Sprueche
DIE SPRÜCHE SALOMONS
Der bei weitem größere Teil des Buches der Sprüche hat Salomon zum Verfasser, wie die vom Verfasser selbst oder von den Sammlern eingefügten Überschriften bezeugen. Jedenfalls gehört [Spr 30] nicht mehr Salomon, sondern dem sonst unbekannten Agur zu, [Spr 31] (V. 1-9) Lemuel, von dem einzig der Name genannt wird. Ob dem letzteren auch (und nicht viel mehr Salomon) das Lob des starken Weibes [Spr 31,10-31] zuzuschreiben ist, ist nicht festzustellen. Wie das Buch der Sprüche mehrere Verfasser hat, so ist es auch aus verschiedenen Sammlungen zusammengestellt. Den ersten Teil (1,1 – 24,22) hat wohl Salomon selbst gesammelt, jedenfalls zu der Zeit, wo er Gott mit ganzem Herzen angehörte. Die zweite Sammlung (25,1 – 29,27) haben nach der Aufschrift Männer des Königs Ezechias veranstaltet. Wer durch die Beifügung der beiden letzten Anhänge dem Buche seine heutige Gestalt gegeben, ist nicht sicher festzustellen.
Wie die Juden, so hielten die Christen die Sprüche Salomons stets für kanonisch und nahmen sie mit um so größerer Ehrfurcht an, als dieselben öfter im Neuen Testamente als Gottes Wort angeführt werden [Jak 4,6, Hebr 12,5, Roem 3,15] oder herbeigezogen werden, Sittenvorschriften stärker einzuschärfen [1Petr 2,17, 1Petr 4,18, 1Petr 5,5, 2Petr 2,22] u.a.
Nach dem heiligen Hieronymus gab Salomon in den Sprüchen die Anfangsgründe der göttlichen Weisheit, im Prediger eiferte er zum Fortschritte in der Tugend durch die Verachtung alles Vergänglichen an, im Hohenliede endlich zeigte er die vollendete Gottseligkeit in der vollkommenen Liebesvereinigung der menschlichen Seele mit Gott.