Hijob

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DAS BUCH JOB

Das Buch Job ist ein dialogisches Lehrgedicht, in welchem die Frage nach dem Ursprung der menschlichen Leiden auf Erden erörtert wird. Doch da darüber kein Zweifel sein kann, dass die Sünder von Gott mit Recht mit den härtesten Heimsuchungen bestraft werden, damit die Ordnung der Gerechtigkeit wiederhergestellt werde, wird die Frage darauf beschränkt: Weshalb müssen die Gerechten (die, welche von den Menschen als Gerechte angesehen werden) zuweilen harte Leiden auf sich nehmen? Die Absicht des Verfassers ist, zu zeigen, dass verschiedene Ursachen sein können, weshalb der Mensch leidet, dass es aber Gott allein bekannt ist, warum er diesen oder jenen heimsucht, und dass es den Menschen nicht gestattet ist, die Geheimnisse der göttlichen Vorsehung allzu neugierig und kühn zu erforschen. Drei Freunde besuchen den von schwerster Trübsal heimgesuchten Job: sie sehen in seinen Sünden die Ursache seiner Leiden, da Gott ein strenger Richter sei, der den Bösen Böses, den Guten Gutes auf Erden gewährt. Ein vierter tritt auf, er sieht in Gott den gütigen Vater, der bisweilen selbst geringere Vergehen mit schweren Strafen züchtigt, um seinen geliebten Sohn desto wirksamer vom Bösen abzuschrecken. Doch damit sind ihrerseits die Gründe des Leidens erschöpft. Der Leser kennt die Ursache, weshalb so Schweres über Job gekommen: Gottes Zulassung, damit Jobs Tugend erprobt und vor der ganzen Welt offenbar wurde. Gott erscheint endlich und belehrt die Freunde, dass kein Mensch über die Gründe urteilen soll, nach denen Gott Glück und Unglück auf Erden verteilt; Wohlergehen und Leiden also sei aus der Hand Gottes demütig anzunehmen, der nach seiner weisen und gerechten Vorsehung alles lenkt und leitet und zu dem bestimmten Ziele führt.
Doch nicht allein die Absicht, über die Ursachen des Leidens zu belehren, war es, welche den Verfasser leitete, er wollte uns wohl auch in dem so schwer heimgesuchten Job ein Beispiel der Geduld vor Augen stellen, das alle Gläubigen aller Jahrhunderte aneifern sollte, im Unglück Gott treu zu bleiben und nicht von den Menschen, sondern von Gott allein Trost und Hilfe zu erwarten; stellt doch auch der heilige Jakobus dasselbe den Christen vor Augen, damit sie daraus lernen, dass der Herr barmherzig ist und voll Erbarmen. [Job 5,11]
Über den Verfasser sind früher verschiedene nach der Beschaffenheit des Inhaltes aufgestellte Vermutungen vorgebracht worden, indem Job selbst oder Moses als Urheber desselben angesehen ward. Am meisten Wahrscheinlichkeit hat die Ansicht der heiligen Gregorius Naz. und Chrysostomus für sich, nach welcher Salomon als Verfasser des Buches zu gelten hat. Und in der Tat, der Stil des Buches ist ein so gefeilter, die Fülle der Gedanken eine so große, die Darstellung und Anordnung eine so kunstfertige, die Streitreden sind so mannigfaltig und so tief, die Sitten und Gemütsstimmungen werden so schön beschrieben, das Streben nach Weisheit, die Kenntnis der Natur und ihrer Geheimnisse ist eine so umfassende, die Redeweise so leicht und reich an Abwechslung, dass der Verfasser wohl in der goldenen Zeit der Literatur, der Zeit Salomons, gesucht werden muss. Eine gewisse Verwandtschaft mit den Sprüchen Salomons, unterstützen diese Annahme wie die Anspielungen der Propheten Ezechiel, Jeremias, Isaias auf dieses Buch, auf ihre Bekanntschaft mit demselben hinweisen.
Weder ist Job, der Held dieses Buches, eine erdichtete Persönlichkeit, noch ist die im Buche gegebene Darstellung eine streng historische. Dass Job eine historische Person ist, kann so wenig geleugnet werden, wie die historischen Umstände seines Lebens, welche hier angegeben werden, in Zweifel gezogen werden können. Wenn Job nicht eine historische Person wäre, wie hätte Ezechiel im Namen Gottes sagen können: Wären Noe, Daniel und Job darin, so würden sie weder Sohn noch Tochter retten, [Job 14,20] und wie der heilige Jakobus durch das Beispiel seiner Geduld die Gläubigen zur Geduld ermuntern können? ([Job 5,11] Vergl. [Tob 2,12.15] in der Übersetzung der Vulgata) Dass Jobs