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Kap. 12 ('''1''') Herodes Agrippa I., Enkel Herodes des Großen, Bruder der Herodias. Seit dem Jahre 41 n. Chr. Hatte er das ganze ehemalige Gebiet Herodes des Großen unter sich. - ('''2''') Jetzt trank der heil. Jakobus den Kelch, wie der Herr ihm vorausgesagt [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:Mt20|Mt 20,23]]''], und ging als der erste Apostel in den Himmel ein, da Herodes ihn mit dem Schwerte enthaupten ließ. - ('''3''') Für Agrippa handelt e sich lediglich um politische Gründe. Er will den Juden gefallen. Die anlässlich des Osterfestes anwesenden Juden sollen Zeugen seines vorgeblichen Eifers für das Gesetz sein. - ('''4''') D. i. auf den Platz führen lassen wollte, wo das Urteil gesprochen werden sollte. - ('''5''') Nicht bei Menschen, nur bei Gott sucht die bekümmerte Herde Hilfe für ihren gefangenen Hirten. In der letzten Nacht vor dem entscheidenden Tage krönt der Herr die Beharrlichkeit der Gebete seiner Kirche. (V. 7) - ('''6''') Tag und Nacht wurden in vier Wachen eingeteilt, von denen jede vier Soldaten zugewiesen ward. Zwei von denselben standen als Aussenposten (V. 6) an der Türe des Kerkers, vergl. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:Apg05|Apg 5,23]]''], zwei waren im Kerker selbst, und war der Gefangene mit seinen Ketten an diese angeschlossen. - ('''7''') Das Gedächtnis dieser Befreiung lebt in den Ketten fort, welche in Jerusalem als Reliquien aufbewahrt und im Jahre 463 der Eudokia, der Gemahlin Theodosius II., durch den Patriarchen Juvenal geschenkt wurden. Eine derselben hinterlegte Eudokia in der Peterskirche zu Konstantinopel, die andere sandte sie nach Rom, wo sie noch jetzt aufbewahrt wird, vereinigt mit der Kette, an welche Petrus im mamertinischen Kerker geschloffen war. - ('''8''') Als der Apostel sich zum Schlafe niederlegte, hatte er seinen Mantel und seine Sandalen abgelegt und den Gürtel, mit dem sein langes Unterkleid den Tag über geschützt war, gelöst. - ('''9''') Das Gefängnis war in der Stadt, vielleicht im Palaste des Herodes selbst. - ('''10''') Jetzt, da der Engel dem heil. Petrus nicht mehr notwendig war, verließ er ihn. - ('''11''') Zum dritten Male war das Oberhaupt der Kirche gefangen gewesen [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:Apg04|Apg 4,3]], [[:Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:Apg05|Apg 5,18ff]]''], und zum zweiten Male hatte der Herr ihn wunderbar befreit. Dieses Mal umso herrlicher, als der Mächtigste des Landes, Herodes, den Apostel gewissermaßen dem Judenvolke, welches seine Hinrichtung mit Ungeduld erwartete, als Opfer verpfändet hatte, - ('''12''') Der Mann der Maria, der Mutter des Markus, war wohl schon tot, da er nirgends erwähnt wird. - ('''13''') D. i. Rosenstrauch. - ('''14''') Jakobus [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:Mt13|Mt 13,55]]''] war also der Mittelpunkt der Gemeinde zu Jerusalem. Der Grund, weshalb von allen Jüngern gerade er ungefährdet in Jerusalem bleiben konnte, lag außer einem besonderen Schutze der göttlichen Vorsehung in dem Ansehen, welches er bei den Juden wegen seiner genauen Gesetzesbeobachtung und großen Lebensstrenge hatte. Von vielem Beten in knieender Stellung waren seine Knie mit Schwielen bedeckt (Heges.). Es wäre von Herodes unklug gewesen, diesem Manne ein Leid zuzufügen. - ('''15''') Warum nennt Lukas den Ort nicht? Warum schweigt er über die weiteren Schicksale des heil. Petrus? Hatten diese etwa für Theophilus kein Interesse? Gewiss war der Ort ebenso wie die folgenden Ereignisse dem Theophilus und den sonstigen Lesern der Apostelgeschichte bekannt. Der Ort war kein anderer als Rom selbst. Es hätte der römischen Gemeinde Gefahr gebracht, wenn Lukas ausdrücklich geschrieben hätte, der Fürst der