Das-Zwoelfprophetenbuch-Vulgata

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DAS ZWÖLFPROPHETENBUCH

Im Zwölfprophetenbuch hat man prophetisch inspirierte Schriftstücke gesammelt, die sich auf zwölf verschiedene Verfasser verteilen. Alle diese Männer sind Sprachorgane Gottes, deren Botschaft aber inhaltlich verschieden lautet. Die einzelnen Propheten wirkten in verschiedenen Verhältnissen. Für die in unseren Bibeln übliche Reihenfolge ist der Gesichtspunkt maßgebend, dass Hosea, Joel, Amos, Obadja, Jonas, Micha in die Assyrerzeit, Nahum, Habakuk, Zephanja in die Zeit des Niederganges Assurs, Haggaj, Sacharja und Maleachi in die persische Zeit fallen. Im ganzen ist diese Einreihung richtig, nur Joel, Abdias und Jonas gehören offenbar in die spätpersische Zeit. Der älteste dieser sogenannten »Kleinen Propheten« ist Amos. Er entfaltete um das Jahr 760 im Nordreich Jerobeams II. seine Wirksamkeit. Amos ist Künder einer besseren sozialen Gerechtigkeit. Sein soziales Ideal ist zugleich sein religiöses Anliegen. Er lehnte die veräußerlichte Gottesverehrung ab, weil diese jeden sittlichen Ernst und jedes Verantwortungsbewusstsein vermissen ließ. Auch den Erwählungsglauben bekämpfte er scharf. Außer dem in Kapitel 1-2 stehenden Drohgedicht gegen Fremdvölker sind uns Weherufe, Schilderungen von Schauungen und ein Bericht über die Landesverweisung des Propheten erhalten (7,10-17). Das Buch schließt mit einer Vorhersage des messianischen Heiles (9,11-15). Ein etwas jüngerer Zeitgenosse des Amos ist Hosea. Er wirkte im Nordreich, der Heimat des Elias, in jenen unruhigen Zeiten, die dem Untergang des Reiches Israel vorangingen. Seine Ehe mit einem untreuen Weibe und seine Kinder versinnbildlichen den Abfall des Landes von Gott, dem Eheherrn, wie Kapitel 1-3 zeigen. Es folgen Droh-und Mahnreden gegen die sittlich anstößigen Kultorte seiner Zeit, die Unbeständigkeit in der Politik, gegen das Priester- und Königtum, gegen Propheten und andere leitende Kreise (4,1-14,1). Kapitel 14,2-9 folgt eine Trostverheißung. »Gott ist die Liebe«, das ist der Kern der Botschaft des Hosea. Micha war ein judäischer Bauer, der aber in Jerusalem wirkte, und ein Zeitgenosse des Isaias. Auch sein Kampf galt den sozialen und religiösen Verfallserscheinungen. Er sagte sogar der Heiligen Stadt und dem Tempelberg den Untergang an (3,12), ein damals unerhört kühnes Wort. Zur Zeit der Zerstörung Ninives, der Hauptstadt des Assyrerreiches (612), lebte der Heilsprophet Nahum, dessen Wirksamkeit man etwa mit der eines Freiheitsdichters vergleichen kann. Die Reden Nahums bringen anschauliche Schilderungen von den letzten Kämpfen vor dem Untergang der Hauptstadt des verhassten Eroberervolkes. Auch Habakuk fällt etwa in diese Zeit. Er sieht aber im Aufstieg des Kaldäerreiches eine Gefahr und die Zuchtrute Gottes über der Menschheit. Manche seiner Sprüche sind allerdings besser zu erklären, wenn man an die Zeit König Jojakims denkt (608-597). Das Auftreten des Zephanja fällt offenbar in die Zeit, als Josia (638-608) noch minderjährig war. Dieser König war es bekanntlich, der mit einem Schlage alles vernichtete, was an das Heidentum erinnerte. Man kann Zephanja als Vorläufer dieser religiösen Erneuerung bezeichnen, die ganz dem prophetischen Ideal entsprach. Haggaj hielt im Jahre 520, zur Zeit des Perserkönigs Darius, als der Davidide Serubbabel Statthalter war, vier Reden über den Tempelneubau. Die Nachlässigkeit dabei hat alles Unheil und Leid der Gegenwart verursacht. Teils gleichzeitig mit Haggaj, teils nach ihm wirkte der Prophet Sacharja ebenfalls für den Tempelneubau. Er kleidet aber seine Mahnungen in acht Visionen, die sich mit dem Neubau Jerusalems und des Tempels und den kommenden besseren Zeiten befassen. Dazwischen stehen Worte über rechte Lebensführung, Sinn des Fastens und über Heidenbekehrung (1,1-8,23). Kapitel 9-14 beschäftigen sich mit dem Strafgericht über gottfeindliche Nachbarvölker, dem Erscheinen des messianischen Friedenskönigs, der Niederlage der Heiden im Kampf um Jerusalem und deren Bekehrung. Es ist wahrscheinlich, dass diese an messianischen Stellen so reichen Abschnitte von einem apokalyptisch eingestellten Nachfolger des Propheten Sacharja stammen und nach dem Brauche jener Zeit in der gleichen Schriftrolle überliefert wurden. Maleachi fällt in die Zeit der großen Reformen des Esra und Nehemia. Er hält Strafreden gegen die schlechten Priester (1,6-2,9), tadelt Mischehen und Ehescheidung (2,10-16) und spricht den verzagenden Frommen Trost zu (2,17-3,21). Die Zeit um Maleachi, in der auf den Ruinen des alten Israel das Judentum wuchs, mag wohl auch jene drei Propheten auf den Plan gerufen haben, die uns über den Zeitpunkt ihres Wirkens keinerlei Andeutungen geben. Joel wurde zum Auftreten durch eine furchtbare Heuschreckenkatastrophe veranlasst, die er für einen Vorboten des Gerichtstages hielt. Bei Joel 4,19 und Mal 1,1-4 finden sich Bemerkungen über die Edomiter. Obadja enthält nur einen einzigen, längeren Drohspruch gegen dieses Volk, dem man seine Mithilfe bei der Eroberung Jerusalems nie verziehen hat (Klag 4,21 f; PS 137,7). Alle erwähnten Schriftstellen setzen die Eroberung Jerusalems (586) voraus. Der Verfasser von Jonas wollte eine mit dunklen Geschichtserinnerungen verknüpfte Gleichniserzählung bieten und der jüdischen Engstirnigkeit folgende Wahrheiten entgegenhalten: 1. Der Mensch kann Gott nicht entfliehen, 2. Gottes Barmherzigkeit erstreckt sich auf alle Menschen.

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