Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Jes51: Unterschied zwischen den Versionen

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Kap. 51 ('''1''') Der Hinweis auf den Stammvater Abraham soll den Frommen zeigen, dass sie im Glauben und Geiste Abrahams die Verheißungen Gottes aufnehmen müssen, für die ja Abrahams Geschichte selbst und dessen zahllose Nachkommen Bürgschaft ablegen. Die Abstammung von Abraham soll es ihnen auch ins Gedächtnis zurückrufen, dass sie jenem gegebenen Verheißungen eben ihr Eigentum sind und dass sie in Abrahams Segen und der zahlreichen Nachkommenschaft ihre erste Bekräftigung haben. Abraham heißt Felsen wohl in Erinnerung an die bereits erstorbene Zeugungskraft Abrahams. (Cyrill, Thom) Das gleiche Bild bei Sara, die einer Steingrube verglichen wird, aus der Steine herausgegraben werden. Abraham musste lange auf die Anfänge der Erfüllung warten, so mögen den auch seine Kinder sich gläubig hoffend gedulden, wenn der Herr zu zögern scheint. - ('''2''') Die erste Hälfte des Verses schildert das Werk der Erlösung objektiv als Wiederbringung des paradiesischen Heiles; die zweite subjektiv in seiner Wirkung auf die Gemüter der Erlösten: Freude und Dank. - ('''3''') Die Gewissheit dieses Heiles sollen sie sich recht einprägen, es ist, wie schon der Segen an Abraham lautet, ein Heil für alle Völker. - ('''4''') Die so häufige Betonung der Lehre hebt im Gegensatz zu der Befreiung des Cyrus den Charakter der messianischen Erlösung hervor und ist geeignet, die Wiederherstellung Sions usw. im wahren, geistigen Sinn verstehen zu lassen. - ('''5''') Im Hebr. stehen hier die Abstrakta: Nahe ist meine Gerechtigkeit, ausgezogen mein Heil. Das „Nahe“ ist ein prophetisches. Indes schaut der Seher die messianische Befreiung oft mit ihrem Vorbilde zusammen, so auch hier, wo er sie mit dem Gerichte über die Völker zusammenbringt. - ('''6''') Dieses Gericht ist zunächst die Besiegung der Völker durch Cyrus, dessen Großtaten sodann die Ahnung eines außerordentlichen Eingreifers Gottes wachrufen. - ('''7''') Arm ist die Machttat Gottes, das Völkergericht einerseits, das durch Gottes Macht gebrachte Heil anderseits. - ('''8''') Schaut auf die Pracht des Himmels mit seiner unveränderten Regelmäßigkeit und auf die Erde mit ihrer unentwegten Festigkeit: das Heil des Herrn ist dauernder. - ('''9''') Die Ausdrücke gehen auf die Schlusskatastrophe dieser Zeitlichkeit. Vergl. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:2Petr03|2Petr 3,10]]'']. Wie diese: Die Menschen vergehen samt den Werken ihrer Tätigkeit wie Himmel und Erde. - ('''10''') Vergl. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:Mt24|Mt 24,35]]'']. - ('''11''') Die Frommen, welche, wie der Messias, Anfeindungen ausgesetzt sind. (Cyr., Euseb., Hieron.) Wie das Heil des Herrn die physische Schöpfung an unvergänglicher Dauer übertrifft, so kann ihm auch das Drohen und die feindseligen Anstrengungen der Menschen nichts anhaben, auch diese zerrinnen und zerstieben wie nichts. - ('''12''') Durch die Gleichheit des Gedankens mit [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Jes50|Jes 50,9]]''] ist ausgedrückt, dass die Frommen zur Teilnahme am Heile, wie teilweise in das Los, so insbesondere in die Gesinnung des Messias einzugehen haben. Sie sollen sich aufrichten und den Gedanken des Messias, seine Gesinnungen müssen die ihrigen werden, dann haben sie auch einen Sieg zu gewärtigen. Und wie leicht zernichtet der Herr die gewaltigsten Anstrengungen der Menschen! - ('''13''') Der Arm, die Machtbestätigung Gottes, ruht gleichsam, weil und so lange das heilige Volk seiner Dränger preisgegeben ist. Da das Heil ganz übernatürlich ist, bedarf es eines besonderen Eingreifens Gottes. - ('''14''') Der Stolze, das Ungetüm (hebr.: Rahab) und der Drache bezeichnen die Macht oder den König von Ägypten, dessen Volk durch den Würgeengel und die Fluten des Roten Meeres hingerafft wurde. Die Worte sind zunächst als Flehgebet