Apostel halte sich daselbst auf. Die Apostelgeschichte ist nämlich kurz vor dem Ausbruche der Neronischen Verfolgung geschrieben, die man bereits vorfühlt. Nach Hier. und Euseb. kam der heil. Petrus um das Jahr 42 nach Rom. - ('''16''') Da die wachen die Flucht ihres Gefangenen nicht auf glaubhafte Weise zu erklären vermochten, verfielen sie der Strafe, welche diesem zugedacht war. Diesen Umstand fügt der heil. Lukas bei, um zu zeigen, wie fest Herodes entschlossen war, dem heil. Petrus zu töten. Wie einst die Kinder zu Betlehem als schuldlose Opfer der Furcht und Rache seines Großvaters starben, so opfert Herodes Agrippa die Soldaten seiner Politik. - ('''17''') Der Zorn entsprang wohl der Handelseifersucht. - ('''18''') Sie baten um freundliche Beziehungen, welche ihren Handel nicht schädigten. - ('''19''') An die Gesandten von Tyrus und Sidon. - ('''20''') Herodes tadelte weder die Rufenden, noch wies er ihre Schmeichelei zurück. Da Agrippa das Zepter des Hauses Juda führte und über das Erbland der Verheißung herrschte, forderte das Wohlgefallen, welches er an der Vergötterung empfand, die göttliche Gerechtigkeit heraus. Des Herrn strafender Engel, vergl. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:2Koe24|2Koe 24,16]]''] überantwortet ihn derselbe peinlichen und tödlichen Krankheit, an der einst der gottesräuberische König Antiochus Epiphanes [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:2Makk09|Makk 9,5]]''] zu Grunde gegangen war. - ('''21''') Welcher Gegensatz zwischen dem Ende des Verfolgers und den Schicksalen der Verfolgten! - ('''22''') Mit Kap. 12 endet die Geschichte des Reiches Gottes unter den Juden von Jerusalem bis Antiochia. Die folgenden Kapitel berichten vor allem über die Ausbreitung des Christentums über die ganze heidnische Welt bis zu jener Stätte, wo sich die Tätigkeit des heil. Paulus mit der des heil. Petrus vereint und der Mittelpunkt der Kirche erreicht ist.
Kap. 12 ('''1''') Herodes Agrippa I., Enkel Herodes des Großen, Bruder der Herodias. Seit dem Jahre 41 n. Chr. Hatte er das ganze ehemalige Gebiet Herodes des Großen unter sich. - ('''2''') Jetzt trank der heil. Jakobus den Kelch, wie der Herr ihm vorausgesagt [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:Mt20|Mt 20,23]]''], und ging als der erste Apostel in den Himmel ein, da Herodes ihn mit dem Schwerte enthaupten ließ. - ('''3''') Für Agrippa handelt e sich lediglich um politische Gründe. Er will den Juden gefallen. Die anlässlich des Osterfestes anwesenden Juden sollen Zeugen seines vorgeblichen Eifers für das Gesetz sein. - ('''4''') D. i. auf den Platz führen lassen wollte, wo das Urteil gesprochen werden sollte. - ('''5''') Nicht bei Menschen, nur bei Gott sucht die bekümmerte Herde Hilfe für ihren gefangenen Hirten. In der letzten Nacht vor dem entscheidenden Tage krönt der Herr die Beharrlichkeit der Gebete seiner Kirche. (V. 7) - ('''6''') Tag und Nacht wurden in vier Wachen eingeteilt, von denen jede vier Soldaten zugewiesen ward. Zwei von denselben standen als Aussenposten (V. 6) an der Türe des Kerkers, vergl. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:Apg05|Apg 5,23]]''], zwei waren im Kerker selbst, und war der Gefangene mit seinen Ketten an diese angeschlossen. - ('''7''') Das Gedächtnis dieser Befreiung lebt in den Ketten fort, welche in Jerusalem als Reliquien aufbewahrt und im Jahre 463 der Eudokia, der Gemahlin Theodosius II., durch den Patriarchen Juvenal geschenkt wurden. Eine derselben hinterlegte Eudokia in der Peterskirche zu Konstantinopel, die andere sandte sie nach Rom, wo sie noch jetzt aufbewahrt wird, vereinigt mit der Kette, an welche Petrus im mamertinischen Kerker geschloffen war. - ('''8''') Als der Apostel sich zum Schlafe niederlegte, hatte er seinen Mantel und seine Sandalen