Kategorie:Stundenbuch:Hymnen/Lesehore2.WocheDonnerstag

Aus Vulgata
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VERSIKEL
V. Hört das Wort des Herrn, ihr Völker.
R. Verkündet es an den Grenzen der Erde.


1. Jahresreihe:

ERSTE LESUNG
Aus dem Buch Rut. 2.1-13

Rut auf dem Acker des Boas

Noomi hatte einen Verwandten von ihrem Mann her, einen Grundbesitzer; er war aus dem Geschlecht Elimelechs und hieß Boas. Eines Tages sagte die Moabiterin Rut zu Noomi: Ich möchte aufs Feld gehen und Ähren lesen, wo es mir jemand erlaubt. Sie antwortete ihr: Geh, Tochter ! Rut ging hin und las auf dem Feld hinter den Schnittern her. Dabei war sie auf ein Grundstück des Boas aus dem Geschlecht Elimelechs geraten. Und nun kam Boas von Betlehem dazu. Er sagte zu den Schnittern: Der Herr sei mit euch! Sie antworteten ihm: Der Herr segne dich! Boas fragte seinen Knecht, der die Schnitter beaufsichtigte: Wem gehört dieses Mädchen da? Der Knecht antwortete: Es ist eine junge Moabiterin, die mit Noomi aus dem Grünland Moabs gekommen ist. Sie hat gesagt: Ich möchte gern lesen und bei den Garben hinter den Schnittern her sammeln. So kam sie zu uns und hielt aus vom Morgen bis jetzt und gönnte sich kaum Ruhe. Boas sagte zu Rut: Höre wohl, meine Tochter, geh auf kein anderes Feld, um zu lesen; entferne dich nicht von hier, sondern halte dich an meine Mägde; behalte das Feld im Auge, wo sie ernten, und geh hinter ihnen her. Ich werde meinen Knechten befehlen, dich nicht anzurühren. Hast du Durst, so darfst du zu den Gefäßen gehen und von dem trinken, was die Knechte schöpfen. Sie sank vor ihm nieder, beugte sich zur Erde und sagte: Wie habe ich es verdient, daß du mich so achtest, äa ich doch eine Yremde bin^ Boas antwortete ihr: Mir wurde alles berichtet, was du nach dem Tod deines Mannes für deine Schwiegermutter getan hast, wie du deinen Vater und deine Mutter, dein Land und deine Verwandtschaft verlassen hast und zu einem Volk gegangen bist, das dir zuvor unbekannt war. Der Herr, der Gott Israels, zu dem du gekommen bist, dich unter seinen Flügeln zu bergen, möge dir dein Tun vergelten und dich reich belohnen. Sie sagte: Du bist sehr gütig zu mir, Herr. Du hast mir Mut gemacht und so freundlich zu deiner Magd gesprochen, und ich bin nicht einmal eine deiner Mägde.


RESPONSORIUM R Der Herr, der Gott Israels, zu dem du kamst, um dich unter seinem Schutz zu bergen, * er möge dir dein Tun vergelten und dich reich belohnen.
V. Selig bist du, weil du geglaubt hast. * Er möge dir dein Tun vergelten und dich reich belohnen.
Ehre sei... R.


ZWEITE LESUNG
Bernhard von Clairvaux (+ 1153)
Aus einer Predigt zum Advent.

