Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:Roem07
Epistola beati Pauli Apostoli ad Romanos
Der Brief des heiligen Apostels Paulus an die Römer Kap. 7
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1. An ignoratis fratres (scientibus enim legem loquor) quia lex in homine dominator quanto tempore vivit? 8. Occasione autem accepta, peccatum per mandatum operatum est in me omnem concupiscentiam. Sine lege enim peccatum mortuum erat. 13. Quod ergo bonum est, mihi factum est mors? Absit. Sed peccatum, ut appareat peccatum, per bonum operatum est mihi mortem: ut fiat supra modum peccans peccatum per mandatum. 14. Scimus enim quia lex spiritualis est: ego autem carnalis sum venundatus sub peccato. 16. Si autem quod nolo, illud facio: consentio legi, quoniam bona est. 17. Nunc autem jam non ego operor illud, sed quod habitat in me peccatum. 20. Si autem quod nolo, illud facio: jam non ego operor illud, sed quod habitat in me, peccatum. 21. Invenio igitur legem volenti mihi facere bonum, quoniam mihi malum adjacent: |
1. Oder wissest ihr nicht, Brüder! (denn zu solchen, die das Gesetz kennen, rede ich), dass das Gesetz über den Menschen herrscht,1 so lange er lebt? |
Fußnote
Kap. 7 (1) Die [Roem 6,14] aufgestellte Behauptung: „Ihr seid nicht mehr unter dem Gesetze!, ist jetzt zu beweisen. Zu diesem Zwecke stellt der Apostel zunächst einen allgemein anerkannten Satz auf: Das Gesetz herrscht nur über Lebende, nicht über Gestorbene; nun aber seid ihr (V. 4) Gestorbene, also seid ihr nicht mehr unter der Herrschaft des Gesetzes. Das „Gesetz“ im Zwischensatz ist entweder das Gesetz überhaupt (es steht im Griech. ohne Artikel, während „das Gesetz“ außer der Klammer den Artikel hat), oder wenn man das mosaische versteht, so war auch dies den Heidenchristen durch Vorlesung, Predigt, usw. bekannt. Der Apostel führt einen Analogiebeweis: der körperliche Tod entzieht jeder Gesetzesverpflichtung – unser Tod in Christus entzieht uns der Herrschaft des Gesetzes. Es ist also Ähnlichkeit, aber auch Verschiedenheit; deshalb darf der Vergleich nicht in allen Punkten zu sehr betont werden. Es würde sonst folgen, dass wir schon körperlich gestorben seien, und dass das Gesetz uns zu nichts mehr, nicht einmal zu den moralischen Geboten, verpflichte, was falsch wäre. Wir sind von der Herrschaft, d. i. von jenem Zustande, in welchem der Mensch ohne die Gnade Christi unter dem Joche des mosaischen Gesetzes schmachtete, ohne im Gesetze die Kraft zur Erfüllung desselben zu finden. - (2) Nach Tert. und Aug. besser: eine verheiratete Frau ist durch das Gesetz an den noch lebenden Mann gebunden. Der in V. 1 allgemein aufgestellte Satz wird hier durch ein Beispiel erläutert. - (3) Mann und Frau sind ein Leib; stirbt ein Teil, so stirbt der andere mit, zwar nicht leiblich, aber doch in seiner Beziehung zu dem andern als Gatte, da die Ehe nur unter Lebenden ist. - (4) Vom Gesetze, welches die Ehe regiert. - (5) Paulus spricht von jenem Gesetze der Ehe, welches Gott im Paradiese gab [1Mos 2,24], der Herr erneuerte und einschärfte [Mt 5,31.32,Mt 19,4], Paulus an anderer Stelle erwähnt. [1Kor 7,10.11] - (6) Derselbe Tod, durch welchen die Gläubigen der Sünde sterben, löst sie auch von dem Gesetze, in welchem die Sünde ihre Stärke hat [1Kor 15,56], da die Begierlichkeit durch dasselbe erregt wird. Sind sie aber von der Knechtschaft der Sünde nur dazu befreit worden, damit sie nun der Gerechtigkeit leben [Roem 6,18], so sind sie auch von der Knechtschaft des Gesetzes durch ihren geistigen Tod nur deshalb gelöst, damit sie einem anderen, und zwar einem ganz verschiedenen Herrn dienen. Da wir Christi Glieder geworden sind, können wir auch die Früchte guter Werke