abgelegt und den Gürtel, mit dem sein langes Unterkleid den Tag über geschützt war, gelöst. - ('''9''') Das Gefängnis war in der Stadt, vielleicht im Palaste des Herodes selbst. - ('''10''') Jetzt, da der Engel dem heil. Petrus nicht mehr notwendig war, verließ er ihn. - ('''11''') Zum dritten Male war das Oberhaupt der Kirche gefangen gewesen [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:Apg04|Apg 4,3]], [[:Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:Apg05|Apg 5,18ff]]''], und zum zweiten Male hatte der Herr ihn wunderbar befreit. Dieses Mal umso herrlicher, als der Mächtigste des Landes, Herodes, den Apostel gewissermaßen dem Judenvolke, welches seine Hinrichtung mit Ungeduld erwartete, als Opfer verpfändet hatte, - ('''12''') Der Mann der Maria, der Mutter des Markus, war wohl schon tot, da er nirgends erwähnt wird. - ('''13''') D. i. Rosenstrauch. - ('''14''') Jakobus [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:NT:Mt13|Mt 13,55]]''] war also der Mittelpunkt der Gemeinde zu Jerusalem. Der Grund, weshalb von allen Jüngern gerade er ungefährdet in Jerusalem bleiben konnte, lag außer einem besonderen Schutze der göttlichen Vorsehung in dem Ansehen, welches er bei den Juden wegen seiner genauen Gesetzesbeobachtung und großen Lebensstrenge hatte. Von vielem Beten in knieender Stellung waren seine Knie mit Schwielen bedeckt (Heges.). Es wäre von Herodes unklug gewesen, diesem Manne ein Leid zuzufügen. - ('''15''') Warum nennt Lukas den Ort nicht? Warum schweigt er über die weiteren Schicksale des heil. Petrus? Hatten diese etwa für Theophilus kein Interesse? Gewiss war der Ort ebenso wie die folgenden Ereignisse dem Theophilus und den sonstigen Lesern der Apostelgeschichte bekannt. Der Ort war kein anderer als Rom selbst. Es hätte der römischen Gemeinde Gefahr gebracht, wenn Lukas ausdrücklich geschrieben hätte, der Fürst der Apostel halte sich daselbst auf. Die Apostelgeschichte ist nämlich kurz vor dem Ausbruche der Neronischen Verfolgung geschrieben, die man bereits vorfühlt. Nach Hier. und Euseb. kam der heil. Petrus um das Jahr 42 nach Rom. - ('''16''') Da die wachen die Flucht ihres Gefangenen nicht auf glaubhafte Weise zu erklären vermochten, verfielen sie der Strafe, welche diesem zugedacht war. Diesen Umstand fügt der heil. Lukas bei, um zu zeigen, wie fest Herodes entschlossen war, dem heil. Petrus zu töten. Wie einst die Kinder zu Betlehem als schuldlose Opfer der Furcht und Rache seines Großvaters starben, so opfert Herodes Agrippa die Soldaten seiner Politik. - ('''17''') Der Zorn entsprang wohl der Handelseifersucht. - ('''18''') Sie baten um freundliche Beziehungen, welche ihren Handel nicht schädigten. - ('''19''') An die Gesandten von Tyrus und Sidon. - ('''20''') Herodes tadelte weder die Rufenden, noch wies er ihre Schmeichelei zurück. Da Agrippa das Zepter des Hauses Juda führte und über das Erbland der Verheißung herrschte, forderte das Wohlgefallen, welches er an der Vergötterung empfand, die göttliche Gerechtigkeit heraus. Des Herrn strafender Engel, vergl. [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:2Koe24|2Koe 24,16]]''] überantwortet ihn derselbe peinlichen und tödlichen Krankheit, an der einst der gottesräuberische König Antiochus Epiphanes [''[[:Kategorie:BIBLIA SACRA:AT:2Mak09|Makk 9,5]]''] zu Grunde gegangen war. - ('''21''') Welcher Gegensatz zwischen dem Ende des Verfolgers und den Schicksalen der Verfolgten! - ('''22''') Mit Kap. 12 endet die Geschichte des Reiches Gottes unter den Juden von Jerusalem bis Antiochia. Die folgenden Kapitel berichten vor allem über die Ausbreitung des Christentums über die ganze heidnische Welt bis zu jener Stätte, wo sich die Tätigkeit des heil. Paulus mit der des heil. Petrus vereint und der Mittelpunkt der Kirche erreicht ist.