des Sehers zu verstehen; da er aber nicht für sich allein prophezeit, so betet er auch im Namen des Volkes oder lehrt vielmehr durch sein Gebet, wie die wahren Israeliten hoffen und beten sollen. - ('''15''') Dies ist der schließliche Sieg des Messias [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Jes50|Jes 50,7]]''] und die Vollendung des Heils, welches die Wandlung des Himmels und der Erde überdauert. - ('''16''') Gott selbst will trösten, also ist es um das Volk nicht so bestellt, dass es zu fürchten hätte. - ('''17''') Dem ewigen, unveränderlichen, mächtigen Gott wird der Mensch, der stirbt, der, ein Grashalm, dahingegeben wird (hebr.) wie Gras der Zerstörung, der dem baldigen Verwelken anheimfällt, gegenübergestellt. Das Volk steht gewissermaßen zwischen beiden. Daher: Wer bist du? – in welcher Lage bist du, ist es so um dich beschaffen? - ('''18''') Hebr.: Und wo bleibt der Grimm des Drängers? Die feindlichen Bestrebungen sind erfolglos. Das nunc der Vulg. Ist nicht ganz passend, da die Feinde nicht als schon überwunden betrachtet werden. - ('''19''') Der Messias, der seit [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Jes49|Jes 49]]''] allein Gegenstand der Prophetie ist. - ('''20''') Der Dränger V. 13. Der Retter stellt sich ja ein, dessen Hilfe, Unterstützung und Erquickung („Brot“) unerschöpflich ist. Hebr.: Eilends wird der Niedergebeugte (von der leidenslast) trösten und stirbt nicht hin zur Grube und nicht mangelt ihm sein Brot. - ('''21''') Gottes Macht, die den Menschen im brausenden Meere und in dessen tobenden Stürmen so fühlbar entgegentritt und sich bekundet in den Engelscharen und dem hehren Schmuck des Himmels, verbürgt die Errettung. - ('''22''') Besser wohl wird dies nach dem Hebr. auf den Sprechenden bezogen: damit ich die Himmel pflanze usw. Der Herr hat dem Volke seine Offenbarungen anvertraut und es so wunderbar in den mannigfachen Geschicken beschützt, weil er eine neue Erde und einen neuen Himmel gründen wollte, und dies dadurch, dass er Sion zu seinem Eigentum erwählte, es durch sein mächtiges Schöpferwort für seine Zwecke zu seinem Volke umschuf. Was [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Jes49|Jes 49,2]]''] vom Messias gesagt ist, wird hier vom Volke ausgesagt, die innige Gemeinschaft und Wechselbeziehung zwischen dem Messias und seinen erlösten anzudeuten: der Messias zieht als Haupt und König sein Volk zu sich empor, eine Gemeinschaft, die sich schon durch den gemeinschaftlichen beiderseitigen Namen „Knecht Gottes“ symbolisiert. - ('''23''') Das jemanden zuteil werdende Los heißt sein Kelch, sein Becheranteil. Der Ausdruck geht auf die Sitte zurück, dass der Hausvater dem einzelnen Gaste den Becher füllt, ihm so den betreffenden Teil zumisst. Die Strafe ist daher ein Kelch des Zornes, den der Herr reicht; die heftige, gleichsam Sinn und Verstand betäubende Strafe ist der Taumelkelch, der die Trinkenden wanken macht und zu Boden schlägt. Das Hebr. bezeichnet einen gewölbten, geräumigen Becher als den gewaltigen Umfang der Leiden. - ('''24''') Niemand kann das schließliche Unglück der Stadt und des jüdischen reiches abwenden; hilflos streckt die Mutterstadt die Hand aus, kein König, kein Priester, kein Stand vermag zu helfen, wie eine kinderlose Witwe ist sie verlassen. - ('''25''') Gottes Züchtigung hat sie getroffen. Aber gerade, weil der Herr es war, der so schrecklich strafte, wird er, der nur straft, um zu läutern, sein zerschlagenes Volk wieder trösten du aufrichten. - ('''26''') Sondern vom Taumelkelch des Zornes Gottes, von der Größe des Unglücks betäubt und daher vor Entsetzen taumelnd, wie außer Bewusstsein. - ('''27''') Der Herr nimmt sich seines Volkes an, verschafft ihm Recht vor den Bedrückungen der Feinde. - ('''28''') Das neue Sion soll heilig und seinem Gott treu, ein Strafgericht wird nicht mehr notwendig sein. - ('''29''') Deines innersten Wesens, deines Heiligtums nicht schonten, sondern Jerusalem in die tiefste Seele hinein verdemütigten.
