Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:2Tim01

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Epistola beati Pauli Apostoli ad Timotheum secunda.

Zweiter Brief des heiligen Apostels Paulus an Timotheus Kap. 1

Feierlicher Eingang (Kap. 1, V. 1 – 5): 1. Feierliche Aufschrift. (V. 2) 2. Innige Danksagung. (V. 5) I. Der heil. Paulus ermuntert seinen Jünger zur Treue und Stärke. (Kap. 1, V. 16 – Kap. 2, V. 13): 1. Timotheus soll sich treu an seinen Meister anschließen und eifrig das Evangelium verkünden (Kap. 1, V. 6 – 18): a. Paulus ruft Timotheus die durch die Weihe erlangte Gnadengabe in's Gedächtnis zurück (V. 7) und ermahnt ihn, sich der Fesseln seines Lehrers oder des Evangeliums nicht zu schämen, sondern das Evangelium eifrig zu verkünden. (V. 8) b. Hierzu ist er verpflichtet, da Timotheus, nur aus Gnade zur Verkündigung des Evangeliums berufen, durch dasselbe die höchsten Wohltaten erlangt hat (V. 10), und da sein Lehrer jetzt für eben dies Evangelium Fesseln trägt, des zukünftigen ewigen Lohnes gewiss. (V. 12) c. Seines Lehrers Vorbild folgend, soll Timotheus also an dem festhalten, was jener ihm überliefert (V. 14), indem er sich an die unglücklichen asiatischen Abtrünnigen erinnert und andererseits Onesiphorus vor Augen stellt, welcher den Apostel in Rom aufgesucht hat, ohne sich seiner Bande zu schämen.

1. PAULUS Apostolus Jesu Christi per voluntatem Dei, secundum promissionem vitæ, quæ est in Christo Jesu:
2. Timotheo carissimo filio, gratia, misericordia, pax a Deo Patre, et Christo Jesu Domino nostro.
3. Gratias ago Deo, cui servio a progenitoribus in conscientia pura, quod sine intermissione habeam tui memoriam in orationibus meis, nocte ac die
4. Desiderans te videre, memor lacrimarum tuarum, ut gaudio implear,
5. Recordationem accipiens ejus fidei, quæ est in te non ficta, quæ et habitavit primum in avia tua Loide, et matre tua Eunice, certus sum autem quod et in te.
6. Propter quam causam admoneo te ut resuscites gratiam Dei, quæ est in te per impositionem manuum mearum.
7. Non enim dedit nobis Deus spiritum timoris: sed virtutis, et dilectionis, et sobrietatis.
8. Noli itaque erubescere testimonium Domini nostri, neque me vinctum ejus: sed collabora Evangelio secundum virtutem Dei:
9. Qui nos liberavit, et vocavit vocatione sua sancta, non secundum opera nostra, sed secundum propositum suum, et gratiam, quæ data est nobis in Christo Jesu ante tempora sæcularia.
10. Manifestata est autem nunc per illuminationem Salvatoris nostri Jesu Christi, qui destruxit quidem mortem, illuminavit autem vitam, et incorruptionem per Evangelium:
11. In quo positus sum ego prædicator, et Apostolus, et magister gentium.

12. Ob quam causam etiam hæc patior, sed non confundor. Scio enim cui credidi, et certus sum quia potens est depositum meum servare in illum diem.


13. Formam habe sanorum verborum, quæ a me audisti in fide, et in dilectione in Christo Jesu.

14. Bonum depositum custodi per Spiritum sanctum, qui habitat in nobis.
15. Scis hoc, quod aversi sunt a me omnes, qui in Asia sunt, ex quibus est Phigellus, et Hermogenes.
16. Det misericordiam Dominus Onesiphori domui: quia sæpe me refrigeravit, et catenam meam non erubuit:

17. Sed cum Romam venisset, sollicite me quæsivit, et invenit.
18. Det illi Dominus invenire misericordiam a Domino in illa die. Et quanta Ephesi ministravit mihi, tu melius nosti.

