Kategorie:Stundenbuch:Lesung/Lesehore29Dienstag

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Dienstag, 29. WOCHE IM JAHRESKREIS

JAHRESREIHE I:

ERSTE LESUNG


Aus dem zweiten Buch der Chronik. (35,20-36,12)

Josias Tod
Josia hatte viel für die Herrichtung des Tempels geleistet. Danach rückte Necho, der König von Ägypten, heran, um bei Karkemisch am Euphrat eine Schlacht zu liefern. Josia trat ihm entgegen. Necho sandte Boten an ihn und ließ sagen: »Was habe ich mit dir zu tun, König von Juda? Nicht gegen dich ziehe ich heute, sondern am Euphrat trachte ich Krieg zu führen. Gott befahl mir Eile. Lass also ab von Gott, der auf meiner Seite steht, sonst wird er dich verderben!« Doch Josia machte vor ihm nicht kehrt, sondern versteifte sich darauf, ihn anzugreifen. Er hörte nicht auf die Worte Nechos, die aus dem Munde Gottes kamen, sondern rückte in der Ebene von Megiddo zum Kampf aus. Da schossen die Bogenschützen auf König Josia, und der König sprach zu seinen Knechten: »Schafft mich fort, denn ich bin schwer verwundet!« 
Seine Knechte nahmen ihn vom Streitwagen herunter, setzten ihn auf seinen zweiten Wagen und brachten ihn nach Jerusalem. Dort starb er und ward in den Gräbern seiner Väter beigesetzt. Ganz Juda und Jerusalem trauerten um Josia. Jeremias aber verfasste ein Klagelied auf Josia, und alle Sänger und Sängerinnen reden in ihren Liedern von Josia bis auf den heutigen Tag. Man führte sie als festen Brauch in Israel ein. Niedergeschrieben sind sie in den Klageliedern. Die übrige Geschichte Josias, seine frommen Taten, die ganz den Vorschriften des Gesetzes des Herrn entsprachen, seine frühere und spätere Geschichte sind niedergeschrieben im Buch der Könige von Israel und Juda.
Joachas (608)
Die Bevölkerung des Landes holte Joachas, den Sohn des Josia, und machte ihn zum König von Jerusalem an Stelle seines Vaters. Joachas war dreiundzwanzig Jahre alt, als er zu herrschen begann, und regierte drei Monate als König in Jerusalem. Der König von Ägypten setzte ihn als König von Jerusalem ab und legte dem Land eine Abgabe von hundert Talenten Silber und zehn Talenten Gold auf. Dann machte der König von Ägypten seinen Bruder Eljakim zum König über Juda und Jerusalem und änderte seinen Namen in Jojakim. Seinen Bruder Joachas aber nahm Necho und führte ihn nach Ägypten fort. Dort starb er.
Jojakim (608-597)
Jojakim war fünfundzwanzig Jahre alt, als er zu herrschen begann, und regierte elf Jahre als König in Jerusalem. Er tat, was dem Herrn, seinem Gott, missfiel. Gegen ihn rückte Nebukadnezar, der König von Babel, heran und legte ihn in Ketten, um ihn nach Babel zu bringen. Auch einen Teil der Gerätschaften des Hauses des Herrn brachte Nebukadnezar nach Babel und hinterlegte sie in seinem Palast zu Babel. Die übrige Geschichte Jojakims, seine Greueltaten, die er vollbrachte, und was ihm widerfuhr, all das ist niedergeschrieben im Buch der Könige von Israel und Juda. Sein Sohn Jojachin folgte ihm in der Königsherrschaft.
Jojachin (597)
Jojachin war achtzehn Jahre alt, als er zu herrschen begann, und regierte drei Monate und zehn Tage als König von Jerusalem. Er tat, was dem Herrn missfiel. Um die Jahreswende ließ ihn der König Nebukadnezar nach Babel schaffen samt den wertvollen Gerätschaften aus dem Tempel des Herrn. Er bestimmte seinen Oheim Zidkia zum König über Juda und Jerusalem.
Zidkia (597-586)
Zidkia war einundzwanzig Jahre alt, als er zu herrschen anfing. Er regierte als König elf Jahre in Jerusalem. Er tat, was dem Herrn, seinem Gott, missfiel und beugte sich nicht vor dem Propheten Jeremias und den Drohungen aus dem Mund des Herrn.


