Titusbrief

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DER BRIEF AN TITUS

Der Brief an Titus wurde von dem heil. Paulus um dieselbe Zeit geschrieben, wie der erste Brief an Timotheus. Über den Adressaten selbst sind uns nur spärliche Nachrichten erhalten, da die Apostelgeschichte seiner überhaupt nicht Erwähnung tut. Titus war ein Heide von Geburt, wie es scheint, aus Antiochia, der schon bald nach der Bekehrung des heil. Paulus den Glauben annahm, da der Völkerapostel, der ihn getauft, [Gal 2,1] vergl. [Apg 15,2], ihn zur Zeit des Apostelkonzils als Begleiter hatte. Vergeblich drangen einige jüdisch gesinnte Christen, welche an der Verbindlichkeit des mosaischen Zeremonialgesetzes festhalten wollten, bei dem Apostel darauf, dass Titus der Beschneidung unterworfen werde. Auf der zweiten Missionsreise scheint Titus seinen Lehrer nicht begleitet zu haben, auf der dritten Reise aber sandte Paulus ihn gegen Ende seines Aufenthaltes in Ephesus, bald nachdem der Apostel seinen ersten Brief an die Korinther gesendet, mit einem anderen Bruder nach Korinth, um zuzusehen, welche Frucht seine Ermahnungen getragen hatten, und um für die Christen in Jerusalem eine Kollekte zu halten. In Macedonien traf der heilige Paulus mit seinem Jünger zusammen und empfand nicht geringe Freude über die günstigen Nachrichten, welche derselbe brachte. Zum Lohn für seine treuen Dienste ward Titus beauftragt, einen zweiten Brief nach Korinth zu überbringen und die bereits begonnene Kollekte mit Hilfe zweier anderer Brüder zu Ende zu führen. [2Kor 2,13, 2Kor 7,6ff, 2Kor 8,6.16, 2Kor 12,18] Von nun an verschwindet er fast ganz aus der Geschichte. Durch jene, welche die Pfingstpredigt des heil. Petrus gehört hatten [Apg 2,11], war das Christentum bereits nach Kreta verpflanzt worden, so dass, als Paulus nach seiner Befreiung aus der ersten Gefangenschaft im Sommer oder Herbste des Jahres 64 dorthin kam, bereits christliche Gemeinden vorhanden waren. Nach [Tit 1,5] dieses Briefes ließ der Apostel seinen Jünger auf Kreta zurück, um seine Stelle zu vertreten und die weiteren Anordnungen zur Bildung der christlichen Gemeinde zu treffen. Leicht war diese Aufgabe nicht, denn es gab damals in der dortigen Gemeinde viele judenchristliche Ungehorsame, Schwätzer und Verführer [Tit 1,10ff], deshalb sandte Paulus seinem Jünger noch besondere Ermahnungen in diesem Briefe, in dem er auch den Wunsch ausspricht, ihn bald in Nikopolis wiederzusehen, wo er zu überwintern gedenke. Später ging Titus nach Dalmatien [2Tim 4,10], doch lässt sich nicht bestimmen, ob er sich unmittelbar von Nikopolis in Epirus aus dorthin begab. Eusebius berichtet, dass Titus als Bischof von Kreta auf den umliegenden Inseln das Evangelium verkündet und am Orte seiner Hauptwirksamkeit gestorben sei. (Theodoret. Isidorus Hisp.) der heil. Hieronymus fügt hinzu, dass Titus die Jungfräulichkeit bis zum Tode bewahrt habe. Das römische Martyrologium begeht sein Fest als das eines Bischofs und Bekenners am 4. Januar.