Kategorie:Stundenbuch:Lesung/Lesehore28Samstag

Aus Vulgata
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Samstag, 28. WOCHE IM JAHRESKREIS

JAHRESREIHE I:

ERSTE LESUNG


Aus dem Buch Jeremia (9,1-11.16-21)

0 hätte ich doch in der Wüste ein Rasthaus, könnte ich mein Volk verlassen und von ihm mich trennen! Denn sie alle sind Ehebrecher, eine Rotte von Treulosen. Sie halten ihre Zunge bereit wie einen gespannten Bogen; Lüge und Unwahrheit herrschen im Land; ja, von Bosheit zu Bosheit schreiten sie voran. - »Mich aber kennen sie nicht« - Spruch des Herrn. »Nehmt euch in acht voreinander, und keinem Bruder vertrauet! Denn jeder Bruder übt wie Jakob Betrug, und jeder Nächste geht aus auf Verleumdung. Einer täuscht den anderen, Wahrheit redet man nicht; ihre Zunge gewöhnten sie ans Lügen; sie handeln verderbt, sind zu träge zur Umkehr. Bedrückung über Bedrückung, Betrug über Betrug! Sie lehnen es ab, mich zu kennen« - Spruch des Herrn.Darum spricht der Herr der Heerscharen: »Seht, ich schmelze und prüfe sie! Denn wie sollte ich sonst verfahren ob der Bosheit der Tochter meines Volkes? Ihre Zunge ist ein tödlicher Pfeil, Trug nur redet ihr Mund. Wohlwollend redet man mit dem Nächsten, im Herzen aber plant man Hinterlist. Sollte ich ihnen das nicht vergelten« - Spruch des Herrn -»oder nicht Rache nehmen an einem solchen Volk?« 
Klageruf
»Über die Berge hin erhebt wehklagendes Weinen, über die Auen der Trift ein Leichenlied. Verheert sind sie, keiner durchwandert sie mehr, sie hören nicht mehr das Blöken der Herden. Von den Vögeln des Himmels bis zum Vieh ist alles geflohen, auf und davon. Zu Trümmern mache ich Jerusalem, den Schakalen zum Aufenthaltsort; und Judas Stätte mache ich zur Wüste, die niemand bewohnt.« Wer ist so weise, dass er dies begreift, und zu wem der Mund des Herrn geredet hat, der möge es kundtun: Warum muss das Land zugrunde gehen, ist es verheert gleich der Wüste, die niemand durchschreitet?
[So spricht der Herr der Heerscharen:] »Merkt auf und ruft die Klagefrauen herbei, schickt nach den weisen Frauen und holt sie! Sie sollen eilends ein Klagelied über uns anstimmen, daß unsere Augen von Tränen fließen und unsere Wimpern von Wasser triefen!« Da, horch! Ein Klagelied vernimmt man aus Sion: »Wie sind wir verheert, in große Schande geraten! Wir haben die Heimat verlassen, gaben unsere Wohnstätten preis!« Ihr Frauen, hört das Wort des Herrn, euer Ohr vernehme das Wort seines Mundes! Lehrt eure Töchter die Klage, und eine lehre die andere das Leichenlied: »Es stieg durch unsre Fenster der Tod herein; er kam in unsere Paläste; von der Straße raffte er das Kind weg, von den Plätzen die Jugend. Der Menschen Leichen liegen wie Dung auf dem Felde und wie Garben hinter dem Schnitter; keiner ist da, der sie aufliest.« 

(Quelle: Vulgata nach Hamp, Stenzel und Kürzinger )


RESPONSORIUM
R. Horch, ein Klagelied ist aus Zion zu hören; ach, wie sind wir misshandelt, in große Schande gestürzt! * Herr, denk daran, was uns geschehen; blick her und sieh die Schmach!
V. Die Huld des Herrn ist nicht erschöpft, sein Erbarmen nicht zu Ende. * Herr, denk daran, was uns geschehen; blick her und sieh die Schmach!


Zweite Lesung

Augustinus († 430)

Aus einer Auslegung zu Psalm 48 (47).

Wie viele werden gerettet?