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Version vom 6. Februar 2015, 14:59 Uhr

Actus Apostolorum

Die Apostelgeschichte - Kap. 12

Schicksal des heil. Jakobus und des heil. Petrus in der Verfolgung des Herodes. (V. 17) Das Ende des Herodes. (V. 24) Rückkehr des Paulus und Barnabas.

1.Exodem autem tempore misit Herodes rex manus, ut affligeret quosdam de Ecclesia.
2. Occidit autem Jacobum fratrem Joannis gladio.
3. Videns autem quia placeret Judæis, apposuit ut apprehenderet et Petrum. Erant autem dies Azymorum.

4. Quem cum apprehendisset, misit in carcerem, tradens quatuor quaternionibus militum custodiendum, volens post Pascha producer eum populo.
5. Et Petrus quidem servabatur in carcere. Oratio autem fiebat sine intermission ab Ecclesia ad Deum pro eo.
6. Cum autem producturus eum esset Herodes, in ipsa nocte erat Petrus dormiens inter duos milites, vinctus catenis duabus: et custodes ante ostium custodiebant carcerem.
7. Et ecce Angelus Domini adstitit: et lumen refulsit in habitaculo: percussoque latere Petri, excitavit eum, dicens: Surge velociter. Et ceciderunt catenæ de minibus ejus.
8. Dixit autem Angelus ad eum: Præcingere, et calcea te caligas tuas. Et fecit sic. Et dixit illi: Circumda tibi vestimentum tuum, et sequere me.
9. Et exiens sequebatur eum, et nesciebat quia verum est, quod fiebat per Angelum: existimabat autem se visum videre.
10. Transeuntes autem primam et secundam custodiam, venerunt ad portam ferream, quæ ducit ad civitatem: quæ ultro aperta est eis. Et exeuntes processerunt vicum unum: e continuo discessit Angelus ab eo.
11. Et Petrus ad se reversus, dixit: Nunc scio vere quia misit Dominus Angelum suum, et eripuit me de manu Herodis, et de omni exspectatione plebis Judæorum.
12. Consideransque venit ad domum Mariæ matris Joannis, qui cognominatus est Marcus, ubi errant multi congregate, et orantes.
13. Pulsante autem eo ostium januæ, processit puella ad audiendum, nomine Rhode.
14. Et ut cognovit vocem Petri, præ gaudio non aperuit januam, sed intro currens nuntiavit stare Petrum ante januam.
15. At illi dixerunt ad eam: Insanis. Illa autem affirmabat sic se habere. Illi autem dicebant: Angelus ejus est.
16. Petrus autem perseverabat pulsans. Cum autem aperuissent, viderunt eum, et obstupuerunt.
17. Annuens autem eis manu ut tacerent, narravit quomodo Dominus eduxisset eum de carcere, dixitque: Nuntiate Jacobo, et fratribus hæc. Et egressus abiit in alium locum.