(Quelle: Vulgata nach Hamp, Stenzel und Kürzinger )


RESPONSORIUM
R. Viele Jahre hatte Gott Geduld mit seinem Volk. Sie aber waren stolz und hörten nicht auf seine Weisung. * Da gab er sie in die Gewalt der Völker.
V. Sie sündigten gegen seine Gebote. * Da gab er sie in die Gewalt der Völker.


Zweite Lesung

Hieronymus († 419/420)

Aus einer Auslegung zum Buch Joel.'

Kehrt um zu mir

„Kehrt um zu mir von ganzem Herzen.“1 Mit Fasten, Weinen und Klagen beweist die Umkehr des Geistes. Darum, dass ihr jetzt fastet, sollt ihr später gesättigt werden, darum, dass ihr jetzt weint, sollt ihr nachher lachen2, darum, dass ihr jetzt klagt, einst getröstet werden. Ihr habt den Brauch, bei traurigen und widrigen Anlässen eure Kleider zu zerreißen. Auch der Hohepriester hat es getan, wie das Evangelium berichtet, um das ´Verbrechen´ unseres Erlösers und Herrn hervorzuheben3, und von Paulus und Barnabas lesen wir, dass sie es taten, als sie die Gotteslästerung hörten4. Doch ich heiße euch, keineswegs die Kleider, vielmehr die Herzen zu zerreißen, die voll von Sünde sind. Denn sie gleichen Schläuchen, die von sich aus platzen, wenn sie nicht zerrissen werden. Wenn ihr das getan habt, dann kehrt zu Gott, eurem Herrn, zurück, dem euch eure früheren Sünden entfremdet haben. Verzweifelt nicht an der Verzeihung wegen der großen Sünden; denn große Barmherzigkeit tilgt große Sünden5.
Gott ist gütig und barmherzig, er will lieber Umkehr von den Sünden als den Tod6. Er ist „langmütig und reich an Huld“7. Er ist nicht ungeduldig wie die Menschen, sondern wartet lange Zeit auf unsre Umkehr. „Ihn reut das Unheil.“8 Wenn wir uns abkehren von unseren Sünden, so reut ihn seine Drohung, und er führt das Böse nicht herbei, das er angedroht hat. Wenn wir unsere Gesinnung ändern, wird auch er sich wohl ´ändern´. Wir dürfen an dieser Stelle das Böse nicht als das Gegenteil der Tugend ansehen, sondern als eine Art Bedrängnis, wie wir anderwärts lesen: „Jedem Tag genügt seine Plage“9 und: „Geschieht ein Unglück in einer Stadt, ohne dass der Herr es bewirkt hat?“10
Ähnlich ist es mit der obigen Bemerkung, ach der Gott ´gnädig und barmherzig, langmütig und reich an Huld ist und das Unheil ihn reut´. Damit uns die Größe seiner Güte nicht leichtsinnig macht, fügt er mit Worten des Propheten hinzu: „Vielleicht kehrt er um, und es reut ihn, und er lässt Segen zurück.“11 Soweit es an mir liegt, sagt der Prophet, mahne ich zur Umkehr, aber ich weiß, dass Gott unsagbar gütig ist. Sagt doch David: „Gott, sei mir gnädig nach deiner Huld. Tilge meine Frevel nach deinem reichen Erbarmen.“12


(1) Joel 2,12. (2) Vgl. Lk 6,21. (3) Vgl. Mt 26,65. (4) Vgl. Apg 14,14. (5) Vgl. Mt 5,7; Jak 2,13; 1Petr 4,8. (6) Vgl. Ez 33,11. (7) Joel 2,13. (8) Ebd. (9) Mt 6,34. (10) Am 3,6. (11) Joel 2,14. (12) Ps 51,3.