Kap. 51 ('''1''') Der Hinweis auf den Stammvater Abraham soll den Frommen zeigen, dass sie im Glauben und Geiste Abrahams die Verheißungen Gottes aufnehmen müssen, für die ja Abrahams Geschichte selbst und dessen zahllose Nachkommen Bürgschaft ablegen. Die Abstammung von Abraham soll es ihnen auch ins Gedächtnis zurückrufen, dass sie jenem gegebenen Verheißungen eben ihr Eigentum sind und dass sie in Abrahams Segen und der zahlreichen Nachkommenschaft ihre erste Bekräftigung haben. Abraham heißt Felsen wohl in Erinnerung an die bereits erstorbene Zeugungskraft Abrahams. (Cyrill, Thom.) Das gleiche Bild bei Sara, die einer Steingrube verglichen wird, aus der Steine herausgegraben werden. Abraham musste lange auf die Anfänge der Erfüllung warten, so mögen den auch seine Kinder sich gläubig hoffend gedulden, wenn der Herr zu zögern scheint. - ('''2''') Die erste Hälfte des Verses schildert das Werk der Erlösung objektiv als Wiederbringung des paradiesischen Heiles; die zweite subjektiv in seiner Wirkung auf die Gemüter der Erlösten: Freude und Dank. - ('''3''') Die Gewissheit dieses Heiles sollen sie sich recht einprägen, es ist, wie schon der Segen an Abraham lautet, ein Heil für alle Völker. - ('''4''') Die so häufige Betonung der Lehre hebt im Gegensatz zu der Befreiung des Cyrus den Charakter der messianischen Erlösung hervor und ist geeignet, die Wiederherstellung Sions usw. im wahren, geistigen Sinn verstehen zu lassen. - ('''5''') Im Hebr. stehen hier die Abstrakta: Nahe ist meine Gerechtigkeit, ausgezogen mein Heil. Das „Nahe“ ist ein prophetisches. Indes schaut der Seher die messianische Befreiung oft mit ihrem Vorbilde zusammen, so auch hier, wo er sie mit dem Gerichte über die Völker zusammenbringt. - ('''6''') Dieses Gericht ist zunächst die Besiegung der Völker durch Cyrus, dessen Großtaten sodann die Ahnung eines außerordentlichen Eingreifers Gottes wachrufen. - ('''7''') Arm ist die Machttat Gottes, das Völkergericht einerseits, das durch Gottes Macht gebrachte Heil anderseits. - ('''8''') Schaut auf die Pracht des Himmels mit seiner unveränderten Regelmäßigkeit und auf die Erde mit ihrer unentwegten Festigkeit: das Heil des Herrn ist dauernder. - ('''9''') Die Ausdrücke gehen auf die Schlusskatastrophe dieser Zeitlichkeit. Vergl. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:2Petr03|2Petr 3,10]]'']. Wie diese: Die Menschen vergehen samt den Werken ihrer Tätigkeit wie Himmel und Erde. - ('''10''') Vergl. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:Mt24|Mt 24,35]]'']. - ('''11''') Die Frommen, welche, wie der Messias, Anfeindungen ausgesetzt sind. (Cyr., Euseb., Hieron.) Wie das Heil des Herrn die physische Schöpfung an unvergänglicher Dauer übertrifft, so kann ihm auch das Drohen und die feindseligen Anstrengungen der Menschen nichts anhaben, auch diese zerrinnen und zerstieben wie nichts. - ('''12''') Durch die Gleichheit des Gedankens mit [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Jes50|Jes 50,9]]''] ist ausgedrückt, dass die Frommen zur Teilnahme am Heile, wie teilweise in das Los, so insbesondere in die Gesinnung des Messias einzugehen haben. Sie sollen sich aufrichten und den Gedanken des Messias, seine Gesinnungen müssen die ihrigen werden, dann haben sie auch einen Sieg zu gewärtigen. Und wie leicht zernichtet der Herr die gewaltigsten Anstrengungen der Menschen! - ('''13''') Der Arm, die Machtbestätigung Gottes, ruht gleichsam, weil und so lange das heilige Volk seiner Dränger preisgegeben ist. Da das Heil ganz übernatürlich ist, bedarf es eines besonderen Eingreifens Gottes. - ('''14''') Der Stolze, das Ungetüm (hebr.: Rahab) und der Drache bezeichnen die Macht oder den König von Ägypten, dessen Volk durch den Würgeengel und die Fluten des Roten Meeres hingerafft wurde. Die Worte sind zunächst als Flehgebet des Sehers zu verstehen; da er aber nicht für sich allein prophezeit, so betet er auch im Namen des Volkes oder lehrt