18. Facta autem die, erat non parva turbatio inter milites, quidnam factum esset de Petro.
19. Herodes autem cum requisisset eum, et non invenisset, inquisitione facta de custodibus, jussit eos duci: descendensque a Judæa in Cæsaream, ibi commoratus est.
20. Erat autem iratus Tyriis, et Sidoniis. At illi unanimes venerunt ad eum, et persuaso Blasto, qui erat super cubiculum regis, postulabant pacem, eo quod alerentur regions eorum ab illo.

21. Statuto autem die herodes vestitus veste regia, sedit pro tribunal, et concionabatur ab eos.

22. Populus autem acclamabat: dei voces, et non hominis.
23. Confestim autem percussit eum Angelus Domini, eo quod non dedisset honorem Deo: et consumptus a vermibus, exspiravit.
24. Verbum autem Domini crescebat, et multiplicabatur.
25. Barnabas autem et Saulus reversi sunt ab Jerosolymis expleto ministerio, assumpto Joanne, qui cognominatus est Marcus.

1.Zu derselben Zeit legte König Herodes1 Hand an, um einige der Angehörigen der Kirche zu misshandeln.
2. Er tötete Jakobus, den Bruder des Johannes, mit dem Schwerte.2
3. Und da er sah, dass es den Juden wohlgefiel, fuhr er fort, ergriff auch den Petrus. Es waren aber die Tage der ungesäuerten Brote.3
4. Als er ihn nun ergriffen hatte, warf er ihn in´s Gefängnis, und übergab ihn einer vierfachen Wache, von je vier Soldaten zur Bewachung, da er ihn nach Ostern dem Volke vorführen wollte.4
5. Nun ward Petrus in dem Gefängnisse gehalten; aber die Kirche betete ohne Unterlass für ihn zu Gott.5
6. Als aber Herodes im Begriffe war, ihn vorzuführen, in derselben Nacht schlief Petrus zwischen zwei Soldaten, mit zwei Ketten gefesselt; und Wächter bewachten vor der Türe das Gefängnis.6
7. Da siehe, trat ein Engel des Herrn heran, und Licht strahlte im Gemache; und indem er Petrus an die Seite schlug, weckte er ihn auf, und sprach: Stehe eilig auf! Und es fielen ihm die Ketten von den Händen.7
8. Der Engel aber sprach zu ihm: Umgürte dich, und ziehe deine Schuhe an! Und er tat also. Jener aber sprach zu ihm: Wirf deinen Mantel8 um dich, und folge mir!
9. Da ging er hinaus, und folgte ihm, und er wusste nicht, dass es Wirklichkeit war, was durch den Engel geschah; sondern er glaubte ein Gesicht zu sehen.
10. Sie gingen nun vor der ersten und zweiten Wache vorüber, und kamen zu dem eisernen Tore, welches in die Stadt führt.9 Dieses öffnete sich ihnen von selbst; und sie traten hinaus, und gingen eine Straße vorwärts, und alsbald schied der Engel von ihm.10
11. Da kam Petrus zu sich selbst, und sprach: Jetzt weiß ich wahrhaft, dass der Herr seinen Engel gesandt und mich aus der Hand des Herodes und aller Erwartung des Volkes der Juden entrissen hat.11
12. Und sich besinnend kam er zum Hause der Maria, der Mutter des Johannes, mit dem Zunamen Markus, wo viele versammelt waren, und beteten.12
13. Als er aber an der Pforte des Vorplatzes anklopfte, trat eine Magd, mit Namen Rhode,13 heraus, um zu horchen.
14. Und da sie die Stimme des Petrus erkannte, machte sie vor Freude die Pforte nicht auf, sondern lief hinein, und meldete, Petrus stehe vor der Türe.
15. Sie aber sagten zu ihr: Du bist von Sinnen. Allein sie versicherte, dass es so sei. Jene dagegen sagten: Es ist sein Engel!
16. Petrus aber fuhr fort zu klopfen. Da sie nun aufmachten, sahen sie ihn, und staunten.