RESPONSORIUM
R. Kehrt um zu Gott, die ihr reine Hände und ein lauteres Herz habt, * damit der Schuldschein unserer Sünden vernichtet wird.
V. Zerreißt eure Herzen und nicht eure Kleider. * Damit der Schuldschein unserer Sünden vernichtet wird.


ORATION
Allmächtiger Gott, du bist unser Herr und Gebieter. Mach unseren Willen bereit, deinen Weisungen zu folgen, und gib uns ein Herz, das dir aufrichtig dient. Darum bitten wir durch Jesus Christus.


Jahreskreis II

ERSTE LESUNG

Aus dem Buch Jesus Sirach. (29,1-17; 31,1-4)

Wer seinem Nächsten borgt, erweist sich fromm, und die Gebote hält, wer dessen Hand ergreift. Zur Zeit der Not soll man dem Nächsten borgen, doch auch zur rechten Zeit dem andern rückerstatten! Ja, halte Wort und zeige dich als zuverlässig, dann wirst du stets erhalten, was du brauchst! Oft gibt es Schuldner, die ein Darlehen suchen und dann ihren Helfern Verdruss bereiten. Bis dass er es erlangt hat, küsst er ihm die Hand und redet schmeichlerisch um seines Nächsten Geldes willen. Doch kommt die Zeit der Rückerstattung, dann enttäuscht er ihn und gibt ihm erst nach langer Zeit zurück. Selbst wenn er (zahlen) könnte, wird die Hälfte kaum entrichtet, und er betrachtet es wie ein gefunden Gut. Und wenn er nicht kann, bringt er ihn ums Geld und macht ihn grundlos sich zum Feind. Nur Fluch und Schmähwort gibt er ihm zurück, und statt mit Dank vergilt er ihm mit Schmach. Gar viele halten nicht aus Bosheit sich zurück, sondern weil sie unverdienten Ärger fürchten. Indessen hab Geduld mit dem Verarmten, und lass ihn auf die Wohltat nicht vergeblich warten! Nimm dich des Armen an um des Gebotes willen, und weise ihn nicht leer in seiner Not von dannen! Gib hin das Geld dem Bruder und dem Freunde zuliebe, und lass es unter einem Stein nicht rosten und verderben. Leg deinen Schatz nach dem Gebot des Höchsten an, dann bringt er dir weit mehr an Nutzen als das Gold! Die guten Werke schließe ein und lege in dein Schatzhaus; dann werden sie aus allem Unglück dich erretten! Noch besser als ein starker Schild und eine schwere Lanze werden sie vor jedem Feinde für dich streiten.
Bürgschaft
Ein guter Mensch verbürgt sich für den Nächsten; doch wer die Scham verlor, der flieht vor seinem Bürgen. Vergiss die Freundlichkeit des Bürgen nicht; denn sich persönlich gab er hin für dich! Ein Sünder nur lässt außer acht des Bürgen Güte, und wer missachtet seinen Retter, der missachtet seinen Schöpfer.
Gegen Habsucht
Schlaflosigkeit infolge Reichtums lässt den Leib abmagern, und Sorge über ihn verscheucht den Schlaf. Die Sorge um den Unterhalt vertreibt den Schlummer, und mehr als schwere Krankheit hindert sie den Schlaf. Der Reiche plagt sich, um Vermögen anzuhäufen, und wenn er ausruht, frönt er den Genüssen. Der Arme plagt sich, sein Vermögen, wenn auch klein, zu halten, und wenn er ausruht, fängt er an zu darben.


(Quelle: Vulgata nach Hamp, Stenzel und Kürzinger )


RESPONSORIUM
R. Um Gottes willen nimm dich des Armen an. * Lass ich nicht leer weggehen in seiner Not.
V. Lass dein Geld nicht rosten unter dem Stein, setz es ein für den Bruder und Freund. * Lass ich nicht leer weggehen in seiner Not.


