Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Hab02

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Prophetia Habacuc. Caput II.

Prophezeiung Habakuks. Kap. 2


C. Gott offenbart dem Propheten das Maß seines Gerichtes. (V. 5) D. Wehe über den Räuber. (V. 11) E. Wehe über den Unterdrücker, Spötter, Götzendiener.

1. Super custodiam meam stabo, et figam gradum super munitionem: et contemplabor, ut videam quid dicatur mihi, et quid respondeam ad arguentem me.
2. Et respondit mihi Dominus, et dixit: Scribe visum, et explana eum super tabulas: ut percurrat qui legerit eum.

3. Quia adhuc visus procul, et apparebit in finem, et non mentietur: si moram fecerit, exspecta illum: quia veniens veniet, et non tardabit.

4. Ecce qui incredulus est, non erit recta anima ejus in semetipso: justus autem in fide sua vivet.
5. Et quomodo vinum potantem decipit: sic erit vir superbus, et non decorabitur: qui dilatavit quasi infernus animam suam: et ipse quasi mors, et non adimpletur: et congregabit ad se omnes gentes, et coacervabit ad se omnes populos.
6. Numquid non omnes isti super eum parabolam sument, et loquelam ænigmatum ejus: et dicetur: Væ ei, qui multiplicat non sua? Usquequo et aggravat contra se densum lutum?

7. Numquid non repente consurgent qui mordeant te: et suscitabuntur lacerantes te, et eris in rapinam eis?
8. Quia tu spoliasti gentes multas, spoliabunt te omnes, qui reliqui fuerint de populis propter sanguinem hominis et iniquitatem terræ civitatis, et omnium habitantium in ea.

9. Væ qui congregat avaritiam malam domui suæ, ut sit in excelso nidus ejus, et liberari se putat de manu mali.

10. Cogitasti confusionem domui tuæ, concidisti populos multos, et peccavit anima tua.
11. Quia lapis de pariete clamabit: et lignum, quod inter juncturas ædificiorum est, respondebit.
12. Væ qui ædificat civitatem in sanguinibus, et præparat urbem in iniquitate.
13. Numquid non hæc sunt a Domino exercituum? Laborabunt enim populi in multo igne: et gentes in vacuum, et deficient.
14. Quia replebitur terra, ut cognoscant gloriam Domini, quasi aquæ operientes mare.
15. Væ qui potum dat amico suo mittens fel suum, et inebrians ut aspiciat nuditatem ejus.

16. Repletus es ignominia pro gloria: bibe tu quoque: et consopire: circumdabit te calix dexteræ Domini, et vomitus ignominiæ super gloriam tuam.


17. Quia iniquitas Libani operiet te, et vastitas animalium deterrebit eos de sanguinibus hominum, et iniquitate terræ, et civitatis, et omnium habitantium in ea.

18. Quid prodest sculptile, quia sculpsit illud fictor suus, conflatile, et imaginem falsam? Quia speravit in figmento fictor ejus ut faceret simulacra muta.

19. Væ qui dicit ligno: Expergiscere: Surge, lapidi tacenti: numquid ipse docere poterit? Ecce iste coopertus est auro, et argento: et omnis spiritus non est in visceribus ejus.