vielmehr durch sein Gebet, wie die wahren Israeliten hoffen und beten sollen. - ('''15''') Dies ist der schließliche Sieg des Messias [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Jes50|Jes 50,7]]''] und die Vollendung des Heils, welches die Wandlung des Himmels und der Erde überdauert. - ('''16''') Gott selbst will trösten, also ist es um das Volk nicht so bestellt, dass es zu fürchten hätte. - ('''17''') Dem ewigen, unveränderlichen, mächtigen Gott wird der Mensch, der stirbt, der, ein Grashalm, dahingegeben wird (hebr.) wie Gras der Zerstörung, der dem baldigen Verwelken anheimfällt, gegenübergestellt. Das Volk steht gewissermaßen zwischen beiden. Daher: Wer bist du? – in welcher Lage bist du, ist es so um dich beschaffen? - ('''18''') Hebr.: Und wo bleibt der Grimm des Drängers? Die feindlichen Bestrebungen sind erfolglos. Das nunc der Vulg. Ist nicht ganz passend, da die Feinde nicht als schon überwunden betrachtet werden. - ('''19''') Der Messias, der seit [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Jes49|Jes 49]]''] allein Gegenstand der Prophetie ist. - ('''20''') Der Dränger V. 13. Der Retter stellt sich ja ein, dessen Hilfe, Unterstützung und Erquickung („Brot“) unerschöpflich ist. Hebr.: Eilends wird der Niedergebeugte (von der leidenslast) trösten und stirbt nicht hin zur Grube und nicht mangelt ihm sein Brot. - ('''21''') Gottes Macht, die den Menschen im brausenden Meere und in dessen tobenden Stürmen so fühlbar entgegentritt und sich bekundet in den Engelscharen und dem hehren Schmuck des Himmels, verbürgt die Errettung. - ('''22''') Besser wohl wird dies nach dem Hebr. auf den Sprechenden bezogen: damit ich die Himmel pflanze usw. Der Herr hat dem Volke seine Offenbarungen anvertraut und es so wunderbar in den mannigfachen Geschicken beschützt, weil er eine neue Erde und einen neuen Himmel gründen wollte, und dies dadurch, dass er Sion zu seinem Eigentum erwählte, es durch sein mächtiges Schöpferwort für seine Zwecke zu seinem Volke umschuf. Was [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Jes49|Jes 49,2]]''] vom Messias gesagt ist, wird hier vom Volke ausgesagt, die innige Gemeinschaft und Wechselbeziehung zwischen dem Messias und seinen erlösten anzudeuten: der Messias zieht als Haupt und König sein Volk zu sich empor, eine Gemeinschaft, die sich schon durch den gemeinschaftlichen beiderseitigen Namen „Knecht Gottes“ symbolisiert. - ('''23''') Das jemanden zuteil werdende Los heißt sein Kelch, sein Becheranteil. Der Ausdruck geht auf die Sitte zurück, dass der Hausvater dem einzelnen Gaste den Becher füllt, ihm so den betreffenden Teil zumisst. Die Strafe ist daher ein Kelch des Zornes, den der Herr reicht; die heftige, gleichsam Sinn und Verstand betäubende Strafe ist der Taumelkelch, der die Trinkenden wanken macht und zu Boden schlägt. Das Hebr. bezeichnet einen gewölbten, geräumigen Becher als den gewaltigen Umfang der Leiden. - ('''24''') Niemand kann das schließliche Unglück der Stadt und des jüdischen reiches abwenden; hilflos streckt die Mutterstadt die Hand aus, kein König, kein Priester, kein Stand vermag zu helfen, wie eine kinderlose Witwe ist sie verlassen. - ('''25''') Gottes Züchtigung hat sie getroffen. Aber gerade, weil der Herr es war, der so schrecklich strafte, wird er, der nur straft, um zu läutern, sein zerschlagenes Volk wieder trösten du aufrichten. - ('''26''') Sondern vom Taumelkelch des Zornes Gottes, von der Größe des Unglücks betäubt und daher vor Entsetzen taumelnd, wie außer Bewusstsein. - ('''27''') Der Herr nimmt sich seines Volkes an, verschafft ihm Recht vor den Bedrückungen der Feinde. - ('''28''') Das neue Sion soll heilig und seinem Gott treu, ein Strafgericht wird nicht mehr notwendig sein. - ('''29''') Deines innersten Wesens, deines Heiligtums nicht schonten, sondern Jerusalem in die tiefste Seele hinein verdemütigten.
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Version vom 18. September 2019, 05:23 Uhr