Leiden und seine Geduld nicht eine Erfindung des Verfassers sind, bezeugt das römische Martyrologium, das in die Fußstapfen der Väter von Klemens Romanus an tritt, und die Übereinstimmung aller katholischen Schrifterklärer. Auf der anderen Seite indes ist zu bemerken, dass die wahre Geschichte in dem vorliegenden Buche poetisch ausgeschmückt und ausgeführt ist, da der schwer heimgesuchte Job doch nicht so lange Reden in kunstreichen Versen mitten unter seinen Schmerzen gedichtet hätte. Mit Recht also hat die Kirche dieses Buch in die Mitte gestellt zwischen die historischen und die poetischen Schriften, da es in einigen Beziehungen zu beiden gehört. Was aber ist in dem Buche geschichtlich, was dichterisch? Ohne allen Zweifel ist alles das geschichtlich, was von den Schicksalen Jobs erzählt wird.
Das Buch Job ist von jeher als kanonisch angesehen worden, wie die Berufung Ezechiels, die Anführung des heiligen Paulus [Roem 11,35, 1Kor 3,19] und des heiligen Jakobus, die Zeugnisse der heiligen Väter, die Verdammung des Theodorus Mopsuestenus durch das zweite konstantinopolitanische Konzil, mit einem Worte die Überlieferung der alten Juden wie der christlichen Kirche bezeugt. Doch es bleibt auch so die Frage zu beantworten: Sind alle in diesem Buche enthaltenen Reden als von Gott eingegeben anzusehen? Nicht deshalb, weil etwas in der heiligen Schrift angeführt wird, ist ja alles an sich als wahr anzusehen, werden doch in den wahrhaften Berichten auch Lügen und Täuschungen einzelner Personen erwähnt, z.B. [1Mos 27, Jos 9]. Es ist also festzuhalten, dass das ganze Buch ohne alle Ausnahme inspiriert ist, indes göttliche Autorität verlangen für den Inhalt des Gesagten zunächst nur Einleitung und Schluss, sowie alles, was der Verfasser im eigenen Namen im Laufe des Buches sagt oder als von Gott gesagt anführt. Aus diesen Stellen also kann man die Regeln für Glauben und Sitten hernehmen. Doch ebenso sind die meisten Worte Jobs und viele Worte der Freunde auf göttliche Wahrheit gestützt. Job erhält ja von Gott das Zeugnis, dass er recht geredet, nicht so freilich seine Freunde. [Job 42,7] Dass aber auch einige Worte der Freunde inhaltlich göttliche Autorität für sich in Anspruch nehmen können, zeigt die Berufung des heiligen Paulus auf ein Wort des Eliphaz [1Kor 3,19], während ihnen selbst, ohne eine Ausnahme zu machen, eine solche von Gott versagt wird. [Job 42,7] Ob Job nur in der Weise gefehlt und nur um dieser willen von Gott getadelt ist (Hier., Aug.), oder ob einiges auch im Inhalte seiner Reden von Gott getadelt wird (Beda, Thom.), ist unter den Katholiken strittig. Ob Elius Worte in allem, als mit dem Sinne des inspirierten Verfassers übereinstimmend anzusehen sind, wird gleichfalls bald bejaht, bald verneint. Als beste Regel der Entscheidung kann gelten, dass alles, was von Job und seinen Freunden sowie von Eliu vorgebracht wird, soweit sie sich darüber einigen und soweit weder in der Rede Gottes noch in der Einleitung oder dem Schlusse des Buches dem widersprochen wird, als göttliches Ansehen genießend zu gelten hat. Hiernach irrt Eliu einzig darin, dass er die Heimsuchungen Jobs als rein vorbeugende ansieht, da der Verfasser in der Einleitung eine andere als nächste Ursache derselben angegeben hat. Jobs Reden gegen seine Freunde sind frei von Irrtum, an ihm ist nur zu tadeln, was Eliu ihm vorwirft und Gott ihm vorhält: seine Kühnheit. Die Behauptung der Freunde, dass alles Unglück einzig Strafe sei, wird von Job angefochten, von Eliu zurückgewiesen, von Gott verworfen. Anderseits heißt der Verfasser alles gut, was jene von der Gerechtigkeit und Schwere jener Heimsuchungen sagen, welche von Gott als Strafe für die Sünde gesendet werden.
Der Text des Buches Job ist im Hebräischen, wie der heilige Hieronymus klagt, sowohl wegen der erhabenen Schreibweise wie wegen vieler seltener Ausdrücke nicht überall leicht verständlich. Die Septuaginta hat durch die Abschreiber einige Zusätze erhalten und vielfache Auslassungen erlitten. Die Übersetzung der Vulgata ist vom heiligen Hieronymus mit der größten Sorgfalt abgefasst.


Die Bibel: Hijob