bringen zur Ehre Gottes. (Orig., Chrys., Thom.) - (7) In dem Stande, in dem der Mensch aus Adam als Kind des göttlichen Zornes hervorgeht, also m Stande des alten, der Herrschaft der Sünde und des Gesetzes unterworfenen Menschen. (Chrys., Aug., Thom.) - (8) Das Gesetz gab keine Kraft, die Leidenschaften zu besiegen und vor dem zu bewahren, wonach diese strebten, den Sünden. - (9) Die Leidenschaften streben nach Befriedigung, diese liegt in der Sünde, der Lohn der Sünde aber ist der Tod; also streben die Leidenschaften darnach, für den Tod Früchte einzuheimsen. (Vergl. den Schluss von V. 4.) Die Absicht dessen, der Christus angehört, ist: für Gott Früchte zu bringen. Der Tod ist also hier analog als Herrscher betrachtet, für den Früchte gesammelt werden. - (10) Gesetz des Todes heißt das Gesetz, weil es seine Untergebenen zum Tode führt, da es zwar die Regungen der Begierlichkeit aufreizt, aber keine Kraft verleiht zu deren Unterdrückung. Nach der besseren griech. (und altlat.) Lesart lautet der Vers: Nun aber sind wir entledigt vom Gesetze, indem wir dem (Stande) gestorben, in welchem wir festgehalten wurden. Im alten Buchstaben, d. i. im Stande des A. T., des Gesetzes. Auch im A. T. konnte eine Erneuerung des Geistes stattfinden, aber nicht kraft des Standes unter dem Gesetze, sondern kraft der Gnade Gottes. - (11) Das mosaische Gesetz, insofern es eben Gesetz ist. (V. 7) Es konnte aus dem Vorhergehenden leicht der Gedanke entstehen, als sei das Gesetz an und für sich etwas Sündhaftes. Damit der Apostel nicht das von Gott gegebene Gesetz herabzusetzen scheine, geht er weiter auf dessen Verhältnis zur Sünde ein, indem er zuerst zeigt, dass nicht das Gesetz, sondern die gelegentlich des Gesetzes aufgereizte Sünde die unmittelbare Ursache des geistigen Todes ist. (B. 7 – 13) Alsdann beschreibt er die Gewalt der Sünde über den Menschen im Stande des Gesetzes. (V. 14 – 21) Aus dieser Beschreibung ergibt sich, eine wie große Wohltat für den Menschen die Befreiung von der Herrschaft des Gesetzes ist, da diese ebenso wie die Sünde zerstört werden musste, damit der Mensch für Gott Früchte bringen konnte. In seiner Person stellt Paulus alle dar, wie sie als noch nicht Wiedergeborene waren. - (12) Ich hätte die Sünde als etwas gegen Gott gerichtetes nicht gekannt, wenn nicht das göttliche Gesetz mir gesagt hätte: du sollst nicht usw. (Thom.). Oder: Die Erbsünde, insoferne sie sich als die zur Sünde reizende Begierlichkeit offenbart, hätte ich nicht erkannt, wenn sie sich nicht dem Gesetze gegenüber durch ihren Widerstand bemerkbar gemacht hätte. - (13) Durch das Verbot des Gesetzes hat er die Bosheit der verkehrten Begierden, mit welchen das Fleisch nach unerlaubten Dingen trachtet, erkannt. Das Gesetz ist also gegeben, damit der Mensch die ungeregelte Begierlichkeit, welche er von seinen Stammeltern geerbt hat, erkenne. Dies ist indes nicht die einzige Beziehung des Gesetzes zur Sünde, wie V. 8 zeigt. - (14) Die Folge der Erbsünde, insoferne sie ungeregelte Begierlichkeit ist, die Quelle aller Tatsünden. - (15) Ohne das in V. 7 erwähnte Verbot. - (16) Nicht weil sie gestorben, sondern weil sie verborgen war. Von dem Verbot, welches sie weckte, zeigte sie noch nicht ihre Kraft und gab sich nicht durch Werke kund. Ähnlich heißt auch der Glaube, der sich nicht durch Werke tätig zeigt, tot. [Jak 2,17.20.26] Ohne Verbot gibt es keine Schranke, gegen welche die Begierlichkeit sich auflehnt (Theod.). - (17) Der Apostel unterscheidet zwei Abschnitte seines Lebens: die Zeit vor dem Gebrauche der Vernunft, also vor der Erkenntnis des Guten und Bösen, ohne Gesetz, und die V. 10 bezeichnete. - (18) Gebot: Du sollst nicht gelüsten. (V. 7) - (19) Ich