Kategorie:Stundenbuch:Lesung/Lesehore24Dienstag

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Dienstag 24. WOCHE IM JAHRESKREIS

JAHRESREIHE I:

ERSTE LESUNG


Aus dem Buch Hosea (10,1-15)

Israel war ein üppiger Weinstock, der dementsprechende Früchte trug. Je zahlreicher seine Früchte waren, desto zahlreicher machte es die Altäre. Je schöner sein Land dastand, desto schöner machte es seine Weihesteine. Falsch ist ihr Herz, nun sind sie der Strafe verfallen! Ihre Altäre zerschlägt der Herr, ihre Weihesteine zermalmt er. Ja, jetzt werden sie sagen: »Einen König haben wir nicht, denn den Herrn fürchteten wir nicht, und der König, was tut der für uns?« Worte machen, Meineide schwören, Bündnisse schließen! Und das »Recht« sprosst wie Giftkraut auf den Furchen des Ackers. Um Bet-Awens Kalb sind Samarias Bewohner in Angst! Ja, es trauert darüber sein Volk; seine Götzenpriester umjauchzen es (noch) wegen seiner Pracht; jedoch, sie entschwindet ihm. Auch das Kalb wird man nach Assur bringen als Abgabe für den Großkönig. Schande wird Ephraim ernten, Israel muss sich schämen wegen seiner Beschlüsse. Samaria verschwindet, sein König gleicht einem geknickten Zweig auf der Oberfläche des Wassers. Vernichtet werden die Kulthöhen des Frevels, Israels Sünde; auf ihren Altären wachsen Dornen und Disteln. Dann wird man zu den Bergen sprechen: »Bedeckt uns!« und zu den Hügeln: »Fallt auf uns!« 
Gibeas Sünde
Seit den Tagen von Gibea dauert Israels Sünde an. Auf dem dortigen Standpunkt blieben sie stehen. Gewiss erreicht sie der Krieg in Gibea um der Frevler willen. Ich bin gekommen, um sie zu züchtigen. Völker scharen sich gegen sie, wenn sie gezüchtigt werden für ihre doppelte Schuld.
Neubruch
Ephraim war ein geübtes Rind, Drescharbeit liebte es. Als ich im Vorbeigehen seinen kräftigen Nacken sah, spannte ich Ephraim ein; Juda sollte pflügen, Jakob eggen. Säet Gerechtigkeit, dann erntet ihr gemäß der Frömmigkeit! Brecht euch einen Neubruch der Erkenntnis, um den Herrn zu suchen, bis er kommt und euch Gerechtigkeit lehrt. Doch ihr habt Unrecht gepflügt, habt Frevel geerntet, habt Lügenfrucht gegessen. Du hast auf deine Streitwagen vertraut und auf die Menge deiner Krieger. Darum erhebt sich Kriegsgeschrei in deinem Volk, und alle deine Festungen werden zerstört, wie Schalman am Tage der Schlacht Bet-Arbel zerstörte, als eine Mutter mitsamt den Söhnen zerschmettert wurde. Solches tue ich an euch, Haus Israel, ob eurer großen Bosheit. Mit dem Morgenrot verschwindet völlig der König von Israel.


(Quelle: Vulgata nach Hamp, Stenzel und Kürzinger )


RESPONSORIUM
R. Ihr Frauen von Jerusalem, weint nicht über mich, weint über euch und eure Kinder! * Wenn das am grünen Holz geschieht, was wird dann erst mit dem dürren geschehen?
V. Man wird zu den Bergen sagen: Bedeckt uns! und zu den Hügeln: Fallt über uns! * Wenn das am grünen Holz geschieht, was wird dann erst mit dem dürren geschehen?


Zweite Lesung

Vinzenz von Paul († 1660)

Aus den Gesprächen mit den Missionaren.

