Kategorie:Stundenbuch:Lesung/Lesehore22.Juni-John-Fisher

Aus Vulgata
Zur Navigation springen Zur Suche springen

22. Juni
HL. John Fisher, Bischof, Hl. Thomas Morus, Märtyrer


Thomas Morus (†1535)

Aus einem Brief an seine Tochter Margarita.

In aller Hoffnung und in vollem Vertrauen überlasse ich mich Gott

Liebe Margarita! Ich bin mir bewusst, dass mein bisheriges Leben reichlich schlecht war und dass ich vollauf verdient hätte, von Gott verlassen zu werden. Dennoch werde ich nicht aufhören, stets auf seine grenzenlose Güte zu vertrauen und bester Hoffnung zu sein. Wie er mir bis jetzt durch seine heilige Gnade die Kraft gegeben hat, eher alles herzlich zu verachten, Besitz, Einkommen, ja das Leben selbst, als dass ich gegen mein Gewissen schwöre, so hat er in seiner gütigen Abicht dem König eingegeben, mich bis jetzt nur der Freiheit zu berauben. Durch diese Maßnahme hat mir Seine Majestät eine größere Wohltat erwiesen als durch alle Ehrungen und Güter, die er mir verliehen hat; denn davon verspreche ich mir seelischen Fortschritt. Dieselbe Gnade wird das Herz des Königs bewegen, mir nicht etwas aufzuerlegen, was noch schwerer ist, oder sie wird mir die Kraft geben, alles noch so Schwere geduldig, tapfer und willig zu ertragen.

Mit unserm Herrn und den Verdiensten seines bitteren Leidens verbunden – es übertrifft mein ganzes Dulden an Art und Wert um ein Unendliches -, mit ihm verbunden, wird mein Leiden mir die am Läuterungsort geschuldeten Strafen mildern und durch die freigebige Güte Gottes auch den Lohn im Himmel ein wenig mehren.

Liebe Margarita, ich will Gottes Güte nicht misstrauen, sosehr ich fühle, wie schwach und gebrechlich ich bin. Wenn ich in Schrecken und Verwirrung sehen sollte, dass ich vor dem Fallen stehe, werde ich an den heiligen Petrus denken, der bei einem einzigen Windstoß aus Mangel an Glauben zu sinken begann, und dann werde ich tun wie er. Ich werde rufen: „Herr rette mich!“1 Denn ich hoffe, er wird seine Hand ausstrecken, mich ergreifen und nicht untergehen lassen.

Sollte er es aber zulassen, dass ich noch darüber hinaus die Rolle des Petrus spiele, dass ich ganz und gar falle, schwöre und leugne – Gott wende es in seinem Erbarmen von mir ab; ein solcher Fall soll mir eher Schaden als Nutzen bringen -, dann hoffe ich dennoch, dass er mich mit dem vollen Blick seines Auges anschaut wie den Petrus2 und mich wieder aufrichtet, damit ich aufs neue die Wahrheit bekenne und mein Gewissen entlaste. Die Strafe und die Beschämung der früheren Verleugnung will ich dann tapfer ertragen.

Liebe Margarita, schließlich habe ich die Erfahrung, dass Gott mich ohne meine Schuld nicht verlässt. So überlasse ich mich ihm in aller Hoffnung und mit vollem Vertrauen. Wenn er aber mich wegen meiner Sünden untergehen lässt, dann wird wenigstens seine Gerechtigkeit in mir gepriesen. Ich hoffe aber, ich hoffe es ganz fest, dass seine Milde und Güte mich bewahren wird. Er wird es fügen, dass den Menschen durch mich mehr Erbarmen als Gerechtigkeit nahegebracht wird. Sei also guten Mutes, liebe Tochter, und sorge dich nicht so sehr um mich, was mir auch immer in dieser Welt zustößt. Es kann mir nichts geschehen, was Gott nicht will. Was immer er aber will, so schlimm es scheinen mag, es ist dennoch wahrhaft das Beste.

(1) Mt 14,30. (2) Vgl. Lk 22,61.


RESPONSORIUM
R. Die Märtyrer schauten auf zum Himmel und sprachen: * Herr, hilf uns, dass wir dein Werk erfüllen.
V. Schau auf deine Knechte und erbarme dich deiner Kirche! * Herr, hilf uns, dass wir dein Werk erfüllen.


ORATION
Heiliger Gott, du hast die Glaubenstreue des Bischofs John Fisher und des Kanzlers Thomas Morus im Martyrium erprobt und zur Vollendung geführt. Höre auf ihre Fürsprache und hilf uns, den Glauben, den wir mit Worten bekennen, in den Prüfungen des Lebens zu bezeugen. Darum bitten wir durch Jesus Christus.

Diese Kategorie enthält zurzeit keine Seiten oder Medien.