Prophetia Isaiiæ. Caput LI.

Prophezeiung des Isaias Kap. 51


C. Dritte Rede. (Kap. 51,1 – 52,12) a. Wiederherstellung und ewiges Heil. (V. 6) b. Aus dieser Botschaft entsteht Sehnsucht und Vertrauen. (V. 16) c. Die Schmach wird von Jerusalem genommen werden.

1. Audite me qui sequimini quod justum est, et quæritis Dominum: attendite ad petram unde excisi estis, et ad cavernam laci, de qua præcisi estis.

2. Attendite ad Abraham patrem vestrum, et ad Saram, quæ peperit vos: quis unum vocavi eum, et benedixi ei, et multiplicavi eum.
3. Consolabitur ergo Dominus Sion, et consolabitur omnes ruinas ejus: et ponet desertum ejus quasi delicias, et solitudinem ejus quasi hortum Domini. Gaudium et lætitia invenietur in ea, gratiarum actio, et vox laudis.
4. Attendite ad me popule meus, et tribus mea me audite: quia lex a me exiet, et judicium meum in lucem populorum requiescet.

5. Prope est justus meus, egressus est salvator meus, et brachia mea populos judicabunt: me insulæ exspectabunt, et brachium meum sustinebunt.
6. Levate in cœlum oculos vestros, et videte sub terra deorsum: quia cœli sicut fumus liquescent, et terra sicut vestimentum atteretur, et habitatores ejus sicut hæc interibunt: Salus autem mea in sempiternum erit, et justitia mea non deficiet.

7. Audite me qui scitis justum: populus meus lex mea in corde eorum: nolite timere opprobrium hominum, et blasphemias eorum ne metuatis.

8. Sicut enim vestimentum, sic comedet eos vermis: et sicut lanam, sic devorabit eos tinea: Salus autem mea in sempiternum erit, et justitia mea in generationes generationum.
9. Consurge, consurge, induere fortitudinem brachium Domini: consurge sicut in diebus antiquis in generationibus sæculorum. Numquid non tu percussisti superbum, vulnerasti draconem?

10. Numquid non tu siccasti mare, aquam abyssi vehementis: qui posuisti profundum maris viam, ut transirent liberati?

11. Et nunc qui redempti sunt a Domino, revertentur, et venient in Sion laudantes, et lætitia sempiterna super capita eorum, gaudium et lætitiam tenebunt, fugiet dolor et gemitus.

12. Ego, ego ipse consolabor vos: quis tu ut timeres ab homine mortali, et a filio hominis, qui quasi fœnum ita arescet?
13. Et oblitus es Domini factoris tui, qui tetendit cœlos, et fundavit terram: et formidasti jugiter tota die a facie furoris ejus, qui te tribulabat, et paraverat ad perdendum: ubi nunc est furor tribulantis?

14. Cito veniet gradiens ad aperiendum, et non interficiet usque ad interecionem, nec deficiet panis ejus.

15. Ego autem sum Dominus Deus tuus, qui conturbo mare, et intumescunt fluctus ejus: Dominus exercituum nomen meum.
16. Posui verba mea in ore tuo, et in umbra manus meæ protexi te, ut plantes cœlos, et fundes terram: et dicas ad Sion: Populus meus es tu.

17. Elevare, elevare, consurge Jerusalem, quæ bibisti de manu Domini calicem iræ ejus: usque ad fundum calicis soporis bibisti, et potsasti usque ad fæces.

18. No est qui sustentet eam ex omnibus filiis, quos genuit: et non est qui apprehendat manum ejus ex omnibus filiis, quos enutrivit.
19. Duo sunt quæ occurrerunt tibi: quis contristabitur super te? vastitas, et contritio, et fames, et gladius, quis consolabitur te?
20. Filii tui projecti sunt, dormierunt in capite omnium viarum, sicut oryx illaqueatus: pleni indignatione Domini, increpatione Dei tui.

21. Idcirco audi hoc paupercula, et ebria non a vino.
22. Hæc dicit dominator tuus Dominus, et Deus tuus, qui pugnabit pro populo suo: Ecce tuli de manu tua calicem soporis, fundum calicis indignationis meæ, non adjicies ut bibas illum ultra.
23. Et ponam illum in manu eorum, qui te humiliaverunt, et dixerunt animæ tuæ: Incurvae, ut transeamus: et posuisti ut terram corpus tuum, et quasi viam transeuntibus.