Wunderbar ist die Herablassung Gottes, groß die Würde des Menschen

Wer könnte zweifeln, daß es um eine große Sache ging, da der erhabene Weltherrscher aus solcher Ferne auf einen so unwürdigen Ort herabkam? Offenbar ging es um etwas Großes, da die Barmherzigkeit groß war, zahlreich die Hulderweise und reich die Liebe. Denn wozu kam er nach der Lehre des Glaubens herab? Das zu beantworten, macht wahrhaftig keine große Mühe. Denn seine Worte und Taten verkündeten laut den Grund seines Kommens. Er kam von den Bergen herabgeeilt, um aus den hundert das eine Schaf zu suchen, das sich verirrt hatte.(1) Unsertwegen ist er gekommen, damit sein Erbarmen und seine wunderbaren Taten den Menschenkindern sichtbarer das Lob des Herrn verkünden. Wunderbar ist die Herablassung Gottes, der uns sucht, groß die Würde des Menschen, der so gesucht wird! Wollte der Mensch sich dessen rühmen, wäre er kein Tor. Nicht als vermöchte er etwas aus sich selbst zu sein, sondern weil Gott ihn so hoch wertet, der ihn geschaffen hat. Alle Reichtümer und alle Herrlichkeit der Welt und alles, was in der Welt begehrenswert ist, bedeutet nicht so viel wie dieser Ruhm, ja nichts kann damit verglichen werden. Herr, was ist der Mensch, daß du ihn so groß machst? Warum hängst du dein Herz an ihn? (2) Doch ich möchte noch wissen, wieso er zu uns kam, statt daß wir zu ihm gingen. Es handelte sich doch um unsere Not, und es ist nicht üblich, daß die Reichen zu den Armen gehen, auch wenn sie etwas schenken wollen. In der Tat, liebe Brüder, es wäre angemessener gewesen, wir wären zu ihm gekommen. Allein da gab es zwei Hindernisse: Unsere Augen waren dunkel geworden, er aber wohnt in unzugänglichem Licht (3). Und dann lagen wir auf der Bahre als Gelähmte (4) und konnten nicht zur Höhe Gottes hinaufgelangen. Darum kam der gütige Heiland und Arzt unserer Seele von seiner Höhe herab. Er milderte seinen Lichtglanz für unsere kranken Augen. Wie man ein Licht in eine Laterne stellt, so umhüllte er seine Herrlichkeit mit dem glorreichen und makellosen Leibe, den er annahm. Dies ist die leichte und leuchtende Wolke, von der der Prophet geweissagt hat, daß der Herr sie besteigen würde, um hinab nach Ägypten zu kommen (5).
1 Lk.15,5. 2. Ijob 7,14. 3. Vgl. 1.Tim 6,16. 4. Mt 9,2. 5. Jes.19,1.


RESPONSORIUM R. Herr, unser Herrscher, * wie gewaltig ist dein Name auf der ganzen Erde!
V. Was ist der Mensch, daß du an ihn denkst, des Menschen Kind, daß du seiner dich annimmst ? * Wie gewaltig ist dein Name auf der ganzen Erde!
Ehre sei... R.


2. Jahresreihe:
ERSTE LESUNG
Aus dem Buch Jesaja. 26,7-21


Lied über die Gerechtigkeit Gottes

Der Weg des Gerechten ist gerade, du ebnest dem Gerechten die Bahn. Herr, auf das Kommen deines Gerichts vertrauen wir. Deinen Namen anzurufen und an dich zu denken ist unser Verlangen. Meine Seele sehnt sich nach dir in der Nacht, auch mein Geist ist voll Sehnsucht nach dir. Denn dein Gericht ist ein Licht für die Welt, die Bewohner der Erde lernen deine Gerechtigkeit kennen. Aber der Frevler lernt nie, was gerecht ist, auch wenn du ihm Gnade erweist. Selbst im Land der Gerechtigkeit tut er noch Unrecht, doch er wird den erhabenen Glanz des Herrn nicht erblicken. Herr, deine Hand ist erhoben, doch deine Gegner sehen es nicht; aber sie werden es sehen, und sie werden beschämt sein von deiner leidenschaftlichen Liebe zu deinem Volk; ja, Feuer wird sie verzehren. Herr, du wirst uns Frieden schenken; denn auch alles, was wir bisher erreichten, hast du für uns getan. Herr, unser Gott, es beherrschten uns andere Herren als du, doch nur deinen Namen werden wir rühmen. Die Toten werden nicht leben, die Verstorbenen stehen nie wieder auf; denn du hast sie bestraft und vernichtet, jede Erinnerung an sie hast du getilgt. Du hast dein Volk vermehrt, o Herr, du hast es vermehrt; du hast deine Herrlichkeit erwiesen, auf allen Seiten hast du die Grenzen des Landes erweitert. Herr, in der Not suchten wir dich; wir schrien in unserer Qual, als du uns straftest. Wie eine schwangere Frau, die nahe daran ist, ihr Kind zu gebären, die sich in ihren Wehen windet und schreit, so waren wir, Herr, in deinen Augen. Wir waren schwanger und lagen in Wehen; doch als wir gebaren, war es ein Wind. Wir brachten dem Land keine Rettung, kein Erdenbewohner wurde geboren. Deine Toten werden leben, die Leichen stehen wieder auf; wer in der Erde liegt, wird erwachen und jubeln. Denn der Tau, den du sendest, ist ein Tau des Lichts; die Erde gibt die Toten heraus. Das Gericht über die Feinde

Auf, mein Volk, geh in deine Kammern, und verschließ die Tür hinter dir! Verbirg dich für kurze Zeit, bis der Zorn vergangen ist. Denn der Herr verläßt den Ort, wo er ist, um die Erdenbewohner für ihre Schuld zu bestrafen. Dann deckt die Erde das Blut, das sie trank, wieder auf und verbirgt die Ermordeten nicht mehr in sich.