starb geistig; denn als ich den Gebrauch der Vernunft erlangte, begann ich, das Gesetz kennen zu lernen, und jenes Verbot reizte die Begierlichkeit, so dass sie begann, ihre Kraft zu zeigen. Ich verlor das Leben der Unschuld. - (20) Das Gesetz war mit allen seinen Geboten gegeben, damit der Mensch dieselben beobachte, Gott gefalle und einst zum ewigen Leben eingehe. Doch durch des Menschen Schuld ward es totbringend. Es heißt: Es ergab sich, dass es den Tod brachte. D. i. dies war der tatsächliche Erfolg, doch zielte das Gesetz nicht darauf, sondern auf das Leben ab. - (21) Die einmal erweckte Begierlichkeit verführte durch die eitle Hoffnung auf Glück, indem sie das Verbotene als das Angenehmere darstellte und endlich vom Wege der Gebote, dem wahren Wege zu Leben und Seligkeit, abführte und dem Tod überlieferte. - (22) Der Satz ist zu vervollständigen: die Sünde aber, welche das Gute zu ihren verworfenen Zielen missbraucht, ist wahrhaft etwas Böses. Das Gesetz ist das mosaische Gesetz, das Gebot das V. 7 erwähnte. Das Gebot ist heilig, weil es das gebietet, was sich geziemt; ist gerecht, weil es denen, die es beobachten, Gutes verheißt, den Übertretern Strafen androht; gut, weil es denen, die es beobachten, das Leben vorbereitet (Theod.) - (23) Ein neuer Einwurf. Ist das Gesetz gut, d. h. führt es zu geistigem Leben und Heile, hat es sich aber auf der anderen Seite mir zum Tode erwiesen (V. 10), so ist es also das an sich gute Gebot durch sich die Ursache des Todes? Mitnichten, sondern die rebellische Begierlichkeit. - (24) Klarer wird der Gedanke, wenn man mit den griech. Vätern (außer Chrys.) und neueren Erklärern so konstruiert: Was also gut ist, ist mir zum Tode geworden? Das sei ferne, sondern die Sünde (ist mir zum Tode geworden, und dies ließ Gott zu), damit sie, wenn sie durch das Gute mir den Tod wirkt, als Sünde erscheine, (als) übermäßig sündhaft (erkannt) werde durch das Gebot. - (25) Damit die rebellische Begierlichkeit (die Sünde) dadurch, dass sie das Gebot mißbrauchte, als überaus sündhaft erkannt werde. - (26) Dass die rebellische Begierlichkeit ihm den Tod gebracht hat, beweist der Apostel nun mehr daraus, dass er (und jeder noch nicht christusgläubige Jude) trotz des Gesetzes, unter dem er sich befand, fleischlich gewesen und ein Sklave der Sünde. - (27) Das Gesetz ist von Gott, also göttlich erhaben, geistig. - (28) Der niedere Teil, der, nicht zum Glauben geneigt (V. 18) und Gott feind sich seinem Gesetze nicht unterwirft [Roem 8,7], nur das kennt, was des Fleisches ist, und davon zum Tode hingeführt wird. [Roem 8,13] - (29) Ich bin mir selbst ein Rätsel, ich begreife meine eigene Handlungsweise nicht. Die Worte „Gute, Böse“ sind eingeschoben, aber dem Sinne entsprechend. - (30) „Ich will, ich hasse“ sind natürliche Regungen des Willens, da auch der gefallene Mensch das Gute liebt, das Böse verabscheut. Indes fehlen dem Willen die Kräfte zu einem vollen Entschlusse und zur Tat, durchzudringen. Die Worte „ich vollbringe, ich tue“ sind äußere Handlungen, welche aus einem vollkommenen Willensentschlusse, der jene Regungen zurückdrängt, hervorgehen und deshalb dem Menschen zur Schuld zugerechnet werden. Der Wille ist nicht ganz verdorben, aber die Begierlichkeit überwindet das bessere Wollen, und so lässt der Mensch sich zu dem hinreißen, was er als böse erkannt hat und (unwirksam) verabscheut. Etwas Ähnliches gilt von den noch nicht bekehrten Heiden. „Ich sehe das Bessere und billige es“, sagt ein heidnischer Dichter, „aber ich folge dem Schlechteren.