20. Dominus autem in templo sancto suo: sileat a facie ejus omnis terra.


1. Ich will mich auf meine Warte stellen und meinen Fuß auf die Feste setzen und schauen, damit ich sehe, was er mir sagt1 und was ich dem antworten könne, der mich straft.2
2. Da antwortete mir der Herr und sprach: Schreibe das Gesicht, schreibe es deutlich auf Tafeln, dass man es geläufig lesen könne.3
3. Denn noch liegt das Gesicht in der Ferne,4 aber endlich wird es hervortreten und nicht täuschen. Wenn es zögert,5 so harre seiner, denn es kommt gewiss und bleibt nicht aus.
4. Siehe, wer ungläubig ist, dessen Seele ist nicht gerade in ihm; der Gerechte aber lebt durch seinen Glauben.6 [Roem 1,17]
5. Und7 wie der Wein den Trinkenden berückt, so ist es mit dem Stolzen, er wird keine Ehre haben;8 er macht weit seine Gier wie die Unterwelt und ist unersättlich wie der Tod;9 er sammelt alle Völker zu sich und zieht alle Nationen an sich.
6. Werden nicht diese alle ein Spottlied auf ihn anstimmen und Redesprüche auf ihn führen und wird man nicht sagen: Wehe dem, der aufhäuft, was nicht sein eigen ist! Auf wie lange?10 Er beschwert sich mit dichtem Kote.11
7. Werden nicht plötzlich aufstehen, die dich anfallen, aufwachen, die dich zerfleischen,12 dass du ihnen zur Beute wirst?
8. Weil du viele Völker beraubt hast, werden dich alle berauben, die unter den Völkern übriggeblieben,13 um des vergossenen Menschenblutes willen und der Gewalttat, die du an Land und Stadt und allen ihren Bewohnern14 verübt hast.
9. Wehe dem, der ungerechten Gewinn für sein Haus zusammenrafft, damit sein Nest in der Höhe sei, und der wähnt, vor der Gewalt des Unglücks bewahrt zu sein.15
10. Du hast Schmach für dein Haus beschlossen,16 viele Völker zermalmt17 und fehl ging deine Seele.18
11. Denn die Steine werden aus der Wand aufschreien und das Holz aus dem Getäfel der Häuser antworten.19
12. Wehe dem, der Städte baut mit Blutvergießen und Festen gründet mit Frevel!20
13. Kommt solches nicht so vom Herrn der Heerscharen? Es mühen sich die Völker ab für großes Feuer21 und die Nationen für nichts und vergehen.
14. Denn die Erde wird von Erkenntnis der Herrlichkeit des Herrn erfüllt werden22 wie von Fluten, die das Meer bedecken.23
15. Wehe dem, der seinem Genossen einen Trunk bietet und seine Galle darunter mischt und ihn trunken macht, seine Blöße zu schauen.24
16. Mit Schanden hast du dich gesättigt statt mit Ehre,25 trinke nun auch du und werde betäubt;26 herumgehen wird zu dir der Becher der Rechten des Herrn27 und schimpfliches Erbrechen über deine Herrlichkeit folgen.28
17. Denn die Gewalttat am Libanon wird dich bedecken und die Vernichtung der Tiere sie schrecken29 um des vergossenen Blutes der Menschen und der Gewalttat willen, die du an Land und Stadt und an allen ihren Bewohnern verübt.
18. Was nützt das Schnitzbild, dass sein Bildner es geformt, das Gussbild, eine Truggestalt?30 dass der Bildner auf sein Machtwerk vertraut, so dass er stumme Götzen macht?31
19. Wehe dem, der zum Holze spricht: Wache auf! zum stummen Steine: Stehe auf! Sollte er Lehren zu geben vermögen? Siehe, er ist mit Gold und Silber überzogen, doch kein Geist ist in seinem Innern.32
20. Aber der Herr ist in seinem heiligen Tempel, es schweige vor ihm die ganze Erde!33


