. Achiachar legte für mich Fürsprache ein, so kam ich wiederum nach Ninive. Achiachar war Mundschenk, Siegelbewahrer, Reichskanzler und Schatzmeister. Sacherdonos hatte ihm, meinem Neffen, die zweite Stelle im Reich verliehen.

(Quelle: Vulgata nach Hamp, Stenzel und Kürzinger )


RESPONSORIUM
R. Tobit teilte jedem von seinem Besitz mit, so viel er vermochte, und speiste die Hungernden. * Er fürchtete Gott mehr als den König.
V. Er besuchte die Gefangenen und gab ihnen heilsame Mahnung. * Er fürchtete Gott mehr als den König.


ZWEITE LESUNG

Augustinus († 430)

Aus dem Traktat „Über den heiligen Ostersonntag“.

Die Freude über die Auferstehung des Herrn

Seht die Freude in eurer Gemeinschaft, Freude bei Psalmengesang und Hymnen, Freude beim Gedanken an das Leiden und die Auferstehung des Herrn, Freude in der Hoffnung auf das kommende Leben. Wenn wir schon in der Hoffnung eine solche Freude haben, wie groß wird die Freude erst sein, wenn wir das Erhoffte besitzen! Schon beim Hören des Halleluja wandelt sich in diesen Tagen unser Geist. Genießen wir nicht schon etwas von dem Jubel der ewigen Stadt? Wenn uns dieser Tag schon so froh macht, wie dann erst, wenn wir hören: „Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet seid, nehmt das Reich in Besitz.“1 Dann werden alle Heiligen vereint, die sich nicht kannten, lernen sich kennen, die sich kannten, sehen sich wieder. Niemand verliert seinen Freund, kein Feind ist zu fürchten.
Wir sagen jetzt schon: Halleluja, und es ist schön und beglückend, voll der Freude. Trotzdem: sagten wir es immer, würden wir seiner überdrüssig. Sagen wir es aber nur zu bestimmten Zeiten des Jahres, wie freuen wir uns dann über seine Wiederkehr und bedauern es, wenn wir von ihm Abschied nehmen müssen.
Wird es dort aber nicht ebenso sein mit der Freude und mit dem Überdruss? Nein, nein! Vielleicht denkt einer: wie kann man denn ohne Langeweile immer die gleiche Freude haben? Wenn ich dir in diesem Leben etwas zeige, was niemals Langeweile erregt, wirst du mir dann glauben, dass es dort ebenso ist? Nun, du kennst Überdruss bei Speise und Trank, bei Vergnügen und sonst bei diesem und jenem – aber das Gesundsein langweilt dich nie. So wirst du dort in der Ewigkeit der Liebe, Unsterblichkeit und Ewigkeit niemals überdrüssig werden.

(1) Mt 25,34.


RESPONSORIUM
R. Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet seid, * nehmt das Reich in Besitz.
V. Niemand verliert seinen Freund, kein Feind ist zu fürchten. * Nehmt das Reich in Besitz.


ORATION
Heiliger Gott, du hast uns das Gebot der Liebe zu dir und zu unserem Nächsten aufgetragen als die Erfüllung des ganzen Gesetzes. Gib uns die Kraft, dieses Gebot treu zu befolgen, damit wir das ewige Leben erlangen. Darum bitten wir durch Jesus Christus.

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