Jedem denkenden Menschen kommt die Frage: Wie zahlreich ist das Volk, das inmitten des Gottesvolkes Gottes Erbarmen erlangt? Wie hoch ist seine Zahl? Wie wenige sind es! Kaum einer findet sich; wird Gott sich mit ihnen begnügen, und eine so große Zahl vernichten? So reden die, die sich selbst versprechen, was Gott ihnen nicht versprochen hat. Sie sagen, wenn wir ein schlechtes Leben führen, den Genüssen dieser Welt frönen, unseren Begierden dienen, wird Gott uns dann verderben? Wie viele sind es denn, die wir das Gebot Gottes halten sehen? Es findet sich kaum einer oder zwei, oder ganz wenige sind es. Wird Gott sie allein retten und die übrigen verwerfen? Nein, nein, sagen sie. Wenn er kommt und eine solche Menge zu seiner Linken sieht1, wird er sich erbarmen und Verzeihung gewähren.
Eben das hat auch die Schlange dem ersten Menschen versprochen2. Denn Gott hat mit dem Tod gedroht, wenn der Mensch esse. Die Schlange aber sprach: „Nein, ihr werdet nicht sterben.“3 Sie glaubten der Schlange und mussten erfahren, wie wahr die Drohung war, die Gott ausgesprochen, und wie falsch das Versprechen war, das der Teufel gegeben hatte. Liebe Brüder, betrachtet das Paradies als Bild der Kirche: Die Schlange hört nicht auf mit ihren Einflüsterungen, den gleichen wie damals.
Der Fall des ersten Menschen soll uns ein warnendes Beispiel sein und zeigen, dass wir uns in acht nehmen müssen. Es darf uns nicht Anreiz werden, die Sünde nachzuahmen. So ist denn der erste Mensch gefallen, damit wir uns erheben.
Wir wollen nicht meinen, die Geretteten seien nur wenige. Es sind ihrer viele. Nur sind sie verborgen mitten unter einer größeren Zahl. Wir können allerdings nicht leugnen, dass die Bösen zahlreicher sind, so viel zahlreicher, dass die Guten unter ihnen gar nicht in Erscheinung treten, wie auch auf der Tenne die Körner nicht in die Augen fallen. Denn wer auf die Tenne blickt, könnte meinen, es gebe da nur Spreu. Aber die Masse dort ist zu worfeln und dadurch zu reinigen. Dann kommt die Fülle der Frucht zutage, die in dem Haufen von Spreu verborgen war. Suchst du immer noch, die Guten ausfindig zu machen? Gut, du wirst sie finden.

(1) Vgl. Mt 25,13. (2) Vgl. Gen 3,4-19. (3) Gen 3,4.


RESPONSORIUM
R. Den Weizen wird er in die Scheune bringen, * die Spreu wird er im Feuer verbrennen.
V. Der da kommt, hält die Schaufel in der Hand, um die Spreu vom Weizen zu trennen. * Die Spreu wird er im Feuer verbrennen.


ORATION
Herr, unser Gott, deine Gnade komme uns zuvor und begleite uns, damit wir dein Wort im Herzen bewahren und immer bereit sind, das Gute zu tun. Darum bitten wir durch Jesus Christus.


Jahreskreis II

ERSTE LESUNG

Aus dem Buch Jesus Sirach (24,1-34)