“ - (31) Entspricht im vorhergehenden Verse dem: wenn ich etwas tue, was ich eigentlich verabscheue (nicht will), so erkenne ich eben durch dies Nichtwollen das Gesetz als das an, was eigentlich gewollt werden muss. - (32) Der Apostel zieht die Folgerung aus V. 15 und 16: Da ich nach meinem besseren Selbst das Gesetz als gut anerkenne (V. 16) und doch nicht befolge, das Böse hasse, aber doch übe, so muss, um diesen Widerspruch zu begründen, noch ein anderes Prinzip wirksam sein: die Sünde, die aus der Erbsünde stammende Begierlichkeit. - (33) Ich weiß aus Erfahrung. - (34) In dem Leibe mit seinen Gliedern der Begier nach sinnlichen Dingen, den niederen Seelenkräften, kurz der tierischen Natur des Menschen im Gegensatze zum Geiste. - (35) Das Wollen ist in mir vorhanden, doch finde ich in meinem Fleische nichts, womit ich das Gute zu tun vermöchte. - (36) Da ich das Gute oder das Böse, das ich dem höheren Teile nach tun oder meiden wollte, nicht zu tun oder zu meiden pflege, so finde ich in meinem Fleische nichts, was dies Geheiß der Vernunft ausführt, im Gegenteile etwas, was derselben widersteht und das Fleisch zur Verfolgung seiner Absichten missbraucht, die Sünde. Der nun folgende Schluss: So bin nicht mehr usw. ist bereits in V. 17 vorgezeichnet. - (37) Vergl. Anm. 30. Der unter dem Gesetze stehende Mann wünscht zwar das Gesetz zu beobachten; doch das Fleisch, in dem die Sünde wohnt und herrscht, gehorcht nicht nur seinem Wunsche nicht, sondern tut, von der Sünde aufgestachelt, sogar das Gegenteil von dem, was der Verstand wollte. - (38) Durch Erfahrung. Das „Gesetz“ ist hier nicht das mosaische, noch irgendein anderes Gesetz, sondern die bei den Menschen stetig wiederkehrende verkehrte Handlungsweise, welche im Vorhergehenden geschildert ward. Vergl. z. B. die deutsche Redeweise: Sich etwas zum Gesetze machen, d. i. beständig auf die gleiche Art handeln. - (39) Ich erfreue mich mit dem Gesetze selbst. Das Gesetz freut sich gleichsam, wenn es von dem Menschen erkannt und anerkannt wird; der Mensch freut sich mit ihm, wenn er es als gut und heilig billigt. - (40) Dieser Vers erklärt den ersten Teil von V. 21, der folgende Vers von V. 21. Der innere Mensch, im Gegensatze zu dem Fleische, ist die Vernunft, soweit sie das Wahre und Gute erkennend Gottes Gesetz zustimmt, und der vernünftige Wille, soweit er das von dem Verstande vorgelegte Gute liebt und mit dem Gesetze Gottes übereinstimmt. Der innere Mensch ist hier nicht als der wiedergeborene Mensch zu verstehen, denn es handelt sich hier um den Menschen vor der Wiedergeburt. - (41) Ein Gesetz anderer Art, das wie ein Feind den inneren Menschen angreift und ihn zum Knechte der Sünde macht. Eine ähnliche Schilderung, doch mit ungleichen Ausgange, siehe [Roem 6,12.13]. – Das Gesetz der Vernunft ist das von der Vernunft als bindend anerkannte Gesetz. - (42) Kürzer: ich sehe ein anderes Gesetz, das mich zu seinem Sklaven macht. Aber der heil. Paulus wollte klar zeigen, dass jenes „andere Gesetz“ eben das Gesetz der Sünde ist, welches im niederen Menschen herrscht und auch den inneren Menschen mit sich fortreißt. - (43) Von dem leibe des Todes der Seele, zu dem die im Leibe wohnende Sünde, wenn sie bei Gelegenheit des Gesetzes geweckt wird, die dem Gesetze Unterworfenen führt. Dieses Todes: V. 11, V. 13. Diese Befreiung hat statt, wenn der Mensch durch die Taufe mit dem Heilande gekreuzigt wird, damit der Leib der Sünde vernichtet werde. - (44) Griech.: Gott sei Dank durch Jesus Christus, unsern Herrn! - (45) Zusammenfassung des Gesagten. Den Gegensatz zu diesem Kapitel bildet das folgende. Dem innere Menschen nach stimmt der noch nicht gläubige Jude dem Gesetze zu und freut sich über dasselbe; indes tut er als Sklave der Sünde das, was er nicht wollte, und lässt seine Glieder dem Bösen dienen.
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