Kategorie:Stundenbuch:Lesung/Lesehore32Sonntag
Sonntag, 32. WOCHE IM JAHRESKREIS
JAHRESREIHE I:
ERSTE LESUNG
Aus dem Buch Ezechiel (2,8-3,11.16-21)
Du aber, Menschensohn, höre, was ich zu dir rede. Sei nicht widerspenstig wie das Haus der Widerspenstigkeit! Tu deinen Mund auf, und iß, was ich dir gebe!« Ich schaute, und siehe, eine Hand war gegen mich ausgestreckt, und in ihr lag eine Buchrolle. Er breitete sie vor meinen Augen aus, und sie war auf der Vorder- und Rückseite beschrieben; verzeichnet standen darauf Klagen, Seufzen und Wehe.
Er sprach zu mir: »Menschensohn, was du vor dir hast, iss; verzehre diese Buchrolle da; dann mache dich auf und rede zum Haus Israel!« Da öffnete ich meinen Mund, und er ließ mich jene Buchrolle essen. Dabei sprach er: »Menschensohn, nähre deinen Leib und erfülle dein Inneres mit dieser Buchrolle, die ich dir reiche!« Ich aß sie, und sie ward in meinem Munde süß wie Honig.
Sendung an Israel
Dann gebot er mir: »Menschensohn, auf, geh zum Hause Israel, und rede mit meinen Worten zu ihnen! Denn nicht zu einem Volke mit unverständlicher Sprache und schwerer Zunge wirst du gesandt, sondern zum Hause Israel; auch nicht zu zahlreichen Völkern mit unverständlicher Sprache und schwerer Zunge, deren Worte du nicht verstehen kannst. Würde ich dich nämlich zu ihnen senden, so würden sie auf dich hören. Aber das Haus Israel will nicht auf dich hören, da sie ja auch auf mich nicht hören wollen; denn das gesamte Haus Israel hat eine harte Stirn und ein verstocktes Herz. Sieh, ich mache dein Antlitz so hart wie ihr Antlitz und deine Stirn so hart wie ihre Stirn. Wie Diamant, härter als Kiesel, mache ich deine Stirn. Fürchte dich nicht vor ihnen und erschrick nicht vor ihrem Angesicht; denn ein Haus der Widerspenstigkeit sind sie!«
Entrückung nach Tel-Abib
Dann fuhr er fort: »Menschensohn, alle meine Worte, die ich zu dir rede, erfasse in deinem Sinn und vernimm sie mit deinen Ohren! Nun mach dich auf und geh zu der Verbanntengemeinde, zu deinen Volksgenossen! Rede und sprich zu ihnen: ›So spricht der Gebieter und Herr‹, mögen sie hören oder nicht!«
Als Wächter bei den Verbannten
Es geschah nach Verlauf von sieben Tagen, da erging das Wort des Herrn an mich: »Menschensohn, zum Wächter für das Haus Israel bestellte ich dich; hörst du aus meinem Munde ein Wort, so verwarne sie in meinem Auftrag! Sage ich zum Frevler: Nun musst du sterben, und du verwarnst ihn nicht und redest nicht, um den Frevler vor seinem frevelhaften Wandel zu warnen und ihn am Leben zu erhalten, so wird dieser Frevler infolge seiner Schuld sterben; sein Blut aber werde ich von deiner Hand fordern. Verwarnst du aber den Frevler, ohne dass dieser sich von seinem Unrecht und seinem frevelhaften Wandel bekehrt, dann wird dieser Frevler infolge seiner Schuld sterben; du aber hast dein Leben gerettet. Wendet sich ein Gerechter von seiner Gerechtigkeit ab und verübt Unrecht, so lege ich ihm einen Anstoß in den Weg, dass er ums Leben kommt. Hast du ihn nicht verwarnt, dann stirbt er infolge seiner Verfehlung. Seiner Gerechtigkeit, die er geübt, wird nicht mehr gedacht. Sein Blut aber fordere ich von deiner Hand. Hast du aber einen Gerechten verwarnt, er solle nicht sündigen, und er sündigt tatsächlich nicht, so bleibt er am Leben; denn er ließ sich warnen, und du selbst hast dein Leben gerettet.«
(Quelle: Vulgata nach Hamp, Stenzel und Kürzinger )
RESPONSORIUM
R. Ich gebe dich dem Haus Israel als Wächter. * Wenn du ein Wort aus meinem Mund hörst, musst du das Volk in meinem Namen warnen.