Die Weisheit lobt sich selbst und rühmt sich mitten unter ihrem Volk. In der Gemeinde Gottes öffnet sie den Mund und rühmt sich selbst vor seiner großen Heerschar: »Ich bin hervorgegangen aus dem Mund des Höchsten, und wie ein Nebel deckte ich die Erde. Ich wohnte in den Himmelshöhen, auf einer Wolkensäule stand mein Thron. Den Himmelskreis durchzog ich ganz allein und bin gewandelt in des Abgrunds Tiefe. In Meeresflut und auf der ganzen Erde, in jedem Volk und Stamm versuchte ich zu herrschen. Bei allen diesen sah ich mich um eine Ruhstatt um, in wessen Erbbesitz ich wohl verweilen könnte. Da gab des Weltalls Schöpfer mir die Weisung, der mich erschaffen, ließ mein Zelt die Ruhe finden. Er sprach: ›In Jakob sollst du dir dein Zelt errichten, in Israel dir Erbbesitz gewinnen!‹ Von Urzeit her, von Anfang an ward ich erschaffen und werde nicht vergehen bis in Ewigkeit. Im heil'gen Zelte tat ich Dienst vor ihm und wurde dann auf Sion eingesetzt. Ich ließ mich nieder in der Stadt, die ihm so lieb wie ich, und in Jerusalem entstand mein Machtbereich. In einem hochgeehrten Volke schlug ich Wurzel, im Eigentum des Herrn, in seinem Erbbesitz. Ich wuchs empor wie eine Zeder auf dem Libanon, gleich der Zypresse auf den Hermonbergen. Ich wuchs empor wie eine Palme zu Engedi und wie die Rosenpflanzungen in Jericho, wie ein gar schöner Ölbaum in der Ebene; ich wuchs empor wie die Platane an den Wassern. Es war mein Duft wie Zimt und feiner Aspalath, und wie die beste Myrrhe gab ich Wohlgeruch, wie Galbanum, wie Onyx und wie Stakte und wie die Weihrauchwolke in dem (heil'gen) Zelt. Ich streckte meine Äste aus wie eine Terebinthe, und meine Zweige waren Zweige voll von Pracht und Zier. Ich trieb gleich einem Weinstock holde Sprossen, und meine Blüten wurden üppig reiche Früchte.
Kommt her zu mir, die ihr nach mir verlangt, und esst euch satt an meinen Früchten! An mich zu denken süßer ist als Honig, und mein Besitz geht über Honigwaben. Die mich genießen, hungern noch, und die mich trinken, dürsten noch. Wer auf mich hört, wird nicht zuschanden, und wer mir dient, fällt nicht in Sünde.« 
Erklärung des Verfassers
Dies alles ist das Bundesbuch des Höchsten, das Gesetz, das Moses uns geboten hat als Erbbesitz für die Gemeinde Jakobs. Weisheit spendet es in Fülle gleich dem Pischon und wie der Tigris in der Zeit des Frühlings. Es bietet Einsicht übervoll dem Euphrat gleich und wie der Jordan in der Zeit des Sommers. Es strömt von Bildung über gleich dem Nil und wie der Gichon der Zeit des Herbstes. Der Erste kam, darin zu forschen, nie zum Ende, und auch der Letzte wird es nicht ergründen. Denn reicher als das Meer ist seines Sinnes Fülle, sein Rat ist tiefer als der große Abgrund. Auch ich ging aus nur wie ein Graben von dem Strom und gleichwie eine Wasserleitung in den Garten. Ich dachte: »Meinen Garten will ich tränken und will bewässern meine Beete!« Doch sieh, der Graben wurde mir zum Fluss, und selbst der Fluss ward mir zum Meere. So lass ich weiter gleich dem Frühlicht meine Lehre leuchten und will sie strahlen lassen bis in große Ferne. Noch weiter gieße ich Belehrung gleich Prophetenworten aus und will sie bis auf späteste Geschlechter hinterlassen. Seht, dass ich nicht für mich allein mich mühte, vielmehr für alle, die nach ihr verlangen!


(Quelle: Vulgata nach Hamp, Stenzel und Kürzinger )


RESPONSORIUM
R. Ich ging aus dem Mund des Höchsten hervor, * bis in Ewigkeit vergehe ich nicht.
V. Vor der Zeit, am Anfang, hat er mich erschaffen. * Bis in Ewigkeit vergehe ich nicht.


ZWEITE LESUNG

Romano Guardini († 1968)

Aus dem Buch „Vorschule des Betens“.

