Kategorie:Stundenbuch:Lesung/Lesehore31Sonntag

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Sonntag, 31. WOCHE IM JAHRESKREIS

JAHRESREIHE I:

ERSTE LESUNG


Aus dem zweiten Buch der Könige (25,1-13.18-21)

Es geschah am zehnten Tag des zehnten Monats, im neunten Jahre seiner Herrschaft, daß Nebukadnezar, der König von Babel, mit seiner gesamten Streitmacht vor Jerusalem rückte und es belagerte. Man errichtete ringsherum ein Belagerungswerk. So wurde die Stadt eingeschlossen, bis zum elften Jahr des Königs Zidkia. Es entstand eine große Hungersnot in der Stadt, und die Bevölkerung des Landes hatte kein Brot mehr. Am neunten Tag des vierten Monats wurde eine Bresche in die Stadt gelegt. Der König und alle Krieger sahen dies, ergriffen die Flucht und verließen die Stadt bei Nacht auf dem Weg durch das Tor zwischen den beiden Mauern, das zum königlichen Garten hinausführt, obwohl die Kaldäer rings um die Stadt lagerten. Sie schlugen den Weg zur Jordansenke ein. Die Streitmacht der Kaldäer setzte dem König nach und erreichte ihn bei den Steppen von Jericho, nachdem all seine Truppen ihn verlassen und sich zerstreut hatten. Man ergriff den König und brachte ihn zum König von Babel nach Ribla; dieser hielt Gericht über ihn. Die Söhne des Zidkia machte man vor seinen Augen nieder. Den Zidkia selbst ließ er blenden, in Fesseln legen und nach Babel bringen. Am siebten Tage des fünften Monats - es war im neunzehnten Jahr des Nebukadnezar, des Königs von Babel - rückte Nebusaraden, der Oberste der Leibwache und Diener des babylonischen Königs, in Jerusalem ein. Er steckte den Tempel, den königlichen Palast sowie alle Häuser Jerusalems in Brand. Jedes große Haus zündete er an. Auch rissen die gesamten kaldäischen Streitkräfte, die der Oberste der Leibwache befehligte, die Ringmauern Jerusalems nieder. Den Rest der Bevölkerung, der in der Stadt noch vorhanden war, sowie die Überläufer, welche zum König von Babel übergetreten waren, und den Rest der Handwerker führte Nebusaradan, der Oberste der Leibwache, in die Gefangenschaft. Aber von den geringen Leuten im Land ließ der Oberste der Leibwache eine Anzahl als Weinbauern und Landwirte zurück.
Tempelgeräte
Die ehernen Säulen am Tempel des Herrn, die Fahrgestelle und das eherne »Meer« im Tempel des Herrn zerbrachen die Kaldäer und nahmen ihr Erz mit nach Babel.
Der Oberste der Leibwache nahm den Oberpriester Seraja, den zweiten Priester Zephanja und die drei Schwellenhüter mit. Aus der Stadt nahm er einen Hofbeamten gefangen, der zugleich die Streitmacht befehligte, und fünf Männer, die den persönlichen Dienst des Königs versahen und noch in der Stadt aufgefunden wurden, sowie den Schreiber des Heerführers, der die Bürger des Landes auszuheben hatte, endlich sechzig Leute von der Landesbevölkerung, die sich in der Stadt befanden. Nebusaradan, der Oberste der Leibwache, nahm sie und schickte sie zum König von Babel nach Ribla. Der König von Babel ließ sie in Ribla im Lande Hamat schlagen und hinrichten. Juda wanderte so von seinem Heimatland in die Verbannung.

(Quelle: Vulgata nach Hamp, Stenzel und Kürzinger )


RESPONSORIUM
R. Zion ist verwüstet, Jerusalem zerstört; * Herr, zürne doch nicht so sehr und denke nicht unablässig an unsere Schuld.
V. Kannst du dich bei alldem zurückhalten, Herr? Kannst du schweigen und so tief uns beugen? * Herr, zürne doch nicht so sehr und denke nicht unablässig an unsere Schuld.


Zweite Lesung

Leo der Große († 461)

Aus der Rede über die Seligpreisungen.

