Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Koh03

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Ecclesiastes, Qui ab Hebræis Coheleth appellatur. Caput III.

Ekklesiastes oder Prediger. Von den Hebräern Koheleth genannt. Kap. 3


3. Epilog des ersten Teiles: Die Zeit regiert alles, auch gegen den Willen des Menschen. (V. 15) II. Eitelkeit des öffentlichen Lebens. (3,16 – 7,30) 1. Eitel ist der Schmerz der Entrüstung und des eifernden Neides. (3,16 – 4,6) A. Eitel ist der Schmerz derer, die sich entrüsten über die Ungerechtigkeit auf Erden.

1. Omnia tempus habent, et suis spatiis transeunt universa sub cœlo.
2. Tempus nascendi, et tempus moriendi.
Tempus plantandi, et tempus evellendi quod plantatum est.
3. Tempus occidendi, et tempus sanandi.
Tempus destruendi, et tempus ædificandi.
4. Tempus flendi, et tempus ridendi. Tempus plangendi, et tempus saltandi.

5. Tempus spargendi lapides, et tempus colligendi.
Tempus amplexandi, et tempus longe fieri ab amplexibus.
6. Tempus acquirendi, et tempus perdendi.
Tempus custodiendi, et tempus abjiciendi.
7. Tempus scindendi, et tempus consuendi.
Tempus tacendi, et tempus loquendi.
8. Tempus dilectionis, et tempus odii. Tempus belli, et tempus pacis.

9. Quid habet amplius homo de labore suo?
10. Vidi afflictionem, quam dedit Deus filiis hominum, ut distendantur in ea.

11. Cuncta fecit bona in tempore suo, et mundum tradidit disputationi eorum, ut non inveniat homo opus, quod operatus est Deus ab initio usque ad finem.

12. Et cognovi quod non esset melius nisi lætari, et facere bene in vita sua.

13. Omnis enim homo, qui comedit et bibit, et videt bonum de labore suo, hoc donum Dei est.
14. Didici quod omnia opera, quæ fecit Deus, perseverent in perpetuum: non possumus eis quidquam addere, nec auferre, quæ fecit Deus ut timeatur.
15. Quod factum est, ipsum permanet: quæ futura sunt, jam fuerunt: et Deus instaurat quod abiit.
16. Vidi sub sole in loco judicii impietatem, et in loco justitiæ iniquitatem.
17. Et dixi in corde meo: Justum, et impium judicabit Deus, et tempus omnis rei tunc erit.

18. Dixi in corde filiis hominum, ut probaret eos Deus, et ostenderet similes esse bestiis.
19. Idcirco unus interitus est hominis, et jumentorum, et æqua utriusque conditio: sicut moritur homo, sic et illa moriuntur: similiter spirant omnia, et nihil habet homo jumento amplius: cuncta subjacent vanitati,
20. Et omnia pergunt ad unum locum: de terra facta sunt, et in terram pariter revertuntur.
21. Quis novit si spiritus filiorum Adam ascendat sursum, et si spiritus jumentorum descendat deorsum?
22. Et deprehendi nihil esse melius quam lætari hominem in opere suo, et hanc esse partem illius. Quis enim eum adducet, ut post se futura cognoscat?


1. Alles1 hat seine Zeit,2 alles unter dem Himmel geht vorüber nach seiner Zeit.3
2. Geboren werden4 hat seine Zeit und sterben5 hat seine Zeit, pflanzen hat seine Zeit und ausreißen hat seine Zeit.6

3. Töten hat seine Zeit7 und heilen hat seine Zeit, einreißen hat seine Zeit und aufbauen hat seine Zeit.

4. Weinen hat seine Zeit und lachen hat seine Zeit, klagen hat seine Zeit und tanzen8 hat seine Zeit.
5. Steine auseinanderwerfen9 hat seine Zeit und Steine sammeln hat seine Zeit, umarmen10 hat seine Zeit und von Umarmung sich fernhalten hat seine Zeit.
6. Erwerben hat seine Zeit und verlieren11 hat seine Zeit, aufbewahren hat seine Zeit und wegwerfen hat seine Zeit.