1. Paulus, Apostel Jesu Christi durch den Willen Gottes1 nach der Verheißung des Lebens, welches in Christus Jesus ist,2
2. an Timotheus, meinen geliebten Sohn. Gnade, Erbarmung, Friede von Gott dem Vater und Christus Jesus, unserm Herrn.
3. Ich sage Gott Dank,3 dem ich von den Voreltern her4 mit reinem Gewissen diene,5 wie ich ohne Unterlass deiner eingedenk bin in meinen Gebeten Tag und Nacht,
4. voll Sehnsucht dich zu sehen, wenn ich an deine Tränen6 denke, damit ich mit Freude erfüllt werden möchte,7
5. da ich mir jenen Glauben in die Erinnerung rufe, der ungeheuchelt in dir lebt, und der zuerst in deiner Großmutter Lois und deiner Mutter Eunice wohnte, und, ich bin gewiss, auch in dir.8
6. Deshalb9 erinnere ich dich, dass du die Gnadengabe Gottes wieder erweckest, welche in dir ist durch die Auflegung meiner Hände.10
7. Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit, sondern der Stärke und Liebe und Selbstbeherrschung gegeben.11
8. Schäme dich also nicht des Zeugnisses von unserem Herrn,12 noch meiner, seines Gefangenen,13 sondern leide mit für das Evangelium vermöge der Kraft Gottes,14
9. der uns errettet und berufen hat durch seine heilige Berufung,15 nicht zufolge unserer Werke, sondern nach seinem Ratschlusse der Gnade, die uns verliehen worden in Christus Jesus vor ewigen Zeiten.16 [Tit 3,5]
10. Jetzt aber ist sie offenbart worden17 durch die Erscheinung unsers Heilandes Jesus Christus, der den Tod18 vernichtet, dagegen Leben und Unverweslichkeit an's Licht gebracht hat durch das Evangelium,
11. für welches ich bestellt bin als Verkündiger und Apostel und Lehrer der Heiden.19
12. Um dieser Ursache willen leide ich auch solches.20 Aber ich schäme mich dessen nicht,21 denn ich weiß, auf wen ich mein Vertrauen gesetzt habe, und ich bin überzeugt, dass er mächtig ist, meine Hinterlage zu bewahren auf jenen Tag.
13. Das Vorbild heilsamer Worte, welche du von mir gehört hast, bewahre im Glauben und in der Liebe, die in Christus Jesus sind.22
14. Die schöne Hinterlage bewahre durch den Heiligen Geist, der in uns wohnt!23
15. Du weißt ja,24 dass alle, die in Asien sind, sich von mir abgewendet haben, unter diesen Phigellus und Hermogenes.25
16. Der Herr schenke dem Hause des Onesiphorus26 sein Erbarmen; denn oftmals hat er mich erquickt27 und sich meiner Ketten nicht geschämt. [2Tim 4,19]
17. Vielmehr forschte er, als er nach Rom kam, eifrig nach mir, und fand mich.
18. Der Herr28 gebe ihm, dass er Erbarmung finde vor dem Herrn29 an jenem Tage! Und wie große Dienste er mir30 in Ephesus geleistet, weißt du am besten.