Selig sind die Armen im Geist

Kein Zweifel: Die Armen gewinnen das Gut der Demut leichter als die Reichen. Denn jenen liegt die Bescheidenheit i ihrer Armut näher, diesen ist in ihrem Reichtum der Hochmut vertrauter. Doch gibt es auch bei sehr vielen Reichen diesen Geist, der den Überfluss nicht zu Aufgeblasenheit und Stolz werden lässt, der ihn vielmehr zu Taten der Liebe nutzt und als höchsten Gewinn erachtet, was er zur Milderung fremder Not aufwenden darf.
Für Menschen jeder Art und jeden Standes gibt es die Möglichkeit, in dieser Tugend Gemeinschaft zu haben; denn sie können in der Einstellung gleich, aber im Vermögen ungleich sein. Es liegt nichts daran, wie ungleich sie in ihren Besitzverhältnissen sind, wenn sie sich in den geistlichen Gütern gleich sind. Selig ist also jene Armut, die sich von der Liebe zu den irdischen Dingen nicht fangen lässt und die sich nicht mehr Besitz in der Welt wünscht, vielmehr nach dem Reichtum des Himmels verlangt.
Das hochherzige Beispiel dieser Armut gaben nach dem Herrn zuerst die Apostel, die ohne Unterschied alles, was ihnen gehörte, verließen. Auf den Ruf des göttlichen Meisters hin wandten sie sich schnell vom Fischerhandwerk ab und ließen sich zu Menschenfischern machen1. Viele ahmten ihren Glauben nach und wurden so ihnen ähnlich, so dass die Kinder der Urkirche im Glauben ein Herz und eine Seele wurden2. Sie verzichteten auf ihren gesamten Besitz und wurden durch das Opfer der Armut reich an ewigen Gütern. Die Predigt der Apostel lehrte sie die Freude, nichts von den Gütern dieser Welt zu haben und doch alles zu besitzen mit Christus3.
Als daher Petrus zum Tempel hinaufstieg und der Gelähmte ihn um sein Almosen bat, sagte der heilige Apostel: „Silber und Gold besitze ich nicht. Doch was ich habe, das gebe ich dir: Im Namen Jesu Christi, des Nazaräers, geh umher!“4 Was könnte erhabener sein als diese Demut? Was ist reicher als diese Armut? Er hat kein Geld um zu helfen, aber er hat eine Gabe für die Natur: Den die Mutter lahm geboren hat, den macht Petrus durch das Wort gesund. Der keine Münze mit dem Bild des Kaisers geben konnte5, erneuerte im Menschen das Bild Christi.
Durch diesen Schatz wurde nicht nur dem einen Menschen, der wieder gehen konnte, Hilfe zuteil, sondern auch den fünftausend Menschen, die damals der Predigt des Petrus aufgrund der wunderbaren Heilung glaubten6.

(1) Vgl. Mk 1,16-20 Par. (2) Vgl. Apg 4,32. (3) Vgl. 2Kor 6,10. (4) Apg 3,6. (5) Vgl. Mk 12,16 Par. (6) Vgl. Apg 4,4.


RESPONSORIUM
R. Als die Jünger zu Jesus kamen, begann er zu reden und zu lehren: * Selig sind die Armen im Geist; denn ihnen gehört das Himmelreich.
V. Einen Demütigen und Zerknirschten sehe ich an; einen, der gewissenhaft mein Wort befolgt. * Selig sind die Armen im Geist; denn ihnen gehört das Himmelreich.


ORATION
Allmächtiger, barmherziger Gott, es ist deine Gabe und dein Werk, wenn das gläubige Volk dir würdig und aufrichtig dient. Nimm alles von uns, was uns auf dem Weg zu dir aufhält, damit wir ungehindert der Freude entgegeneilen, die du uns verheißen hast. Darum bitten wir durch Jesus Christus.