Gemeinschaft in Freud und Leid

Die Liebe bewirkt, dass wir niemand leiden sehen können, ohne mit ihm zu leiden. Wir könnten ihn nicht weinen sehen, ohne selbst zu weinen. Die Liebe öffnet dem einen das Herz des andern und lässt ihn spüren, was der andere empfindet Wir sind weit von denen entfernt, die kein Mitgefühl für den Schmerz der Betrübten haben und für das Leid der Armen.
Wie zartfühlend ist der Sohn Gottes! Er wird gerufen, den Lazarus zu besuchen. Er macht sich auf den Weg. Maria erhebt sich und bricht vor ihm in Tränen aus. Die Juden gehen ihnen nach, und auch sie weinen. Ein jeder fängt an, Tränen zu vergießen – und unser Herr? Er weint mit ihnen, so zartfühlend und mitleidsvoll ist er.
Diese Liebe ist es, die ihn veranlasste, vom Himmel zu kommen. Er sah, dass die Menschen seine Herrlichkeit verloren hatten1, und ihr Unglück bewegte ihn tief.
So müssen auch wir mit den betrübten Mitmenschen fühlen und an ihren Schmerzen teilnehmen. Heiliger Paulus, wie groß war dein Mitleiden mit den Menschen! O Erlöser, du hast diesen Apostel mit deinem Geist und mit deinem Mitgefühl erfüllt. Mach, dass wir sprechen können wie er: „Wer leidet unter seiner Schwachheit, ohne dass ich mit ihm leide?“2
Wie kann ich sein Leiden mitempfinden, wenn nicht durch die Zusammengehörigkeit, die wir zusammen in unserm Herrn, unserm Haupt, besitzen? Alle Menschen bilden miteinander einen mystischen Leib; wir alle sind Glieder, jeder einzelne ist ein Glied an diesem Leib3.
Um so mehr müssen die Christen, da sie doch Glieder eines und desselben Leibes sind und einzeln Glieder untereinander, Mitgefühl haben. Wie kann man Christ sein und seinen Bruder im Unglück sehen, ohne mit ihm zu weinen und mit ihm zu leiden? Das hieße ohne Liebe sein; dass hieße ein Scheinchrist sein, keine Menschlichkeit besitzen, schlechter als ein wildes Tier sein!
Es ist auch eine Tat der Liebe, sich zu freuen mit den Fröhlichen4. Unser Herr verfolgte mit seinen Geboten die Absicht, uns zur Einheit des Geistes zu führen, zur Einheit von Freud und Leid. Sein Verlangen ist es, dass ein jeder von uns Eingang in das Empfinden des andern findet. Das Johannesevangelium berichtet, wie der heilige Vorläufer von sich und Jesus sprach und sagte, der Freund des Bräutigams freue sich, die Stimme des Bräutigams zu hören. „Diese Freude“, sagte er, „ist nun für mich Wirklichkeit geworden.“5 So wollen auch wir uns freuen, wenn wir die Stimme unseres Mitmenschen hören, der sich freut; denn er stellt für uns den Herrn dar.

(1) Vgl. Röm 3,23. (2) 2Kor 11,29; vgl. Röm 12,15. (3) Vgl. 1Kor 12,27. (4) Vgl. Röm 12,15; vgl. 1Kor 12,26. (5) Joh 3,29.


RESPONSORIUM
R. Als Jesus die Frau sah, hatte er Mitleid mit ihr. * Er sprach zu ihr: Frau, weine nicht!
V. Der Tote richtete sich auf, und Jesus gab ihn seiner Mutter zurück. * Er sprach zu ihr: Frau, weine nicht!


ORATION

Gott, du Schöpfer und Lenker aller Dinge, sieh gnädig auf uns. Gib, dass wir dir mit ganzem Herzen dienen und die Macht deiner Liebe an uns erfahren. Darum bitten wir durch Jesus Christus.


Jahreskreis II

ERSTE LESUNG

Aus dem Buch Ester. (4,1-2.5-17)

Mordekaj erfuhr von allem, was geschehen war. Da zerriß er seine Kleider, kleidete sich in Sack und Asche, ging mitten in die Stadt hinein und erhob ein lautes und bitteres Wehgeschrei. So kam er bis an die königliche Pforte; denn es war nicht erlaubt, in die königliche Pforte in einem Trauergewand einzutreten. Da rief Ester Hatak, einen von den Hofdienern des Königs, den er ihr zur Verfügung gestellt hatte. Sie sandte ihn zu Mordekaj, um sich nach dem Was und Warum zu erkundigen. Hatak ging zu Mordekaj auf die Straße der Stadt hinaus, die sich vor der königlichen Pforte hinzog. Mordekaj erzählte ihm alles, was ihm begegnet war. Er nannte ihm auch die genaue Geldsumme, die Haman in die königlichen Schatzkammern für die Vernichtung der Juden zu zahlen versprochen hatte. Auch eine Abschrift des in Susa schriftlich veröffentlichten Ausrottungsbefehls gab er ihm. Er sollte ihn Ester zeigen, ihr Mitteilung machen und sie anweisen, zum König zu gehen, ihn um Erbarmen anzuflehen und für ihr Volk bei ihm Fürbitte einzulegen.
Hatak kam also und hinterbrachte Ester, was Mordekaj gesagt hatte. Da sprach Ester zu Hatak und trug ihm auf, Mordekaj folgendes zu sagen: »Alle Beamten des Königs und die Leute aus den königlichen Provinzen wissen, dass jeden, ob Mann oder Frau, der ungerufen zum König in den inneren Hof kommt, nur ein Gesetz trifft: die Todesstrafe, es sei denn, dass der König ihm das goldene Zepter entgegenstreckt; alsdann darf er am Leben bleiben. Ich aber bin schon dreißig Tage nicht mehr zum König gerufen worden.« Da meldete er Mordekaj, was Ester gesagt hatte. Mordekaj aber ließ Ester als Antwort überbringen: »Glaube ja nicht, du würdest dich von allen Juden allein retten können, weil du zum Königshof gehörst! Bleibst du in dieser Zeit völlig stumm, so wird den Juden Freiheit und Hilfe von einer anderen Stelle her kommen; du aber und deine Familie werden zugrunde gehen! Wer weiß, ob du nicht gerade für eine derartige Zeit wie diese zur königlichen Würde gelangt bist!« Da gebot Ester, dem Mordekaj folgendes zu antworten: »Gehe hin, versammle alle Juden, die sich in Susa befinden; fastet in meinem Anliegen, esst und trinkt drei Tage und drei Nächte lang nichts! Auch ich mit meinen Mägden will auf diese Art fasten. So will ich dann zum König hingehen, auch wenn es gegen das Gesetz ist. Mag ich so oder so ums Leben kommen!« Da ging Mordekaj fort und tat ganz nach den Anweisungen, die er von Ester erhalten hatte.