7. Zerreißen12 hat seine Zeit und zusammennähen hat seine Zeit; schweigen hat seine Zeit und reden hat seine Zeit.
8. Lieben hat seine Zeit und hassen hat seine Zeit, Krieg hat seine Zeit und Frieden hat seine Zeit.13
9. Was hat nun der Mensch für Gewinn von dem, worum er sich abmüht?14
10. Ich sah die Kümmernis, welche Gott den Menschenkindern zuerteilt hat, dass sie sich damit plagen.15
11. Er hat alles wohl geschaffen für eine bestimmte Zeit,16 und die Welt ihrem Nachforschen überlassen, ohne dass doch der Mensch das Werk zu durchschauen vermöchte,17 welches Gott von Anfang bis ans Ende vollbringt.
12. So erkannte ich denn, dass nichts besser ist als sich zu freuen und sich Gutes zu tun in seinem Leben.
13. Denn jeder Mensch, der isst und trinkt und Gutes genießt von seiner Arbeit, hat dies aus Gottes Gabe.18
14. So erkannte ich denn, dass alle Werke, die Gott tut, auf ewig feststehen, wir können nichts dazu noch davon tun, was Gott tut, dass er gefürchtet werde.19
15. Was geschehen ist, eben das bleibt,20 was kommen wird, ist schon dagewesen; und Gott erneuert das, was dahingegangen.21
16. Ich sah22 unter der Sonne an der Stätte des Rechtes Gottlosigkeit und an der Stätte der Gerechtigkeit Ruchlosigkeit.
17. Da sprach ich in meinem Herzen: Gott wird den Gerechten und den Ungerechten richten und dann23 wird jedes Ding seine Zeit haben.24
18. So sprach ich denn im Herzen zu den Menschenkindern: Gott prüfe sie25 und zeige ihnen, dass sie den Tieren ähnlich sind.26
19. Darum27 kommt der Mensch um wie das Tier und ein Schicksal haben beide;28 wie der Mensch stirbt, so stirbt auch jenes; alle haben gleichen Lebensodem und der Mensch hat keinen Vorzug vor dem Tier; alles ist der Eitelkeit unterworfen
20. und alles geht dahin an einen Ort;29 aus Erde ist alles geworden und zur Erde kehrt es wieder zurück.
21. Wer weiß, ob der Geist der Kinder Adams aufwärts steigt und ob der Geist des Viehes zur Erde niederfährt?30
22. So fand ich, dass nichts besser ist, als dass der Mensch sich an seinem Tun31 freue und dass dies sein Anteil sei. Denn wer wird ihn dahinbringen, dass er erkenne, was nach ihm sein wird?32