Jahreskreis II

ERSTE LESUNG

Aus dem Buch der Weisheit (8,1-21)

Sie erstreckt sich kraftvoll von einem Ende zum andern und leitet das All vortrefflich. Diese liebte und erstrebte ich von Jugend auf, suchte sie als Braut mir heimzuführen und ward ein Liebhaber ihrer Schönheit. Ihrer adeligen Herkunft macht sie Ehre, da sie mit Gott zusammenwohnt, und der Herrscher des Weltalls hat sie liebgewonnen. Denn in das göttliche Wissen ist sie eingeweiht und wählt aus unter seinen Werken. Wenn aber Reichtum ein begehrenswerter Besitz ist im Leben, was ist reicher als die Weisheit, die das All kunstvoll ausstattet? Wenn schon kluge Begabung Kunstwerke schafft, wer ist in aller Welt ein größerer Künstler als sie? Und wenn jemand Gerechtigkeit liebt, ihrer Bemühungen Früchte sind Tugenden! Denn Maßhaltung lehrt sie und Klugheit, Gerechtigkeit und Starkmut; es gibt im Leben nichts Nützlicheres für die Menschen als diese. Wenn aber jemand auch reiches Wissen begehrt, sie weiß das Vergangene und erschließt das Zukünftige. Sie versteht sich auf sprichwörtliche Redewendungen und Auflösung von Rätseln; Zeichen und Wunder erkennt sie im voraus und was die Verhältnisse und Zeitläufe bringen werden.
Salomonische Weisheit
Ich beschloss also, diese zur Lebensgemeinschaft heimzuführen, da ich wusste, dass sie mir Ratgeberin sein werde im Glück und Trost, in Sorgen und Trübsal. Ich werde ihretwegen Ruhm bei der Menge erlangen und - wenn auch jung -Ehre bei Alten. Scharfsinnig beim Richten wird man mich finden, und vor den Herrschern werde ich Bewunderung ernten. Wenn ich schweige, werden sie auf mich warten, wenn ich rede, werden sie aufmerksam, und wenn ich ausführlicher spreche, werden sie die Hand auf den Mund legen. Ich werde durch sie Unsterblichkeit erlangen und ewiges Andenken bei meinen Nachkommen hinterlassen. Völker werde ich regieren, und Nationen werden mir untertan sein. Fürchten werden mich schreckliche Tyrannen, wenn sie von mir hören, unter dem Volk werde ich als tüchtig erscheinen und im Krieg als tapfer. Komme ich dann nach Hause, will ich ausruhen bei ihr; denn der Umgang mit ihr bringt keine Bitterkeit mit sich und keinen Verdruss die Lebensgemeinschaft mit ihr, sondern Frohsinn und Freude. Indem ich dieses bei mir erwog und in meinem Herzen bedachte, dass nämlich Unsterblichkeit liege in der Gemeinschaft mit der Weisheit, in der Freundschaft mit ihr edle Freude und in ihrer Hände Bemühungen unerschöpflicher Reichtum, in der Übung des Umgangs mit ihr Klugheit, sodann Ruhm in der Teilnahme an ihren Gesprächen, ging ich umher und suchte, wie ich sie für mich gewinnen könnte.
Salomo betet um Weisheit
Ich war ein wohlveranlagter junger Mann und hatte eine gute Seele empfangen; 20 oder vielmehr, weil ich gut war, kam ich in einen unbefleckten Leib. In der Erkenntnis aber, dass ich ihrer nicht anders habhaft würde, als wenn Gott sie gibt - auch das schon war Sache der Einsicht, zu wissen, wessen Gnade sie ist -, so wandte ich mich an den Herrn, bat ihn und sprach aus meinem ganzen Herzen:


(Quelle: Vulgata nach Hamp, Stenzel und Kürzinger )


RESPONSORIUM
R. Ich betete, und es wurde mir Klugheit gegeben; * ich flehte, und der Geist der Weisheit kam zu mir. Ich zog sie Zeptern und Thronen vor.
V. Fehlt es aber einem von euch an Weisheit, dann soll er sie von Gott erbitten; Gott wird sie ihm geben, denn er gibt allen gern und macht niemand einen Vorwurf. * Ich flehte, und der Geist der Weisheit kam zu mir. Ich zog sie Zeptern und Thronen vor.


ZWEITE LESUNG

Balduin von Canterbury († 1190)

Aus dem Traktat über den „Englischen Gruß“.