V. Ich mache dein Gesicht hart wie ihr Gesicht, deine Stirn trotzig wie ihre Stirn. * Wenn du ein Wort aus meinem Mund hörst, musst du das Volk in meinem Namen warnen.
Zweite Lesung
Augustinus († 430)
Aus der Rede über die Hirten der Kirche
Die Hirten, die für sich selbst sorgen
Lasst uns sehen, wie das Wort Gottes, das niemand schmeichelt, zu den Hirten spricht, die für sich selbst sorgen: „Ihr trinkt die Milch, nehmt die Wolle für eure Kleidung und schlachtet die fetten Tiere; aber die Herde führt ihr nicht auf die Weide. Die schwachen Tiere stärkt ihr nicht, die kranken heilt ihr nicht, die verletzten verbindet ihr nicht, die verscheuchten holt ihr nicht zurück, die verirrten sucht ihr nicht, und die starken misshandelt ihr. Und weil sie keinen Hirten hatten, zerstreuten sich meine Schafe.“1
Das ist von den Hirten gesagt, die für sich selbst und nicht für die Schafe sorgen. Gesagt ist, was sie lieben und was sie versäumen. Was lieben sie also? „Ihr trinkt die Milch und nehmt die Wolle für die Kleidung“ Der Apostel sagt: „Wer pflanzt einen Weinberg und isst nicht von seinem Ertrag? Oder wer weidet seine Herde und trinkt nicht von der Milch der Herde?“2 Wir sehen also, dass alles, was den Vorstehern vom Volk Gottes zum zeitlichen Lebensunterhalt gereicht wird, Milch der Herde ist. Davon nämlich spricht der Apostel in den von mir erwähnten Worten.
Obwohl der Apostel selbst es vorzog, von der Arbeit seiner Hände zu leben und von der Herde nicht einmal die Milch zu verlangen, sagt er doch, dass er das Recht hätte, die Milch zu nehmen, und der Herr hat verfügt, wer das Evangelium verkünde, solle auch von ihm leben3. Er sagt, auch andere Mitapostel hätten von diesem ihnen verliehenen, nicht angemaßten Recht Gebrauch gemacht. Er hat mehr getan und nicht einmal genommen, was er nehmen durfte. Er schenkte also auch, was ihm geschuldet war; aber der andere verlangte nichts Ungebührliches, nur tat Paulus mehr. Vielleicht war er auch der Mann im Gleichnis, der den Verwundeten in die Herberge brachte und sagte: „Wenn du mehr für ihn aufwendest, werde ich es dir bezahlen, wenn ich wiederkommen.“4
(1) Ez 34,3-5. (2) 1Kor 9,7. (3) Vgl. 1Kor 9,14. (4) Lk 10,35.
RESPONSORIUM
R. Ich werde meine Schafe auf die Weide führen und sie ruhen lassen. * Die verirrten Tiere suche ich, die versprengten führe ich zurück.
V. Die schwachen will ich kräftigen, die starken behüten. * Die verirrten Tiere suche ich, die versprengten führe ich zurück.
ORATION
Allmächtiger und barmherziger Gott, wir sind dein Eigentum, du hast uns in deine Hand geschrieben. Halte von uns fern, was uns gefährdet, und nimm weg, was uns an Seele und Leib bedrückt, damit wir freien Herzens deinen Willen tun. Darum bitten wir durch Jesus Christus.