Fußnote

Kap. 3 (1) Alles im menschlichen Leben. - (2) Bei aller Verschiedenheit der menschlichen Dinge ist doch das eine ihnen gemeinsam, dass alles zu einem bestimmten Zeitpunkt geschieht, so dass das Leben den Wechsel der in der Natur einander folgenden Erscheinungen nachzuahmen scheint. (V. 18) Was erreicht also der Mensch durch seine Anstrengungen und vermag er durch seine Bemühungen etwas gegen Gottes Willen? (V. 9) Nein, deshalb mäßige deine Bestrebungen und genieße in sittlich erlaubter Weise die Güter des Lebens. Dasselbe legt auch die Unveränderlichkeit der von Gott, dem höchsten Leiter des All, gesetzten Ordnung nahe, da der Mensch über die von ihm gesetzte Ordnung hinaus nichts vermag. Vergl. [Koh 1,4-7], klarer [Koh 1,8-11]. - (3) Hebr.: Und jedes Vornehmen unter dem Himmel hat seine bestimmte Zeit, ist seine Stunde unabänderlich in Gottes Weltregierung eingefügt. Im folgenden werden paarweise verschiedene Tätigkeiten genannt, die einander entgegengesetzt sind. - (4) Hebr.: Gebären. - (5) Gebären – sterben, der ganze Bereich, innerhalb dessen sich unsere Handlungen vollziehen. - (6) Das zweite Beispiel ist dem ersten verwandt. Es ist von der Tätigkeit der Menschen die Rede: Wie der Mensch sät und ausreißt, wie er aufbaut und zerstört. (V. 3) - (7) In V. 3, 4, 7 wendet der Dichter, dem tragischen Tone des Werkes entsprechend, die Ordnung um. - (8) Vor Freude jubelnd hüpfen. - (9) In V. 5-8 ist die Rede vom Verkehr der Menschen. Demnach bedeutet V. 5 wohl: Ein Haus bauen und Grenzsteine setzen. - (10) Abschied nehmend von nahen Verwandten oder begrüßen. - (11) Verschleudern. - (12) Freundschaft schließen (und lösen). (Hug: Vikt.) - (13) Verhältnis der Völker zueinander. - (14) Der Mensch ist in allem bestimmten Gesetzen unterworfen, denen er gehorchen muss, sei es zum Verdienste, sei es zur Strafe. (Hugo v. hl. Vikt.) Also muss der Mensch sich alles Bemühens enthalten, das Gott missfällt. Weder vermag der Mensch durch seine Mühe allein zu erlangen, dass er nur Frieden habe, noch durch seinen Willen nur Krieg. Beides steht unter höherer Leitung und nicht vermag unser Wille das Eintreten des einen oder des anderen herbeizuführen. - (15) Durch unnütze Bestrebungen wird der Mensch aufgezehrt; immer will er, was nicht geschehen kann, denn nichts kann anders eintreten, als wie es von Gott bestimmt ist. - (16) Alles, was eintritt, geschieht zu seiner Zeit, nicht eher und nicht später als es eintreten muss. (V. 1) So hat es Gott geordnet. - (17) Hebr.: Auch die Ewigkeit hat er in ihr Herz gegeben, da der Mensch nicht finden wird das Werk usw. - (18) Der Mensch wird gezwungen, sich an Gott zu erinnern, indem er seine Unwissenheit über die natürlichen Dinge erkennt. – Weitere Erklärung V. 14, V. 15. Doch sendet der Dichter das Ziel der Erwägung voraus in V. 12, V. 13: Wir müssen unsere Bestrebungen einschränken und in dieser Einschränkung ist große Weisheit, sie ist eine große Gabe Gottes, die den Menschen dazu führt, seine Begierden zu bezähmen und sein Herz auf Gottes Wege zu lenken. - (19) Die geschaffenen Dinge bieten gleichsam ein Bild der Ewigkeit Gottes. Hieraus entsteht Furcht vor seiner Majestät, wenn wir unsere Werke mit den seinen vergleichen, und Furcht vor seiner strengen Leitung, die uns gleichsam mit tausend Banden einschnürt, endlich Furcht vor seiner Gerechtigkeit, da die Notwendigkeit der strengen Leitung aus der Sünde geflossen ist und uns erinnert, wie elend jetzt unsere Lage ist. - (20) Besser wohl: Was war (was geschehen ist), war bereits früher gewesen. - (21) Vergl. [Koh 1,9]. Der Kreislauf der Erscheinungen des Lebens ist in der stetigen Ordnung des göttlichen Weltplanes begründet. – So ist also der Mensch nur ein Bebauer und Gast dieser Welt, so muss er also vor Augen haben, dass alles, was er besitzt, gleichsam auf dem Wege zu einem anderen ist. So möge er denn Gutes in diesem Leben tun, soviel er kann, und nicht mit Sorge und Ängstlichkeit suchen, Vermögen zu erwerben. Mehr kann er nicht erlangen als Speise und Trank, und hat er etwas zu guten Werken verwendet, so ist dies allein Gottes