Fußnote

Kap. 1 (1) Dieser Zusatz charakterisiert das Schreiben noch mehr als ein amtliches, als schon die Berufung auf die Apostelwürde getan. - (2) Der Apostel ist berufen, das Leben, welches durch Christus erlangt wird, den Menschen zu verkündigen. (Theod.) - (3) Das Objekt der Danksagung folgt in V. 5. - (4) Er hat Gott gleichsam schon in seinen Voreltern gedient, sein Dienst ist die Fortsetzung des ihren, während der Vater des Timotheus Heide war. - (5) Demselben Gotte wie seine Vorfahren dient der Apostel mit reinem Gewissen. Welch Gegensatz gegen die Irrlehrer in Ephesus! [1Tim 1,19, Tit 1,15.16, Tit 3,11, Offenb 2,14.20] - (6) Welche Timotheus bei dem Abschiede vom Apostel vergossen. - (7) Die Freude des Timotheus soll auch das Herz des heil. Paulus mit Freude erfüllen. - (8) Der Glaube ist Timotheus gleichsam als teures Erbgut überkommen, da vor ihm Großmutter und Mutter denselben angenommen, und wurzelt so umso fester. (Parallele mit dem Anfange von V. 3.) Warum aber redet der Apostel von seiner Überzeugung, nicht schlechthin von der Tatsache? Die folgenden Ermahnungen zeigen, dass die Bewährung dieses Glaubens etwas zu wünschen übrig ließ, so dass das Feuer gleichsam unter der Asche glühte. (V. 6) - (9) Weil ich von deinem ungeheucheltem Glauben überzeugt bin. - (10) Die Kraft des Geistes wird mit dem Feuer verglichen. Gemeint ist die [1Tim 4,14] erwähnte Gnadengabe. Diese ist eine Kraft, welche umso stärker wird, je mehr sie in Anwendung kommt, deren Vernachlässigung (ähnlich wie [Mt 25,28]) Strafe verdient. Die Lehre von der Unzerstörbarkeit der durch die Ordination mitgeteilten Gewalt (Aug.) findet hier ihren biblischen Anknüpfungspunkt. (Kirchenrecht von Trient, Sitz 7 Vom Priesterth. Kann. 9) Die Händeauflegung ist kein bloßes sinnbildliches Zeichen, da durch dieselbe die Weihe und Gnadengabe mitgeteilt wird. (Ebenda Kann. 6) - (11) Der Geist der Kraft erfüllt das Herz mit freudiger Bereitwilligkeit zum Bekenntnis der göttlichen Lehre. Der Geist der Liebe macht der Aufopferung fähig und hält das Band der Gemeinschaft in Glauben und Leben aufrecht, der Geist der Selbstbeherrschung lässt sich durch keine Furcht beirren und gibt sich keiner Leidenschaft hin. Dies sind die Gnaden, welche die Weihe für das geistliche Amt mitteilt. - (12) Zeugnis zu geben von Christus. - (13) Christus schützte seine Zeugen nicht nur nicht vor der Welt, sondern legte ihnen selbst die Fesseln an, welche sie vor dieser schutzlos erscheinen ließen. Paulus war bereits zum zweiten Male in Gefangenschaft. - (14) Vermöge der Kraft, welche der Geist Gottes (V. 7) mitteilt. - (15) Durch seine heiligende, wirksame Berufung. Sie ist heilig, weil sie alles darreicht, was zur Heilsvollendung gehört, auch die Kraft zum Leiden. - (16) Dem von Ewigkeit her zum Mittler bestimmten Sohn Gottes. - (17) Durch die Verwirklichung. - (18) Gegensatz: Leben. [Tit 1,2] Für den Leib hat Christus den irdischen Tod vernichtet, der nur eine kurze Zeit währt [Joh 11,2.4, 1Kor 15]; in Beziehung auf den ganzen Menschen den Abgang des rechten Lebens, des Lichtes und der Kraft aus Gott, mit aller Sündhaftigkeit und allem Elend, die Ursache und Wirkung derselben sind. Christus hat die Macht der Finsternis und der Sünde, welcher den Menschen überwältigte, so dass dieser sich dem Geiste Gottes entzog, durch seine Lehre, sein Leben, seinen Tod und seine Auferstehung besiegt. Dazu gibt er allen, die sich mit ihm in Glauben und Liebe vereinen, den Geist Gottes und seinen Leib als Kraft zur seligen Auferstehung, selbst für den Leib. - (19) Vergl. [Apg 22,21]. Durch diese ehrenvollen Titel, die er sich selbst gibt, stärkt er Timotheus. - (20) Meine Gefangenschaft. - (21) Er würde sich schämen, wenn ihm das Leiden ein Zeichen wäre, dass der Herr seine Gesandten im Stich lässt und den Feinden des Evangeliums preisgibt. - (22) Nur im Glauben, nicht durch bloße Verstandestätigkeit, nur in der Liebe, und zwar in jener Liebe, welche auf das innigste mit Christus vereint, kann die wahre Liebe festgehalten werden. - (23) Darin besteht der Beistand, welchen der Heil. Geist der Kirche oder der Gesamtheit ihrer Vorsteher gewährt, dass die von den Aposteln ihr übergebene Lehre rein und unversehrt bewahrt wird. Die Kirche kann die Hinterlage nicht mehren, sondern sie nur entfalten und in ihre Bestandteile zerlegen. - (24) Wie in V. 12 – 14 für das „Schäme dich nicht des Zeugnisses“ (V. 8) das Vorbild des Apostels, so ist V. 16 – 18 für die Mahnung: „noch meiner seines Gefangenen“ das Vorbild des Onesiphorus (V. 16) dem Timotheus vor Augen gestellt. V. 15 bildet hierzu die Einleitung und stellt alles in das rechte Licht. - (25) An diese hat Paulus wohl die Aufforderung gerichtet, nach Rom zu kommen und für ihn einzutreten. Timotheus kannte diese Tatsache, weil jene wohl in Ephesus lebten. - (26) Wenn der Wunsch darauf hinweisen sollte, dass Onesiphorus bereits tot ist, so lehrt der Apostel durch sein Beispiel hier, für die Verstorbenen zu beten. - (27) Körperlich und geistig. - (28) Der Herr Jesus Christus. - (29) Von Gott, dem Weltenrichter. Wiedergabe des alttestamentlichen Jahve. - (30) Dies Wort fehlt im Griech. Seine Liebe erstreckte sich auf alle Christen, Niemand musste dies besser wissen als der Bischof von Ephesus.


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