1. Höret auf mich, die ihr dem nachgehet, was recht ist, und den Herrn sucht; achtet auf den Felsen, aus dem ihr gehauen seid,1 und auf die gehöhlte Grube, aus der ihr gegraben seid.
2. Achtet auf Abraham, euern Vater, und auf Sara, die euch geboren; denn als Einzelnen habe ich ihn berufen und ihn gesegnet und ihn gemehrt.
3. Darum wird der Herr Sion trösten und alle seine Trümmer trösten, seine Wüste wird er umschaffen zur Wonne und seine Öde wie zu einem Paradiese des Herrn; Freude und Frohlocken wird darin herrschen, Danksagung und Lobgesang.2
4. Merket auf mich,3 mein Volk, und höret mich, meine Stämme! denn Gesetz wird von mir ausgehen und mein Recht4 wird als Licht auf die Völker sich niedersenken.
5. Nahe ist mein Gerechter, ausgezogen ist mein Erretter,5 meine Arme werden die Völker richten,6 auf mich harren die Inseln und warten auf meinen Arm.7
6. Erhebet zum Himmel eure Augen und schauet auf die Erde drunten;8 denn die Himmel werden wie Rauch zergehen und die Erde wie ein Kleid zerfallen und ihre Bewohner dahinschwinden wie diese,9 mein Heil aber wird in Ewigkeit bestehen und meine Gerechtigkeit nicht dahinschwinden!10 [Ps 36,39]
7. Höret auf mich, die ihr erkennt, was recht ist,11 mein Volk, in dessen Herzen mein Gesetz ist! Fürchtet nicht den Schimpf der Menschen und vor ihren Lästerungen zaget nicht!
8. Denn wie ein Kleid wird die Motte die verzehren und wie Wolle die Schabe sie zernagen, mein Heil aber wird in Ewigkeit bestehen und meine Gerechtigkeit von Geschlecht zu Geschlecht.12
9. Erhebe dich, erhebe dich, umkleide dich mit Macht, Arm des Herrn!13 Erhebe dich, wie in den früheren Tagen, in den Geschlechtern der Vorzeit! Hast du nicht den Stolzen geschlagen, den Drachen14 durchbohrt?
10. Hast du nicht das Meer ausgetrocknet, das Wasser der gewaltigen Tiefe? Der du des Meeres Grund zum Pfade machtest, damit die Befreiten hindurchzögen? [2Mos 14,21]
11. Und nun kehren sie zurück, die vom Herrn Erlösten, und kommen mit Lobgesang nach Sion, ewige Freude über ihren Häuptern; Frohlocken und Wonne haben sie umfangen, es flieht Schmerz und Seufzen von ihnen.15
12. Ich, ich selbst will euch trösten!16 Wer bist du, dass du dich fürchtest vor einem sterblichen Menschen und vor einem Menschenkinde, das wie Heu dahinwelkt?17
13. Und du hast des Herrn, deines Schöpfers, vergessen, der die Himmel ausspannte und die Erde gründete, und hast gezittert immerfort den ganzen Tag vor dem Grimme dessen, der dich bedrängte und darauf ausging, dich zu verderben! Wo ist nun der Grimm deines Bedrängers?18
14. Eilends kommt der zur Befreiung Heranschreitende19 und nicht tötet er20 bis zur gänzlichen Vertilgung und seines Brotes wir kein Mangel sein.
15. Ich aber bin der Herr, dein Gott, der das Meer aufschreckt, dass seine Wellen sich auftürmen, Herr der Heerscharen ist mein Name!21
16. Ich habe meine Worte in deinen Mund gelegt und mit dem Schatten meiner Hand dich geschützt, damit du22 die Himmel pflanzest und die Erde gründest und zu Sion sprechest: Mein Volk bist du! [Jes 49,2]
17. Erhebe dich, erhebe dich, stehe auf, Jerusalem! Das du aus der Hand es Herrn den Kelch seines Zornes23 getrunken, getrunken hast den Taumelkelch bis auf den Grund und ihn ausgeschlürft bis auf die Hefe.
18. Niemand ist, der es aufrecht hielte von allen Söhnen, die es geboren; keiner ist, der seine Hand ergriffe,24 von allen Söhnen, die es großgezogen.
19. Zwei Ding sin dir begegnet, wer sollte mit dir Mitleid tragen? Verwüstung und Zertrümmerung, Hunger und Schwert; wer sollte dich trösten? [Jes 47,9]
20. Deine Kinder wurden hinausgeworfen, lagen an den Ecken aller Straßen, wie eine in Stricken gefangene Gazelle, hart getroffen vom Grimme des Herrn,25 von den Drohungen deines Gottes.
21. Darum höre dies, du Arme und Trunkene, nicht vom Weine!26
22. So spricht der Herrscher, dein Herr und dein Gott, der für sein Volk streitet:27 Siehe, ich nehme aus deiner Hand den Taumelkelch, den tiefen Kelch meines Grimmes, nicht sollst du ihn ferner trinken.28
23. Und ich werde ihn in die Hand derer geben, die dich erniedrigten und zu deiner Seele29 sprachen: Beuge dich, dass wir über dich dahinschreiten! Und du machtest wie zum Boden deinen Leib und wie zum Wege für die darüber Schreitenden.


