Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:Mic03

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Prophetia Michææ. Caput III.

Prophezeiung des Michäas Kap. 3


2. Zweite Rede. (Kap. 3-5) a. Versündigungen und Strafen der Fürsten. (V. 4) b. Tadel über die falschen Propheten. (V. 8) c. Untergang der Theokratie.

1. Et dixi: Audite principes Jacob, et duces domus Israel: Numquid non vestrum est scire judicium,

2. Qui odio habetis bonum, et diligitis malum: qui violenter tollitis pelles eorum desuper eis, et carnem eorum desuper ossibus eorum?
3. Qui comederunt carnem populi mei, et pellem eorum desuper excoriaverunt: et ossa eorum confregerunt, et conciderunt sicut in lebete, et quasi carnem in medio ollæ.
4. Tunc clamabunt ad Dominum, et non exaudiet eos: et abscondet faciem suam ab eis in tempore illo, sicut nequiter egerunt in adinventionibus suis.

5. Hæc dicit Dominus super prophetas, qui seducunt populum meum: qui mordent dentibus suis, et prædicant pacem: et si quis non dederit in ore eorum quippiam, sanctificant super eum prœlium.

6. Propterea nox vobis pro visione erit, et tenebræ vobis pro divinatione: et occumbet sol super prophetas, et obtenebrabitur super eos dies.

7. Et confundentur qui vident visiones, et confundentur divini: et operient omnes vultus suos, quia non est responsum Dei.
8. Verumtamen ego repletus sum fortitudine spiritus Domini, judicio, et virtute: ut annuntiem Jacob scelus suum, et Israel peccatum suum.
9. Audite hoc principes domus Jacob, et judices domus Israel: qui abominamini judicium, et omnia recta pervertitis.
10. Qui ædificatis Sion in sanguinibus, et Jerusalem in iniquitate.
11. Principes ejus in muneribus judicabant, et sacerdotes ejus in mercede docebant, et prophetæ ejus in pecunia divinabant: et super Dominum requiescebant, dicentes: Numquid non Dominus in medio nostrum? Non venient super nos mala.
12. Propter hoc, causa vestri, Sion quasi ager arabitur, et Jerusalem quasi acervus lapidum erit, et mons templi in excelsa silvarum.



1. Wieder sprach ich:1 Höret, ihr Häupter Jakobs, ihr Führer des Hauses Israel! Ist es nicht eure Sache zu wissen, was recht ist?2
2. Die ihr das Gute hasst und das Böse liebt, die ihr den Leuten gewaltsam die Haut abziehet und das Fleisch von ihrem Gebein.
3. Sie verzehren das Fleisch meines Volkes und ziehen ihnen die Haut ab, zermalmen dessen Gebein und zerstücken es, wie den Inhalt eines Kessels und wie Fleisch in dem Topfe.3
4. Einst werden sie zu dem Herrn rufen, aber er wird sie nicht erhören4 und er wird sein Antlitz vor ihnen zu jener Zeit verbergen,5 wie sie Böses geübt nach ihren Taten.6
5. So spricht der Herr wider die Propheten, welche mein Volk verführen; welche mit ihren Zähnen beißen, während sie Frieden verkünden,7 und dem, der ihnen nichts in den Mund gibt, den Krieg erklären.8
6. Darum9 soll Nacht über euch kommen statt eines Gesichtes und Finsternis statt Wahrsagens,10 die Sonne soll über den Propheten untergehen und der Tag sich über ihnen verfinstern.11
7. Da werden die Seher schamrot werden, die Wahrsager beschämt werden und alle werden ihr Angesicht12 verhüllen, weil kein Ausspruch von Gott kommt.13
8. Ich aber bin mit der Kraft des Geistes vom Herrn14 erfüllt, erfüllt mit Recht und Stärke, um Jakob seine Missetat zu verkünden und Israel seine Sünden.15
9. Höret dies,16 ihr Fürsten des Hauses Jakob und ihr, Richter des Hauses Israel! die ihr das Recht verabscheut und alles verdreht, was gerade ist,17
10. die ihr mit Blutvergießen Sion baut und Jerusalem mit Unrecht!18
11. Seine Fürsten sprechen für Geschenke Recht, seine Priester lehren um Lohn, seine Propheten weissagen um Geld und doch verlassen sie sich auf den Herrn und sagen: Ist nicht der Herr in unserer Mitte? Kein Unglück wird über uns kommen!19 [Ez 22,27; Zeph 3,3]
12. Darum20 wird eurethalben Sion wie ein Feld umgepflügt und Jerusalem wird zum Trümmerhaufen und der Tempelberg bewaldete Höhen werden.21