RESPONSORIUM R. Steht auf und lobpreist, die ihr im Staube wohnt, * denn Tau des Lichtes ist der Tau des Herrn.
V. Viele, die im Staub der Erde ruhen, werden erwachen. * Denn Tau des Lichtes ist der Tau des Herrn.
Ehre sei... R.


ZWEITE LESUNG

Petrus Chrysologus (+ 450)

Aus einer Predigt über das Wesen der Liebe.

Die Liebe begehrt, Gott zu schauen

Da Gott sah, wie die Welt vor Furcht zu vergehen drohte, beschloß er, sie mit seiner Liebe zurückzurufen, sie aus Gnade einzuladen, in Liebe festzuhalten und durch Zuneigung zu fesseln. Darum beruft er den Abraham aus den Heiden, macht ihn zum Vater des Glaubens, begleitet ihn auf dem Weg, schützt ihn in der Fremde, mehrt seinen Besitz, ehrt ihn durch Siege, macht ihn zum Unterpfand für die Verheißungen, entreißt ihn der Schmach, erweist ihm die Gunst, als Gast bei ihm zu weilen, und wirkt in ihm, was unmöglich schien: das Wunder der Zeugung. Mit so vielen Wohltaten überschüttet und angezogen von dem Glück der göttlichen Liebe, sollte er lernen, Gott zu lieben, ihn nicht zu fürchten, durch Liebe ihn zu verehren, nicht durch Furcht. Darum tröstet er auch den flüchtenden Jakob im Traum und fordert ihn bei der Heimkehr zum Kampf heraus (1). In der Umklammerung des Ringers umfaßt er ihn, damit er den Vater liebe, mit dem er diesen Kampf austrägt, nicht aber ihn fürchte. Darum ruft er Mose mit der Stimme des Vaters, redet ihm zu mit väterlicher Milde und fordert ihn auf, Befreier seines Volkes zu werden. In all dem, wovon wir gesprochen haben, hat die Flamme der göttlichen Liebe das Menschenherz entzündet. Begeisterte Gottesliebe hat das menschliche Gemüt erfüllt. Die Menschen begannen sich mit ergriffenem Herzen danach zu sehnen, Gott mit menschlichen Augen zu schauen. Aber wie könnte der Mensch in seiner Begrenztheit Gott fassen, den die ganze Welt nicht zu umgreifen vermag? Was sein wird, was sein sollte, was sein könnte, darauf achtet die Liebe nicht. Die Liebe achtet nicht der Vernunft, sie kennt nicht Verstand und weiß kein Maß. Die Liebe läßt sich nicht trösten, wenn man ihr sagt, es sei etwas unmöglich; es bringt ihr keine Linderung, wenn man ihr die Schwierigkeiten vorhält. Wenn die Liebe nicht erhält, wonach sie sich sehnt, tötet sie den, der liebt; darum geht sie dorthin, wohin es sie treibt, nicht wohin sie soll. Liebe gebiert Sehnsucht und entbrennt in Glut. In der Glut drängt sie nach dem, was ihr unerreichbar ist. Was sollen wir mehr sagen? Was die Liebe liebt, kann ihrer Schau nicht entzogen bleiben. Darum haben die Heiligen alles geringgeachtet, was ihnen zustand, solange sie den Herrn nicht schauen durften. 1. Vgl.Gen. 32,24ff.


RESPONSORIUM
R. Wie die Mutter ihre Kinder, so tröste ich dich, spricht der Herr, und aus Jerusalem, der Stadt, die ich erwählt habe, will ich euch zu Hilfe kommen. * Wenn ihr es seht, wird euer Herz sich freuen.
V. In Zion spende ich Heil und in Jerusalem meine Herrlichkeit. * Wenn ihr es seht, wird euer Herz sich freuen.
Ehre sei... R.


ORATION
Rüttle unsere Herzen auf, allmächtiger Gott, damit wir deinem Sohn den Weg bereiten und durch seine Ankunft fähig werden, dir in aufrichtiger Gesinnung zu dienen. Darum bitten wir durch ihn, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.

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