Fußnote

Kap. 51 (1) Der Hinweis auf den Stammvater Abraham soll den Frommen zeigen, dass sie im Glauben und Geiste Abrahams die Verheißungen Gottes aufnehmen müssen, für die ja Abrahams Geschichte selbst und dessen zahllose Nachkommen Bürgschaft ablegen. Die Abstammung von Abraham soll es ihnen auch ins Gedächtnis zurückrufen, dass sie jenem gegebenen Verheißungen eben ihr Eigentum sind und dass sie in Abrahams Segen und der zahlreichen Nachkommenschaft ihre erste Bekräftigung haben. Abraham heißt Felsen wohl in Erinnerung an die bereits erstorbene Zeugungskraft Abrahams. (Cyrill, Thom.) Das gleiche Bild bei Sara, die einer Steingrube verglichen wird, aus der Steine herausgegraben werden. Abraham musste lange auf die Anfänge der Erfüllung warten, so mögen den auch seine Kinder sich gläubig hoffend gedulden, wenn der Herr zu zögern scheint. - (2) Die erste Hälfte des Verses schildert das Werk der Erlösung objektiv als Wiederbringung des paradiesischen Heiles; die zweite subjektiv in seiner Wirkung auf die Gemüter der Erlösten: Freude und Dank. - (3) Die Gewissheit dieses Heiles sollen sie sich recht einprägen, es ist, wie schon der Segen an Abraham lautet, ein Heil für alle Völker. - (4) Die so häufige Betonung der Lehre hebt im Gegensatz zu der Befreiung des Cyrus den Charakter der messianischen Erlösung hervor und ist geeignet, die Wiederherstellung Sions usw. im wahren, geistigen Sinn verstehen zu lassen. - (5) Im Hebr. stehen hier die Abstrakta: Nahe ist meine Gerechtigkeit, ausgezogen mein Heil. Das „Nahe“ ist ein prophetisches. Indes schaut der Seher die messianische Befreiung oft mit ihrem Vorbilde zusammen, so auch hier, wo er sie mit dem Gerichte über die Völker zusammenbringt. - (6) Dieses Gericht ist zunächst die Besiegung der Völker durch Cyrus, dessen Großtaten sodann die Ahnung eines außerordentlichen Eingreifers Gottes wachrufen. - (7) Arm ist die Machttat Gottes, das Völkergericht einerseits, das durch Gottes Macht gebrachte Heil anderseits. - (8) Schaut auf die Pracht des Himmels mit seiner unveränderten Regelmäßigkeit und auf die Erde mit ihrer unentwegten Festigkeit: das Heil des Herrn ist dauernder. - (9) Die Ausdrücke gehen auf die Schlusskatastrophe dieser Zeitlichkeit. Vergl. [2Petr 3,10]. Wie diese: Die Menschen vergehen samt den Werken ihrer Tätigkeit wie Himmel und Erde. - (10) Vergl. [Mt 24,35]. - (11) Die Frommen, welche, wie der Messias, Anfeindungen ausgesetzt sind. (Cyr., Euseb., Hieron.) Wie das Heil des Herrn die physische Schöpfung an unvergänglicher Dauer übertrifft, so kann ihm auch das Drohen und die feindseligen Anstrengungen der Menschen nichts anhaben, auch diese zerrinnen und zerstieben wie nichts. - (12) Durch die Gleichheit des Gedankens mit [Jes 50,9] ist ausgedrückt, dass die Frommen zur Teilnahme am Heile, wie teilweise in das Los, so insbesondere in die Gesinnung des Messias einzugehen haben. Sie sollen sich aufrichten und den Gedanken des Messias, seine Gesinnungen müssen die ihrigen werden, dann haben sie auch einen Sieg zu gewärtigen. Und wie leicht zernichtet der Herr die gewaltigsten Anstrengungen der Menschen! - (13) Der Arm, die Machtbestätigung Gottes, ruht gleichsam, weil und so lange das heilige Volk seiner Dränger preisgegeben ist. Da das Heil ganz übernatürlich ist, bedarf es eines besonderen Eingreifens Gottes. - (14) Der Stolze, das Ungetüm (hebr.: Rahab) und der Drache bezeichnen die Macht oder den König von Ägypten, dessen Volk durch den Würgeengel und die Fluten des Roten Meeres hingerafft wurde. Die Worte sind zunächst als Flehgebet des Sehers zu verstehen; da er aber nicht für sich allein prophezeit, so betet er auch im Namen des Volkes oder lehrt vielmehr durch sein Gebet, wie die wahren Israeliten hoffen und beten sollen. - (15) Dies ist der schließliche Sieg des Messias [Jes 50,7] und die Vollendung