17. er aber winkte ihnen mit der Hand, dass sie schweigen sollten, und erzählte, wie der Herr ihn aus dem Gefängnisse geführt habe, und sprach: Verkündet dies dem Jakobus14 und den Brüdern! Und er ging hinaus, und begab sich an einen andern Ort.15
18. Als es nun tag geworden war, entstand unter den Soldaten eine nicht geringe Bestürzung, was wohl aus Petrus geworden sei.
19. Herodes aber hielt, als er ihn suchte und nicht fand, Gericht über die Wächter, und befahl sie zum Tode zu führen.16 Hierauf zog er von Judäa hinab nach Cäsarea, und hielt sich daselbst auf.
20. Er war aber sehr erzürnt17 über die Tyrer und Sidonier. Sie aber kamen einmütig zu ihm, und gewannen des Blastus, den Kämmerer des Königs, und baten um Frieden;18 den ihr Land bezog von ihm Nahrungsmitel.
21. An einem bestimmten Tage nun setzte sich Herodes mit königlichem Gewande angetan, auf seinen Thron, und hielt eine Rede an sie. 19
22. Das Volk aber rief ihm zu: Eines Gottes Stimme, und nicht eines Menschen!20
23. Alsbald aber schlug ihn ein Engel des Herrn, dafür, dass er nicht Gott die Ehre gab; und von den Würmern verzehrt, gab er den Geist auf.21
24. Das Wort des Herrn aber wuchs, und mehrte sich.
25. Barnabas aber und Saulus kehrten, nachdem sie die Verteilung der Unterstützung vollzogen, von Jerusalem zurück, und nahmen den Johannes, welcher den Zunamen Markus hat, mit sich.22

