Jeremias-Vulgata

Aus Vulgata
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DAS BUCH JEREMIAS

1 Kön 2,26-27 erzählen, wie Salomo den Ebjatar, einen Nachkommen Helis aus Silo, seines Priesteramtes entsetzte und ihn nach Anatot verbannte, in ein Dörflein zwei Stunden nördlich von Jerusalem. Jeremias dürfte wohl aus dem Geschlechte dieses Priesters stammen (1,1). Seine Kindheit und erste Jugend verbrachte er in politisch ruhigen Zeiten. Der Kleinstaat Juda diente unter Manasse (693-639) dem assyrischen Weltreich und machte sich zum Teil dessen Götterkulte zu eigen. So war es auch noch in den ersten Jahren des Josia (638-609), obwohl jetzt der Bau des großen Weltreiches merklich zitterte. Um 627/6 wurde Jeremias zum Propheten berufen; jene politischen Kräfte, die das assyrische Joch nicht länger tragen wollten, waren bereits stark; religiös und kultisch hatte sich aber seit Manasse nichts geändert. Einige Jahre nach dem Auftreten des Jeremias kamen jene Ereignisse, die 2 Kon 22 und 23 berichten. Die gewaltsame Abschaffung des Heidentums war so gründlich, das bis zum Tode des Königs Josia kein Prophet mehr aufzutreten brauchte. Es ist uns nicht überliefert, wie Jeremias persönlich zu den religiös-politischen Reformbestrebungen gestanden hat. Über Josia selbst sprach sich der Prophet recht lobend aus (22,15-16). Dieser rechnete mit dem aufkommenden Babel und fühlte sich in seinem Gottvertrauen stark genug, dem Pharao Necho entgegenzutreten. Josia war bei Megiddo gefallen (609), und der Pharao setzte den beim Volke unbeliebten Prinzen Jojakim ein, der grausam und verschwenderisch die Herrschaft führte. Mit Jojakim beginnt ein neuer Abschnitt im Leben des Jeremias; er stand jetzt gegen sein ganzes Volk, gegen König, Würdenträger, Priester und Propheten, ja gegen seine eigenen Verwandten. Es ist die Zeit des Zusammenstoßes mit den Behörden, der Anklagen und Verfolgungen. Er wirkt jetzt durch sinnbildliche Handlungen und schreibt seine tieferschütternden Selbstbekenntnisse und seine Rachegebete nieder (11,18-23; 12,1-6; 15,10-21; 16,1-9; 17,12-18; 18,18-23). 605 geht die Weltherrschaft auf Babel (Nebukadnezar) über. In göttlichem Auftrag läßt Jeremias seine bisherigen Drohworte niederschreiben (36). Nach der im Jahre 597 erfolgten Belagerung Jerusalems müssen König Jojachin, der Nachfolger seines Vaters Jojakim, und andere Vornehme in die Verbannung. Jeremias ergreift offen Partei für Nebukadnezar und rät die Unterwerfung unter Babel. Nebukadnezar ist ihm sogar Gottesknecht (27,6). In dieser Zeit ist des Jeremias Tätigkeit eine hochpolitische; sie richtet sich gegen die falschen Propheten und sucht den schwachen König Zidkia (597-586) vom Einfluss seiner unvernünftigen Ratgeber zu befreien. Die Verbanntengemeinde in Babylon ist für ihn Träger des kommenden Heiles (29). Erschütternd sind die Berichte über die persönlichen Leiden des Jeremias bis zur Zerstörung Jerusalems. Der Eroberer behandelt den Propheten freundlich und wohlwollend. Ein verlockendes Angebot, nach Babel zu kommen, lehnt dieser ab. Er widmet alle seine Kräfte dem Wiederaufbau der verwüsteten Heimat. Nach der Ermordung des von Babel eingesetzten Statthalters Gedalja wird er von seinen Landsleuten gezwungen, mit nach Ägypten zu fliehen, wo seine Wirksamkeit offenkundig mit Mißerfolg endet. Man pflegt das Buch Jeremias in fünf Teile zu gliedern: Kapitel 1-25 enthalten Prophetenworte, 1-6 aus der Zeit des Josia, 7-20 aus der Zeit Jojakims, 21-25 aus der Zeit Zidkias. 25,15-38 und Kapitel 46-51 sind Drohsprüche gegen Fremdvölker, und zwar gegen Ägypter, Philister, Moabiter, Ammoniter, Edomiter, Damaskus, die Araberstämme, Elam und Babel. Kapitel 26-36 sind meist Berichte aus dritter Hand über Jeremias, 37-45 werden die Leidensschicksale des Propheten während der Belagerung Jerusalems und nach der Zerstörung der Stadt geschildert. 52 ist ein geschichtlicher Anhang, der fast wörtlich 2 Kön entnommen ist.



Kategorie:Vulgata:AT:Jer01