des Heils, welches die Wandlung des Himmels und der Erde überdauert. - (16) Gott selbst will trösten, also ist es um das Volk nicht so bestellt, dass es zu fürchten hätte. - (17) Dem ewigen, unveränderlichen, mächtigen Gott wird der Mensch, der stirbt, der, ein Grashalm, dahingegeben wird (hebr.) wie Gras der Zerstörung, der dem baldigen Verwelken anheimfällt, gegenübergestellt. Das Volk steht gewissermaßen zwischen beiden. Daher: Wer bist du? – in welcher Lage bist du, ist es so um dich beschaffen? - (18) Hebr.: Und wo bleibt der Grimm des Drängers? Die feindlichen Bestrebungen sind erfolglos. Das nunc der Vulg. Ist nicht ganz passend, da die Feinde nicht als schon überwunden betrachtet werden. - (19) Der Messias, der seit [Jes 49] allein Gegenstand der Prophetie ist. - (20) Der Dränger V. 13. Der Retter stellt sich ja ein, dessen Hilfe, Unterstützung und Erquickung („Brot“) unerschöpflich ist. Hebr.: Eilends wird der Niedergebeugte (von der leidenslast) trösten und stirbt nicht hin zur Grube und nicht mangelt ihm sein Brot. - (21) Gottes Macht, die den Menschen im brausenden Meere und in dessen tobenden Stürmen so fühlbar entgegentritt und sich bekundet in den Engelscharen und dem hehren Schmuck des Himmels, verbürgt die Errettung. - (22) Besser wohl wird dies nach dem Hebr. auf den Sprechenden bezogen: damit ich die Himmel pflanze usw. Der Herr hat dem Volke seine Offenbarungen anvertraut und es so wunderbar in den mannigfachen Geschicken beschützt, weil er eine neue Erde und einen neuen Himmel gründen wollte, und dies dadurch, dass er Sion zu seinem Eigentum erwählte, es durch sein mächtiges Schöpferwort für seine Zwecke zu seinem Volke umschuf. Was [Jes 49,2] vom Messias gesagt ist, wird hier vom Volke ausgesagt, die innige Gemeinschaft und Wechselbeziehung zwischen dem Messias und seinen erlösten anzudeuten: der Messias zieht als Haupt und König sein Volk zu sich empor, eine Gemeinschaft, die sich schon durch den gemeinschaftlichen beiderseitigen Namen „Knecht Gottes“ symbolisiert. - (23) Das jemanden zuteil werdende Los heißt sein Kelch, sein Becheranteil. Der Ausdruck geht auf die Sitte zurück, dass der Hausvater dem einzelnen Gaste den Becher füllt, ihm so den betreffenden Teil zumisst. Die Strafe ist daher ein Kelch des Zornes, den der Herr reicht; die heftige, gleichsam Sinn und Verstand betäubende Strafe ist der Taumelkelch, der die Trinkenden wanken macht und zu Boden schlägt. Das Hebr. bezeichnet einen gewölbten, geräumigen Becher als den gewaltigen Umfang der Leiden. - (24) Niemand kann das schließliche Unglück der Stadt und des jüdischen reiches abwenden; hilflos streckt die Mutterstadt die Hand aus, kein König, kein Priester, kein Stand vermag zu helfen, wie eine kinderlose Witwe ist sie verlassen. - (25) Gottes Züchtigung hat sie getroffen. Aber gerade, weil der Herr es war, der so schrecklich strafte, wird er, der nur straft, um zu läutern, sein zerschlagenes Volk wieder trösten du aufrichten. - (26) Sondern vom Taumelkelch des Zornes Gottes, von der Größe des Unglücks betäubt und daher vor Entsetzen taumelnd, wie außer Bewusstsein. - (27) Der Herr nimmt sich seines Volkes an, verschafft ihm Recht vor den Bedrückungen der Feinde. - (28) Das neue Sion soll heilig und seinem Gott treu, ein Strafgericht wird nicht mehr notwendig sein. - (29) Deines innersten Wesens, deines Heiligtums nicht schonten, sondern Jerusalem in die tiefste Seele hinein verdemütigten. - Weitere Kapitel: 01 | 02 | 03 | 04 | 05 | 06 | 07 | 08 | 09 | 10 | 11 | 12 | 13 | 14 | 15 | 16 | 17 | 18 | 19 | 20 | 21 | 22 | 23 | 24 | 25 | 26 | 27 | 28 | 29 | 30 | 31 | 32 | 33 | 34 | 35 | 36 | 37 | 38 | 39 | 40 | 41 | 42 | 43 | 44 | 45 | 46 | 47 | 48 | 49 | 50 | 52 | 53 | 54 | 55 | 56 | 57 | 58 | 59 | 60 | 61 | 62 | 63 | 64 | 65 | 66 |

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