Anbetung

Die Schrift ist von Gottes Größe ganz erfüllt. Sie spricht gern so davon, dass sie die Mächtigkeit der Welt fühlen lässt und dann sagt: Vor Gott ist alles das nichts. Auf ihren ersten Seiten steht der gewaltige Hymnus von der Erschaffung der Welt. Deren Bereiche entfalten sich vor unseren Augen, aber jedesmal gehen sie aus Gottes Wort hervor. Sie sind durch ihn; Er selbst ist aus sich. Sie sind, was er ihnen zuweist; Er ist der Ein-und Alles. Niemand hilft ihm beim Werk, er findet dazu weder Stoff noch Plan vor; alles wird durch ihn allein. Er ist nicht nur größer als die Welt, sondern absolut groß, groß schlechthin, und sie ist etwas nur durch Ihn und vor Ihm.
Diese Größe ist frei, mühelos fällt der Befehl. Gott spricht: „es werde!“, und alles wird. Diese Größe ist licht, Ursprung aller Ordnung. Wo sie auf den Trotz der Menschen stößt, wird sie furchtbar und wandelt sich in den „Gotteszorn“, vor welchem die zerstörenden Naturgewalten, wie Gewitter, Erdbeben, Sonnenglut, Stur auf dem Meere, warnende Offenbarungen sind1. Doch ist die Furchtbarkeit ganz in Güte, Weisheit, in Zartheit gebunden; lehrt Gott doch in einer Stunde, wo es um das Letzte geht, seinen Propheten, dass er nicht „im Sturm sei“, noch im Erdbeben, noch im Feuer, sondern im leisen, sanften Hauch2.
Die eigentliche Offenbarung der Größe Gottes aber liegt in der Lehre von der Vorsehung. Das Erschreckende des Allwissens, das Unausdenkliche des Allvermögens und das Verwirrende einer die unabsehlichen Daseinsfäden meisternden Weisheit wird da zu lauter Liebe, und der All-Große wird zum Vater.
Vor diesser Größe beugt sich der Mensch. Aber nicht nur tatsächlich, indem er, der Kleine, ihr nachgibt, sondern von innen her, im Raum der Andacht, in Frömmigkeit. Und nicht nur bis zu einem gewissen Grade; auch nicht nur sehr tief oder sehr bereitwillig, sondern ganz, endgültig, als Geschöpf vor dem Schöpfer, das heißt, er betet an. Die Anbetung ist der lebendige Vollzug der tatsache, dass Gott einfachhin „groß“, der Mensch aber ebenso einfachhin „klein“ ist; dass Gott durch sich und in sich, der Mensch aber durch Gott und in Gottes Macht besteht. Die Anbetung sagt: „Du bist Gott, ich bin der Mensch. Du bist der wahrhaft Seiende, aus dir selbst, wesenhaft und ewig, ich bin durch Dich und vor Dir. Du hast alle Mächtigkeit des Wesens, alle Fülle des Wertes, alle Hoheit des Sinnes, bist Deiner selbst Herr und genügest selig Dir selbst. Der Sinn meines Daseins hingegen kommt mir durch Dich; ich lebe aus Deinem Licht, und die Maße meines Daseins sind in Dir.“
Die Anbetung ist von größter Wichtigkeit nicht nur für das religiöse, sondern auch für das geistige Leben des Menschen.
So müssen wir die Anbetung üben. Uns sammeln, in der Sammlung uns die Größe Gottes vergegenwärtigen, vor dieser Größe uns in Ehrfurcht und in der Freiheit unseres Herzens neigen. Dann wird Wahrheit in uns, Wahrheit des Lebens. Die Beziehungen des Daseins kommen in Ordnung, und die Maße werden richtiggestellt. Diese Wahrheit wird uns wohltun. Sie wird das, was durch die Verwirrung und den Trug des Lebens durcheinandergebracht ist, wieder zurechtrücken. Wir werden geistig gesunden und neu beginnen können.

(1) Vgl. Ps 76; Ps 97. (2) Vgl. 1Kön 19,1-14.


RESPONSORIUM
R. Ein anderer Engel flog hoch am Himmel und rief mit lauter Stimme: * Fürchtet Gott und erweist ihm die Ehre.
V. Betet ihn an, der die Himmel und die Erde, das Meer und die Wasserquellen geschaffen hat. * Fürchtet Gott und erweist ihm die Ehre.


ORATION
Herr, unser Gott, deine Gnade komme uns zuvor und begleite uns, damit wir dein Wort im Herzen bewahren und immer bereit sind, das Gute zu tun. Darum bitten wir durch Jesus Christus.

Diese Kategorie enthält zurzeit keine Seiten oder Medien.