Fußnote

Kap. 2 (1) Der Prophet ist überzeugt, dass er von Gott Antwort erhalten wird. Er will sich auf die Zinne begeben, auf der er als Prophet Ausblick hält, sich vor den Menschen in die Einsamkeit zurückziehen und mit Gott verkehren. - (2) Mir selbst auf meine Aufforderung von Gott und meine Klage. Hebr.: Was ich erwidern soll auf meine Einrede, meine Klage. - (3) So, dass nichts die Begierde des Lesers aufhalte, der bald von dem Geschriebenen Kunde haben möchte. Wichtige Dinge wurden öffentlich zur Lesung ausgestellt. Was der Prophet aufschreiben soll, sagt Vers 4, während Vers 3 den Grund angibt, warum eine einfache Verkündigung nicht ausreicht, sondern ein außerordentliches Mittel anzuwenden ist. - (4) Hebr.: denn es steht das Gesicht an bis zur bestimmten Zeit: das, was durch das Gesicht dargestellt wird, wird seinerzeit in Erfüllung gehen und das Gesicht selbst drängt gleichsam zur Erfüllung, die zu der von Gott vorgeschriebenen Zeit statthaben wird. - (5) Für eine Begier, es erfüllt zu sehen. - (6) Hebr.: Siehe, aufgeblasen, nicht gerade ist seine Seele in ihm; der Gerechte aber, kraft seiner Glaubenstreue wird er leben. – Es wird ein allgemeines Gesetz Gottes ausgesprochen: Glückliches Leben, ein Leben reich an Gütern und durch die Gnade Gottes glückselig, ist allein dem Gerechten zu hoffen, sofern er treu in seinem Glauben beharrt, mit frommem Herzen Gott und seinen Verheißungen anhängt und in der daraus entspringenden Hoffnung Trost sucht in jeder Heimsuchung. So wird auch er, von tausend Gefahren umstürmt, unversehrt bleiben, während Untergang und Verderben über alle die kommt, welche von dieser Lebensregel abweichen, vergl. [Hebr 10,30]: die Aufgeblasenen und die, welche vor Gott nicht gerecht sind. Diese beiden Verfehlungen stehen dem Glauben entgegen, der nur in einem demütigen Herzen wohnen kann, und der Gerechtigkeit, welche allein auf den Glauben gestützt, die Verheißung des Lebens und des Heiles besitzt. Dem Glauben im zweiten Gliede entspricht der Hochmut im zweiten, der Gerechtigkeit steht die „nicht gerade Seele in ihm“ gegenüber. Der Glaube, von dem der Prophet hier spricht, ist die Tugend, mit der wir für wahr halten, was Gott redet (Hier., Cyr., Theod., Theod. Gr.), zu der freilich dann auch die Hoffnung hinzutreten muss. Den angegebenen Sinn hat auch das hebräische Wort [1Mos 15,6; 2Mos 14,31] u.a. Das hier vom Propheten versprochene Leben ist nicht zunächst die Befreiung von Feinden, wie der vorhergehende Vers anzeigt, denn die zeitliche Wohlfahrt könnte nicht auf unbestimmte Zeit verschoben werden, und wie könnten die Gerechten sicher leben, wenn die Chaldäer alles verwüsten? Musste nicht schon die Zerstörung Jerusalems allein ihr Glück trüben? Wie die Worte: „Der Gerechte wird leben“ allgemein gesagt werden, sind sie auch im umfassendsten Sinne zu nehmen: das Reich der Chaldäer wird untergehen, ohne wieder aufzuerstehen, die Juden werden von ihrer Niederlage sich wieder erheben und ein neues Gottesreich gründen, und der Name Israels wird nicht zugrunde gehen. Auf die einzelnen Menschen angewendet: Ewiges Leben wird dem Gerechten, der meinen Worten glaubt, zuteil – [Roem 1,17] sagt der Apostel, diese Stelle anführend: Im Evangelium wird die wahre Gerechtigkeit, welche Gott in den Menschen zu sehen wünscht, verkündet, und diese ist eine solche, dass sie aus dem Glauben ihren Ursprung nimmt und nur den Gläubigen verliehen wird. Demgemäß bietet die Septuag. denselben Sinn wie das Hebräische. - (7) Der in V. 4 allgemein ausgesprochene Satz wird auf die Chaldäer in dem sie betreffenden Teil angewendet. - (8) Der Hochmut betrügt, bringt zu Falle, setzt dem Spotte aus. Die Babylonier waren dem Trunke sehr ergeben, umso passender ist das Bild. Hebr.: Vollends, der Wein ist ein Betrüger und ein prahlerischer Held wird nie ruhig wohnen. - (9) Die Unterwelt sagt nie: Genug [Spr 30,16], und der Tod hört nie auf zu wüten. - (10) Oder: wie lange soll es fortgehen? - (11) Wahrer Wert des Reichtums und Verderben, das schlecht Erworbenes nach sich zieht. Neuere: Mit gepfändeter Habe oder: mit