Jahreskreis II
ERSTE LESUNG
Aus dem ersten Buch der Makkabäer. (1,1-25)
Es begab sich folgendes: Der Makedonier Alexander, der Sohn des Philippus, der aus dem Land Kittim (Griechenland) ausgezogen war, hatte den Perser- und Mederkönig Darius besiegt. Er, der vorher König über Griechenland war, folgte ihm im Königsamt. Viele Kriege hat er geführt, Festungen erobert und Könige der Erde hingemordet. Bis an die Grenzen der Welt ist er gezogen. Beute aus einer Menge von Völkern hat er erworben. Als aber die Welt vor ihm verstummt war, überhob er sich, und sein Herz wurde stolz. Eine überaus starke Streitmacht zog er zusammen, wurde Herr über Länder, Völker und Machthaber, die ihm tributpflichtig wurden. Danach aber sank er aufs Krankenlager und erkannte, dass er sterben müsse. Da ließ er seine Hofleute rufen, die in hohem Ansehen standen und seine Jugendfreunde waren. Er verteilte unter sie noch zu seinen Lebzeiten das Reich. Alexander hatte zwölf Jahre lang geherrscht, als er starb. Da übernahmen seine Hofleute das Reich, ein jeder in seinem Gebietsanteil. Sie alle setzten sich nach seinem Tod Königskronen auf, desgleichen ihre Söhne nach ihnen, viele Jahre hindurch. Viel Unheil stifteten sie auf der Erde. Ihnen entspross ein ruchloser Zweig, Antiochus Epiphanes (der Erlauchte), ein Sohn des Königs Antiochus. Er war in Rom als Geisel gewesen und wurde König im Jahre 137 griechischer Herrschaftszeit.
Glaubensabfall im Volk
In jener Zeit traten in Israel gesetzesfeindliche Leute auf. Sie redeten auf viele ein und sprachen: »Wir wollen uns mit den Heiden, die rings um uns wohnen, gut vertragen! Seitdem wir uns nämlich von ihnen abgesondert haben, traf uns allerlei Unglück.« Der Vorschlag gefiel ihnen sehr. Einige aus dem Volk erklärten sich bereit, zum König zu gehen; dieser gab ihnen die Erlaubnis, heidnische Gewohnheiten einzuführen. Man errichtete in Jerusalem nach heidnischer Sitte eine Ringschule. Auch stellten sie sich die Vorhaut wieder her, wurden vom heiligen Bund abtrünnig, verbrüderten sich mit den Heiden und verkauften sich zu Schandtaten.
Plünderung des Heiligtums
Als die Königsherrschaft des Antiochus gefestigt war, ging er daran, auch über Ägypten zu herrschen, um so zwei Königreiche zu besitzen. Er zog also mit großer Heeresmacht gegen Ägypten, mit Streitwagen, Elefanten, Reitern und einer großen Flotte. Er maß sich im Kampf mit dem Ägypterkönig Ptolemäus. Ptolemäus ward von ihm geschlagen und entfloh. Es gab viele Gefallene und Tote. Man eroberte die befestigten Städte in Ägypten, und er nahm die Beute Ägyptens entgegen. Nach seinem Sieg über Ägypten im Jahre 143 wandte sich Antiochus um und zog gegen Israel zu Felde. Mit großer Heeresmacht rückte er gegen Jerusalem heran. Von Stolz aufgebläht, betrat er das Heiligtum und nahm den goldenen Räucheraltar, den Leuchter und alle dazugehörigen Geräte weg, desgleichen den Schaubrottisch, die Kannen und Schalen, die goldenen Rauchfässer, den Vorhang, die Kränze und den goldenen Schmuck an der Vorderseite des Tempels; alle Vergoldungen schälte er ab; alles ließ er entfernen. Er nahm das Silber, das Gold und die kostbaren Gerätschaften und vergriff sich an den verborgenen Schätzen, die er gefunden hatte. Mit all dem Geraubten kehrte er in sein Land zurück. Ein mörderisches Blutbad hatte er angerichtet und äußerst hochmütige Reden geführt. Große Trauer brach allerorts in Israel aus.
(Quelle: Vulgata nach Hamp, Stenzel und Kürzinger )
RESPONSORIUM
R. Nur eine kurze Zeit lang ist der Herr zornig, um uns durch Strafen zu erziehen. * Dann wird der lebendige Gott sich mit seinen Dienern wieder versöhnen.
V. Jede Züchtigung bringt für den Augenblick nicht Freude, sondern Schmerz; später aber schenkt sie den Frieden. * Dann wird der lebendige Gott sich mit seinen Dienern wieder versöhnen.