Fußnote

Kap. 12 (1) Herodes Agrippa I., Enkel Herodes des Großen, Bruder der Herodias. Seit dem Jahre 41 n. Chr. Hatte er das ganze ehemalige Gebiet Herodes des Großen unter sich. - (2) Jetzt trank der heil. Jakobus den Kelch, wie der Herr ihm vorausgesagt [Mt 20,23], und ging als der erste Apostel in den Himmel ein, da Herodes ihn mit dem Schwerte enthaupten ließ. - (3) Für Agrippa handelt e sich lediglich um politische Gründe. Er will den Juden gefallen. Die anlässlich des Osterfestes anwesenden Juden sollen Zeugen seines vorgeblichen Eifers für das Gesetz sein. - (4) D. i. auf den Platz führen lassen wollte, wo das Urteil gesprochen werden sollte. - (5) Nicht bei Menschen, nur bei Gott sucht die bekümmerte Herde Hilfe für ihren gefangenen Hirten. In der letzten Nacht vor dem entscheidenden Tage krönt der Herr die Beharrlichkeit der Gebete seiner Kirche. (V. 7) - (6) Tag und Nacht wurden in vier Wachen eingeteilt, von denen jede vier Soldaten zugewiesen ward. Zwei von denselben standen als Aussenposten (V. 6) an der Türe des Kerkers, vergl. [Apg 5,23], zwei waren im Kerker selbst, und war der Gefangene mit seinen Ketten an diese angeschlossen. - (7) Das Gedächtnis dieser Befreiung lebt in den Ketten fort, welche in Jerusalem als Reliquien aufbewahrt und im Jahre 463 der Eudokia, der Gemahlin Theodosius II., durch den Patriarchen Juvenal geschenkt wurden. Eine derselben hinterlegte Eudokia in der Peterskirche zu Konstantinopel, die andere sandte sie nach Rom, wo sie noch jetzt aufbewahrt wird, vereinigt mit der Kette, an welche Petrus im mamertinischen Kerker geschloffen war. - (8) Als der Apostel sich zum Schlafe niederlegte, hatte er seinen Mantel und seine Sandalen abgelegt und den Gürtel, mit dem sein langes Unterkleid den Tag über geschützt war, gelöst. - (9) Das Gefängnis war in der Stadt, vielleicht im Palaste des Herodes selbst. - (10) Jetzt, da der Engel dem heil. Petrus nicht mehr notwendig war, verließ er ihn. - (11) Zum dritten Male war das Oberhaupt der Kirche gefangen gewesen [Apg 4,3, Apg 5,18ff], und zum zweiten Male hatte der Herr ihn wunderbar befreit. Dieses Mal umso herrlicher, als der Mächtigste des Landes, Herodes, den Apostel gewissermaßen dem Judenvolke, welches seine Hinrichtung mit Ungeduld erwartete, als Opfer verpfändet hatte, - (12) Der Mann der Maria, der Mutter des Markus, war wohl schon tot, da er nirgends erwähnt wird. - (13) D. i. Rosenstrauch. - (14) Jakobus [Mt 13,55] war also der Mittelpunkt der Gemeinde zu Jerusalem. Der Grund, weshalb von allen Jüngern gerade er ungefährdet in Jerusalem bleiben konnte, lag außer einem besonderen Schutze der göttlichen Vorsehung in dem Ansehen, welches er bei den Juden wegen seiner genauen Gesetzesbeobachtung und großen Lebensstrenge hatte. Von vielem Beten in knieender Stellung waren seine Knie mit Schwielen bedeckt (Heges.). Es wäre von Herodes unklug gewesen, diesem Manne ein Leid zuzufügen. - (15) Warum nennt Lukas den Ort nicht? Warum schweigt er über die weiteren Schicksale des heil. Petrus? Hatten diese etwa für Theophilus kein Interesse? Gewiss war der Ort ebenso wie die folgenden Ereignisse dem Theophilus und den sonstigen Lesern der Apostelgeschichte bekannt. Der Ort war kein anderer als Rom selbst. Es hätte der römischen Gemeinde Gefahr gebracht, wenn Lukas ausdrücklich geschrieben hätte, der Fürst der Apostel halte sich daselbst auf. Die Apostelgeschichte ist nämlich kurz vor dem Ausbruche der Neronischen Verfolgung geschrieben, die man bereits vorfühlt. Nach Hier. und Euseb. kam der heil. Petrus um das Jahr 42 nach Rom. - (16) Da die wachen die Flucht ihres Gefangenen nicht auf glaubhafte Weise zu erklären vermochten, verfielen sie der Strafe, welche diesem zugedacht war. Diesen Umstand fügt der heil. Lukas bei, um zu zeigen, wie fest Herodes entschlossen war, dem heil. Petrus zu töten. Wie einst die Kinder zu Betlehem als schuldlose Opfer der Furcht und Rache seines Großvaters starben, so opfert Herodes Agrippa die Soldaten seiner Politik. - (17) Der Zorn entsprang wohl der Handelseifersucht. - (18) Sie baten um freundliche Beziehungen, welche ihren Handel nicht schädigten. - (19) An die Gesandten von Tyrus und Sidon. - (20) Herodes tadelte weder die Rufenden, noch wies er ihre Schmeichelei zurück. Da Agrippa das Zepter des Hauses Juda führte und über das Erbland der Verheißung herrschte, forderte das Wohlgefallen, welches er an der Vergötterung empfand, die göttliche Gerechtigkeit heraus. Des Herrn strafender Engel, vergl. [2Koe 24,16] überantwortet ihn derselbe peinlichen und tödlichen Krankheit, an der einst der gottesräuberische König Antiochus Epiphanes [Makk 9,5] zu Grunde gegangen war. - (21) Welcher Gegensatz zwischen dem Ende des Verfolgers und den Schicksalen der Verfolgten! - (22) Mit Kap. 12 endet die Geschichte des Reiches Gottes unter den Juden von Jerusalem bis Antiochia. Die folgenden Kapitel berichten vor allem über die Ausbreitung des Christentums über die ganze heidnische Welt bis zu jener Stätte, wo sich die Tätigkeit des heil. Paulus mit der des heil. Petrus vereint und der Mittelpunkt der Kirche erreicht ist.

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