Schuld belastet. Doch ist diese Übersetzung unsicher. - (12) So hat der Chaldäer auch andere Völker nach Art eines wilden Tieres zerfleischt. - (13) Aus den Völkern, die von den Chaldäern unterworfen und noch übrig sind, werden Rächer erstehen. Auch die Perser waren ihnen unterworfen, wie [Jer 25,9.25] zeigt. - (14) Insbesondere zieht ihre Grausamkeit gegen Juda, Jerusalem und Israel ihnen Strafe zu. Einige Erklärer fassen Land und Stadt allgemein von allen unterworfenen Ländern und Städten. - (15) Gemeint ist der König. Ein Nest in der Höhe ist sicher, doch dient es hier wohl auch als Bild des Stolzes. - (16) Je höher der Chaldäer sich erhoben und je sicherer er sich geglaubt, desto schmachvoller und tiefer wird sein Fall sein. - (17) Er war ein Hammer für die ganze Erde. [Jer 50,23] - (18) Nach anderen: Sündigest gegen deine Seele. - (19) Sie ertragen es nicht mehr, dass sie mit Gewalt fortgeführt sind, den Palast des Tyrannen zu bauen. Vergl. ein ähnliches Wort des Herrn [Lk 19,40]. - (20) Der König von Chaldäa als Repräsentant des gesamten Volkes. Mit Raub, Mord und Bedrückung sammelt Schätze und zwingt Unterworfene mit Gewalt, zum Baue mitzuhelfen. Doch alle Pracht wird dahinsinken. - (21) Hebr.: Kommt solches, siehe, nicht von dem Herrn der Heerscharen, dass Völker für das euer Arbeiten usw. Die Völker bauen, um dem Feuer Stoff zu bieten zu seinem Brande. - (22) Der Untergang der Chaldäer ist eine von Gott geordnete Vorbereitung auf die Verbreitung der Erkenntnis des wahren Gottes, der dieses hindernd im Wege stand. Ist Babylon besiegt, so sind auch seine Götzen als nichtig erwiesen. Das ist insbesondere die Ehre des Herrn, dass die Menschen ihn kennen und anbeten und sich seinem Lobe und seinem Dienste weihen. - (23) So wird die Erde von der Herrlichkeit des Herrn bedeckt werden. - (24) Die Chaldäer haben alle anderen Völker verachtet, getäuscht und beschimpft. Das Bild der Entblößung bedeutet die ärgste Schmach, die höchste Geringschätzung, die man jemanden zufügen kann. Damit der Trank schneller berausche und betöre, wird ihm Galle oder Gift beigemischt. Für so eine hässliche Handlungsweise erwartet sie die gleiche Strafe. - (25) Du hast gemeint, dir dadurch Ehre zu verschaffen, doch du hast dir Schande bereitet. - (26) Hebr.: Trinke nun auch du und zeige deine Vorhaut! - (27) Der Becher des Grimmes, die Strafe. - (28) Schimpfliches Erbrechen soll deinem Schmuck und deine Kleider beflecken. Hebr.: Der Becher in der Rechten Jahves kommt nun an dich und tiefe Schande über deine Herrlichkeit. Vergl. [Jer 25,26]. - (29) Hebr.: Denn die Gewalttat am Libanon wird dich erdrücken und das Gemetzel unter den Tieren dir Schrecken einjagen. – Die Erwähnung des Libanon weist auf Palästina. (Hier.) - (30) Der letzte und Hauptgrund, warum die Chaldäer und ihr Reich zugrunde gehen muss, ist ihr Götzendienst. Ihren Göttern schrieben sie ihre Größe zu und verbreiteten deren Verehrung, so fordert denn die Ehre des wahren Gottes ihren Sturz. Die Frage ist ironisch; da der Bildner solche Mühe auf das Bild verwendet, muss es ihm doch auch Nutzen bringen; welches ist dieser? Hebr.: Der Trug lehrt. Gott ist die Wahrheit, der Götze Lüge. - (31) Wie kann der, der ein stummes, totes Götzenbild macht, demselben größere Macht zuschreiben als sich selbst? - (32) Das Götzenbild hat kein Leben, seine ganze Gottheit besteht darin, dass es ein mit Gold oder Silber bedecktes Holz ist. Wer also einen solchen Gott um Hilfe bittet, verurteilt sich selbst durch seinen unentschuldbaren Irrtum, darum: Wehe über ihn! - (33) In erhabener Weise preist der Prophet Gottes Größe: Jahve, der Gott, der das Sein ist – in seinem heiligen Tempel: im Himmel (Hieron.), dessen Glanz die Sterne versinnbildlichen – vor Ehrfurcht schweige die Erde, stumm seine Erhabenheit anbetend, die eigene Nichtigkeit bekennend. Das Stillschweigen ist auch Zeichen der Unterwerfung und des Dienstes. Die letzten Worte bereiten die Offenbarung des Triumphes Gottes vor, welche der zweite Teil der Prophezeiung enthält.

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