Weisheit
DAS BUCH DER WEISHEIT
Das Buch der Weisheit trägt diesen Namen, weil in demselben die Weisheit, d.i. die Erkenntnis und Furcht Gottes (praktische Weisheit und Gerechtigkeit) durch Lehren und Beispiele empfohlen wird. Es ist griechisch geschrieben, in hellenistischer Sprachform. Ein alexandrinischer Israelit sammelte wohl aus uns zum großen Teil nicht erhaltenen Werken Salomons Sprüche für die Juden, die außerhalb des heiligen Landes lebten und notgedrungen die damals fast überall verstandene hellenistische Sprache angenommen hatten. Dass er zur Zeit der Ptolemäer lebte, wird allgemein angenommen, wie auch der Inhalt des Buches zeigt, dass es eine für die Juden unglückliche Zeit war, da die Gläubigen unter ihnen von abgefallenen Stammesgenossen [Weish 2,1ff] wie von den heidnischen Ägyptern verfolgt wurden. Am wahrscheinlichsten wird die Abfassungszeit des Buches in die Regierungszeit Ptolemäus IV., Philopater I. (222 – 205 v. Chr.) gesetzt.
Die Septuaginta, welche sehr bald nach Entstehung des Buches der Weisheit angefertigt wurde, zählt dieselbe bereits in ihren Kanon und es ist nicht zu bezweifeln, dass damit die ursprüngliche Ansicht des gesamten Judentums ausgedrückt ist. Ob im Neuen Testament auf das Buch der Weisheit Bezug genommen wird, ist nicht ganz sicher. Unter den deuteronomischen Büchern findet sich keines, das in der alten Kirche häufiger als Heilige Schrift angeführt wird, als dieses. Schon Klemens Rom. zitiert es als göttliche Weisheit, mit gleichem Namen ehrt es Origenes, Eusebius Caes. ebenso wie der heilige Methodius nennt es Heilige Schrift, der heilige Athanasius führt es gegen die Arianer an, ebenso wie die heiligen Epiphanius, Basilius, Gregor von Nazians u.a. es zum Beweise der Glaubenssätze anführen und das Konzil von Sardika es als Quelle des Glaubens benützen. Für das göttliche Ansehen, welches das Buch der Weisheit im Abendlande genoss, zeugt die uralte Itala, welche dasselbe enthält. – Das Buch der Weisheit enthält auch nichts, wodurch sein inspirierter Ursprung zweifelhaft werden könnte, da sich weder geschichtliche Unrichtigkeiten noch philosophische Irrtümer (wie man protestantischerseits vielfach behauptet) darin nachweisen lassen.
Die lateinische Übersetzung in der Vulgata ist ein Teil der Itala und vom heiligen Hieronymus unberührt gelassen. Sie ist wörtlich und genau.