(Quelle: Vulgata nach Hamp, Stenzel und Kürzinger )


RESPONSORIUM
R. Auf keinen anderen setze ich mein Vertrauen als auf dich, Gott Israels. * Du zürnst, aber du bist wieder gnädig und vergibst den Menschen in ihrer Not all ihre Sünden.
V. Herr, Schöpfer des Himmels und der Erde, schau auf meine Niedrigkeit! * Du zürnst, aber du bist wieder gnädig und vergibst den Menschen in ihrer Not all ihre Sünden.


ZWEITE LESUNG

Augustinus († 430)

Aus dem Brief an Proba.

Über das Gebet des Herrn

Wir müssen Worte sprechen, um uns daran zu erinnern und uns klarzuwerden, um was wir eigentlich bitten wollen. Wir sollten nicht denken, wir müssten durch sie den Herrn belehren oder umstimmen.
Wenn wir also sagen: „Geheiligt werde dein Name", ermahnen wir uns selbst, danach zu verlangen, dass sein Name, der immer heilig ist, auch bei den Menschen heiliggehalten, das heißt: nicht verachtet wird; das dient dann nicht Gott, sondern den Menschen.
Wir beten: „Dein Reich komme!" Es wird kommen, ob wir wollen oder nicht. Aber wir wecken unser Verlangen nach diesem Reich, dass es zu uns komme und dass wir in ihm herrschen dürfen.
Wir sprechen: „Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden!" und erbitten uns dadurch von ihm den Gehorsam, damit sein Wille unter uns so geschehe, wie er im Himmel von den Engeln erfüllt wird.
Wir sagen: „Unser tägliches Brot gib uns heute!“ Wenn wir sagen: ´heute´, dann heißt das: ´in dieser Zeit´. Damit erbitten wir unser ganzes Auskommen und benennen es nach dem wichtigsten Teil, das heißt, mit dem Wort ´Brot´ meinen wir das Ganze. Oder wir bitten um das Sakrament der Glaubenden, das wir in dieser Zeit nötig haben, allerdings nicht, um das Glück dieser Zeit zu erlangen, sondern die ewige Seligkeit im Jenseits.
Wir beten: „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern." Mit diesen Worten weisen wir uns selbst mahnend darauf hin, um was wir bitten und was wir tun müssen, um es erlangen zu können.
Wir sprechen: „Führe uns nicht in Versuchung.“ Das ist eine Mahnung an uns selbst, um Gottes Hilfe zu bitten, dass wir nicht, von ihm verlassen, getäuscht in eine Versuchung einwilligen oder ihr aus Niedergeschlagenheit nachgeben.
Unser Gebet sagt: „Erlöse uns von dem Bösen", eine Mahnung, daran zu denken, dass wir noch nicht im Reich des Guten sind, wo wir nichts Böses mehr zu erleiden haben. Dieser Satz steht als letzter im Gebet des Herrn und besitzt eine solche Weite, dass der Christ in jeder Not durch dieses Wort seine Seufzer zum Ausdruck bringen, in ihm seine Tränen vergießen, mit ihm neu anfangen, in ihm verweilen, und mit ihm sein Gebet beenden kann.
Noch andere Worte sprechen wir. Gehen sie voraus, so formt sie das Gemüt des Beters und klärt sie. Folgen sie, so merkt es auf und wächst. Doch, wenn wir recht und angemessen beten, sagen wir nichts anderes als das, was im Gebet des Herrn steht. Wer aber etwas sagt, was zu diesem Gebet aus dem Evangelium nicht passt, der betet zu menschlich, auch wenn er nicht unerlaubt betet. Ich weiß allerdings nicht, wie so etwas erlaubterweise geschehen könnte; denn die im Geist wiedergeboren sind, sollen auch nur im Geist beten.


RESPONSORIUM
R. Der Herr erhöre eure Gebete, schenke euch Versöhnung. * Er verlasse euch nicht in der Not.
V. Er gebe euch allen ein Herz, das euch fähig macht, ihn zu fürchten und seiner Lehre mutig und bereitwillig zu folgen. * Er verlasse euch nicht in der Not.


ORATION
Gott, du Schöpfer und Lenker aller Dinge, sieh gnädig auf uns. Gib, dass wir dir mit ganzem Herzen dienen und die Macht deiner Liebe an uns erfahren. Darum bitten wir durch Jesus Christus.

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