Eine Blume geht hervor aus der Wurzel Isai

Dem Gruß des Engels, mit dem wir die selige Jungfrau jeden Tag in großer Ehrfurcht begrüßen, pflegen wir hinzuzufügen: „und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes“1. Elisabet hat diesen Zusatz gemacht, als sie von der Jungfrau begrüßt wurde. Sie wiederholte gleichsam den Schluss des Engelsgrußes und ergänzte: „Du bist gebenedeit unter den Frauen, und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes.“ Es ist die Frucht, von der Jesaja sagt: „An jenem Tag wird, was der Herr sprossen lässt, für alle Israeliten, die entronnen sind, eine Zierde und Ehre sein; die Früchte des Landes sind ihr Stolz und Ruhm.“2 Wer ist diese Frucht, wenn nicht der heilige Israels, der auch Nachkomme Abrahams ist, der Spross des Herrn und die Blume, die aus der Wurzel Isai hervorgeht3, die Frucht des Lebens, an der wir teilhaben?
Diese Frucht ist ganz und gar gebenedeit im Samen und im Spross, gebenedeit in der Blume, gebenedeit in der Gabe und schließlich gebenedeit in Danksagung und Lobpreis. Christus ist Nachkomme Abrahams und Nachkomme Davids dem Fleische nach.
Er allein unter den Menschen ist in allem Guten vollkommen. Ihm ist der Geist nicht nur nach Maß gegeben4, damit er allein jede Gerechtigkeit zur Fülle bringen kann5. Denn seine Gerechtigkeit reicht aus für alle Völker, wie in der Heiligen Schrift steht: „Wie die Erde die Saat wachsen lässt und der Garten die Pflanzen hervorbringt, so bringt Gott, der Herr, Gerechtigkeit hervor und Ruhm vor allen Völkern.“6 Denn das ist der Spross der Gerechtigkeit. Der Segen kommt über ihn, und die Blume der Herrlichkeit ziert ihn. Aber wie groß ist die Herrlichkeit? Erhabener, als man sie denken kann, ja so groß, wie man sie überhaupt nicht zu denken vermag. Die Blume wächst empor aus der Wurzel Isai. Wie hoch? Bis zur höchsten Höhe; denn Jesus Christus „ist in der Herrlichkeit des Vaters“7. „Seine Hoheit ist über die Himmel gebreitet“8, damit der Spross des Herrn groß und herrlich, die Frucht der Erde erhaben sei.
Doch was nützt uns diese Frucht? Sie ist für uns nichts Geringeres als die Frucht des Segens von der gesegneten Frucht. Denn aus dem Samen, aus diesem Spross, aus dieser Blume kommt die Frucht des Segens. Bis zu uns ist sie gekommen: zuerst gleichsam als Same in der Gnade der Vergebung, dann wie ein Schössling im Wachsen der Gerechtigkeit, schließlich in der Blüte als Hoffnung auf die Herrlichkeit oder ihren Gewinn. Von Gott ist sie nämlich gebenedeit und in ihm. Das heißt: Gott wird in ihr verherrlicht. Auch für uns ist sie gebenedeit, dass wir von ihm gebenedeit und verherrlicht werden.

(1) Vgl. Lk 1,42. (2) Jes 4,2. (3) Vgl. Jes 11,1. (4) Vgl. Joh 3,34. (5) Vgl. Mt 3,15. (6) Jes 61,11. (7) Vgl. Phil 2,11 (Vg.). (8) Vgl. Ps 8,2.


RESPONSORIUM
R. Kommen wird der Spross aus der Wurzel Isai; er wird sich erheben, um über die Heiden zu herrschen. Auf ihn werden die Heiden hoffen. * Sein Name soll ewig bestehen.
V. Die Gerechtigkeit blühe auf in seinen Tagen und großer Friede. * Sein Name soll ewig bestehen.


ORATION
Allmächtiger, barmherziger Gott, es ist deine Gabe und dein Werk, wenn das gläubige Volk dir würdig und aufrichtig dient. Nimm alles von uns, was uns auf dem Weg zu dir aufhält, damit wir ungehindert der Freude entgegeneilen, die du uns verheißen hast. Darum bitten wir durch Jesus Christus.

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