Gabe. Dies hält uns zurück, mit den Verkehrten zu rufen: Lasset uns essen und trinken (als ob sie nur Tiere wären!) und vielmehr mit dem Apostel zu sprechen: Wenn wir Leibesnotdurft und Kleidung haben, lassen wir es uns damit genügen. (Hieron.) - (22) Hebr.: Und weiter sah ich. Vom Handeln (der Begier zu wissen, zu genießen, Großes zu vollbringen) geht der Dichter zum leiden über. Nicht minder schwer ist es, geduldig zu leiden, als nach rechtem Maße zu handeln. Die einen wollen die Zeit des göttlichen Gerichtes in jener Welt nicht erwarten, sondern wünschten die von Gott gesetzten Schranken der Zeit zu durchbrechen, andere wollen, gegen den Nächsten neidisch, die Ungleichheit unter den Menschen aufheben, noch andere ziehen sich vom bürgerlichen Zusammenleben zurück, die gottgewollte Ordnung der menschlichen Gesellschaft verletzend. – Der Schluss ist der gleiche wie der des ersten Teiles. - (23) Hebr.: dort. - (24) Ich meinte, in dieser Welt sollte bereits Gerechtigkeit auf Erden herrschen, der Fromme belohnt, der Böse gestraft werden. Doch ich habe das gerade Gegenteil gefunden. Wenn es aber hier keine Gerechtigkeit gibt, wer ist die letzte Ursache davon anders als Gott? Er nimmt also nicht gleichsam Teilgerichte vor, sondern behält sich ein Gericht auf, wo er alle zugleich urteilt und ihnen Lohn oder Strafe zuweist. Doch auf dieses Gericht zu warten, ist den Gläubigen des Alten Testamentes hart, da ihnen die Seligkeit weder voll und klar vor Augen steht noch ihnen das Geheimnis des Kreuzes offenbart ist. - (25) Wie schwach sie sind, sich selbst überlassen. - (26) Hebr.: Damit sie sehen, dass sie dem Vieh gleich sind, sie an sich selber. - (27) Hebr.: denn. - (28) Wörtlich hebräisch: Wechselfälle die Sterblichen und Wechselfälle die Tiere und derselbe Lebenshauch (Odem) steckt in beiden, so sind denn auch alle Wechselfälle des Lebens eitel. - (29) Mit V. 19 weicht der Dichter vom eigentlichen Thema ab. Er hatte gefragt, warum auf Erden die Ungerechtigkeit herrscht. Diese stammt freilich aus der ersten Sünde. Alle Strafe dieser Sünde, - der Tod ist nur ein Teil derselben – soll dem Menschen zeigen, dass er den Tieren ähnlich. Was [Ps 48] von dem sündigen Reichen gesagt wird, gilt allgemein von dem Sünder. Die Worte sind mit großem Affekte gesprochen, wie [Koh 4,2]. - (30) Vor allem ist festzuhalten, dass hier die Unsterblichkeit der Seele nicht in Zweifel gezogen wird. Wie sollte Gott sonst Gerechte und Ungerechte in der anderen Welt vor sein Gericht ziehen? (V. 17) Von dem zukünftigen Gerichte ist auch [Koh 11,9] die Rede, und dass der Geist zu Gott geht, wird [Koh 12,7] gesagt. Nach den Rabbinen ist der Sinn: Wer sieht (mit den Sinnen) die Seele offenbar, die nach oben emporsteigt? Der hl. Hieronymus nimmt an, die Form der Frage drücke die Schwierigkeit des Erkennens aus. Indes würde eine solche auf die objektive Wahrheit selbst zurückfallen. – Es handelt sich um das selige Leben bei Gott. Wird die Seele zu ihm aufsteigen, oder in der Vorhölle bleiben? (Hier.) Also etwa: Wird nach allem Elend des irdischen Lebens die Seele aufsteigen, oder wird sie, auch dann noch dem Tiere ähnlich, in der Tiefe hinabsteigen, nicht zwar wie die Seele des Tieres vernichtet, aber doch Gottes und der Seligkeit beraubt? – Bisher war nur vom Körper die Rede, hier also von der Seele. – Nach einigen Erklärern kann man wie V. 19 den Satz vom Lebensodem fassen: Bei dem Menschen ist selbst in der Art des Sterbens ein Unterschied vom Tiere nicht wahrnehmbar, denn beide kehren an einen Ort, in den Staub der Erde zurück, von dem im Sterben entweichenden Lebensodem aber weiß niemand, ob er aufsteigt nach oben oder hinabfährt zur Erde. - (31) Der ihm gestellten Aufgabe. - (32) Ergib dich in deine gegenwärtige Lage, dass die Gerechten oft unterdrückt werden, die Bosheit auf Erden oft triumphiert, und in Gottes Willen. Warte auf die vorherbestimmte Zeit des Gerichtes im anderen Leben und forsche nicht neugierig, wann es statthaben soll und wie lange du in der Unterwelt demselben entgegenharren musst.

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