ZWEITE LESUNG
II. Vatikanisches Konzil (1962-1965)
Aus der Pastoralkonstitution über die Kirche in der Welt von heute.
Vom Wesen des Friedens
Der Friede besteht nicht darin, dass kein Krieg ist; er lässt sich auch nicht bloß durch das Gleichgewicht entgegengesetzter Kräfte sichern; er entspringt ferner nicht dem Machtgebot eines Starken; er heißt vielmehr mit Recht und eigentlich ein „Werk der Gerechtigkeit“1. Er ist die Frucht der Ordnung, die ihr göttlicher Gründer selbst in die menschliche Gesellschaft eingestiftet hat und die von den Menschen durch stetes Streben nach immer vollkommenerer Gerechtigkeit verwirklicht werden muss. Zwar wird das Gemeinwohl des Menschengeschlechts grundlegend vom ewigen Gesetz Gottes bestimmt, aber in seinen konkreten Anforderungen unterliegt es dem ständigen Wandel der Zeiten; darum ist der Friede niemals endgültiger Besitz, sondern immer wieder neu zu erfüllende Aufgabe. Da zudem der menschliche Wille schwankend und von der Sünde verwundet ist, verlangt die Sorge um den Frieden, dass jeder dauernd seine Leidenschaft beherrscht und dass die rechtmäßige Obrigkeit wachsam ist.
Dies alles genügt noch nicht. Dieser Friede kaann auf Erden nicht erreicht werden ohne Sicherheit für das Wohl der Person und ohne dass die Menschen frei und vertrauensvoll die Reichtümer ihres Geistes und Herzens miteinander teilen. Der feste Wille, andere Menschen und Völker und ihre Würde zu achten, gepaart mit einsatzbereiter und tätiger Brüderlichkeit – das sind unerlässliche Voraussetzungen für den Aufbau des Friedens. So ist der Friede auch die Frucht der Liebe, die über das hinausgeht, was die Gerechtigkeit zu leisten vermag.
Der irdische Friede, der seinen Ursprung in der Leibe zum Nächsten hat, ist aber auch Abbild und Wirkung des Friedens, den Christus gebracht hat und der von Gott dem Vater ausgeht. Dieser menschgewordene Sohn, der Friedensfürst, hat nämlich durch sein Kreuz alle Menschen mit Gott versöhnt und die Einheit aller in einem Volk und in einem Leib wiederhergestellt. Er hat den Hass an seinem eigenen Leib getötet2, und durch seine Auferstehung erhöht, hat er den Geist der Liebe in die Herzen der Menschen ausgegossen.
Das ist ein eindringlicher Aufruf an alle Christen: „die Wahrheit in Liebe zu tun“3 und sich mit allen wahrhaft friedliebenden Menschen zu vereinen, um den Frieden zu erbeten und aufzubauen.
Vom gleichen geist bewegt, können wir denen unsere Anerkennung nicht versagen, die bei der Wahrung ihrer Rechte darauf verzichten, Gewalt anzuwenden, sich vielmehr auf Verteidigungsmittel beschränken, so wie sie auch den Schwächeren zur Verfügung stehen, vorausgesetzt, dass dies ohne Verletzung der Rechte und Pflichten anderer oder der Gemeinschaft möglich ist.
(1) Vgl. Jes 32,17. (2) Vgl. Eph 2,16; Kol 1,20-22. (3) Vgl. Eph 4,15.
RESPONSORIUM
R. Dein ist die Macht, o Herr, und dein ist das Reich. Du stehst über allen Völkern. * Herr, gib Frieden in unseren Tagen.
V. Gott, du Schöpfer des Alls, furchtbar und stark, gerecht und voll Erbarmen. * Du stehst über allen Völkern. * Herr, gib Frieden in unseren Tagen.
ORATION
Allmächtiger und barmherziger Gott, wir sind dein Eigentum, du hast uns in deine Hand geschrieben. Halte von uns fern, was uns gefährdet, und nimm weg, was uns an Seele und Leib bedrückt, damit wir freien Herzens deinen Willen tun. Darum bitten wir durch Jesus Christus.
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