Fußnote

Kap. 3 (1) Was der Seher [Mic 2,1ff] getadelt, zeigt er jetzt im einzelnen an den verschiedenen Ständen. - (2) Und es zu üben im Gericht und in Verwaltung? - (3) Sie sind nicht Hirten des Volkes, sondern Schlächter und Räuber, da sie es ungerecht bedrücken und mit grausamer Habsucht heimsuchen und berauben. - (4) Die anderen Barmherzigkeit versagt, werden einst selbst keine Barmherzigkeit finden. - (5) Wie sie ihr Antlitz vor den Bittflehenden verborgen. (Hier.) Das Antlitz verbirgt Gott vor ihnen nicht nur, um nicht zu helfen, sondern insbesondere um seinen Zorn gegen sie zu offenbaren. Im Hebr. steht der Optativ, mit dem der Seher dem gerechten Gerichte Gottes anhängt. - (6) So soll ihnen Strafe zuteil werden. - (7) Wie sie das Volk verführen, so tun sie ihm kläglichen Schaden an, durch ihre Verkündigungen von Frieden und Sicherheit führen sie den Untergang herbei. (Cyr., Theod., Theod. Gr.) Während sie süß reden, beißen sie in Wahrheit, d.i. bringen Gift bei und Tod. - (8) Sie suchen schimpflichen Gewinn. Wer ihren Mund nicht durch reiche Geschenke verschließt, dem sagen sie in Gottes Namen Krieg an und bedrohen ihn als einen gottlosen und verworfenen Menschen, der Gottes Propheten gering achtet. - (9) Zur Strafe für euren Betrug, dass ihr vorgebt, von Gott gesendet und erfüllt zu sein. - (10) Nacht und Finsternis sind Symbol von Unglück und Heimsuchung. - (11) Nicht wörtlich, sondern bildlich. (Cyr.) - (12) Hebr.: Ihren Bart. Den Bart und Mund verhüllen ist Zeichen der Trauer und Beschämung. - (13) Wenn man sieht, dass ihre Aussprüche nicht in Erfüllung gehen, wird man sie verachten, ja kaum noch beachten, und die, welche die wahren Propheten verspotteten, werden in ihrem Unglücke des Trostes der Prophezeiung entbehren. Vergl. [Klagel 2,9; Ps 73,9]. - (14) Hebr.: Ich dagegen bin mit Kraft erfüllt, mit dem Geiste Jahves usw. - (15) Bild des wahren Propheten: Gottes Berufung gibt ihm Mut, Gefahren, Drohungen und Tod zu verachten. Er ist vom Geiste des Herrn erfüllt, so dass er die Worte Gottes mit Autorität und Nachdruck verkündet. Er verkündet den Sündern nicht Frieden, sondern das Gericht und sucht nicht zu schmeicheln, sondern rügt in der Kraft Gottes Sünden und Vergehen öffentlich und bei allen. Kraft und Stärke werden zweimal genannt, weil die schlimmen Zeiten gerade diese besonders erheischen. - (16) Dass ich mit dem Geiste Gottes erfüllt bin, um Jakob seinen Frevel zu verkünden. Nach dem Hebr. redet er die Gleichen an, wie [Mic 3,1]. - (17) Schlimmeres kann er den Fürsten und Beamten nicht vorwerfen: Die, welche Schützer und Hüter des Rechtes und der Gesetze sein sollten, verletzen göttliches und menschliches Recht. - (18) Die ihr den Schweiß der Armen durch ungerechte Steuern, Urteile, Wucher, Betrügereien, Erpressungen verzehrt. Blut ist in der Heiligen Schrift oftmals jede ungerechte Gewalttat gegen den Nächsten, sei es durch Mord, sei es durch Bedrückung oder Erpressung. Vergl. [Jer 22,13] gegen Joakim. - (19) Von Verbrechen gleichsam erfüllt, versprechen sie sich in wahnwitziger Weise Straflosigkeit. Äußerlichkeiten, wie ihre leibliche Abstammung von Abraham, das Bündnis Gottes, der Tempel flößen ihnen ein so großes abergläubisches Vertrauen ein, dass sie sich vor jeder Ahndung sicher wähnen. Vergl. [Jer 7,4]. Es ist die gleiche Überhebung, mit der ihre Nachkommen dem Heilande entgegenstellen: Wir sind Kinder Abrahams. - (20) Wegen der V. 9-11 angegebenen Ursachen. Nachdrücklich fügt er hinzu: eurethalben. - (21) Die drei Drohungen besagen den Untergang der Theokratie. Sion ist die Burg und das Haus des Königs; wird diese zerstört und dem Erdboden gleichgemacht, so hört also die königliche Gewalt auf, die Stadt wird zum Trümmerhaufen, der Berg Moria, einst berühmt als Tempelberg, wird wieder, was er einst gewesen, ein Wald. Wie genau dies alles in Erfüllung gegangen, zeigt Jeremias [Klagel 5,18]. Vergl. auch [1Mak 4,38]. Diese Prophezeiung ist zugleich eine Erklärung für [Mic 1,9; Mic 2,3.4.10]. Und heute noch sind wir Zeugen der Erfüllung.

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