ZWEITE LESUNG

Meister Eckehart († vor 1328)

Aus einer Predigt über die Barmherzigkeit.

Die Barmherzigkeit Gottes

Ein Meister sagt: Das Größte, das Gott je an allen Geschöpfen gewirkt hat, das ist seine Barmherzigkeit. Das Geheimste und Verborgenste, selbst das, was er jemals an den Engeln wirkte, wird emporgetragen in die Barmherzigkeit, und zwar so, wie es in sich selbst ist und wie es in Gott ist. Wenn Gott wirkt, so ist der erste Ausbruch die Barmherzigkeit, nicht in dem Sinn, dass er den Menschen die Sünde vergibt und dass ein Mensch sich des andern erbarmt. Vielmehr will der Meister sagen: Das höchste Werk, das Gott wirkt, ist die Barmherzigkeit.
Ein Meister sagt: Das Werk der Barmherzigkeit ist so sehr mit dem Wesen Gottes verwandt, dass Wahrheit, Reichtum und Gutsein – wenn auch das eine treffender als das andere – Gott bezeichnen, dass aber das höchste Werk Gottes die Barmherzigkeit Gottes ist. Das will besagen: Gott versetzt die Seele in das Höchste und Lauterste, das sie empfangen kann, in die Weite, in das Meer, in ein unergründliches Meer, wo Gott Barmherzigkeit wirkt. Darum sagte der Prophet: „Herr, erbarme dich des Volkes, das in dir ist.“
Welches Volk ist „in Gott“? Johannes sagt: „Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott, und Gott bleibt in ihm.“1 Obwohl Johannes sagt, die Liebe vereinige, so versetzt die Liebe doch nicht in Gott, sondern sie verbindet. Die Liebe schafft die Einheit nicht, das tut sie durchaus nicht. Was schon vereint ist, das heftet und bindet sie zusammen.

Liebe vereint im Wirken, nicht im Wesen

Die besten Meister sagen, die Vernunft schäle völlig los und erfasse Gott losgelöst, wie er in sich selbst eines Seins ist. Erkenntnis bricht durch Wahrheit und Gutsein durch und trifft auf das reine Sein. Es erfasst Gott rein, wie er ohne Namen ist.
Ich aber sage: Weder Erkenntnis noch Liebe vereinigen. Die Liebe erfasst Gott selbst, insofern er gut ist. Fehlte Gott der Name „der Gute“, so käme die Liebe nicht mehr voran. Die Liebe begreift Gott unter einer Hülle, einem Kleid. Das tut die Vernunft nicht. Die Vernunft erfasst Gott, wie sie ihn erkennt. Doch kann sie ihn nicht im Meer seiner Grundlosigkeit begreifen.
Ich sage: Höher als die beiden: Erkenntnis und Liebe, steht die Barmherzigkeit. Da wirkt Gott im Höchsten und Lautersten, was er zu wirken vermag, dort wirkt er Barmherzigkeit.
Ein Meister sagt das schöne Wort, es gebe in der Seele etwas gar Heimliches und Verborgenes. Es liege noch hoch über dem Wort, wo die Kräfte Vernunft und Wille ausbrechen. Was die Seele in ihrem Grunde ist, davon weiß niemand etwas. Was man davon wissen kann, muss übernatürlich sein, es muss von der Gnade kommen: und da wirkt die Barmherzigkeit. Amen.

(1) 1Joh 4,16.


RESPONSORIUM
R. Die Barmherzigkeit Gottes will ich besingen in Ewigkeit. * Barmherzig und gnädig ist der Herr.
V. Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört, das hat Gott denen bereitet, die ihn lieben. * Barmherzig und gnädig ist der Herr.


ORATION
Allmächtiger Gott, du bist unser Herr und Gebieter. Mach unseren Willen bereit, deinen Weisungen zu folgen, und gib uns ein Herz, das dir aufrichtig dient. Darum bitten wir durch Jesus Christus.

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